Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion  (Read 508717 times)

Lothar57

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #345 am: 02.11.2021 09:13 »
@Lothar57
Ich kann Deinen Ärger über die unterschiedlichen Beschäftigungsbedingungen der beiden Statusgruppen gut nachvollziehen. Polemik ist aber dennoch nicht angebracht. Oder siehst Du irgendwo einen Gewerkschafter, der für Beamte eine Verkürzung der Stufenlaufzeiten auf tarifliches Niveau oder ein entsprechende Verkürzung von Probezeiten fordert? Außerdem ist die S-Tabelle doch letztens erst ausgebaut worden. Was soll da fehlen? Und was sollen wissenschaftliche Hilfskräfte noch bekommen? Hältst Du deren Vergütung tatsächlich für unangemessen?

Was mein ironisch-überspitzter "Test" sagen will:
https://forum.oeffentlicher-dienst.info/index.php/topic,116943.msg223622.html#msg223622
Die Übetragung der Ergebnisse auf die Beamten ist eine zentrale Forderung aller beteiligten Gewerkschaften. (Darum sitzen Vertreter der Beamtenschaft auch "beratend" mit am Verhandlungstisch.) Gemeint sind damit aber nur die Erhöhung der Tabellenentgelte und evtl. Einmalzahlungen. Alle anderen aktuellen Forderungen (im "Test" Punkte 1-4) sind TB-Kram, kosten aber ebenfalls Geld.

  • Das Interesse der Beamtenvertreter dürfte sich daher vor allem an einer möglichst hohen Steigerung der Tabellentgelte liegen. Die Durchsetzung strukureller Forderungen der TB (z.B. Stufengleiche HG und Paralleltabelle) ist daher für ihre Interessen eher schädlich.
  • Zusätzlich kann die AG-Seite allzu hohe Forderungen abblocken mit dem Hinweis, dass dann die Übertragbarkeit auf die Beamten gefährdet sein könnte.

Die Einbeziehung der Interessen der Beamtenschaft in die Tarifverhandlungen nimmt so die TB also gleich von zwei Seiten in die Zange.
Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.

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Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #346 am: 02.11.2021 09:28 »
Ich glaube gar nicht, dass das die wirkenden Mechanismen sind. Es gibt schlicht nicht besonders viele tarifbeschäftigte Lehrer, so dass keine starke Lobby existiert. Und dann wird man bei Punkten wie der stufengleichen Höhergruppierung keinen Präzedenzfall für den TV-L schaffen wollen.

wossen

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« Antwort #347 am: 02.11.2021 09:52 »
Dort wo es in der Regel tarifbeschäftigte Lehrer gibt (Berlin verbeamtet als mittlerweile einziges Bundesland nicht - daher nur dort), werden vollausgebildete Lehrkräfte gleich bei Einstellung nach der Erfahrungsstufe 5 bezahlt (okay, zeitlich befristet - das fiele übrigens weg, wenn Berlin bald wieder verbeamten sollte, was in der Diskussion ist- ist keine Eingruppierung in Erfahrungsstufe 5, sondern wiederrufbare Zulage)

Sachsen hat die Verbeamtung letztes Jahr eingeführt - die Kompensationszahlungen an die langjährigen TBs sind ein Witz - der verbeamtete Berufsanfänger ist oft auf einem höherem Netto-Niveau als sein Schulleiter (da kann man sich die Atmosphäre vorstellen...)

Lothar hat schon Recht: strukturell gesehen, ist der Beamte 'der Gegner' der TBs, die Interessen laufen einfach zu stark auseinander

Der Lehrerbereich hat im TB-Bereich noch die Problematik der 'Erfüller' und 'Nicht-Erfüller' (mit oder ohne 2. Staatsexamen). Das ist ein großes Problem, dass die TBs dort keineswegs eine Einheit sind, sondern Erfüller und Nicht-Erfüller unterschiedliche Interessen haben. Unstrittig ist sicherlich, dass die Erfüller arg vernachlässigt wurden, während für die 'Nicht-Erfüller' doch einige Verbesserungen erreicht wurden (das sind diejenigen, die noch einmal ein 2. Staatsexamen und damit evtl Beamtenstaus erreichen könnten).

