Autor Thema: Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion  (Read 508748 times)

Uschi

  • Newbie
  • *
  • Beiträge: 28
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #750 am: 17.11.2021 20:28 »
Es ist gelaufen. Im System der Pressestelle von ver.di tauchte heute dieser Waschzettel auf, der eigentlich erst am 29. November bei der Bekanntgabe des Tarifabschlusses an die Medien weitergeleitet werden sollte. Ein interner Whistleblower hat das Info aber jetzt schon durchgestochen.

Tabellenentgelt
Ab 1. Oktober 2022 gibt es 2,1 Prozent Zuwachs. Im Oktober 2023 kommen noch einmal 2 Prozent hinzu. Laufzeit: 32 Monate. Zitat ver.di vom 29. 11. 2021: Das ist ein Plus von 4,1 Prozent und damit sogar besser als in Hessen. Azubis erhalten 70 Euro mehr. Zitat ver.di vom 29. 11. 2021: „Ein guter Kompromiss für beide Seiten.“

Sonderzahlung
2022 gibt es eine einmalige Sonderzahlung in Höhe von 450 Euro. 2023 folgt eine weitere Zahlung von 400 Euro. Zitat ver.di vom 29. 11. 2021: „Angesichts der besonderen Lage und den vielen weiteren Forderungen, die wir durchgesetzt haben, ist das ein gutes Ergebnis-“

Stufengleiche Höhergruppierung
Es wird eine Öffnungsklausel vereinbart. Arbeitgeber im Geltungsbereich des TV-L können bei Personalmangel oder zur Deckung des Personalbedarfes statt einer Vorweggewährung von Stufen eine stufengleiche Höhergruppierung anwenden. Der Personalrat kann beratend einbezogen werden. Für alle übrigen Fälle bleibt es bei dem Garantiebetrag, der entsprechend der Tabellenentgelte angehoben wird. Zitat GEW vom 29.11.2021: „Wir sind heute einen Riesenschritt weitergekommen. Die Stufengleiche Höhergruppierung ist nun nicht mehr ausgeschlossen und kann regional auch umgesetzt werden.“

Paralleltabelle
„Auch hier sind wir einen großen Schritt weitergekommen.“ (Zitat GEW vom 29.11.2021) Der Angleichungsbetrag wird erneut erhöht und zwar um 20 Euro.

Tarifvertrag für studentische Beschäftigte
Hier konnte bisher kein konkretes Ergebnis vereinbart werden. Die Tarifpartner haben sich aber darauf verständigt, in der Zeit nach dem Tarifabschluss in weitere Gespräche zu vertraglichen Regelungen für studentische Beschäftigte einzusteigen. Zitat GEW vom 29.11.2021: „Das ist eine solide Basis für unserer Forderungen bei der nächsten Tarifrunde.“

Erzieherinnen und Erzieher
Eine besondere Anhebung innerhalb der S-Tabelle wurde nicht vereinbart. Die Tarifpartner haben sich aber darauf verständigt, in der Zeit nach dem Tarifabschluss in weitere Gespräche zum Ausbau der S-Tabelle einzusteigen. Zitat GEW vom 29.11.2021: „Das ist eine solide Basis für unserer Forderungen bei der nächsten Tarifrunde.“

Arbeitsvorgang
Die Gewerkschaften wehren sich nicht grundsätzlich gegen die Neubewertung von Eingruppierungen, da sie auch zum Vorteil der Tarifbeschäftigten führen können. Es wurde aber ein Bestandsschutz für bestehende Verträge vereinbart. Dieser Bestandsschutz erlischt nach einer Höhergruppierung oder dem Wechsel in einen anderen Arbeitsbereich. Zitat ver.di vom 29. 11. 2021: „Die Gewerkschaften haben klare Signale gesetzt: Bis hierher und nicht weiter.“

Beamte
Übertragung des Tarifergebnisses auf die Beamtinnen und Beamten und Versorgungsempfänger. Zitat ddb vom vom 29. 11. 2021: "Das war uns besonders wichtig."

Wer’s nicht glaubt oder das hier für Satire hält, kann ja bis Ende November abwarten...

