Arbeitet jetzt jeder deiner Kollegen pro Woche 60 Minuten länger, um deine 5 Stunden aufzufangen? Oder gibt es einen wundersamen Effizienzgewinn? Als Führungskraft würde ich mich dann wohl fragen, was die vorher in der Zeit gemacht haben…
Wird wohl zulasten der Qualität gehen.
Qualität ist immer relativ. Wir haben vor einigen Jahren in fünf Verwaltungen die Personalabteilung durchleuchtet. Vier von fünf haben aus allen Löchern gepfiffen und gejammert, dass sie mit ihrer Arbeit nicht fertig werden und mehr Stunden brauchen. Ein Blick auf die Personalfälle pro Vollzeitäquivalent ergab folgendes Bild:
Abteilung A = 480 Fälle, Abteilung B = 560 Fälle, Abteilung C = 640 Fälle, Abteilung D = 640 Fälle, Abteilung E = 800 Fälle.
Die Abteilung, die am wenigsten gejammert hat, war übrigens Abteilung E. Das war die strukturierteste Ateilung von den fünfen, in der die Aufgaben am sinnvollsten verteilt waren und gleichzeitig die Arbeitsqualität und Rechtssicherheit am höchsten war.
Bei den Abteilungen A bis D gab es danach lange Gesichter und es wurden den Mitarbeitern zusätzliche Aufgaben übertragen, damit alle die gleiche Arbeitsbelastung haben. In der Folge sind die größten Schreihälse und "Ich-muss-verzweifelt-vor-meinem-leeren-Schreibtisch-sitzen-bleiben-und-Stunden-schieben"-Typen von sich aus gegangen und haben gekündigt, weil sie mit der neuen Arbeitsbelastung nicht zurecht kamen.
Die neuen Mitarbeiter in den Abteilungen beschweren sich übrigens nicht über die Arbeitsbelastung und haben nach wie vor auch Zeit für Privatgespräche...
Worauf ich hinaus will: In der hier häufig angesprochenen Privatwirtschaft geht es bei Effizienzsteigerungen darum die letzten 5 % der Organisation zu optimieren, da der Rest schon gut strukturiert ist. Im Öffentlichen Dienst kann man ohne weiteres 70 % der Organisation optimieren und findet immer noch was.