Autor Thema: Tarifverhandlungen und die Inflation  (Read 723304 times)

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2775 am: 01.10.2022 08:08 »
Das tarifliche Entgelt ist nur das mindeste, deswegen gibt es hier im Forum auch so viele, die bessere Verhandlungsergebnisse erzielen als Verdi es tut.

Ich gehe von ca. 20% Organisierten aller Beschäftigen Bund/Kommune aus; bleiben ca. 80 % Nichtorganiserte. Wie hoch schätzen Sie die Anzahl der Nichtorganisierten, die tatsächlich ein höheres Entgelt erzielen als das Mindestentgelt ?

20% Organisationsgrad ist da aber eher so ein feuchter Gewerkschaftstrolltraum. Und selbst wer als freier Arbeitnehmer nur das Mindestentgelt erzielt, hat doch ganz allein das gleiche Verhandlungsergebnis erzielt wie die Gewerkschaften. Wofür waren die dann noch gleich gut?
Sie erreichen aber dieses Ergebnis aber nur, weil es das Mindestangebot ist welches von den Gewerkschaften ausgehandelt wurde und jeder Depp dieses durch Mitgliedschaft in der Gewerkschaft erhält.
Gäbe es diese Zwangsweise vom AG anzubietende Mindestergebnis nicht, wäre es ein erzieltes Ergebnis, so ist es dass Ergebnis, welches sich die Leute einverleiben, ohne verhandeln zu müssen.
Die outgesourcte Putzfrau ist ja ein Ergebniss davon, sie erreicht nicht das von der Gewerkschaft ausgehandelte Ergebnis.

Also nein, der nichtverhandelnde hätte nicht das gleiche Ergebnis erzielt wie der Gewerkschaften.
Den der freie Arbeitnehmer verhandelt ja mit einem unfreien AG.

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2776 am: 01.10.2022 08:13 »
Welche „zwangsweise vom AG anzubietende Mindestvergütung“ sollte das sein? Und auf welcher Rechtsgrundlage bestünde dies?

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2777 am: 01.10.2022 11:09 »

Gäbe es diese Zwangsweise vom AG anzubietende Mindestergebnis nicht, wäre es ein erzieltes Ergebnis, so ist es dass Ergebnis, welches sich die Leute einverleiben, ohne verhandeln zu müssen.
Also nein, der nichtverhandelnde hätte nicht das gleiche Ergebnis erzielt wie der Gewerkschaften.

Leider ist es so, dass es sich dabei nicht um ein zwangsweise vom AG anzubietende Mindestergebnis handelt. Der Arbeitgeber kann die Tarifergebnisse im Rahmen der negativen Koalitionsfreiheit den Nichtorgansierten anbieten, muß er aber nicht. Und wenn die Nichtorganisierten das Angebot annehmen, hat eine stillschweigende Verhandlung stattgefunden.Tja- aber was haben die AGs bloß davon, dass die Nichtorgansierten grundsätzlich das gleiche Mindestentgelt erzielen können, wie die, die überhaupt erst Tarifverhandlungen möglich machen.

Wahrscheinlich sind die AGs einfach nur Wohltäter, die nur das Besste für ihre Beschäftigten im Sinn haben. Und auch die überwiegende Anzahl der Nichtorganisierten, die ggü. dem AG keinerlei Droh-und Druckpotenital haben, was ihn bewegen würde, ihnen Zulagen zu zahlen, freut sich wenigstens darüber, 1% vom mntl. Netto gespart zu haben. Ach so - und sie stehen natürlich nicht unter der Knute der Gewerkschaften und lassen sich die Arbeitsbedingungen einfach so diktieren - aber frei dabei. Also eine schöne Win-Win-Situation ?

Unerklärlich bleibt somit zusammenfassend die Haltung der Nichtorgagnsierten, die eben nicht mit ihren AGs Zulagen aushandeln konnten, und somit "nur" das Mindestentgelt erzielen, dafür aber die Gewerkschaften verantwortlich machen. Entweder können sie sich ihr eigenes Versagen nicht eingestehen und/ oder sie verstehen einfachste Sachzuammenhänge nicht. Beides schon  für sich allein genommen sehr bedenklich, in Kombination  besonders für die Fach-und Führungskräfte >EG9 nur noch erschütternd.


teclis22

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2778 am: 01.10.2022 11:12 »
OK- Aber wie lange sind Sie denn nun bereit zu streiken ?

Warum solle das irgendjemand vorher sagen? MAcht ja kein Sinn. Lebt ja davon das die andere Seite es nicht weiß.
Also. Abwarten ob es überhaupt zu einem Streik aufruf kommt. Ich glaubs nicht. Und dann ist ja auch die frage für was man streikt. Für 3%? für 13%?

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2779 am: 01.10.2022 11:19 »

Gäbe es diese Zwangsweise vom AG anzubietende Mindestergebnis nicht, wäre es ein erzieltes Ergebnis, so ist es dass Ergebnis, welches sich die Leute einverleiben, ohne verhandeln zu müssen.
Also nein, der nichtverhandelnde hätte nicht das gleiche Ergebnis erzielt wie der Gewerkschaften.

