Autor Thema: Tarifverhandlungen und die Inflation  (Read 723533 times)

xap

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3780 am: 02.11.2022 08:10 »
Mag ja sein. Es gibt immer Haushalte, die von irgendetwas nicht betroffen sind oder meinen nicht betroffen zu sein (oder es ist ihnen egal). Das ist eben eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite sind dann die Haushalte, die sehr wohl betroffen sind oder meinen betroffen zu sein.

Floki

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3781 am: 02.11.2022 08:57 »
Ich könnte mir vorstellen, dass es genau dafür statistische Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zur Inflation gibt, damit man nicht jeden betrachten muss, der mit seinem Einzelfall angeschissen kommt. Deshalb ist das gesamte „aber bei mir“-Geschisse, das sich hier seitenlang mit höchst anekdotischen Betrachtungen zieht, einfach nur eines: völlig irrelevant.

Kaiser80

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3782 am: 02.11.2022 08:58 »

Ich habe mal im Haushalt bei uns grob geschaut, welchen Anteil die Personalkosten ausmachen. Hab mal testweise den Gebührenhaushalt Abwasser angeschaut. Selbst wenn sich die Lohnkosten um 100% erhöhen würden, würde das beim Abwasser nichts an der Gebühr ändern.

Tja, bei uns machen die "eigenen" PK im Abwasserbereich ca. 18% der Gesamtkosten aus, da die Technik nahezu komplett extern betreut wird. Der "Aufwand für bezogene Leistungen" macht mir daher auch deutlich mehr Sorgen als die eignen PK. Dürfte in der Nachbarkommune schon wieder ganz anders aussehen.
Strombezugskosten und Chemikalien/Fällmittel (irre!!!) sind momentan der absolute Preistreiber.
Insofern sei @Floki nochmal für das Zitat gedankt ;)


Philipp

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3783 am: 02.11.2022 09:01 »
Woher kommen eigentlich diese lächerlichen 6,65 € "Vermögenswirksame" Leistungen (alleine für den Begriff müsste man schon jemanden an der Stelle bestrafen - mit Vermögen hat das nichts zu tun).

Freie Wirtschaft, egal wie groß der Betrieb ist, zahlen alle immer die obligatorischen 40€. Habe ich sogar in meiner schlecht bezahlten Ausbildung damals bekommen.

Kaiser80

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3784 am: 02.11.2022 09:05 »

Freie Wirtschaft, egal wie groß der Betrieb ist, zahlen alle immer die obligatorischen 40€.
Nein, sicher nicht

BAT

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3785 am: 02.11.2022 09:13 »
Ich könnte mir vorstellen, dass es genau dafür statistische Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zur Inflation gibt, damit man nicht jeden betrachten muss, der mit seinem Einzelfall angeschissen kommt. Deshalb ist das gesamte „aber bei mir“-Geschisse, das sich hier seitenlang mit höchst anekdotischen Betrachtungen zieht, einfach nur eines: völlig irrelevant.

Es geht um die letzten Quartale 2022, dafür gibt es naturgemäß keine Statistiken, die gibt es nur über abgerechnete, bezahlte Kosten und Abschläge, die angekündigt werden. Es verbleibt dabei, daß man in Bezug auf die Quartal drei und vier vorerst nur persönliche Erfahrungen, die hier bitte auch geglaubt werden, angeben kann. Am Wochenende sassen wir mit der Clique zusammen, 11 Personen, keiner kann nennenswert stärkere Belastungen feststellen. Aber ist alles Land mit Eigentum.


BAT

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3786 am: 02.11.2022 09:16 »
Woher kommen eigentlich diese lächerlichen 6,65 € "Vermögenswirksame" Leistungen (alleine für den Begriff müsste man schon jemanden an der Stelle bestrafen - mit Vermögen hat das nichts zu tun).

Freie Wirtschaft, egal wie groß der Betrieb ist, zahlen alle immer die obligatorischen 40€. Habe ich sogar in meiner schlecht bezahlten Ausbildung damals bekommen.