Ergänzung Pflegeberufe
Eine Sonderzahlung für Pflegeberufe wurde nicht vereinbart. Die Tarifpartner haben sich aber darauf verständigt, in der Zeit nach dem Tarifabschluss in weitere Gespräche zum Ausbau der entsprechenden Tabellen einzusteigen. Zitat ver.di vom 29.11.2021: „Das ist eine solide Basis für unserer Forderungen bei der nächsten Tarifrunde.“


Ich zitiere mich nochmal selbst. Haltet ihr dieses satirische Presseinfo immer noch für unrealistisch?


Georg53

  • Gast
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #751 am: 17.11.2021 20:40 »
Ausführlich zum Arbeitsvorgang:

https://www.rehm-verlag.de/eLine/portal/start.xav?start=%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27ztr_3a19048dc09512daf9bbc900f80e0eb7%27%5D

XTinaG

  • Gast
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #752 am: 18.11.2021 08:43 »
Markus Geyer ist aufgrund seiner beruflichen Position natürlich nicht als unbefangene Stelle zu sehen. Seine Ausführungen sind zwar auf den ersten Blick wohlfeil. Aber eben nur auf diesen ersten Blick. Zentraler Baustein seiner Argumentation ist der "geronnene gemeinsame Wille der Tarifvertragsparteien" als Ausfluß deren verfassungsmäßiger Rechte. Das ist nunmal der Text, den die Parteien fabriziert haben. Er bedarf, was Geyer auch gar nicht infrage stellt, der Auslegung. Er muß gerichtlich festgestellt werden. Wenn man nun außerhalb des sich im Texte niedergeschlagenen Willens der Parteien deren Erklärungen überhaupt eine Bedeutung beimisst, kann sich eine solche nur dann ergeben, wenn diese Erklärungen von beiden Parteien übereinstimmend erfolgen. Daran fehlt es aber, zumindest von Gewerkschaftsseite. Das beklagt Geyer auch selbst, ohne jedoch die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Jockel

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 305
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #753 am: 18.11.2021 09:24 »
@Isi und alle Lehrer hier:

Die Fakten sind korrekt. Die Lösung all der dargestellten Probleme kann und wird aber nicht über Tarifverträge geregelt werden. Im Kern fehlen euch Kollegen und kein Lohn. Das Arbeitsumfeld ist unattraktiv, weil zu wenig Leute da arbeiten. Die Bezahlung ist ok. Der Rest ist furchtbar. Das ist aber -bisher- keine tariflich geregelte Frage und ich bezweifle, dass das tariflich regelbar ist.

@Spid sorry XtinaG
Darum geht es ja bei der Verfassungsbeschwerde. DARF die Arbeitsgerichtsbarkeit interpretieren oder MUSS sie Tarifauskünfte bei den TVP einholen...

Highwaystar

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 106
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #754 am: 18.11.2021 09:42 »
@Isi und alle Lehrer hier:

Die Fakten sind korrekt. Die Lösung all der dargestellten Probleme kann und wird aber nicht über Tarifverträge geregelt werden. Im Kern fehlen euch Kollegen und kein Lohn. Das Arbeitsumfeld ist unattraktiv, weil zu wenig Leute da arbeiten. Die Bezahlung ist ok. Der Rest ist furchtbar. Das ist aber -bisher- keine tariflich geregelte Frage und ich bezweifle, dass das tariflich regelbar ist.

Als Lehrerkollege betone ich an dieser Stelle nochmals die außerordentliche Bedeutung einer stufengleichen Höhergruppierung. Dabei besteht die Forderung lediglich darin, an den TVÖD, TV Hessen und beamtenrechliche Regelungen anzupassen.

Lothar57

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 312
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #755 am: 18.11.2021 10:10 »
@Isi und alle Lehrer hier:

Die Fakten sind korrekt. Die Lösung all der dargestellten Probleme kann und wird aber nicht über Tarifverträge geregelt werden. Im Kern fehlen euch Kollegen und kein Lohn. Das Arbeitsumfeld ist unattraktiv, weil zu wenig Leute da arbeiten. Die Bezahlung ist ok. Der Rest ist furchtbar. Das ist aber -bisher- keine tariflich geregelte Frage und ich bezweifle, dass das tariflich regelbar ist.

Als Lehrerkollege betone ich an dieser Stelle nochmals die außerordentliche Bedeutung einer stufengleichen Höhergruppierung. Dabei besteht die Forderung lediglich darin, an den TVÖD, TV Hessen und beamtenrechliche Regelungen anzupassen.

