Autor Thema: Wird die GKV für Beamte geöffnet...  (Read 9497 times)

Feidl

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #30 am: 16.11.2021 14:48 »
Nein, fiskalisch ist es für den Dienstherrn teurer.
Und richtig teuer wird es für ihn, wenn alle Beamten in die GKV müssten, also auch der hD mit seiner hohen Besoldung und entsprechend hohen Beiträgen.


Wer heute in die PKV geht, ohne Risikozuschläge, mit Alter um die 30 (wie es bei mir vor 5 Jahren) war, kann trotzdem mit 250-270€ Tarif haben, inkl. Beihilfeergänzung. Und wie schon in den ganzen PKV-Themen kann ich immer nur wieder raten: nehmt die Günstigste!
« Last Edit: 16.11.2021 15:01 von Feidl »

Karsten

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #31 am: 16.11.2021 16:35 »
Nein, fiskalisch ist es für den Dienstherrn teurer.
Und richtig teuer wird es für ihn, wenn alle Beamten in die GKV müssten, also auch der hD mit seiner hohen Besoldung und entsprechend hohen Beiträgen.

Hierzu gibt es bereits zahlreiche Studien, alle mit einem gleichem Ergebnis -
die GKV-Versicherung würde den Bund bzw. die Länder erheblich entlasten


Ich zitiere mal die Bertelsmann-Studie aus 2017

" ...die Ausdehnung der allgemeinen Krankenversicherungspflicht auf Beamte unter Berücksichtigung der geltenden Versicherungspflichtgrenze, würde dazu führen, dass gut zwei Millionen und damit rund zwei Drittel der derzeit privat versicherten Beamten und Pensionäre in der GKV pflichtversichert wären.

Die öffentlichen Haushalte würden durch die Ausweitung der Krankenversicherungspflicht
erheblich entlastet. Bund und Länder hätten im Basisjahr der Studie (2014) bereits 3,20 Milliarden
Euro gespart: Statt 12,87 Milliarden Euro für die Beihilfe auszugeben, wären nur 9,67 Milliarden
Euro für den Arbeitgeberanteil an die GKV bzw.  für Zuschüsse zu PKV-Prämien fällig geworden.

Gut die Hälfte der Einsparungen (1,68 Mrd. €)  wäre 2014 auf die Länder entfallen, etwas weniger
(1,56 Mrd. €) auf den Bund. Auch langfristig würden die Länder mehr profitieren. Bis 2030 addierten sich ihre jährlichen Gewinne auf 33,15 Milliarden Euro, die des Bundes auf 27,16 Milliarden Euro.
Zusammen sind das mehr als 60 Milliarden Euro. ..."

ProfTii

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #32 am: 17.11.2021 06:41 »
Das Problem an diesen Studien könnte aber sein, dass die Höhe der fälligen Beihilfe die Höhe der tatsächlichen Krankheitskosten widerspiegelt. Die Höhe des Beitragssatzes der GKV reicht für die tatsächlichen Aufwendungen jedoch zumeist nicht aus. Daher auch die leeren Kassen der GKV und das Hohe Zuwendungsniveau des Bundes.
Unterm Strich wäre unmittelbar der Beitragssatz für den Bund und die Länder geringer als die Höhe der Beihilfe, mittelbar müsste diese Differenz aber durch entsprechend höhere Zuwendungen kompensiert werden. - in meinen Augen eine Milchmädchenrechnung -

Bastel

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #33 am: 17.11.2021 06:44 »
Ähnlich schaut es meines Wissens nach bei den ALG2 Empfängern aus. Da wird auch ein zu geringerer Satz an die GKV überwiesen. Den Rest muss der Steuerzahler überweisen.

cyrix42

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #34 am: 17.11.2021 10:08 »
Aber sind nicht die Kosten, die via PKV für die gleiche (oder bessere) Behandlung abgerechnet werden, höher als die, die an die GKV fließen würden? Wenn also dann viele von der PKV in die GKV wechseln würden, würde das sowohl Versicherungen als auch die Länder/ den Bund entlasten, während die Ärzteschaft weniger Einnahmen erhielte...

Bob Kelso

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #35 am: 17.11.2021 10:27 »
Ähnlich schaut es meines Wissens nach bei den ALG2 Empfängern aus. Da wird auch ein zu geringerer Satz an die GKV überwiesen. Den Rest muss der Steuerzahler überweisen.

Der Steuerzahler übernimmt die gesamte Summe der Transferleistung und des GKV- "Beitrages"! 

WasDennNun

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #36 am: 17.11.2021 10:35 »
Aber sind nicht die Kosten, die via PKV für die gleiche (oder bessere) Behandlung abgerechnet werden, höher als die, die an die GKV fließen würden? Wenn also dann viele von der PKV in die GKV wechseln würden, würde das sowohl Versicherungen als auch die Länder/ den Bund entlasten, während die Ärzteschaft weniger Einnahmen erhielte...
Gewagte These: Bessere Behandlungen (so wie z.B. die IGEL) können ja weiterhin erbracht werden, werden dann aber halt vom Menschen nach Wunsch selbst gezahlt.
Und es ist nicht korrekt, dass der Arzt grundsätzlich mehr Geld für seine Leistungen von der PKV bekommt als von der GKV.

