Autor Thema: Tarifverhandlungen und die Inflation  (Read 733398 times)

cyrix42

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1860 am: 23.08.2022 12:06 »
Die Einbeziehung von weiteren Personenkreisen in die GRV bedeutet doch auch, dass mehr Personen Rentenansprüche erwerben. Welchen Sinn sollte das haben?

Bis da eine volle Koohorte durchs Berufsleben und in den Rentenbezug gewandert ist, hat man mehr Einzahler als Leistungsbezieher gewonnen. Beispiel: Wenn man von jetzt an alle Neu-Beamten, die noch >30 Jahre Dienstzeit vor sich haben, zur Versicherung in der GRV zwangsverpflichtet anstatt Pensions-Ansprüche aufzubauen, dann hat man die nächsten 30 Jahre Einzahler gewonnen, während die Anzahl der Rentenbezieher in dieser Zeit (durtch diese Maßnahme) nicht signifikant ansteigt. Man hat also das Problem in die Zukunft verschoben.

(Ob dergleichen sinnvoll ist und sich mit erträglichen Zahlungen die verfassungsgemäße Versorgungssicherheit darüber garantierten lässst, ist eine andere Frage. Aber die hattest du ja nicht gestellt.)

Zitat
Und was wäre jetzt "besser" daran, Personenkreisen Geld abzuknöpfen, ohne dass diese einen Gegenwert bekämen?

Naja, sozialer Frieden ist durchaus ein Gegenwert. Man kann auch die Zahlungen aus den Sozialversicherungen progressiv gestalten, um dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenzuwirken. Man kann natürlich auch der Meinung sein, dass dafür das progressive Steuersystem der bessere Hebel wäre. Dann muss man aber natürlich auch Versicherungsleistungen -- etwa in der Rentenversicherung -- durch Steuermittel finanzieren.

Es ist etwa z.B. nicht klar, warum Einkommen aus Arbeitstätigkeit mit einem höheren Steuersatz belegt wird als solches aus bereits vorhandenem Vermögen (aka Kapitalertragssteuer). Oder anders herum: Warum fällt der Steuersatz auf letzteres geringer aus als auf ersteres? Aber auch das ist wieder eine andere Debatte...

heike2106

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1861 am: 23.08.2022 12:10 »
Das kann dich gerne stören, bringt aber niemanden weiter. Als ich noch in der Bank gearbeitet habe, hatten wir genügend Kunden, die über das Geld gejammert hatten und nicht mit ihren Einnahmen klar kamen. Ich erinnere mich an eine Kundin (langjährigre stadtbekannter Hartz4-Adel), die am 25. eines Monats mit Zigarette in der Hand, frisch gemachten Nägeln und frisch gefärbten Haaren an den Schalter kam und sich beschwerte, dass aus dem Automaten kein Geld mehr rauskommt. Anmerkung: Ihr Konto war überzogen und Sozialleistungen waren noch nicht da. Ihre Aussage dann: Soll ich meinen Kindern den Kalk von den Wänden kratzen, damit die was zum essen haben?

Das Problem war ihr eigenes Konsumverhalten, das sie auf andere abwälzen wollte, indem sie ihre Kinder vorschickt und ein schlechtes Gewissen macht. Was soll da die Allgemeinheit machen? Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und wenn ich mich nicht kümmer, wird es eben Mist.

Ein Grund, warum finanzielle Bildung als Pflichtfach an jede Schule gehört, wenn man als Staat private Vorsorge von den Leuten erwartet und voraussetzt.
Aber der Umgang mit Geld nach gesunden Menschenverstand, wird auch nicht in jeder Familie vermittelt. Dann gibt es Millionen Desinteressierte und Leute, denen das Thema zu kompliziert ist, die sich von irgendwelchen Beratern abzocken lassen.

cyrix42

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1862 am: 23.08.2022 12:15 »
Ein Grund, warum finanzielle Bildung als Pflichtfach an jede Schule gehört, wenn man als Staat private Vorsorge von den Leuten erwartet und voraussetzt.

Ich vermute, deiner Meinung nach braucht es auch Kochkurse, Kurse zur Wohnungseinrichtung, zur Gartenpflege, fürs Heimwerken, zur Kindererziehung, ... in den Schulen als Pflichtrfächer, weil manche es nicht auf die Reihe kriegen, sich das selbständig anzueignen?