Das war doch meines Wissens der förderfähige Betrag von seinerzeit 78 DM, davon ein Sechstel, 13 DM, nach Euro-Umstellung 6,65 €:

https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/die-78-dm-chance-wird-verschenkt-569092.html

Ja, ich habe jahrelang dienstlich Gehaltsabrechnungen einsehen können aus allen Branchen, die 40 € VL  sind außerhalb des öD schon sehr weit verbreitet, aber auch nicht überall im Tarif. Werden aber oft übertariflich von so manchen AG gezahlt.


WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3787 am: 02.11.2022 10:33 »

Frag mich wirklich wie hier Leute immernoch ernsthaft so einen Müll von sich geben können. Das konnte man vielleicht noch machen als wir von 2-3% Inflation gesprochen haben. Aber sogar die offizielle Inflation des Fantasie Warenkorbes ist inzwischen deutlich über 10%.

Also solche Aussagen wie "Ich merke nix von der Inflation" sind bei mir in der gleichen Schublade mit Leuten die behaupten es würde Corona nicht geben usw.

Es ist mitnichten "Müll" oder eine "Verschwörung", wenn einzelne für sich deklarieren, dass die krassen Preissteigerungen von ihnen nicht so wahrgenommen werden.

Ich schrob es bereits, dass es (auch) in unserem Haushalt ebenfalls nicht so wahrgenommen wird, wie man allerorts liest.
Mag ja sein. Es gibt immer Haushalte, die von irgendetwas nicht betroffen sind oder meinen nicht betroffen zu sein (oder es ist ihnen egal). Das ist eben eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite sind dann die Haushalte, die sehr wohl betroffen sind oder meinen betroffen zu sein.
Absolut korrekt.
Wer einen Öltank gefüllt hat, merkt nichts von der Gaskriese bis zum nächsten Tanklaster.
Wer langfristige Gasverträge hat oder wenn erst im Dezember die Anpassung kommt, auch nicht
Wer einmal im Monat sein Auto tankt ebenfalls nicht.
Wer 3 mal wöchentlich tankt, der natürlich schon.
3 Monate lang je 160€ mehr auf dem Konto hat wg. 9€ ticket, der merkt da auch was.

Wenn ich den wöchentlich Grosseinkauf meiner Schwiegereltern anschaue (ü80) dann kann ich erstaunlicherweise
keine 10% Steigerung gegenüber der Vorjahresausgaben sehen, geht Richtung 5% (wahrscheinlich weil der Warenkorb von ihnen geändert wurde)

Wenn ich die Steigerung der Abschläge bei Gas von 160 zu 280 bei meine Mutter sehe, dann merkt man es deutlichst.

und so weiter und so fort.....

Fakt ist aber: Der Reallohnverlust bezogen auf die letzten Jahre, fängt erst jetzt an.
Also sind wir aktuell zurück auf einem Lebensstandard von vor 15 Jahren gebombt worden und es wird noch schlimmer,

BAT

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3788 am: 02.11.2022 11:05 »

Also sind wir aktuell zurück auf einem Lebensstandard von vor 15 Jahren gebombt worden und es wird noch schlimmer,

Das hat der TVÖD bei seiner Einführung mit einem Schlage geschafft.  ;)

Zumindest haben wir nicht wenige Personen im Grenzbereich von V c/ Vb/ IVb, die durch die beträgsmäßigen HG, die gute und schlechte E9, die 9c, die individuelle Zwischenstufe, die Abschaffung der Altersstufe, etc. durchaus 10 ZUSÄTZLICHE Jahre zur Erreichung von EG 10 gebraucht haben.  :P Wichtig wäre es gewesen, seinerzeit einen Tarif mit Leistungsanreizen geschaffen zu haben, vor allem aus Arbeitgebersicht.

Das Ergebnis ist im Strang Low Performer zu sehen.  ;)

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3789 am: 02.11.2022 14:22 »

Also sind wir aktuell zurück auf einem Lebensstandard von vor 15 Jahren gebombt worden und es wird noch schlimmer,

Das hat der TVÖD bei seiner Einführung mit einem Schlage geschafft.  ;)

Zumindest haben wir nicht wenige Personen im Grenzbereich von V c/ Vb/ IVb, die durch die beträgsmäßigen HG, die gute und schlechte E9, die 9c, die individuelle Zwischenstufe, die Abschaffung der Altersstufe, etc. durchaus 10 ZUSÄTZLICHE Jahre zur Erreichung von EG 10 gebraucht haben.  :P Wichtig wäre es gewesen, seinerzeit einen Tarif mit Leistungsanreizen geschaffen zu haben, vor allem aus Arbeitgebersicht.

