Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion  (Read 508629 times)

Johann

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #1485 am: 30.11.2021 17:46 »
Mal ne doofe Frage:
Hier sind sich ja fast alle einig, dass alle Länder nicht amtsantgemessen bezahlen.
Schießen die sich dann mit so nem Abschluss nicht selbst ins Knie?

Absolut. In meiner Behörde (IT) haben wir massivst Probleme, überhaupt Personal zu finden. Mittlerweile geht es nicht mal mehr darum, fähige Bewerber zu finden, sondern überhaupt welche, die sich vorstellen können, den Job zu machen und sich ins Themengebiet einzuarbeiten. Die Stelle eines sich nun in Rente befindlichen Kollegen wird mittlerweile zum 5. Mal ausgeschrieben. Zwei Mal gab es bereits einen Auserwählten, der dann jeweils noch vor Antritt die Segel gestrichen hat und wahrscheinlich irgendwo in der PW untergekommen ist. In unserer 14-tägigen Fachgebietsrunde geht mein Chef auch regelmäßig darauf ein, dass er die Stellen einfach nicht besetzt bekommt, weil der öD einfach zu schlecht bezahlt. Ihm sind auch die Hände gebunden, was höhere Löhne angeht. Wenn da Forderungen von 70k aufwärts kommen und er maximal 55k zahlen kann (darf), ist es auch kein Wunder, dass die Stellen immer vakant sind.

Die nächste Runde wird mit Sicherheit auch wieder lustig, weil die 2,8% bei einer Inflation von 5% mit Sicherheit nicht dazu beitragen, plötzlich qualifiziertes Personal überzeugen zu können.

Die höheren Entgelt\Besoldungsgruppen erhalten danktest der kompletten 1.300 Euro ja prozentual mal wieder weniger als die unteren Gruppen. Mit welcher Begründung....wo bleibt das Leistungsprinzip?
Die "höheren Entgeltgruppen" sollen gefälligst froh sein, dass sie die Prämie nicht noch bezahlen müssen:

- EG1 - EG6: +1300 Euro
- EG7 - EG9a: +1000 Euro
- EG9b - EG12: +600 Euro
- EG13 - EG 15(Ü): -300 Euro (Forderung wird mit 04/22 verrechnet)

Die "höheren Entgeltgruppen" haben bereits eine niedrigere Jahressonderzahlung und müssen prozentual teilweise wesentlich mehr dem inländischen sowie internationalen Gemeinwohl spenden.
Interessant ist auch, dass es bei "unteren Entgeltgruppen" häufig so ist, dass sie in der privaten Wirtschaft (teilweise massiv) weniger verdienen würden, als sie es im öD tun. Bei "höheren Entgeltgruppen" ist es genau umgekehrt. Also wäre es eigentlich angebracht, dass die "unteren" den "höheren" die Prämien überlassen (abziehen möchte ich niemandem etwas) und die Tabelle dann so aussieht:

- EG1 - EG6: -0 Euro
- EG7 - EG9a: +433 Euro
- EG9b - EG12: +866 Euro
- EG13 - EG 15(Ü): +1300 Euro

Muschebubu

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #1486 am: 30.11.2021 18:47 »

Das würde ja unterstellen, dass die hören Entgeltgruppen auch mehr leisten. Das entspricht jetzt nicht immer meinen Erfahrungen….

Du wirst erstaunt sein, aber auch Führungskräfte sind nur zu einer Arbeitsleistung mittlerer Art und Güte verpflichtet und damit bleibt die Frage, warum die einen (unteren Entgeltgruppen) eine prozentual höhere Einmalzahlung erhalten, als die anderen. Man bekommt eben nur das, was man bezahlt. Um die Diskussion aber offenbar zu vermeiden, hat man dem Kind einfach einen anderen Namen verpasst. Was würde die Zahlung zerrissen, würden FK eine höhere „Coronaprämie“ erhalten.

azure90

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #1487 am: 30.11.2021 20:31 »
1.
Nach Leserhinweis haben wir beschlossen, die Tabelle TV-L 2022 in TV-L 2023 umzubenennen.

Argumentiert wurde, daß "2022" für eine Tabelle, die erst im Dezember in Kraft tritt, also 11/12 des Jahres noch gar nicht gilt, Augenwischerei sei. Dem schließen wir uns an.