Organisator

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #37 am: 17.11.2021 11:26 »
Und es ist nicht korrekt, dass der Arzt grundsätzlich mehr Geld für seine Leistungen von der PKV bekommt als von der GKV.

Was wäre denn korrekt? Bzw. ich dachte, genau dafür sind die Faktoren auf den Arztrechnungen da.

Tom321

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #38 am: 17.11.2021 14:32 »
Ich zitiere mal die Bertelsmann-Studie aus 2017

" ...die Ausdehnung der allgemeinen Krankenversicherungspflicht auf Beamte unter Berücksichtigung der geltenden Versicherungspflichtgrenze, würde dazu führen, dass gut zwei Millionen und damit rund zwei Drittel der derzeit privat versicherten Beamten und Pensionäre in der GKV pflichtversichert wären.

Die öffentlichen Haushalte würden durch die Ausweitung der Krankenversicherungspflicht
erheblich entlastet. Bund und Länder hätten im Basisjahr der Studie (2014) bereits 3,20 Milliarden
Euro gespart: Statt 12,87 Milliarden Euro für die Beihilfe auszugeben, wären nur 9,67 Milliarden
Euro für den Arbeitgeberanteil an die GKV bzw.  für Zuschüsse zu PKV-Prämien fällig geworden.

Gut die Hälfte der Einsparungen (1,68 Mrd. €)  wäre 2014 auf die Länder entfallen, etwas weniger
(1,56 Mrd. €) auf den Bund. Auch langfristig würden die Länder mehr profitieren. Bis 2030 addierten sich ihre jährlichen Gewinne auf 33,15 Milliarden Euro, die des Bundes auf 27,16 Milliarden Euro.
Zusammen sind das mehr als 60 Milliarden Euro. ..."


Ich möchte die Studie gar nicht anzweifeln, interessant wären hier aktuelle Zahlen.

Dennoch muss man den Satz Ausdehnung der allgemeinen Krankenversicherungspflicht auf Beamte unter Berücksichtigung der geltenden Versicherungspflichtgrenze beachten, hier wurden bewusst die Beamten ausgegrenzt, die über der Versicherungspflichtgrenze liegen.

Sollte aber irgendwann mal wirklich eine Bürgerversicherung kommen und eine Pflicht, dass alle Beamten in diese Bürgerversicherung müssen, mag das dann schon anders aussehen und die Ersparnis in der Studie dann eher in Mehrausgaben übergehen.

Gerade bei den Beamten der höheren Besoldungsgruppen ist der der Zuschuss zur Bürgerversicherung (Hälfte des Beitrags) natürlich auch wesentlich höher und ich gehe davon aus, dass die Studie dann auch zu einen anderen Ergebnis kommt.

WasDennNun

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #39 am: 17.11.2021 19:14 »
Und es ist nicht korrekt, dass der Arzt grundsätzlich mehr Geld für seine Leistungen von der PKV bekommt als von der GKV.

Was wäre denn korrekt? Bzw. ich dachte, genau dafür sind die Faktoren auf den Arztrechnungen da.
Nein, der Faktor ist dazu da ein und dieselbe Tätigkeit bzgl. ihres Schwierigkeitsgrades differenzieren zu können.
Also ein zappelnder Patient, dem der Zahn gezogen wird vs. der ruhige, der mit Gegendruck beim ziehen unterstützt.

Und abgerechnet wird nach unterschiedlichen Tabellen EBM mit seinen Punkten vs. GOÄ

clarion

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #40 am: 17.11.2021 22:34 »
Insgesamt  würde eine Bürgerversicherung  für ALLE deutlich mehr  Einnahmen  generieren, besonders dann wenn die Beiträge  aufgrund der letztjährigen Steuerzahlung berechnet würde, da dann alle Einkünfte erfasst werden würden. Die Beitragsbemessungsgrenze würde den Höchstbetrag definieren  und es müsste auch einen Sockelbeitrag für Erwachsene nach unten geben, der Bestandteil  der Hartz IV Sätze wäre. Dann kann man sich wie bisher beitragsfreie Kinder und Jugendliche leisten. Wenn man lediglich die Beamtenschaft heranzieht, dann wäre es in der Tat nur ein "Linke Tasche, rechte Tasche" Phänomen, da bei den hohen Besoldungsgruppen tatsächlich  auch bis zur Beitragsbemessungsgrenze gezahlt werden müsste.