Dann hast du ein falsches Verständnis von Schule. Das ist keine Black Box, wo man morgens Kinder reinkippt und nach 9 bis 12 Jahren funktionierende Menschen herausfallen. Schule kann einen Beitrag dazu leisten, ja. Sogar einen wesentlichen. Das entbindet aber weder die Eltern von ihrem Erziehungsauftrag noch die jungen Menschen davon, selbständig und auch selbständig aktiv zu werden.

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1863 am: 23.08.2022 12:18 »
Die Einbeziehung von weiteren Personenkreisen in die GRV bedeutet doch auch, dass mehr Personen Rentenansprüche erwerben. Welchen Sinn sollte das haben?

Bis da eine volle Koohorte durchs Berufsleben und in den Rentenbezug gewandert ist, hat man mehr Einzahler als Leistungsbezieher gewonnen. Beispiel: Wenn man von jetzt an alle Neu-Beamten, die noch >30 Jahre Dienstzeit vor sich haben, zur Versicherung in der GRV zwangsverpflichtet anstatt Pensions-Ansprüche aufzubauen, dann hat man die nächsten 30 Jahre Einzahler gewonnen, während die Anzahl der Rentenbezieher in dieser Zeit (durtch diese Maßnahme) nicht signifikant ansteigt. Man hat also das Problem in die Zukunft verschoben.

(Ob dergleichen sinnvoll ist und sich mit erträglichen Zahlungen die verfassungsgemäße Versorgungssicherheit darüber garantierten lässst, ist eine andere Frage. Aber die hattest du ja nicht gestellt.)

Also eine Verlagerung des Problems in eine nicht allzu ferne Zukunft.

Zitat
Zitat
Und was wäre jetzt "besser" daran, Personenkreisen Geld abzuknöpfen, ohne dass diese einen Gegenwert bekämen?

Naja, sozialer Frieden ist durchaus ein Gegenwert. Man kann auch die Zahlungen aus den Sozialversicherungen progressiv gestalten, um dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenzuwirken. Man kann natürlich auch der Meinung sein, dass dafür das progressive Steuersystem der bessere Hebel wäre. Dann muss man aber natürlich auch Versicherungsleistungen -- etwa in der Rentenversicherung -- durch Steuermittel finanzieren.

Es ist etwa z.B. nicht klar, warum Einkommen aus Arbeitstätigkeit mit einem höheren Steuersatz belegt wird als solches aus bereits vorhandenem Vermögen (aka Kapitalertragssteuer). Oder anders herum: Warum fällt der Steuersatz auf letzteres geringer aus als auf ersteres? Aber auch das ist wieder eine andere Debatte...

Und sozialer Frieden wird also dadurch erreicht, dass man anderen etwas wegnimmt? Dann würde ja der soziale Frieden ja auch dadurch erreicht werden, dass man allen ihre Rentenansprüche streicht (also: wegnimmt). Und das Problem mit der Rentenversicherung wäre doch dann auch gelöst...

Und steht einer einkommensprogressiven Ausgestaltung der Beiträge ohne Verhältnis zu Ansprüchen aus diesen nicht die Rechtsprechung des BVerfG entgegen?

yamato

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1864 am: 23.08.2022 12:29 »

Bis da eine volle Koohorte durchs Berufsleben und in den Rentenbezug gewandert ist, hat man mehr Einzahler als Leistungsbezieher gewonnen. Beispiel: Wenn man von jetzt an alle Neu-Beamten, die noch >30 Jahre Dienstzeit vor sich haben, zur Versicherung in der GRV zwangsverpflichtet anstatt Pensions-Ansprüche aufzubauen, dann hat man die nächsten 30 Jahre Einzahler gewonnen, während die Anzahl der Rentenbezieher in dieser Zeit (durtch diese Maßnahme) nicht signifikant ansteigt. Man hat also das Problem in die Zukunft verschoben.


