Wie realistisch ist das ? Wenn selbst die eher kampffreudige und selbstbewusste IG Metall nach meiner Kenntnis 8% fordert ? Und den Bürgern eine zweistellige Forderung quasi nicht vermittelbar sein dürfte ?
Sicher nicht sehr realistisch. Das sollte auch klar sein, aber wer nur mit 10% ins Rennen geht, bekommt keine 10% im Abschluss.
Die IG Metall muss die Gesamtwirtschaft im Auge behalten und hat in den vielen vielen vergangenen Jahren keine so schlechten Abschlüsse geschaffen wie Verdi. Für die IG Metall stellen die Forderungen auch Umsätze in der Marktwirtschaft voraus. Im öffentlichen Dienst orientieren wir uns zumeist nur an Inflation und dem Haushalt. Der Haushalt ist seit 2020 Jahr für Jahr so potent wie nie zuvor. Die Inflation steigt zunehmend. Außerdem ist es auch wieder eine Chance der Annäherung des öffentlichen Sektors an den Privatsektor um langfristig das Gehaltsgefüge etwas anzugleichen. So wird auch der öffentliche Dienst mit seinem jahrelang zu beklagenden Fachkräftemangel wieder attraktiver für junge Menschen.
Diese Gründe sollte die Erwartung an eine entsprechend hohe Forderung noch weiter antreiben.
Nicht nur das Verdi das Versagen und den Reallohnverlust der Jahre 2021 und 2022 in dieser Runde berücksichtigen muss, sie müssen auch die prognostizierte Inflation 2023 einplanen. Jedes einstellige Ergebnis bei einer Laufzeit von 12 Monaten ist ein Schlag ins Gesicht für jedes Gewerkschaftsmitglied. Um ein zweistelliges Ergebnis zu erreichen muss auch hoch angesetzt werden. Das lässt Spielraum für Verhandlungen nach unten bei einer Laufzeit von 12 Monaten oder aber schafft Möglichkeiten einer Staffelung über 24 Monate.
Die Sünden der vergangenen Abschlüsse dürfen hier einfach nicht vergessen werden. Wir erleben seit 2021 einen dauerhaften, spürbaren und anhaltenden Rückgang unserer Kaufkraft.