...viele engagierte Beschäftigte gehen "halb krank" zur Arbeit, halten sich mit Vitaminen, Tee und Schmerztabletten über Wasser, weil ihnen ihre Arbeit wichtig ist. Dieses Überengagement wird es nicht mehr geben, wenn die Lohnsteigerungen unter der Inflation bleiben. Diese engagierten Beschäftigten werden künftig eher zum Arzt gehen, die Hemmschwelle zur Arbeitsunfähigkeit wird sinken.
Dieses Verhalten -auch als Präsentismus bekannt - ist eine Lose-Lose-Situation...
https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeitswelt-und-Arbeitsschutz-im-Wandel/Organisation-des-Arbeitsschutzes/Wirtschaftlichkeit/Praesentismus.html
Meine Erfahrung zu dem Thema ist folgende:
Wenn ich an der Arbeit bin wird meine normale Leistung erwarten (Quantität und Qualität) - unabhängig davon, ob ich nun krank bin oder nicht. Erfülle ich bei einem dieser Punkte nicht die in mich gesteckten Erwartungen, ist die Antwort nicht: "Schön, dass du dich trotz Krankheit so sehr bemüht und trotzdem gearbeitet hast", sondern: "Du musst unbedingt an dir arbeiten. Wir sind mit deinen Ergebnissen nicht zufrieden. Du musst dich unbedingt mehr zusammenreissen!"
Gleichzeitig habe ich festgestellt, dass wenn ich trotz Krankheit arbeite, ich die Krankheit nur verschleppe und unnötig verlängere. Häufig habe ich mich dann irgendwie durch die Woche geschleppt und bin dann am Wochenende völlig zusammengebrochen oder es hat mich dann am 1. Urlaubstag völlig dahingerafft, nachdem der Druck abgefallen war. In Folge dessen waren die erhofften Erholungs- und Regenerationseffekte durch Wochenene und Urlaub gleich null.
Was genau bringt es mir dann, wenn ich mich krank an die Arbeit schleppe? Es bringt mir gar nichts, es schadet mir sogar.
Deshalb gehe ich, wenn ich krank bin, zum Arzt und lasse mich dort untersuchen. Kommt der Arzt zu der Ansicht, dass ich arbeitsunfähig bin, bleibe ich so lange zu Hause wie es mir der Arzt empfiehlt und kuriere mich aus.
In meinem Bekanntenkreis sehe ich genügend Personen, die sich voller Stolz krank auf die Arbeit schleppen und nicht mehr richtig fit werden. Wo genau ist hier der Mehrwert für Arbeitgeber und Beschäftigten?