Das Ergebnis ist im Strang Low Performer zu sehen.  ;)
Ja eine Leistungsorientiertes TV war wohl auch das Ziel
Raus gekommen ist der übliche Papiertiger:
Stufenanstieg nur wenn man Leistung bringt
Verkürzung wenn man noch mehr Leistung bringt
LOB

ääh LoL

und dann im TVöd Kom noch nicht mal nen §16.5 (worüber wir zumindest etwas Leistungssteuerung inzwischen bei uns erreichen.)

Flying

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3790 am: 03.11.2022 08:47 »
Tolle Argumentation für "weniger Kohle, lieber 1-2 Std weniger Wochenarbeitszeit". Wenn da viele so ticken und rufen, dann wird das mit echtem Inflationsausgleich von vornherein nichts.

Zitat:
weil  ICH jedes Jahr 3x verreise (und es mir eh leisten kann)
weil ICH MEINE  Eigentumswohnung abbezahlt habe in diesem Jahr.
ich-ich-ich  --- und die Anderen?
Oder ich ab mal wieder einen Denkfehler. GEWERKSCHAFT vertritt doch mMn nach die MASSE ...

Warum?
Ich für meinen Teil würde die Argumentation mitgehen. Ich komme mit meinem Geld gut aus, wir können das Haus abbezahlen, die Familie ernähren und Urlaube sind auch drin. Klar, die Inflation ist bemerkbar und gehört auch ein Stück weit ausgeglichen durch den Tarifvertrag.
Wenn man mich aber vor die Wahl stellt:
a)X Euro netto mehr
b)x Euro netto mehr und 2 Stunden weniger Arbeitszeit wöchentlich
c)0 Euro netto mehr und 4 Stunden weniger Arbeitszeit wöchentlich 

Ich wäre mal mindestens bei b), wenn nicht sogar bei c).
Ist doch alles eine Frage der Priorisierung - ich fände eine Wahlmöglichkeit im Sinne aller Beteiligten am wertvollsten. (und ja, ich spreche natürlich nur für mich)

veeam

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3791 am: 03.11.2022 09:02 »
Tolle Argumentation für "weniger Kohle, lieber 1-2 Std weniger Wochenarbeitszeit". Wenn da viele so ticken und rufen, dann wird das mit echtem Inflationsausgleich von vornherein nichts.

Zitat:
weil  ICH jedes Jahr 3x verreise (und es mir eh leisten kann)
weil ICH MEINE  Eigentumswohnung abbezahlt habe in diesem Jahr.
ich-ich-ich  --- und die Anderen?
Oder ich ab mal wieder einen Denkfehler. GEWERKSCHAFT vertritt doch mMn nach die MASSE ...

Warum?
Ich für meinen Teil würde die Argumentation mitgehen. Ich komme mit meinem Geld gut aus, wir können das Haus abbezahlen, die Familie ernähren und Urlaube sind auch drin. Klar, die Inflation ist bemerkbar und gehört auch ein Stück weit ausgeglichen durch den Tarifvertrag.
Wenn man mich aber vor die Wahl stellt:
a)X Euro netto mehr
b)x Euro netto mehr und 2 Stunden weniger Arbeitszeit wöchentlich
c)0 Euro netto mehr und 4 Stunden weniger Arbeitszeit wöchentlich 

Ich wäre mal mindestens bei b), wenn nicht sogar bei c).
Ist doch alles eine Frage der Priorisierung - ich fände eine Wahlmöglichkeit im Sinne aller Beteiligten am wertvollsten. (und ja, ich spreche natürlich nur für mich)

Am Ende der Verhandlung steht es doch allen frei die X,X% in Entgelt anzunehmen oder gegenüber ihrem AG die Arbeitszeit um diese X,X% zu reduzieren.

GenerationY

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3792 am: 03.11.2022 09:17 »
Tolle Argumentation für "weniger Kohle, lieber 1-2 Std weniger Wochenarbeitszeit". Wenn da viele so ticken und rufen, dann wird das mit echtem Inflationsausgleich von vornherein nichts.

