Autor Thema: Tarifverhandlungen und die Inflation  (Read 723327 times)

DiVO

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1110 am: 12.07.2022 09:07 »
Ging es die letzten Seiten nicht um Einmalzahlungen, die nach Scholz steuer- und abgabenfrei bleiben sollen?
Geht es hier im Threat nicht um die nächste Tarifrunde? Die Metaller fordern jetzt 8% Minimum und prompt wird wieder laut protestiert "damit beginnt die Lohn-Preis-Spirale" ...

Das ist doch super und genau das, worauf ich warte. Da zahlt sich meine Immobilie dann von selbst =)

Herbert Meyer

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1111 am: 12.07.2022 09:11 »
Zitat
Vielleicht wird von Arbeitgeberseite auch großzügig in die Wege geleitet, dass man im TV ein Recht auf Homeoffice verankert und dafür müssen sich die Beschäftigten mit 2,5% auf 28 Monate zufrieden geben.

Ein "Recht auf Home-Office" wäre mir sogar 1 oder 2 Prozentpunkte wert. Bisher wurden wir nur zähneknirschend im 1. Lockdown ins Home-Office entlassen (obwohl die IT-Infrastruktur dafür sogar existiert), ansonsten gilt das Konzept "mobiles Arbeiten" hier im Haus als Dystopie aus der Sozialistenhölle.

Bernstein

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1112 am: 12.07.2022 09:19 »
Denke auch, dass wir uns wieder mit etwa 2% und einer längeren Laufzeit begnügen müssen. Hinsichtlich Recht auf Homeoffice habe ich so meine Bedenken, da viele Kommunen eben nicht die IT-Infrastruktur haben.
Für mich persönlich spannend ist die Verlängerung der Altersteilzeit. Da habe ich so die Befürchtung, dass man die, mit Blick auf den Fachkräftemangel, nicht mehr in den Tarifabschluss mit hineinnehmen will.

Aleksandra

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1113 am: 12.07.2022 09:27 »
Lohn-Preis-Spirale kann doch insbesondere im öffentlichen Dienst nicht der große Faktor sein. Immerhin wird hier nichts produziert, sondern verwaltet. Ergo kann eine höhere Vergütung nicht die Inflation anheizen, weil der ÖD keine Produkte verkauft, die dann durch den höheren Preis die Inflation befeuern.
Das Geld für die Verwaltung kommt aus den öffentlichen Kassen. Diese werden durch Steuergelder gefüllt. Bei Inflation steigen die Steuereinnahmen doch. Ergo ist die Finanzierung einer Lohnerhöhung im TVÖD auf Höhe des Inflationsausgleich durch die Inflation schon automatisch gedeckt. Sofern der Bund die kalte Progression nicht anpackt (und das macht er in der Regel ja selten, bzw. nur unzureichend), wäre sogar eine Lohnerhöhung oberhalb des Inflationswertes für den TVÖD drin, also rein finanziell betrachtet. ;)

Aleksandra

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1114 am: 12.07.2022 09:44 »
Aus : https://www.n-tv.de/wirtschaft/Inflationsangst-wird-immer-groesser-article23456444.html

Zitat
Marcel Fratzscher, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts DIW, sieht diese Gefahr derzeit allerdings nicht. "Wir haben derzeit keine Lohn-Preis-Spirale", sagte er im Gespräch mit ntv. Er rechne für die meisten Branchen mit Lohnsteigerungen zwischen 4 und 5 Prozent. Bei der aktuell hohen Inflation bedeute das Reallohnverluste. "Die Beschäftigten tragen einen großen Teil der Last", so Fratzscher.

Die IG Metall hat heute beschlossen, mit einer Forderung nach 8 Prozent mehr Geld in die Tarifverhandlungen für die deutsche Metall- und Elektroindustrie zu ziehen. Doch "Gewerkschaften setzen ungefähr 60 Prozent ihrer Ursprungsforderung durch", sagte Florian Kern, Direktor der Denkfabrik Dezernat Zukunft, im Gespräch mit ntv. Wenn am Ende der Verhandlungen eine Einigung zwischen 4,5 und 5 Prozent stehe, "sind wir in einer verkraftbaren Größenordnung".

Recht interessante Einschätzung. Und das deckt sich auch mit meinen Erwartungen. Bei der Verdi Umfrage habe ich auch 4,5% als "Wunsch-Erhöhung" angegeben. Das ist zwar unter der Inflationsrate, aber ein voller Inflationsausgleich ist in der aktuellen politischen Lage und dem öffentlichen Diskurs ohnehin unrealistisch.

5% pa und wir können die Sektkorken knallen lassen.

Was mich interessieren würde ist da vielmehr, wie lange diese Vereinbarung gilt. Eigentlich müsste man den neuen Tarifvertrag erst mal ein Jahr laufen lassen und dann nach dem Jahr neu verhandeln. Es weiß ja jetzt noch keiner, wie die Inflation in ein oder zwei Jahren ausfällt. Weiß einer wie solche Dinge in der Vergangenheit geregelt wurden?