Mittlerweile muss man sagen: für einen angestellten Lehrer lohnt sich Qualifikation finanziell nicht.... außer in Berlin...(schon allein die Mühen des Referendariats, das ist wirklich oft ein Greuel...).
« Last Edit: 02.11.2021 10:08 von wossen »

Lothar57

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« Antwort #348 am: 02.11.2021 09:55 »
Ich glaube gar nicht, dass das die wirkenden Mechanismen sind. Es gibt schlicht nicht besonders viele tarifbeschäftigte Lehrer, so dass keine starke Lobby existiert. Und dann wird man bei Punkten wie der stufengleichen Höhergruppierung keinen Präzedenzfall für den TV-L schaffen wollen.

Bundesweit gibt es derzeit rund 145.000 TB-Lehrkräfte. Das sind rund 21 Prozent von insgesamt rund 706.000. Ist das wenig?
Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/215871/umfrage/beamtenstatus-und-anzahl-der-lehrer-an-allgemeinbildenden-und-berufsschulen/
Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.

wossen

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« Antwort #349 am: 02.11.2021 09:59 »
Ja, aber wie eben ausgeführt - die TBs selbst sind eine äußerst heterogene Gruppe....

Der voll ausgebildete Vertretungslehrer im Wartestand auf eine Verbeamtungsstelle hat andere Interessen als der voll ausgebildete Lehrer auf eine Planstelle ohne Verbeamtungsperspektive (z.B. wegen Alter). Und dann gibt es noch die Seiteneinsteiger....(und da muss man wieder unterscheiden zwischen jenen, welche Qualifikation zur Verbeamtung anstreben - und welche nicht)

Bedauerlich an allen TB-Initialtiven ist, dass es überhaupt nicht zum Schulterschluss mit anderen Tarifbeschäftigten auf Stellen im gehobenen und höherem Dienst kommt (von den Gewerkschaften wohl auch nicht erwünscht). In Berlin gucken die anderen TBs auf z.B. E 13-Stellen natürlich auch skeptisch auf die bevorzugende 'Sonderbehandlung' der Lehrer.

Gartenilse

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« Antwort #350 am: 02.11.2021 10:17 »
...
Sachsen hat die Verbeamtung letztes Jahr eingeführt - die Kompensationszahlungen an die langjährigen TBs sind ein Witz - der verbeamtete Berufsanfänger ist oft auf einem höherem Netto-Niveau als sein Schulleiter (da kann man sich die Atmosphäre vorstellen...)

...

Mittlerweile muss man sagen: für einen angestellten Lehrer lohnt sich Qualifikation finanziell nicht.... außer in Berlin...(schon allein die Mühen des Referendariats, das ist wirklich oft ein Greuel...).

Ja, in SN ist es schon "lustig" (nicht!). Die Kompensationszahlung gab es wohl nur für TB-Lehrer in E 13, alle anderen gingen leer aus, soweit ich es gehört habe.... Gerade an Berufsschulen, die ja ein sehr heterogenes Gehaltswesen haben, hat also kaum eine/r was davon.
Die Qualifikation hier in SN ist auch nicht zu empfehlen, für 2 Tage in der Woche UNI erhält man 6 Stunden Ausgleich, das sind aber keine 2 vollen Tage bei 26 Unterrichtsstunden. dazu kommt an Berufsschulen die Besonderheit des 4. Lehrjahres, so dass bis Weihnachten i. d. R. statt 26 Stunden mindestens 30 und mehr auf dem Wochenplan stehen. Da ist man mit den Anrechnungsstunden dann trotzdem bei Vollzeit, verteilt auf 3 Tage...das klappt also hinten und vorne nicht. Also 2 Jahre mit max. 70 % arbeiten, sprich Gehaltseinbußen hinnehmen. Und wenn man Pech hat, wie hier in SN leider mehrfach, gibt es nichtmal Planstellen für E 13 und man krebst dann trotz 2 Jahren Zweitfach-Qualifikation mit viel sinnlosem Vorlesungsstoff und Wochenenden, die man sich um die Ohren haut, um alles zu schaffen plus Gehaltseinbußen weiterhin in der E 10 oder 11 rum...
Nee, das machen viele nicht mit. Zu unsicher.

wossen

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« Antwort #351 am: 02.11.2021 10:40 »
Mit Qualifikation meinte ich jetzt: reguläres Lehramtsreferendariat (nach einem grundständigen Lehramtsstudium)

Was Du jetzt beschreibst ist Quer-/Seiteneinstieg (da muss man jetzt auch wieder differenzieren, ob die Fortbildungsmaßnahmen zur Prüfung mit dem 2. Stex und Verbeamtungsmöglichkeit führen oder nicht).