2.
Als Werte für die Sonderzahlung für diese Tabelle kommen wir auf:
32,53%
46,47%
74,35%
88,14%
87,43%
Bitte um Überprüfung!

Ich würde auch noch eine 2022er Tabelle anlegen oder alternativ die 2021er Tabelle umbenennen in Entgelttabelle 2021/2022 mit der Gültigkeit 01.01.2021 - 30.11.2022.

Fritte

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« Antwort #1488 am: 01.12.2021 07:02 »
Auf der einen Seite, wird argumentiert, das es mit der moderaten Erhöhung zu keiner "Lohn-Preisspirale" kommt, auf der anderen Seite lese ich jetzt, das der Mindestlohn bereits Mitte 2022 auf 12€ gehoben wird.

Das passt nicht zusammen.
Ich bin gespannt, wie sich die Preise 2022 entwickeln.

Johann

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« Antwort #1489 am: 01.12.2021 07:15 »
Auf der einen Seite, wird argumentiert, das es mit der moderaten Erhöhung zu keiner "Lohn-Preisspirale" kommt, auf der anderen Seite lese ich jetzt, das der Mindestlohn bereits Mitte 2022 auf 12€ gehoben wird.

Das passt nicht zusammen.
Ich bin gespannt, wie sich die Preise 2022 entwickeln.

Höhere Löhne für Beschäftigte im öffentlichen Dienst haben geringere Auswirkungen auf Preise als in Branchen, in denen Mindestlohn gezahlt wird. Wenn der von 9,60€ auf 12€ steigt, wird man das zwangsläufig an den Preisen sehen, wo dieser gezahlt wird. Oder auch in anderen privaten Unternehmen. Wieso sollte jemand mit einer Ausbildung, der bisher 12€ bekommen hat (bspw. oft (Zahn-)Medizinische Fachangestellte) sich dann für Mindestlohn abspeisen lassen, wenn er doch eine Ausbildung gemacht hat?

Glaube auf unsere Löhne hier wird sich das nicht auswirken, weil fast alle TB mehr als Mindestlohn erhalten und es Arbeitgebern und Gewerkschaftsn kack egal ist, wie hoch die Differenz zwischen einzelnen "Bildungsständen" ist. Wenn es nach den Sozialisten geht, sollten hier alle das Selbe verdienen.

Durch höhere Steuereinnahmen bei höheren Löhnen wäre es ein leichtes, auch unsere Löhne entsprechend anzupassen, ohne dass der Staat relativ gesehen mehr Geld ausgeben müsste. Wird aber nicht passieren.

Laura H1802

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« Antwort #1490 am: 01.12.2021 08:25 »
Bin beim Tv-L bis 31.12.2021 angestellt und arbeite dort seit September 2020, habe ich Anspruch auf die Corona Prämie? Habe von meinem Arbeitgeber gehört, dass man bis zur Auszahlung beschäftigt sein muss. Allerdings finde ich bei den Voraussetzungen beim Vertrag der Tarifverhandlungen nichts darüber. Was kann ich tun, wenn mein Arbeitgeber sich weigert und dies nur mündlich ausspricht?

Albeles

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« Antwort #1491 am: 01.12.2021 08:32 »
Bin beim Tv-L bis 31.12.2021 angestellt und arbeite dort seit September 2020, habe ich Anspruch auf die Corona Prämie? Habe von meinem Arbeitgeber gehört, dass man bis zur Auszahlung beschäftigt sein muss. Allerdings finde ich bei den Voraussetzungen beim Vertrag der Tarifverhandlungen nichts darüber. Was kann ich tun, wenn mein Arbeitgeber sich weigert und dies nur mündlich ausspricht?

Soweit ich weiß, wurde das hier schon angesprochen. Hier steht wie es geregelt ist.

https://oeffentlicher-dienst.info/pdf/tv-l/tv-corona-sonderzahlung.pdf

Und die letzte Meinung dazu, die ich gelesen habe war, Dir steht es zu.
Dann muss Dein Arbeitgeber Dir im März wohl nochmal eine Nachzahlung des Bonus zukommen lassen. Kontonummer nicht vergessen  ;)

Berichtige mich einer, wenn er andere Informationen dazu hat.

was_guckst_du

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« Antwort #1492 am: 01.12.2021 08:38 »
....ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die Laufzeiten der aktuellen Tarifverträge TVL/TVöD nun jeweils am 30.09.2023 enden?...ein Umstand, den die Arbeitgeber im öD bisher immer erfolgreich verhindert haben...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

Albeles

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« Antwort #1493 am: 01.12.2021 08:46 »
....ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die Laufzeiten der aktuellen Tarifverträge TVL/TVöD nun jeweils am 30.09.2023 enden?...ein Umstand, den die Arbeitgeber im öD bisher immer erfolgreich verhindert haben...