Oberamtsfuzzi

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #41 am: 21.11.2021 17:26 »
Eine Bürgerversicherung wird m.E. dem jeder Versicherung zugrunde liegenden Gedanken einer Solidargemeinschaft am ehesten gerecht. Das größte Problem sind die "Altlasten" durch die bisherigen Systeme und die Frage, wie die (jahrzehntelangen) Transitionsprozesse gestaltet sein müssen, damit es ganz am Ende weder große Verlierer noch obszöne Gewinner gibt. Ob der Gesetzgeber genug Weitblick hat das hinzubekommen bleibt abzuwarten...

1970 gab es 1815 gesetzliche Krankenkassen in Deutschland, 2021 sind es "nur" noch ca. 100 und ca. 43 private. Wenn man jetzt unterstellt, dass jede Kasse ihre eigene Verwaltungsstruktur hat(te), bedeutet allein dies enormes Einsparpotential.

clarion

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #42 am: 21.11.2021 21:59 »
@Bob, der Fehler der Niederlanden ist, dass die KV privat ist! Eine Bürgerversicherung muss natürlich im Rahmen der GKVen erfolgen.

Bob Kelso

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #43 am: 21.11.2021 22:00 »
Eine Bürgerversicherung wird m.E. dem jeder Versicherung zugrunde liegenden Gedanken einer Solidargemeinschaft am ehesten gerecht. Das größte Problem sind die "Altlasten" durch die bisherigen Systeme und die Frage, wie die (jahrzehntelangen) Transitionsprozesse gestaltet sein müssen, damit es ganz am Ende weder große Verlierer noch obszöne Gewinner gibt. Ob der Gesetzgeber genug Weitblick hat das hinzubekommen bleibt abzuwarten...

1970 gab es 1815 gesetzliche Krankenkassen in Deutschland, 2021 sind es "nur" noch ca. 100 und ca. 43 private. Wenn man jetzt unterstellt, dass jede Kasse ihre eigene Verwaltungsstruktur hat(te), bedeutet allein dies enormes Einsparpotential.

Leider muss ich Ihnen widersprechen: Weder der Gedanke der "Solidargemeinschaft" noch der "guten Versorgung der Versicherten" würde erfüllt werden. Ein Blick in die Niederlande würde hinreichend Erkenntnisse generieren.
In den NL muss sich jeder bei privaten Versicherungsunternehmen versichern; eine jährliche Prämien-Vergleichs- Orgie und Jagd nach Schnäppchen findet zur Herbstzeit satt.
Jede Person ( wie bei und das PKV- Modell) muss Beiträge entrichten; es existiert keine Familienversicherung.  Es besteht die Möglichkeit der staatl. Unterstützung, also durch erbrachte Steuern; somit bezahlen die Berufstätigen doppelt! 
Die Beitragshöhe setzt sich aus den versicherten Risiken zusammen: Also Absicherung der Risiken nach "Geldbeutel"! Das wollen wir sicher nicht. Zudem sind auch in der "optimal zorg" Leistungen gedeckelt. Z,B. Zahnheilkunde max. 500 Euro / pro Jahr. (!!) Nahezu keine "Heilhilfsmittel"!
Die Niederlande  hat das "huis- arts- Prinzip! Überweisungen an einen "medische specialist" werden nur durch den Hausarzt erteilt; wenn überhaupt. In den Krankenhäusern sind gemischtgeschlechtliche Belegung der Zimmer mit bis zu 6 Personen Normalität. Kieferorthopädie ist unbezahlbar. Aus diesen Gründen fahren manche Niederländer nach Deutschland zur med. Versorgung.
"Deutschland" hat das Problem, dass viele viele MIO Versicherte keine Beiträge entrichten, aber versorgt werden müssen; viele MIO Menschen durch Steuergelder (Gesundheitsfond) finanziert werden müssen. Zudem werden jedes Jahr MIO Euro im Rahmen des "Türkei-Abkommens" und der "Jugoslawien-Regelung" ins Ausland transferiert.

Bob Kelso

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Antw:Wird die GKV für Beamte geöffnet...
« Antwort #44 am: 21.11.2021 22:03 »
Insgesamt  würde eine Bürgerversicherung  für ALLE deutlich mehr  Einnahmen  generieren, besonders dann wenn die Beiträge  aufgrund der letztjährigen Steuerzahlung berechnet würde, da dann alle Einkünfte erfasst werden würden. Die Beitragsbemessungsgrenze würde den Höchstbetrag definieren  und es müsste auch einen Sockelbeitrag für Erwachsene nach unten geben, der Bestandteil  der Hartz IV Sätze wäre. Dann kann man sich wie bisher beitragsfreie Kinder und Jugendliche leisten. Wenn man lediglich die Beamtenschaft heranzieht, dann wäre es in der Tat nur ein "Linke Tasche, rechte Tasche" Phänomen, da bei den hohen Besoldungsgruppen tatsächlich  auch bis zur Beitragsbemessungsgrenze gezahlt werden müsste.

"Erfassung aller Einkünfte"! Welche ungerechte sozialistische Umverteilung. Und wieder werden "leistungsbereite Menschen" monetär bestraft und sollen sich darüber freuen "andere mitzuschleppen"!