Und zwar ohne Stichtag in der fernen Zukunft, so dass aktuell laufende Bewerbungsverfahren auf jeden Fall in eine Stufengleiche Höhergruppierung münden. Für alle Altfälle muss der Garantiebetrag mindestens auf das finanzielle Niveau der nächsten Stufe angehoben werden.

Die Stufengleiche Höhergruppierung wäre spätestens 2019 fällig gewesen. Stattdessen gab es nur eine moderate Erhöhung der Garantiebeträge. Diese betragen insbesondere ab EG11 (wo die Lehrkräfte zu finden sind) meist nur einen Bruchteil des Zugewinns einer Stufengleichen Höhergruppierung. 

Die GEW muss jetzt endlich liefern. Auf keinen Fall sollte sie ein erneutes Scheitern dieser Forderung wieder durch einen Appell an die Solidarität mit anderen Berufsgruppen kaschieren. Das hat sie einmal zu oft getang.
Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.

teclis22

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 331
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #756 am: 18.11.2021 10:16 »
Ja die stufengleiche Höhergruppierung muss kommen ! Alles andere wäre reiner Hohn !

Highwaystar

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 106
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #757 am: 18.11.2021 10:40 »
Ja die stufengleiche Höhergruppierung muss kommen ! Alles andere wäre reiner Hohn !

Absolut!

Der Tarifvertrag endete am 30.09.2021, daher müssten nach meinem Verständnis Veränderungen ab dem 1.10.2021 gültig werden.

öfföff

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 497
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #758 am: 18.11.2021 11:30 »
Als Lehrerkollege betone ich an dieser Stelle nochmals die außerordentliche Bedeutung einer stufengleichen Höhergruppierung. Dabei besteht die Forderung lediglich darin, an den TVÖD, TV Hessen und beamtenrechliche Regelungen anzupassen.

Die stufengleiche Höhergruppierung halte ich für nachrangig. Das Geldvolumen sollte in die Tabellenerhöhungen für alle gesteckt werden.
« Last Edit: 18.11.2021 11:37 von öfföff »

Wdd3

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,253
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #759 am: 18.11.2021 12:12 »
Als Lehrerkollege betone ich an dieser Stelle nochmals die außerordentliche Bedeutung einer stufengleichen Höhergruppierung. Dabei besteht die Forderung lediglich darin, an den TVÖD, TV Hessen und beamtenrechliche Regelungen anzupassen.

Die stufengleiche Höhergruppierung halte ich für nachrangig. Das Geldvolumen sollte in die Tabellenerhöhungen für alle gesteckt werden.

Beides ist wichtig vor allem im Bereich der Pflege. Für eine entsprechende Entlohnung finden sich auch zusätzliche Mitarbeiter die bereit sind den Job zu machen. Dadurch das die grundsätzliche Überlastung abgemildert wird werden auch die darauf zurückzuführenden Ausfälle geringer.
Klassisches win - win. 

Highwaystar

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 106
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #760 am: 18.11.2021 12:22 »
Als Lehrerkollege betone ich an dieser Stelle nochmals die außerordentliche Bedeutung einer stufengleichen Höhergruppierung. Dabei besteht die Forderung lediglich darin, an den TVÖD, TV Hessen und beamtenrechliche Regelungen anzupassen.

Die stufengleiche Höhergruppierung halte ich für nachrangig. Das Geldvolumen sollte in die Tabellenerhöhungen für alle gesteckt werden.

Der finanzielle Umfang liegt insgesamt bestenfalls bei 0,02%.

Für die betroffenen Kollegen jedoch bei ca. plus 12%...

GanzToll

  • Gast
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #761 am: 18.11.2021 12:27 »
Als Lehrerkollege betone ich an dieser Stelle nochmals die außerordentliche Bedeutung einer stufengleichen Höhergruppierung. Dabei besteht die Forderung lediglich darin, an den TVÖD, TV Hessen und beamtenrechliche Regelungen anzupassen.

Die stufengleiche Höhergruppierung halte ich für nachrangig. Das Geldvolumen sollte in die Tabellenerhöhungen für alle gesteckt werden.

