Autor Thema: Tarifverhandlungen und die Inflation  (Read 723439 times)

Herbert Meyer

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1065 am: 05.07.2022 11:56 »
Heute in der Lokalzeitung:

Scholz: "Die erste Sitzung der „konzertierten Aktion“ sei ein vielversprechender Auftakt gewesen."

DGB-Chefin Fahimi ergänzt: "Man sei sich einig gewesen, dass es keine Lohn-Preis-Spirale gebe, die Inflation also nicht von hohen Löhnen angetrieben werde."

VdK-Präsidentin Bentele fährt fort: „Diesmal dürfen nicht wieder Rentnerinnen und Rentner sowie alle anderen Menschen, die aktuell nicht erwerbstätig sind, wie zum Beispiel pflegende Angehörige und Bezieher von Kranken- oder Elterngeld, vergessen werden“.

Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrats Steiger schließt ab: Wichtiger seien „zielgenauere Hilfen für wirklich Bedürftige“

Für arbeitende Menschen klingt dieser Auftakt der Konzertierten Aktion 2.0 irgendwie so gar nicht gut.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1066 am: 05.07.2022 12:11 »
DGB-Chefin Fahimi ergänzt: "Man sei sich einig gewesen, dass es keine Lohn-Preis-Spirale gebe, die Inflation also nicht von hohen Löhnen angetrieben werde."
Die Aussage ist doch korrekt sofern die Lohnerhöhung unterhalb einer Reallohnerhöhung  10% bleibt.
Der öD treibt die Inflation nur an, wenn diese Menschen mehr Geld haben um die Nachfrage zu erhöhen, die Produkte ja wohl nicht. ???

was_guckst_du

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1067 am: 05.07.2022 12:17 »
...wobei die DGB-Vorsitzende bei dieser Aussage bestimmt den öD im Sinn hatte... ;D ;D ;D
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

Herbert Meyer

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1068 am: 05.07.2022 12:27 »
DGB-Chefin Fahimi ergänzt: "Man sei sich einig gewesen, dass es keine Lohn-Preis-Spirale gebe, die Inflation also nicht von hohen Löhnen angetrieben werde."
Die Aussage ist doch korrekt sofern die Lohnerhöhung unterhalb einer Reallohnerhöhung  10% bleibt.
Der öD treibt die Inflation nur an, wenn diese Menschen mehr Geld haben um die Nachfrage zu erhöhen, die Produkte ja wohl nicht. ???

Ja, die Aussage ist in dem Zusammenhang irgendwie irritierend. Man ist sich also zumindest einig, dass die aktuelle Inflation nicht durch eine Lohn-Preis-Spirale befeuert wird. So weit, so gut. Aber diskutiert werden sollte ja eigentlich die befürchtete Lohn-Preis-Spirale in spe.

Bastel

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1069 am: 05.07.2022 12:52 »
Verdi soll 6% für 12 Monate fordern und sich mit 2,X pro anno zufrieden geben. Das lese ich daraus.

Romsen

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1070 am: 05.07.2022 13:57 »
Wasn Tam Tam aus einem "Kennenlerngespräch" gemacht wird.

Interessant werden erst die Treffen die nun folgen. Wenn da überhaupt was folgt

Johann

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1071 am: 05.07.2022 14:27 »
Bin ich mal gespannt was draus wird. Mit zunehmender Krisenanzahl hat man noch mehr den Eindruck, dass man in Deutschland bereits als reich gilt, wenn man nicht auf staatliche Sozialleistungen angewiesen ist. Was ein entsprechendes Melkbedürfnis bei bestimmten Parteien sozialer Orientierung auslöst.

Herbert Meyer

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1072 am: 05.07.2022 15:28 »
Bin ich mal gespannt was draus wird. Mit zunehmender Krisenanzahl hat man noch mehr den Eindruck, dass man in Deutschland bereits als reich gilt, wenn man nicht auf staatliche Sozialleistungen angewiesen ist. Was ein entsprechendes Melkbedürfnis bei bestimmten Parteien sozialer Orientierung auslöst.

