Autor Thema: Tarifverhandlungen und die Inflation  (Read 723345 times)

flip

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3225 am: 11.10.2022 17:30 »
Ferner frage ich mich, wieso Verdi das "Lohnabstandsgebot" wiederholt mit Füßen tritt und den ÖD für sämtliche EG im geh. und höh. Dienst dermaßen unattraktiv gestaltet?

Den ÖD attraktiv zu gestalten ist eher die Aufgabe der Arbeitgeberseite.

Emmi87

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3226 am: 11.10.2022 17:37 »
Ich finde eher die Tatsache erschreckend, das die Arbeitgeberverbände nicht mal auf den Tisch hauen und dem Sockelbetrag Einhalt gebieten. Bei Verdi kann man ja noch verstehen, dass sie ihr Klientel bestmöglich versorgt haben möchten. Aber bei den Arbeitgebern muss doch endlich mal ein Licht aufgehen, dass Sie keinen Vermessungsingenieur für E9B oder Projektleiterstellen (Digitalisierung) für E11 mehr bekommen. Da bewerben sich höchstens intern Leute oder direkt von der Verwaltungsschule. Wenn überhaupt. Bei uns gehen Ausschreibungen schon in dritte oder vierte Runden da sich keiner bewirbt.

Mit sicherem Arbeitsplatz und Homeoffice bekommt man heute keinen mehr. Auch der Arbeitsdruck ist zu den letzten Jahren gestiegen. Dieser entspricht zwar nicht dem der PW, aber es wiegt schon seit langem nicht mehr die Vorzüge des öffentlichen Dienstes auf.

In den nächsten Jahren fallen altersbedingt viele Fachkräfte weg, welche man nicht gleichwertig oder überhaupt ersetzten kann, solange es kein Umdenken gibt. Auch die Digitalisierung wird diese nicht auffangen können. Man sollte nochmal überdenken ob man die Ingenieursjobs und die IT nicht in separate Tarifverträge ausgliedert und mit anderen Gehaltsstrukturen ausstattet. Der Angleich an den Versorgertarif (TV-V) wäre ja schonmal etwas.

Die Arbeitgeber haben anscheinend die Weitsicht gar nicht, solche Themen in den Verhandlungen einfließen zu lassen... oder blockiert Verdi solche Dinge? Weiß das jemand?

Im TV-L gab es letztens schon Verbesserungen für die IT-EGO, wer hat die eigentlich vorgeschlagen?

Aber auch hier geht die EGO nicht weit genug, es gibt zwar Möglichkeiten der Einmalzahlung oder Zulagen aber am Grundgehalt ändert sich kaum etwas. Wenn man z.B. VKA und TV-V vergleicht liegen hier bei E10 Stufe 4 300 Netto unterschied. Gerade in Bereichen, in welchen man keine Fachkräfte findet (Ingenieure, IT usw.), sollte man die Tarifverträge herauslösen.

Der TVV bezahlt zwar mehr, bekommt aber auch nicht die top Leute. Bei uns ist ne IT Stelle ausgeschrieben worden mit TV V EG 12. beworben haben sich 3 frische FH Bachelor Absolventen. Gehaltsvorstellung war dennoch utopisch.

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3227 am: 11.10.2022 17:42 »
Ich finde eher die Tatsache erschreckend, das die Arbeitgeberverbände nicht mal auf den Tisch hauen und dem Sockelbetrag Einhalt gebieten. Bei Verdi kann man ja noch verstehen, dass sie ihr Klientel bestmöglich versorgt haben möchten. Aber bei den Arbeitgebern muss doch endlich mal ein Licht aufgehen, dass Sie keinen Vermessungsingenieur für E9B oder Projektleiterstellen (Digitalisierung) für E11 mehr bekommen. Da bewerben sich höchstens intern Leute oder direkt von der Verwaltungsschule. Wenn überhaupt. Bei uns gehen Ausschreibungen schon in dritte oder vierte Runden da sich keiner bewirbt.

Mit sicherem Arbeitsplatz und Homeoffice bekommt man heute keinen mehr. Auch der Arbeitsdruck ist zu den letzten Jahren gestiegen. Dieser entspricht zwar nicht dem der PW, aber es wiegt schon seit langem nicht mehr die Vorzüge des öffentlichen Dienstes auf.