Da Beamte laut Bundesverfassungsgericht jetzt bereits unteralimentiert sind müsste der DIenstherr den Rentenbeitrag zu 100 % bezahlen bzw. die Bezüge der Beamten entsprechend erhöhen. ich glaub da wäre es sinnvoller die Dienstherrn würden diese Beträge direkt in die Rentenkasse überführen. Rentenbezug verträgt sich nicht wirklich mit den althergebrachten Regeln des Berufsbeamtentums. Hier vor allem dem Lebenszeitprinzip und dem Alimentatuionsprinzip.

cyrix42

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1865 am: 23.08.2022 12:30 »
Also eine Verlagerung des Problems in eine nicht allzu ferne Zukunft.

Jo, man hätte ein paar Jahrzehnte gewonnen, um andere Maßnahmen zu ergreifen, z.B. verstärkt um Zuwanderung zu werben...


Zitat
[
Und sozialer Frieden wird also dadurch erreicht, dass man anderen etwas wegnimmt?

Sozialer Frieden kann u.A. durch ein Entgegenwirken zur weiteren Ausdifferenzierung der Gesellschaft versucht werden zu sichern. Wenn man eine abgehobene Spitze vs. einem abgehängten Rest hat, dann hat eben jener nicht viel zu verlieren und kann schon mal eine Revolution anstellen. Das bekommt der Oberschicht meist nicht so gut. Also hat auch diese ein Interesse daran, dass es dazu nicht kommt...

Zitat
Dann würde ja der soziale Frieden ja auch dadurch erreicht werden, dass man allen ihre Rentenansprüche streicht (also: wegnimmt). Und das Problem mit der Rentenversicherung wäre doch dann auch gelöst...

Nö, denn das würde das genaue Gegenteil bewirken, da nun nur noch die Oberschicht die Möglichkeit der Absicherung des Ruhestands (aus eigenen Mitteln) hätte.

Zitat
Und steht einer einkommensprogressiven Ausgestaltung der Beiträge ohne Verhältnis zu Ansprüchen aus diesen nicht die Rechtsprechung des BVerfG entgegen?

Jaein. Zum Einen ist ja z.B. auch die gesetzliche Krankenversicherung (wenn man mal vom Anteil für das Krankengeld absieht) in ihren Beiträgen (bis zur Beitragsbemessungsgrenze) an die Lohnhöhe geknüpft, während die Gesundheitsversorgung für alle Beitragszahler hier gleich ist. Trotz unterschiedlicher Beiträge werden also die gleichen Leistungen bereitgestellt. Eine entsprechende Umsetzung auf die Rentenversicherung wäre zumindest aus meiner Sicht nicht undenkbar. (Wohl aber muss, mit Verweis auf die von dir angesprochene Rechtssprechung, der Spaß sich in einem begrenzten Rahmen abspielen.) Zum Anderen deutete ich eine Lösung, die Besserverdienende stärker heranzieht, via Steuerzuschuss ins Rentensystem schon an. Dann braucht man keine progressiv steigenden Beitragssätze, sondern hätte dies schon über das Steuersystem abgebildet.

heike2106

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1866 am: 23.08.2022 12:32 »
Ein Grund, warum finanzielle Bildung als Pflichtfach an jede Schule gehört, wenn man als Staat private Vorsorge von den Leuten erwartet und voraussetzt.

Ich vermute, deiner Meinung nach braucht es auch Kochkurse, Kurse zur Wohnungseinrichtung, zur Gartenpflege, fürs Heimwerken, zur Kindererziehung, ... in den Schulen als Pflichtrfächer, weil manche es nicht auf die Reihe kriegen, sich das selbständig anzueignen?

Dann hast du ein falsches Verständnis von Schule. Das ist keine Black Box, wo man morgens Kinder reinkippt und nach 9 bis 12 Jahren funktionierende Menschen herausfallen. Schule kann einen Beitrag dazu leisten, ja. Sogar einen wesentlichen. Das entbindet aber weder die Eltern von ihrem Erziehungsauftrag noch die jungen Menschen davon, selbständig und auch selbständig aktiv zu werden.


Es ist auch einfach eigentlich gar nicht gewollt, das die Leute sparen.
Wir sollen konsumieren was das Zeug hält und die Wirtschaft florieren lassen.  Gott bewahre, dass sich die Menschen soweit einschränken, um was fürs Alter zurücklegen zu können.