Zitat:
weil  ICH jedes Jahr 3x verreise (und es mir eh leisten kann)
weil ICH MEINE  Eigentumswohnung abbezahlt habe in diesem Jahr.
ich-ich-ich  --- und die Anderen?
Oder ich ab mal wieder einen Denkfehler. GEWERKSCHAFT vertritt doch mMn nach die MASSE ...

Warum?
Ich für meinen Teil würde die Argumentation mitgehen. Ich komme mit meinem Geld gut aus, wir können das Haus abbezahlen, die Familie ernähren und Urlaube sind auch drin. Klar, die Inflation ist bemerkbar und gehört auch ein Stück weit ausgeglichen durch den Tarifvertrag.
Wenn man mich aber vor die Wahl stellt:
a)X Euro netto mehr
b)x Euro netto mehr und 2 Stunden weniger Arbeitszeit wöchentlich
c)0 Euro netto mehr und 4 Stunden weniger Arbeitszeit wöchentlich 

Ich wäre mal mindestens bei b), wenn nicht sogar bei c).
Ist doch alles eine Frage der Priorisierung - ich fände eine Wahlmöglichkeit im Sinne aller Beteiligten am wertvollsten. (und ja, ich spreche natürlich nur für mich)

Am Ende der Verhandlung steht es doch allen frei die X,X% in Entgelt anzunehmen oder gegenüber ihrem AG die Arbeitszeit um diese X,X% zu reduzieren.

Nö, es steht eben nicht allen frei. Der AG wird dies sehr oft ablehnen...

veeam

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3793 am: 03.11.2022 10:03 »
Tolle Argumentation für "weniger Kohle, lieber 1-2 Std weniger Wochenarbeitszeit". Wenn da viele so ticken und rufen, dann wird das mit echtem Inflationsausgleich von vornherein nichts.

Zitat:
weil  ICH jedes Jahr 3x verreise (und es mir eh leisten kann)
weil ICH MEINE  Eigentumswohnung abbezahlt habe in diesem Jahr.
ich-ich-ich  --- und die Anderen?
Oder ich ab mal wieder einen Denkfehler. GEWERKSCHAFT vertritt doch mMn nach die MASSE ...

Warum?
Ich für meinen Teil würde die Argumentation mitgehen. Ich komme mit meinem Geld gut aus, wir können das Haus abbezahlen, die Familie ernähren und Urlaube sind auch drin. Klar, die Inflation ist bemerkbar und gehört auch ein Stück weit ausgeglichen durch den Tarifvertrag.
Wenn man mich aber vor die Wahl stellt:
a)X Euro netto mehr
b)x Euro netto mehr und 2 Stunden weniger Arbeitszeit wöchentlich
c)0 Euro netto mehr und 4 Stunden weniger Arbeitszeit wöchentlich 

Ich wäre mal mindestens bei b), wenn nicht sogar bei c).
Ist doch alles eine Frage der Priorisierung - ich fände eine Wahlmöglichkeit im Sinne aller Beteiligten am wertvollsten. (und ja, ich spreche natürlich nur für mich)

Am Ende der Verhandlung steht es doch allen frei die X,X% in Entgelt anzunehmen oder gegenüber ihrem AG die Arbeitszeit um diese X,X% zu reduzieren.

Nö, es steht eben nicht allen frei. Der AG wird dies sehr oft ablehnen...

Muss eine beeindruckende Glaskugel sein.

BAT

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #3794 am: 03.11.2022 10:16 »
Ob Ablehnen oder nicht, mir ist es zu blöd, wegen jeder Einzelnen Stunde immer den Vertrag ändern zu wollen. Zumal man dann auch möglichen Konsequenzen bei der Aufgabenzuteilung fürchten muss.

Der Witz wird der sein, wenn ein Team von z. B. 6 Mitarbeitern tariflich eine Stunden weniger WAZ hat, wir sicherlich nichts am Aufgabenzuschnitt gemacht, wenn jedoch einer eine Stunden Stundenreduzierung macht, wehr wohl.

Arbeitszeitverkürzungen in Bezug auf ein bis vier Stunden sind insofern wesentlich besser über den allgemeinen Tarif darstellbar als über individuelle Vereinbarungen.