In den nächsten Jahren fallen altersbedingt viele Fachkräfte weg, welche man nicht gleichwertig oder überhaupt ersetzten kann, solange es kein Umdenken gibt. Auch die Digitalisierung wird diese nicht auffangen können. Man sollte nochmal überdenken ob man die Ingenieursjobs und die IT nicht in separate Tarifverträge ausgliedert und mit anderen Gehaltsstrukturen ausstattet. Der Angleich an den Versorgertarif (TV-V) wäre ja schonmal etwas.

Die Arbeitgeber haben anscheinend die Weitsicht gar nicht, solche Themen in den Verhandlungen einfließen zu lassen... oder blockiert Verdi solche Dinge? Weiß das jemand?

Im TV-L gab es letztens schon Verbesserungen für die IT-EGO, wer hat die eigentlich vorgeschlagen?

Aber auch hier geht die EGO nicht weit genug, es gibt zwar Möglichkeiten der Einmalzahlung oder Zulagen aber am Grundgehalt ändert sich kaum etwas. Wenn man z.B. VKA und TV-V vergleicht liegen hier bei E10 Stufe 4 300 Netto unterschied. Gerade in Bereichen, in welchen man keine Fachkräfte findet (Ingenieure, IT usw.), sollte man die Tarifverträge herauslösen.

Warum sollte man die E10 in TVÖD und TV-V vergleichen? Gerade im Bereich IT und Ingenieure führen doch beide Tarifregime zu deutlich unterschiedlichen Entgeltgruppen. Spid hatte das mal herausgearbeitet und gegenüber gestellt.

Tagelöhner

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3228 am: 11.10.2022 17:47 »
Spid hatte das mal herausgearbeitet und gegenüber gestellt.

Jetzt bin ich etwas verwirrt und in meiner Weltanschauung erschüttert. Ist es nach diesem Satz überhaupt noch möglich, dass es sich bei JesuisSVA um den ehemaligen Spid handelt?  ;D ;D

Wie dem auch sei, in seine Fußstapfen ist er jedenfalls getreten, und das meine ich im positiven Sinne  8)

armerknecht

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3229 am: 11.10.2022 17:50 »
Zitat
„Die Beschäftigten sollen die Sicherheit bekommen, dass sie keinen Reallohnverlust hinnehmen müssen“, hatte dbb-Chef Ulrich Silberbach bereits gesagt.

Quelle: https://www.bild.de/politik/2022/politik/fuer-den-oeffentlichen-dienst-gewerkschaften-fordern-10-5prozent-mehr-81589374.bild.html


Zitat
Preissteigerung seit einem Jahr, gemessen an Wohnen, Energie und Lebensmitteln:
+56,3%

Quelle: https://www.pleiteticker.de/

armerknecht

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3230 am: 11.10.2022 18:28 »
Hallo,

die Laufzeit soll laut Kommunikation von Verdi 12 Monate betragen. Der Fokus soll zudem auf den unteren Entgeltgruppen bis EG 9c liegen.

Viele Grüße

Zitat
Liebe Kolleg:innen,

#ZusammenGehtMehr und zusammen wollen wir in der Tarifrunde mit Euch mehr erreichen.

Die Inflationsentwicklung reißt tiefe Löcher in Eure Haushaltskassen. Viele von Euch wissen nicht mehr, wie Ihr Euch und Eure Familien über Wasser halten sollt.

 In Anbetracht dieser gewaltigen Herausforderungen hat sich die Bundestarifkommission öffentlicher Dienst heute auf eine ambitionierte Forderung für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen verständigt:

Das heißt konkret:
❎ 10,5 %, mindestens aber 500 Euro mehr Geld im Monat
❎ 200 Euro mehr für Studierende, Auszubildende und Praktikant:innen & unbefristete Übernahme von Azubis nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung
❎ Tarifvertragslaufzeit: 12 Monate

👉 Unser Vorsitzender Frank Werneke stellt klar: „Die Sicherung der Einkommen durch einen Inflationsausgleich, insbesondere für die Kolleg:innen mit mittleren und eher niedrigen Einkommen steht für uns im Zentrum der Tarifrunde.“ Aber es geht auch darum, den öffentlichen Dienst angesichts massiver Arbeitsbelastungen und eklatantem Fachkräftemangel attraktiver zu machen.