Leider ist es so, dass es sich dabei nicht um ein zwangsweise vom AG anzubietende Mindestergebnis handelt. Der Arbeitgeber kann die Tarifergebnisse im Rahmen der negativen Koalitionsfreiheit den Nichtorgansierten anbieten, muß er aber nicht. Und wenn die Nichtorganisierten das Angebot annehmen, hat eine stillschweigende Verhandlung stattgefunden.Tja- aber was haben die AGs bloß davon, dass die Nichtorgansierten grundsätzlich das gleiche Mindestentgelt erzielen können, wie die, die überhaupt erst Tarifverhandlungen möglich machen.

Wahrscheinlich sind die AGs einfach nur Wohltäter, die nur das Besste für ihre Beschäftigten im Sinn haben. Und auch die überwiegende Anzahl der Nichtorganisierten, die ggü. dem AG keinerlei Droh-und Druckpotenital haben, was ihn bewegen würde, ihnen Zulagen zu zahlen, freut sich wenigstens darüber, 1% vom mntl. Netto gespart zu haben. Ach so - und sie stehen natürlich nicht unter der Knute der Gewerkschaften und lassen sich die Arbeitsbedingungen einfach so diktieren - aber frei dabei. Also eine schöne Win-Win-Situation ?

Unerklärlich bleibt somit zusammenfassend die Haltung der Nichtorgagnsierten, die eben nicht mit ihren AGs Zulagen aushandeln konnten, und somit "nur" das Mindestentgelt erzielen, dafür aber die Gewerkschaften verantwortlich machen. Entweder können sie sich ihr eigenes Versagen nicht eingestehen und/ oder sie verstehen einfachste Sachzuammenhänge nicht. Beides schon  für sich allein genommen sehr bedenklich, in Kombination  besonders für die Fach-und Führungskräfte >EG9 nur noch erschütternd.

Deiner gewerkschaftstypisch eher gewöhnlichen Auffassungsgabe scheint entgangen zu sein, dass es bereits seit Jahren keine „EG9“ mehr gibt. Naja, so ist das mit den bezahlten Trollen anachronistischer Organisationen: sie leben in der Vergangenheit.

Zudem räumst Du ja ein, dass freie Arbeitnehmer selbst bei Annahme des ersten Angebots des Arbeitgebers das gleiche Verhandlungsergebnis erzielen wie Gewerkschaften, was diese zu nutzlosen, unwerten Organisationen macht, sofern man nicht in der Versorgung von Gewerkschaftsbonzen, der Unterhaltung von bezahlten Gewerkschaftstrollen und der Extremismusförderung einen Sinn an sich erblickt.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2780 am: 01.10.2022 16:14 »
Welche „zwangsweise vom AG anzubietende Mindestvergütung“ sollte das sein? Und auf welcher Rechtsgrundlage bestünde dies?
Die die der AG mit Gewerkschaftlern ausgehandelt hat.
Tarifrecht.
Weil jeder der weniger angeboten bekommt halt Gewerkschaftsmitglied sein wird.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2781 am: 01.10.2022 16:20 »
Unerklärlich bleibt somit zusammenfassend die Haltung der Nichtorgagnsierten, die eben nicht mit ihren AGs Zulagen aushandeln konnten, und somit "nur" das Mindestentgelt erzielen, dafür aber die Gewerkschaften verantwortlich machen. Entweder können sie sich ihr eigenes Versagen nicht eingestehen und/ oder sie verstehen einfachste Sachzuammenhänge nicht. Beides schon  für sich allein genommen sehr bedenklich, in Kombination  besonders für die Fach-und Führungskräfte >EG9 nur noch erschütternd.
Da bin ich voll bei dir, dass ich die Deppen nicht verstehe, die über verdi sich beklagen und selbst nichts auf die Kette bekommen haben.
Bei uns sind zumindest die ach und Führungskräfte größtenteils nicht bei verdi und Co, haben entweder mehr bekommen (Zualgen) oder sind zufrieden über das Angebot des AGs und mosern nicht.
Gemosert wird bei uns zu 99% von <EG7er die nicht in der Gewerkschaft sind.

Wenn über verdi mosere, dann weil die einfach nur rumlügen und die Leute verarschen mit den Abschlüssen die sie sich schön reden.

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2782 am: 01.10.2022 16:25 »
Welche „zwangsweise vom AG anzubietende Mindestvergütung“ sollte das sein? Und auf welcher Rechtsgrundlage bestünde dies?
Die die der AG mit Gewerkschaftlern ausgehandelt hat.
Tarifrecht.
Weil jeder der weniger angeboten bekommt halt Gewerkschaftsmitglied sein wird.

Also keine vom AG zwangsweise anzubietende Mindestvergütung.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2783 am: 01.10.2022 17:38 »
Welche „zwangsweise vom AG anzubietende Mindestvergütung“ sollte das sein? Und auf welcher Rechtsgrundlage bestünde dies?
Die die der AG mit Gewerkschaftlern ausgehandelt hat.
Tarifrecht.
Weil jeder der weniger angeboten bekommt halt Gewerkschaftsmitglied sein wird.