Darf ich fragen warum? Keine Ambitionen mehr oder keine Zeit mehr für Ambitionen?  ;)

Isi

  • Gast
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #762 am: 18.11.2021 12:34 »
@Isi und alle Lehrer hier:

Die Fakten sind korrekt. Die Lösung all der dargestellten Probleme kann und wird aber nicht über Tarifverträge geregelt werden. Im Kern fehlen euch Kollegen und kein Lohn. Das Arbeitsumfeld ist unattraktiv, weil zu wenig Leute da arbeiten. Die Bezahlung ist ok. Der Rest ist furchtbar. Das ist aber -bisher- keine tariflich geregelte Frage und ich bezweifle, dass das tariflich regelbar ist.

@Spid sorry XtinaG
Darum geht es ja bei der Verfassungsbeschwerde. DARF die Arbeitsgerichtsbarkeit interpretieren oder MUSS sie Tarifauskünfte bei den TVP einholen...

Ich kenne die Situation der Lehrer nicht gut genug um mich darüber äußern zu können, aber dein Gedankengang hört zu abrupt auf, bzw. Du greifst zu kurz:

Das ausgebildete Fachpersonal ist da, wäre da. Und natürlich wechseln die Leute den Job oder nur den AG wegen der Arbeitsvelastung. Aber es gibt auch wirtschaftliche Aspekte die bei vielen im Vordergrund stehen:
Wenn ich in den Kitas der Kommunen einen besser bezahlten und sehr viel einfacheren Arbeitsplatz finde dann wechsle ich natürlich! Und hier gibt die S-TBelle des TvöD schlicht die Möglichkeiten dazu. Hierhin sind fast alle Kollegien gewechselt (aud meinem Bereich, also der Pädiatrie).
Und die kommen nicht zurück, wenn sie hier in den Kliniken weniger verdienen, selbst wenn genug Kollegen da wären. Diejenigen, die in dir Schweiz abgewandert sind lasse ich außen vor - die kommen nicht zurück!
Nenne es Gier ich nenne es wirtschaftliche Erwägungen die zu Recht erfolgen.
Wer glaubt das spiele keine Rolle... naja.

Jockel

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 305
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #763 am: 18.11.2021 13:01 »
Eine "pädiatrisch fortgebildete Krankenschwester" (untechnisch) bekommt in den Kommunen als "Erzieherin" tariflich keine S8a... oder doch ? verglichen mit ? KR7 oder KR8 ?

Und wenn das ein Massenphänomen sein sollte, betrifft das unterschiedliche Arbeitgeber(verbände). Uniklinikum (TdL) und Kitas (VKA). Ich bin mir nicht sicher, ob die das wissen.


Lehrer: wenn es 15-20 Schüler gäbe und Vollzeit-Hilfe für "Status-Kinder" und nicht wie in Berlin 30 Kinder und 3h Sozialhelferin am Dienstag früh für Verhaltensauffällige.... dann würde auch mehr Lehrpersonal wieder Vollzeit arbeiten. z.B.

Lothar57

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 312
Antw:Tarifrunde TV-L 2021 - Diskussion
« Antwort #764 am: 18.11.2021 13:02 »
Als Lehrerkollege betone ich an dieser Stelle nochmals die außerordentliche Bedeutung einer stufengleichen Höhergruppierung. Dabei besteht die Forderung lediglich darin, an den TVÖD, TV Hessen und beamtenrechliche Regelungen anzupassen.

Die stufengleiche Höhergruppierung halte ich für nachrangig. Das Geldvolumen sollte in die Tabellenerhöhungen für alle gesteckt werden.

Der finanzielle Umfang liegt insgesamt bestenfalls bei 0,02%.

Für die betroffenen Kollegen jedoch bei ca. plus 12%...

Völlig richtig. Im Gesamtvolumen fiel die stufengleiche Höhergruppierung noch nie wirklich ins Gewicht. So viele Aufstiege gibt es pro Jahr ja gar nicht. Sie wird auch immer erst zum Problem, wenn bei einer Höhergruppierung ein Stufenverlust erfolgt. Besonders Betroffen sind die höheren Gruppen.
In mir nährt sich der Verdacht, dass Weigerungen der TdL eher politisch zu deuten sind. Man könnte vermuten, die AG wollen damit Unfrieden in den Zielgruppen der Gewerkschaften stiften.
Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.