Für einen tarifbeschäftigten Lehrer ist eigentlich 'unbefristetes Arbeitsverhältnis' das Anzustrebende - 2. Stex. mit Verbleib in der 'TB-Karriere' lohnt sich finanziell eigentlich nicht (es ist aber wirklich kompliziert, da in einigen Fällen 2. Stex Voraussetzung für unbefristetes Arbeitsverhältnis ist)

Tja, das ist also alles ziemlich kompliziert - die Hauptangeschissenen in dem System sind sicherlich die regulär qualifizierten Lehrkäfte (1. Stex durch Lehramtsstudium, dann 2. Stex per regulärem Referendariat - dann Planstelle als TB, welche die Nachteile des beamten- und TB-Rechts kombiniert). Das scheint mir aber in der sehr heterogenen Gruppe der TBs (außer in Berlin) eine Minderheit zu sein.

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« Antwort #352 am: 02.11.2021 11:15 »
Bundesweit gibt es derzeit rund 145.000 TB-Lehrkräfte. Das sind rund 21 Prozent von insgesamt rund 706.000. Ist das wenig?
Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/215871/umfrage/beamtenstatus-und-anzahl-der-lehrer-an-allgemeinbildenden-und-berufsschulen/
Wie man es nimmt: 80% sind jedenfalls nicht betroffen und dazu gehört auch fast der vollständige Bestand besonders großer und einflussreicher Länder.

LehrerBW

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« Antwort #353 am: 02.11.2021 13:47 »
Wird heute eigentlich noch verhandelt oder ist die zweite Verhandlungsrunde schon durch?


Sozialarbeiter

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« Antwort #355 am: 02.11.2021 14:19 »
Wird wohl noch his 18/19 Uhr verhandelt. Direkt im Anschluss erfahren die engagierte Gewerkschaftsmitglieder über eine Zuschaltung nach Potsdam zur Verhandlungsführung wie es gelaufen ist.

EDIT: hab grad Meine Mails gecheckt. Die Zuschaltung ist auf 17 Uhr vorverlegt. Dann wird wohl nur noch bis 16 Uhr verhandelt.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

algo86

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Poggeliese

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« Antwort #357 am: 02.11.2021 14:55 »


Bundesweit gibt es derzeit rund 145.000 TB-Lehrkräfte. Das sind rund 21 Prozent von insgesamt rund 706.000. Ist das wenig?
Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/215871/umfrage/beamtenstatus-und-anzahl-der-lehrer-an-allgemeinbildenden-und-berufsschulen/

Die Statistik ist aus 2010 und basiert somit keinen aktuellen Daten. Auch die Schulform ist unvollständig und das sagt für Gesamtdeutschland recht wenig aus.

JahrhundertwerkTVÖD

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« Antwort #358 am: 02.11.2021 14:56 »
Wird wohl noch his 18/19 Uhr verhandelt. Direkt im Anschluss erfahren die engagierte Gewerkschaftsmitglieder über eine Zuschaltung nach Potsdam zur Verhandlungsführung wie es gelaufen ist.

EDIT: hab grad Meine Mails gecheckt. Die Zuschaltung ist auf 17 Uhr vorverlegt. Dann wird wohl nur noch bis 16 Uhr verhandelt.

Die müssen ja auch pünktlich aufhören um rechtzeitig zum Champions League Spiel daheim zu sein.
Außerdem gibt es eh nichts zu verkünden........ wie bei jeder Verhandlungsrunde halt.
Der große Auftritt kommt doch erst nach der letzten Verhandlungsrunde, mit Verhandlung bis tief in die Nacht und "bestes Ergebnis aller Zeiten" ..............fragt sich nur für wen.

Bastel

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« Antwort #359 am: 02.11.2021 15:10 »
Ich bin auf Isis Post gespannt ;D