Also keine vom AG zwangsweise anzubietende Mindestvergütung.
Doch für den Gewerkschaftler, die ein jeder ratz fatz werden kann und durch die der AG nur bei den Obersten Deppen nicht diese Bezahlung bezahlen muss.
Edit:
Womit klar ist, dass der AG (sofern er im TV AG seitig vertreten ist), diese Vergütung anbietet, da er sie eh bezahlen müsste.

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2784 am: 01.10.2022 17:42 »
Also keine vom AG zwangsweise anzubietende Mindestvergütung.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2785 am: 01.10.2022 17:50 »
Also keine vom AG zwangsweise anzubietende Mindestvergütung.
Der AG muss diesen Lohn jedem zahlen.
Er müsste es nicht jedem anbieten.

Aber klar ist, dass der AG (sofern er im TV AG seitig vertreten ist), diese Vergütung anbietet, da er sie eh bezahlen müsste. Weil es die Mindestvergütung ist, zu der er sich verpflichtet hat, sofern der Vertragspartner Gewerkschaftler ist.

Ergo: Der AG kann nichts (außer aus dem TV auszutreten) dagegen machen diese Vergütung zu zahlen.
Er ist dieser Mindestvergütung ausgeliefert und stets unter dem Zwang dieses zu zahlen.


Daher erreichen die nicht Gewerkschaftler nicht dieses Lohn Niveau, weil sie so gut verhandelt haben, sondern weil dir Drohung im Raum steht, zahlst du weniger, werde ich Gewerkschaftler.
Daher rührt der Zwang des AG eben diese Lohn anzubieten, weil er sonst die Gewerkschaft stärken würde.

Aber natürlich hast du Recht, er muss formal diese Mindestvergütung nicht anbietet, faktisch kommt er nicht drum herum.

JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2786 am: 01.10.2022 18:01 »
Der AG muss auch nicht jedem diesen Lohn zahlen. Mithin ist bereits der erste Satz Deiner Replik bereits falsch.

Auch die weiteren Ausführungen sind wenig sachkundig. Die Gewerkschaftsmitgliedschaft ist nicht aufwandsneutral, weshalb selbstverständlich auch ein geringeres Vergütungsniveau angeboten werden könnte, ohne dass der Gewerkschaftsbeitritt, der die Gewerkschaften auch nicht stärker macht, da der Organisationsgrad ohne Belang ist, attraktiv würde. Worin irgendein „Zwang“ liegen sollte, bleibt weiterhin nebulös.

Yasper

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2787 am: 01.10.2022 22:10 »
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2022-10/mindestlohn-saskia-esken-tarif-gewerkschaften

„Ab heute liegt der Mindestlohn bei 12 Euro. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken sieht darin einen Impuls für Gewerkschaften, in den anstehenden Tarifrunden mehr zu fordern.“

daseinsvorsorge

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2788 am: 01.10.2022 22:46 »
Daher erreichen die nicht Gewerkschaftler nicht dieses Lohn Niveau, weil sie so gut verhandelt haben, sondern weil dir Drohung im Raum steht, zahlst du weniger, werde ich Gewerkschaftler.
Daher rührt der Zwang des AG eben diese Lohn anzubieten, weil er sonst die Gewerkschaft stärken würde.

Und von daher kann es ja auch nicht überraschen, dass das Gros der Tarifbeschäftigten, die kein Druck-und Drohpotential ggü.ihren AGs haben, einen Beitritt zu einer Gewerkschaft ablehnt, wenn es alle Tarifergebnisse für lau bekommt. Und vor diesem Hintergrund sind Fantasieforderungen wie z.T. hier schon geäußert von 15-20% natürlich sinnfrei, weil alle Forderungen auch zumindest ansatzweise durchsetzbar erscheinen müssen.

Wenn sich die Streiksituation wie anno 74 darstellen würde, wäre das Angebot der AGs bereits nach einer Woche bei mindestens 10%. Wenn das Gros der o.b. Beschäftigten aber lieber auf das Mindestangebot des AG wartet - bitte schön- dann gibt es eben aber auch nur maximal 5-6% für 2023+2024 + kleine Einmalzahlung. Aber diese Tarifbeschäftigten haben immerhin noch 1%netto mehr als Organisierte und sie konten sich als freie Arbeitnehmer die Tarifbedingungen von ihren AGs diktieren lassen. Bessere Arbeitnehmer können sich die AGs gar nicht wünschen.




JesuisSVA

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Antw:Tarifverhandlungen und die Inflation
« Antwort #2789 am: 01.10.2022 22:57 »
Woraus ließe sich schließen, dass ein geringer Organisationsgrad zu einer geringeren Durchsetzbarkeit von Forderungen führte? Und inwiefern ließen sich freie Arbeitnehmer Bedingungen diktieren? Versucht sich der bezahlte Gewerkschaftstroll schon mal das Versagen seiner Auftraggeber schön zu reden und die Schuld bei den freien Arbeitnehmern suchen?