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1115 am: 12.07.2022 10:03 »
Lohn-Preis-Spirale kann doch insbesondere im öffentlichen Dienst nicht der große Faktor sein. Immerhin wird hier nichts produziert, sondern verwaltet. Ergo kann eine höhere Vergütung nicht die Inflation anheizen, weil der ÖD keine Produkte verkauft, die dann durch den höheren Preis die Inflation befeuern.
Aber wenn die Herrscharen von ausgehungerten öDler zu viel Geld bekommen, denn überschwemmen sie den Markt mit Nachfrage und das sorgt dann für die Inflation.

calmac

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1116 am: 12.07.2022 10:57 »
Es weiß ja jetzt noch keiner, wie die Inflation in ein oder zwei Jahren ausfällt.

Diese "Weisheit" galt und gilt sowieso schon immer.

Kann man Krieg und/oder pandemische Zustände so weit im Voraus vorhersehen?

Alien1973

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1117 am: 12.07.2022 10:59 »
Wegen Recht auf Homeoffice würde ich keine Prozentpunkte verschenken wollen...

Ausserdem gibt es viel zu viele Bereiche, in denen ein Homeoffice überhaupt nicht geht. Man schaue sich nur die immer wieder genannten Pförtner oder Briefwagenschubser an, Homeoffice geht hier wohl eher nicht. Sollen die dann eine Nullrunde fahren nur weil andere ihr ach so tolles Homeoffice kriegen? Nö, wird nicht passieren...

Wird wohl leider wie immer laufen:
5 % auf 24 Monate
Aufgeteilt in 2% im ersten Jahr und dann 3% im zweiten.
Damit dürften wir uns wohl sogar noch glücklich schätzen, alles andere verweise ich den Bereich der Fabel...

Bernstein

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1118 am: 12.07.2022 11:10 »
Wahrscheinlich fordert die Gewerkschaft 6 % für 1 Jahr und verkündet dann stolz, dass sie es geschafft haben 5 % herauszuholen. Allerdings vergessen sie zu erwähnen, dass diese 5 % für 24 Monate sind.

Aleksandra

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1119 am: 12.07.2022 11:12 »
Also ich gehe mit eher moderaten Erwartungen an die Sache ran. Aber 2,5% pa, das würde selbst ich als Frechheit empfinden.

Zur Sache mit dem Home Office: Auch da sehe ich nicht, inwiefern man dafür auf Gehalt verzichten soll. Home Office bedeutet ja nicht weniger Arbeit. Und wie schon beschrieben: der Arbeitgeber spart doch beim Home Office auch noch. Diese Ersparnis kann man ruhig an seine Mitarbeiter weiter geben.

Sozialarbeiter

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1120 am: 12.07.2022 11:26 »
Mich überrascht es wie pessimistisch hier alle doch sind.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

Herbert Meyer

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1121 am: 12.07.2022 11:27 »
Also ich gehe mit eher moderaten Erwartungen an die Sache ran. Aber 2,5% pa, das würde selbst ich als Frechheit empfinden.

Zur Sache mit dem Home Office: Auch da sehe ich nicht, inwiefern man dafür auf Gehalt verzichten soll. Home Office bedeutet ja nicht weniger Arbeit. Und wie schon beschrieben: der Arbeitgeber spart doch beim Home Office auch noch. Diese Ersparnis kann man ruhig an seine Mitarbeiter weiter geben.

Rational betrachtet ist das alles korrekt. Nur leider agiert nicht jeder Arbeitgeber rational. Deshalb würde eine Pflicht den Arbeitgeber zur Rationalität zwingen. Wenn auch wahrscheinlich im Hinblick auf sonstige Erhöhungen teuer erkauft. Aber allein der "bürokratische Aufwand" lässt es ohnehin unrealistisch erscheinen, dass Home Office irgendeine Rolle in den Verhandlungen spielen wird.

BAT

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1122 am: 12.07.2022 11:27 »
Mich überrascht es wie pessimistisch hier alle doch sind.

Welch Handlungen von Verdi in den letzten Jahren sollten denn optimistisch stimmen lassen?

BAT

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1123 am: 12.07.2022 11:28 »
Wo wäre es denn nachgewiesen, dass der AG in toto durch HO sparen würde?

Kubus

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1124 am: 12.07.2022 11:41 »
Habt ihr mal überlegt, wieso ihr zB nicht zur ARD / ZDF /SWR etc wechselt? Deren Haustarife sind dem TVÖD doch weitaus überlegen

zB

https://www.zdf.de/zdfunternehmen/2020-jahrbuch-finanzen-bezuege-100.html

Statt sich zu beschweren.

Und ja, ich find die Inflation klasse, Löhne werden zwangsläufig in gewisser Form nachziehen und meine Darlehen zahlen sich einfacher ab :).