#ZusammenGehtMehr: Lasst uns jetzt gemeinsam dafür kämpfen, diese Forderung auch durchzusetzen!

💪 Mach mit bei den bezirklichen Kick-Off-Veranstaltungen, sprich mit Deinen Kolleg:innen. Denn wahr ist auch: Mehr Geld kommt nicht von allein!

Alle Infos findet Ihr hier:

Kämpferische Grüße
Euer ver.di Online-Team

die 10,5 % lesen sich sehr bescheiden oder ist bei der Tarifvertragslaufzeit ein Tippfehler unterlaufen und sollte da 6 Monate stehen ?

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3231 am: 11.10.2022 18:32 »
Für Dich sind es doch 23,9%.

BerlinBerlin1

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3232 am: 11.10.2022 18:35 »
Für Dich sind es doch 23,9%.

Geil, der alte Spid wie man ihn kennt.

Bastel

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3233 am: 11.10.2022 18:38 »
Für Dich sind es doch 23,9%.

Treffer und versenkt ;D

enemenebuh

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3234 am: 11.10.2022 19:29 »
Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) hatte bereits zu einer zurückhaltenden Lohnforderung aufgerufen. Die Kommunen stünden unter enormem finanziellen Druck. Viele Kommunen hätten erhebliche Altschulden. Der Investitionsrückstand der Kommunen belaufe sich auf rund 159 Milliarden Euro

Emmi87

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3235 am: 11.10.2022 19:32 »
https://www.vka.de/pressemitteilungen/2022-10-11-vka-lehnt-gewerkschaftsforderungen-zur-tarifrunde-im-oeffentlichen-dienst-von-bund-und-kommunen-als-unrealisierbar-ab-1753

Und immer die selbe geleier…15,7 Milliarden zusätzliche Belastung…ist doch fast geschenkt gegenüber der halben Billion die momentan so rausgehauen wird

Nerostar

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3236 am: 11.10.2022 19:43 »
https://www.vka.de/pressemitteilungen/2022-10-11-vka-lehnt-gewerkschaftsforderungen-zur-tarifrunde-im-oeffentlichen-dienst-von-bund-und-kommunen-als-unrealisierbar-ab-1753

Und immer die selbe geleier…15,7 Milliarden zusätzliche Belastung…ist doch fast geschenkt gegenüber der halben Billion die momentan so rausgehauen wird

Wusste beim Lesen gar nicht wie ich reagieren soll. Kopfschütteln, Lachen oder Weinen wären jedenfalls angebracht.

Klins Kauski

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3237 am: 11.10.2022 19:49 »
https://www.vka.de/pressemitteilungen/2022-10-11-vka-lehnt-gewerkschaftsforderungen-zur-tarifrunde-im-oeffentlichen-dienst-von-bund-und-kommunen-als-unrealisierbar-ab-1753

Und immer die selbe geleier…15,7 Milliarden zusätzliche Belastung…ist doch fast geschenkt gegenüber der halben Billion die momentan so rausgehauen wird

Zumal ein Großteil des Geldes ohnehin wieder beim Staat landet.

veeam

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3238 am: 11.10.2022 20:07 »
Ein absolutes Trauerspiel was sich die Gewerkschaft dort leistet. Selbst als Ergebnis wären die 10% schon hart an der Grenze des gut verkaufbaren. Damit aber erst in die Verhandlung einzusteigen zeigt, für wie dumm sie ihre vielen Mitglieder halten. Der Mindestbetrag setzt dem ganzen Kasperletheater noch die Krone auf. Am Ende landen wir nach harten harten und nochmal harten Verhandlungen bis tief in die Nacht bei 5,x% für 2023 und 4,x% für 24. dazu kommt eine Einmalzahlung um eine Laufzeit von 30 Monaten zu rechtfertigen.

Unterm Strich liegen wir dann nach 30 Monaten irgendwo bei 25% Reallohnverlust. Danke für nichts. Sollen wir schon jetzt applaudieren oder erst wenn sich Verdi genüßlich auf uns entladen hat?

Blablublu

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3239 am: 11.10.2022 20:36 »
Da bleiben 10+x in 24 Monaten übrig. Reallohnverlust 2021 3 % 2022 9 % 2023 3% und 2024 bestenfalls 0 % Hervorragende Entscheidung....