Ein paar erschreckende Kennzahlen geistern ja bereits durch die Diskussion. Z. B., dass laut den Sparkassen aktuell 42% der Haushalte keine Sparfähigkeit mehr besitzen. Eine Zahl, die im Herbst sogar noch auf 60% anwachsen soll. Keine Sparfähigkeit bedeutet ja im Endeffekt gleichzeitig soviel wie keine Investitionsfähigkeit. Keine Investitionen in Eigentum, keine Investitionen in Bausubstanz, kein Spielraum bei Folgekrediten, keine private Altersvorsorge, etc. - eine Kaskade der Armut, sofern man nicht bereit ist, den Lebensstandard zeitnah signifikant zu senken. Bei diesen Relationen beginnt "Reichtum" wahrscheinlich schon sehr früh in dem, was bis vor kurzem noch als Mittelschicht bezeichnet wurde.

Britta2

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1073 am: 05.07.2022 15:45 »
Verdi soll 6% für 12 Monate fordern und sich mit 2,X pro anno zufrieden geben. Das lese ich daraus.
Niemals! Sicher steht das in der Forderung, aber am Ende kommt höchstens raus: 6% NACH  24 Monaten erreicht.

Bastel

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1074 am: 06.07.2022 06:15 »
Verdi soll 6% für 12 Monate fordern und sich mit 2,X pro anno zufrieden geben. Das lese ich daraus.
Niemals! Sicher steht das in der Forderung, aber am Ende kommt höchstens raus: 6% NACH  24 Monaten erreicht.

Lesen und verstehen müssen wir mit dir noch einmal üben.

Flying

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1075 am: 06.07.2022 09:27 »
Verdi soll 6% für 12 Monate fordern und sich mit 2,X pro anno zufrieden geben. Das lese ich daraus.
Niemals! Sicher steht das in der Forderung, aber am Ende kommt höchstens raus: 6% NACH  24 Monaten erreicht.
Immerhin schaffst du es mich fast täglich mit deinem Nonsens zu erheitern - ist doch auch was schönes :)

Alfi

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1076 am: 06.07.2022 09:48 »
Um nochmal auf die Einmalzahlung zurück zu kommen. Hier mal ein ganz grobes und vereinfachtes Rechenbeispiel.

Nehmen wir an:
Alter: 42 Jahre - ergo noch 25 Jahre bis Renteneintritt
Lebensdauer in Rentenalter: weitere 20 Jahre (also bis 87). Wegen Rentenlücke teilen wir die 20 Jahre durch 2, also zur Kalkulation nur noch 10 Jahre.
--> ergibt dann 35 Jahre in denen die Nichterhöhung des Gehaltes zu Buche schlagen würde
Gehalt: TVÖD 12/6 als Beispiel. Das sind pro Jahr 42.700 EUR netto

So. 1% Lohnsteigerung bedeuten demnach (42.700 EUR X 35 Jahre X 1%) 14.945 EUR netto mehr. Bei 2% sind dann entsprechend 29.890 EUR.

Ist natürlich nur ne ganz grobe Rechnung. Aber eines is klar. Wenn man bei den Verhandlungen auf z.B. 2% Gehaltserhöhung zugunsten einer Einmalzahlung verzichtet, dann ist diese sicher sehr sehr weit weg von den 30.000 EUR...

Aber einfach nur mal zur Verdeutlichung von welchen Dimensionen / Unterschieden wir hier reden.

Was man daraus auch ableiten kann: Je älter man ist, desto weniger nachteilig ist diese Einmalzahlung. Wer z.B. 66 Jahre ist und das Jahr dana eh in Rente geht, der wird sich über diese Einmalzahlung freuen. Der 23-Jährige, der seine ganze Karriere im ÖD noch vor sich hat, wird darunter am meisten zu leiden haben.

Allein schon durch diese Ungleichheit zwischen den Altersgruppen ist diese Idee der Einmalzahlung in meinen Augen nicht haltbar.

eine Ähnliche Diskussion hatte ich letztens mit einem Kumpel der pro Einmalzahlung versucht hat zu argumentieren.

Ich habe noch 30 Jahre zu Arbeiten und selbst wenn es nur 50 € wären die man monatlich mehr verdienen würde, wären es in 30 Jahren viele Tausende plus was man zusätzlich in die RV einzahlen würde.
Diese Einmalzahlung bringt rein garnichts!!!