Hoffst Du dann auf ein besseres Verhandlungsergebnis im TV-L als im TVÖD?  ;D ;D ;D

Wäre doch mal spannend wenn der öffentliche Dienst gemeinsam Streikt, egal ob Land oder Kommune. Vielleicht bekommt es dann auch mal die breite Öffentlichkeit mit.

was_guckst_du

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #1494 am: 01.12.2021 08:57 »
1. Nein, aber der Druck auf die Verhandler wäre zumindest so, dass ein Vergleichbares Ergebnis erzielt wird

2. das wäre auch ein Nebeneffekt

3. es wären nicht jedes Jahr Tarifverhandlungen im öD bei denen die breite Öffentlichkeit denkt, die bekommen schon wieder mehr Geld
Gruß aus "Tief im Westen"

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Bastel

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #1495 am: 01.12.2021 09:02 »
....ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die Laufzeiten der aktuellen Tarifverträge TVL/TVöD nun jeweils am 30.09.2023 enden?...ein Umstand, den die Arbeitgeber im öD bisher immer erfolgreich verhindert haben...

Der TVÖD endet doch am 31.12.22 ??

TVöD - Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst
Tarifrunde TVöD 2020
1. Laufzeit
28 Monate: 01.09.2020 - 31.12.2022

Henny0710

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« Antwort #1496 am: 01.12.2021 09:04 »
Frage zur Corona-Prämie
Ich bin langjähriger Beschäftigter an einer Universität.
Ab heute 01.Dezember befinde ich mich in Teilzeit 30Std.
Bekomme ich noch die volle Corona-Prämie oder nur anteilig durch meine Teilzeit?

Albeles

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #1497 am: 01.12.2021 09:15 »
Frage zur Corona-Prämie
Ich bin langjähriger Beschäftigter an einer Universität.
Ab heute 01.Dezember befinde ich mich in Teilzeit 30Std.
Bekomme ich noch die volle Corona-Prämie oder nur anteilig durch meine Teilzeit?

Maßgeblich ist der 29.11.2021 und da warst Du in Vollzeit. Also steht Dir auch der ganze Betrag von 1300€ zu.

was_guckst_du

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« Antwort #1498 am: 01.12.2021 09:20 »
....ist eigentlich schon jemandem aufgefallen, dass die Laufzeiten der aktuellen Tarifverträge TVL/TVöD nun jeweils am 30.09.2023 enden?...ein Umstand, den die Arbeitgeber im öD bisher immer erfolgreich verhindert haben...

Der TVÖD endet doch am 31.12.22 ??

TVöD - Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst
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1. Laufzeit
28 Monate: 01.09.2020 - 31.12.2022

...mea culpa... 8)
Gruß aus "Tief im Westen"

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wossen

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #1499 am: 01.12.2021 09:49 »
Wenn man sich die Diskussionen um die amtsangemessene Besoldung anguckt (mit ihrer positiven Brisanz für alle Beamten wegen des Abstandsgebotes für alle Besoldungsgruppen), muss man sich fragen, ob die Gewerkschaften überhaupt noch an Erhöhungen des Tabellenentgeltes interessiert sind..

Im Beamtenbereich werden Gerichte für Erhöhungen der Tabellenentgelte sorgen (siehe z.B. jüngstes Hessenurteil:https://www.dbb-hessen.de/aktuelles/news/verwaltungsgerichtshof-bestaetigt-besoldung-des-landes-hessen-ist-verfassungswidrig/?fbclid=IwAR0Po-XYqay5N1X8lat11He-RSbkmeMYF7X5DuHoogEqhg0TyZrVe2_3piI)

Einmalzahlungen sind in diesem Kontext optimal, da es schon so ausschauen könnte, dass sie für Beamte 'on top' kommen...(Tabellenentgelterhöhungen werden im Beamtenbereich dann über Gerichte erreicht, in einer Höhe, die zudem über die Übertragung von Tarifergebnissen nie zu erreichen wäre)

Vielleicht ist mit diesem Abschluss die Ära der Einmalzahlungen eingeläutet worden...