Der Staat erwartet aber auch nicht, das jeder kochen kann und in die Kindererziehung mischt er sich auch nicht ein. Finanzen, Sparprodukte, Versicherungen, Aktienmarkt sind nun mal kompliziert (und wird auch bewusst kompliziert dargestellt) und schreckt zu viele Menschen ab, um sich damit zu beschäftigen.

cyrix42

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1867 am: 23.08.2022 12:33 »
Rentenbezug verträgt sich nicht wirklich mit den althergebrachten Regeln des Berufsbeamtentums. Hier vor allem dem Lebenszeitprinzip und dem Alimentatuionsprinzip.

Das erscheint mir eher Wunschdenken zu sein, da auch bisher schon für alle Beamte, die mindestens 5 Jahre rentenrechtliche Zeiten zusammen bekommen haben, Rente und Pension nebeneinander existieren. Wenn man nun das Gewicht von meinetwegen 90% Pension + 10 Rente zu 90% Rente und 10% Pension verschiebt, gibt es da per se erst einmal keine Schwierigkeiten mit den von dir genannten Prinzipien.

Kaiser80

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1868 am: 23.08.2022 12:45 »

Der Staat erwartet aber auch nicht, das jeder kochen kann und in die Kindererziehung mischt er sich auch nicht ein. Finanzen, Sparprodukte, Versicherungen, Aktienmarkt sind nun mal kompliziert (und wird auch bewusst kompliziert dargestellt) und schreckt zu viele Menschen ab, um sich damit zu beschäftigen.
Bis aufs "Kochen" ist das gröbster Unfug

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1869 am: 23.08.2022 12:45 »
Also eine Verlagerung des Problems in eine nicht allzu ferne Zukunft.

Jo, man hätte ein paar Jahrzehnte gewonnen, um andere Maßnahmen zu ergreifen, z.B. verstärkt um Zuwanderung zu werben...

Du meinst also im Vergleich zu den Jahrzehnten, die man bereits hatte und in denen man ach so wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen hat?


Zitat
Und sozialer Frieden wird also dadurch erreicht, dass man anderen etwas wegnimmt?

Sozialer Frieden kann u.A. durch ein Entgegenwirken zur weiteren Ausdifferenzierung der Gesellschaft versucht werden zu sichern. Wenn man eine abgehobene Spitze vs. einem abgehängten Rest hat, dann hat eben jener nicht viel zu verlieren und kann schon mal eine Revolution anstellen. Das bekommt der Oberschicht meist nicht so gut. Also hat auch diese ein Interesse daran, dass es dazu nicht kommt...
Gegen eine ausdifferenzierte Gesellschaft ist überhaupt nichts einzuwenden. Ausdifferenzierte Gesellschaften sind ein Gewinn moderner Gesellschaften. Ich sehe nicht, dass das behauptete oben-vs.-unten-Szenario auch nur zu befürchten wäre, geschweige denn, dass es wahrscheinlich wäre. Und selbst dann, könnten entsprechende Eliten mit ihren Mitteln durchaus ihrerseits einen coup d'état ansteuern, eben weil sie etwas zu verlieren haben. Dies ist übrigens historisch gesehen nicht nur das häufigere, sondern auch das erfolgreichere Szenario.

Zitat
Dann würde ja der soziale Frieden ja auch dadurch erreicht werden, dass man allen ihre Rentenansprüche streicht (also: wegnimmt). Und das Problem mit der Rentenversicherung wäre doch dann auch gelöst...

Nö, denn das würde das genaue Gegenteil bewirken, da nun nur noch die Oberschicht die Möglichkeit der Absicherung des Ruhestands (aus eigenen Mitteln) hätte.
Warum sollte das der Fall sein? Und ich dachte, wegnehmen wäre der neue soziale Frieden?

Zitat
Und steht einer einkommensprogressiven Ausgestaltung der Beiträge ohne Verhältnis zu Ansprüchen aus diesen nicht die Rechtsprechung des BVerfG entgegen?