Herbert Meyer

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1077 am: 06.07.2022 10:39 »
Diese Bar-auf-die-Kralle-Mentalität ist halt vor allem für Menschen mit geringen Einkommen interessant. Für die bedeutet eine Einmalzahlung, sich endlich mal die neue Waschmaschine kaufen zu können. Und das ist - ob man es nun gut findet oder nicht - ideologisch die Hauptzielgruppe der Gewerkschaften. Hinzu kommt, dass Scholz ja derzeit versucht den moralischen Königsweg vorzugeben. Die Einmalzahlung ist also für Verdi eine Win-Win-Situation. Keine langwierigen Verhandlungen und man kann sich am Ende noch auf die Schulter klopfen, die Lohn-Preis-Spirale verhindert zu haben. Und viele Menschen werden mit ihrer neuen Waschmaschine auch ziemlich glücklich sein.

Flying

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1078 am: 06.07.2022 10:48 »
Um nochmal auf die Einmalzahlung zurück zu kommen. Hier mal ein ganz grobes und vereinfachtes Rechenbeispiel.

Nehmen wir an:
Alter: 42 Jahre - ergo noch 25 Jahre bis Renteneintritt
Lebensdauer in Rentenalter: weitere 20 Jahre (also bis 87). Wegen Rentenlücke teilen wir die 20 Jahre durch 2, also zur Kalkulation nur noch 10 Jahre.
--> ergibt dann 35 Jahre in denen die Nichterhöhung des Gehaltes zu Buche schlagen würde
Gehalt: TVÖD 12/6 als Beispiel. Das sind pro Jahr 42.700 EUR netto

So. 1% Lohnsteigerung bedeuten demnach (42.700 EUR X 35 Jahre X 1%) 14.945 EUR netto mehr. Bei 2% sind dann entsprechend 29.890 EUR.

Ist natürlich nur ne ganz grobe Rechnung. Aber eines is klar. Wenn man bei den Verhandlungen auf z.B. 2% Gehaltserhöhung zugunsten einer Einmalzahlung verzichtet, dann ist diese sicher sehr sehr weit weg von den 30.000 EUR...

Aber einfach nur mal zur Verdeutlichung von welchen Dimensionen / Unterschieden wir hier reden.

Was man daraus auch ableiten kann: Je älter man ist, desto weniger nachteilig ist diese Einmalzahlung. Wer z.B. 66 Jahre ist und das Jahr dana eh in Rente geht, der wird sich über diese Einmalzahlung freuen. Der 23-Jährige, der seine ganze Karriere im ÖD noch vor sich hat, wird darunter am meisten zu leiden haben.

Allein schon durch diese Ungleichheit zwischen den Altersgruppen ist diese Idee der Einmalzahlung in meinen Augen nicht haltbar.

eine Ähnliche Diskussion hatte ich letztens mit einem Kumpel der pro Einmalzahlung versucht hat zu argumentieren.

Ich habe noch 30 Jahre zu Arbeiten und selbst wenn es nur 50 € wären die man monatlich mehr verdienen würde, wären es in 30 Jahren viele Tausende plus was man zusätzlich in die RV einzahlen würde.
Diese Einmalzahlung bringt rein garnichts!!!

Kann man so nicht sagen - wer sich mit Einnahmen/Ausgaben die Waage hält, fährt davon in den Urlaub oder kauft sich einen neuen TV oder oder oder..
Mit 50 Euro im Monat müsste man die ansparen und das können/wollen viele dann eben nicht.

Grundsätzlich ist natürlich eine prozentuale dauerhafte Steigung wesentlich besser als eine Einmalzahlung.

JC83

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1079 am: 06.07.2022 11:23 »
Mit 50 Euro im Monat müsste man die ansparen und das können/wollen viele dann eben nicht.

Das ist der Knackpunkt.

Durch die "Sofortness" unserer Bedarfsweckungsgesellschaft WILL niemand mehr für etwas sparen müssen. Logischerweise kommt da eine Einmalzahlung wie gerufen.