Jaein. Zum Einen ist ja z.B. auch die gesetzliche Krankenversicherung (wenn man mal vom Anteil für das Krankengeld absieht) in ihren Beiträgen (bis zur Beitragsbemessungsgrenze) an die Lohnhöhe geknüpft, während die Gesundheitsversorgung für alle Beitragszahler hier gleich ist. Trotz unterschiedlicher Beiträge werden also die gleichen Leistungen bereitgestellt. Eine entsprechende Umsetzung auf die Rentenversicherung wäre zumindest aus meiner Sicht nicht undenkbar. (Wohl aber muss, mit Verweis auf die von dir angesprochene Rechtssprechung, der Spaß sich in einem begrenzten Rahmen abspielen.) Zum Anderen deutete ich eine Lösung, die Besserverdienende stärker heranzieht, via Steuerzuschuss ins Rentensystem schon an. Dann braucht man keine progressiv steigenden Beitragssätze, sondern hätte dies schon über das Steuersystem abgebildet.

Die progressive Ausgestaltung der Krankenkassenbeiträge begründet sich (leidlich schlecht) aus der unterschiedlichen Höhe des Krankengeldanspruchs. Wenn Du einen einheitlichen Beitrag zur Krankenversicherung und eine Externalisierung des Krankengeldanspruches befürwortetest, hättest Du meine Unterstützung. Im Falle der GRV hat das BVErfG aber doch geurteilt, dass Beiträge entsprechende Leistungsansprüche gegenüberstehen müssen. Steuerfinanzierte Zuschüsse waren eben gerade nicht Bestandteil der Ausführungen der Nutzerin, deren Aussagen ich in Frage stellte. Aber auch das ist doch Unfug. Das System ist offensichtlich krank, warum also noch immer mehr und mehr Geld hineinpumpen? Vom Ruhrbergbau haben wir uns ja schließlich auch irgendwann verabschiedet.

MalZu

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1870 am: 23.08.2022 13:00 »
Das Wort  die  MITTE  ist der Streitpunkt.
Klar wird immer zugesichert, endlich mal gezielt die MITTE  (diejenigen, die eigentlich alles finanzieren!) zu entlasten. Genau das aber wird sofort wieder zum Schweigen gebracht und gezielt gefordert "gefälligst nur die Armen, die ohne Job ..." und steuerlich entlastet werden die, die weit über der Mitte stehen. Die MITTE bleibt die blöde Schicht. Also wir. Weil irgendwie die Lobby fehlt. Die Mitte braucht doch kein H4 und lebt doch eh ganz gut ...(und hat einen sicheren Job!)
Das Bürgergeld ( ehemals Hartz IV ) soll 2023 deutlich erhöht werden.
Alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst unter E 4 werden ab 2023 weniger im Geldbeutel haben, d.h. wer unter E 4 arbeitet sollte sich dem Bürgergeld anvertrauen.., wissen wenige bisher!
Kein morgens Aufstehen, kein Stress mit Vorgesetzten.., einfach ausschlafen ..bringt mehr in die Geldbörse..
Man muss sich vorstellen.., der Mann/die Frau bei der Müllabfuhr..., räumen denen den Dreck weg und haben am Ende des Monats weniger wie der/die die Nixtun...
Das Aussetzen von Sanktionen für Arbeitsunwillige ist unfassbar ungerecht..
Schnappatmung!

Quatsch...
--> https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/tv-l/west?id=tv-l-2023&matrix=1

Quatsch? E4, Verheiratet, 2 Kinder kommt mit Kindergeld auf ca. 2500€ Netto.
Was hat die Hartzi Familie? 2.200-2.300€? + Anspruch auf Tafel, GEZ Befreiung usw.

Hier: Eltern: 853
Kind (bis 6 J): 285
Kind (bis 13): 331
Kind bis 25 : 376

zuzüglich Warmmiete und Strom.
In einer Großstadt können die angemessenen Wohnungskosten bis gegen 1300 Euro gehen!
jetz kann gerechnet werden, welche Transferleistung an ein familie mit drei Kinden geht. Zuzüglich Leistungen geltwerten Vorteils! Wie Keine KITA Gebühren und und !
Um es vorweg zu nehmen: Ich bin nicht neidisch!!

superbraz

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1871 am: 23.08.2022 13:05 »
Ich wär für GEZ (Rundfunkbeitrag) abschaffen und Pay-TV aus den ö.r. Medien machen.
Den gesparten Beitrag kann man dann verheizen - finde ich viel sinnvoller.

Noch ein Vorschlag:
Mehr CO2 in die Umwelt pusten, wieder alte Diesel flott machen.
Dies führt zu einem Kreislauf:
globale Erwärmung > kein richtiger Winter mehr > Heizung auf 2, anstatt auf 5 > Energie gespart

cyrix42

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1872 am: 23.08.2022 13:08 »
Jo, man hätte ein paar Jahrzehnte gewonnen, um andere Maßnahmen zu ergreifen, z.B. verstärkt um Zuwanderung zu werben...

Du meinst also im Vergleich zu den Jahrzehnten, die man bereits hatte und in denen man ach so wirkungsvolle Maßnahmen ergriffen hat?

Richtig, man hat bisher viel zu wenig reagiert, um die Altersvorsorge "zukunftsfest" zu machen. Das heißt aber nicht, dass man nun gar nicht erst versuchen sollte, dies noch hinzubekommen,und sich in Fatalismus des kommenden Untergangs fallen lassen kann.
(Das gleiche Spiel haben wir auch an anderen Schauplätzen wie etwa dem Klimawandel. 1,5°C Erwärmung werden wir bald erreicht haben. Auch das 2°C-Szenario wird schwierig. Das heißt aber nicht, dass wir deshalb gar nichts tun brauchen, weil wir die eigentlich nötigen Dinge bisher schon nicht getan haben...)


Zitat
Gegen eine ausdifferenzierte Gesellschaft ist überhaupt nichts einzuwenden. Ausdifferenzierte Gesellschaften sind ein Gewinn moderner Gesellschaften.

Ich sprach ja auch nicht von einer Gleichmacherei, sondern von einem Entgegenwirken gegen weiteres Auseinanderdriften.

Zitat
Ich sehe nicht, dass das behauptete oben-vs.-unten-Szenario auch nur zu befürchten wäre, geschweige denn, dass es wahrscheinlich wäre.

Ich habe auch nicht behauptet, dass wir in Deutschland kurz vor einer Revolution stehen. Ich habe nur deine Frage beantwortet, warum sozialer Frieden als Gegenleistung für Abgaben der Elite durchaus auch in deren Interesse ist.

Zitat
Und selbst dann, könnten entsprechende Eliten mit ihren Mitteln durchaus ihrerseits einen coup d'état ansteuern, eben weil sie etwas zu verlieren haben. Dies ist übrigens historisch gesehen nicht nur das häufigere, sondern auch das erfolgreichere Szenario.

Die Frage stellt sich, wer denn die Elite gegen die Massen beschützen soll. Militär/ Milizen, die diese bezahlt? Nun, warum sollte das jemand, der zur Unterschicht gehört, tun? Warum sollte sich nicht auch das Militär der Revolution anschließen, wenn es doch nichts zu verlieren hat? (Eher gilt, dass eine Militärdiktatur am ehesten umsetzbar erscheint. Das bringt aber widerum dem Geldadel nichts, der also daran auch kein Interesse haben wird.)

Zitat
Zitat
Dann würde ja der soziale Frieden ja auch dadurch erreicht werden, dass man allen ihre Rentenansprüche streicht (also: wegnimmt). Und das Problem mit der Rentenversicherung wäre doch dann auch gelöst...

Nö, denn das würde das genaue Gegenteil bewirken, da nun nur noch die Oberschicht die Möglichkeit der Absicherung des Ruhestands (aus eigenen Mitteln) hätte.
Warum sollte das der Fall sein? Und ich dachte, wegnehmen wäre der neue soziale Frieden?

Ach lieber Spid, du weißt doch, dass es hier um Umverteilung und nicht ums Wegnehmen geht. Insbesodnere erhält man ja auch was. Die Gelder verschwinden ja nicht in einem schwarzen Loch, sondern werden genutzt, damit ein gewisser Lebensstandard für alle. und eben nicht nur für die Elite, möglich ist.

Zitat
Die progressive Ausgestaltung der Krankenkassenbeiträge begründet sich (leidlich schlecht) aus der unterschiedlichen Höhe des Krankengeldanspruchs.

Naja, der ermäßigte GKV-Beitrag ohne Krankengeldanspruch beträgt ja nur gerade einmal 0,6 Prozentpunkte weniger als der "volle" Satz. Der Großteil der GKV-Beiträge zahlt man also schon für die Gesundheitsversorgung.

Zitat
Wenn Du einen einheitlichen Beitrag zur Krankenversicherung und eine Externalisierung des Krankengeldanspruches befürwortetest, hättest Du meine Unterstützung.

Tatsächlich hätte ich zur sauberen Unterscheidung gegen eine solche Maßnahme wenig einzuwenden -- unter der Voraussetzung, dass Geringverdiener die Kosten für die Gesundheitsvorsorge auch tragen können, was also durch einen Steuerzuschuss aufgefangen werden müsste.

Zitat
Im Falle der GRV hat das BVErfG aber doch geurteilt, dass Beiträge entsprechende Leistungsansprüche gegenüberstehen müssen.

Wenn die Begründung für den doch eher kleinen Anteil des Krankengelds an den GKV-Beiträgen ausreicht, warum sollte nicht ähnliches sich auch auf die Rentenversicherung übertragen lassen?

Im Sinne eben gemachter Überlegungen sehe ich jedoch in Steuerzuschüssen fürs Rentensystem eine sinnvollere Alternative, da zur Steuererhebung eben nicht nur Einkommen aus Arbeit sondern auch sonstigen Bereichen herangezogen werden -- und das in unbegrenztem Maße. (Über die fehlende Progfressivität der Steuersätze in manchen Bereichen hatte ich mich schon geäußert.

Zitat
Steuerfinanzierte Zuschüsse waren eben gerade nicht Bestandteil der Ausführungen der Nutzerin, deren Aussagen ich in Frage stellte.

Das ist zwar korrekt. Dennoch heißt dies ja nicht, dass ich nicht einen solchen Vorschlag hier einbringen können dürfte. Insofern habe ich das getan.

Zitat
Aber auch das ist doch Unfug. Das System ist offensichtlich krank, warum also noch immer mehr und mehr Geld hineinpumpen? Vom Ruhrbergbau haben wir uns ja schließlich auch irgendwann verabschiedet.

Naja, die Ewigkeitskosten im Ruhrbergbau werden uns "noch eine Weile" erhalten bleiben. Wenn du also jetzt nicht "freiwillige" Euthanasie mit 67, oder so, vorschlägst, dann wird uns auch das Rentenproblem noch eine Weile beschäftigen. Völlig unabhängig davon, ob du nun den Kopf in den Sand steckst, oder nicht...

BAT

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1873 am: 23.08.2022 13:28 »

Jaein. Zum Einen ist ja z.B. auch die gesetzliche Krankenversicherung (wenn man mal vom Anteil für das Krankengeld absieht) in ihren Beiträgen (bis zur Beitragsbemessungsgrenze) an die Lohnhöhe geknüpft, während die Gesundheitsversorgung für alle Beitragszahler hier gleich ist. Trotz unterschiedlicher Beiträge werden also die gleichen Leistungen bereitgestellt. E

Na, das hinkt aber gewaltig. Ganz große Teile der Nutzer zahlen gar keine Beiträge ein (Familienversicherung). Ähnlich könnte man dann die Beamten in die Rentenversicherung bringen ohne Beiträge zu zahlen; wäre das gleiche Verfahren...

BAT

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #1874 am: 23.08.2022 13:38 »

(Das gleiche Spiel haben wir auch an anderen Schauplätzen wie etwa dem Klimawandel. 1,5°C Erwärmung werden wir bald erreicht haben. Auch das 2°C-Szenario wird schwierig. Das heißt aber nicht, dass wir deshalb gar nichts tun brauchen, weil wir die eigentlich nötigen Dinge bisher schon nicht getan haben...)


Wenn wir, am besten noch den Schwellenländern, dauerhaft durch Einwanderung die guten Arbeitskräfte wegnehmen, was nichts anderes ist als moderner Kolonialismus, dürften ebendiese Länder kaum beim Bekämpfen des Klimawandels reüssieren.