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Was kann die Basis tun, um die Gewerkschaften zum Strategiewechsel zu bewegen?

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Lothar57:
Der jetzige Tarifabschluss ist ein Desaster für die Gewerkschaften.
Keine der Forderungen konnte wirklich durchgesetzt werden. Gefordert waren 5 Prozent bei einem Jahr Laufzeit. Es kam: 15 Monate gar keine Erhöhung. Danach gerade mal 2,8 Prozent - also weit entfernt vom Inflationsausgleich.
Statt des geforderten, tabellenwirksamen Sockelbetrages in Höhe von 150 Euro gibt es eine Einmalzahlung in Höhe von 1300 Euro, wobei die Arbeitgeber zusätzlich die steuerlichen Vorteile der Corona-Regeln ausnutzen. Ein echtes Schnäppchen.
Stufengleiche Höhergruppierung - Fehlanzeige; Erhöhung der Garantiebeträge - Fehlanzeige; Paralleltabelle für Lehrkräfte - Fehlanzeige; Erhöhung der Angleichungszulage ebenfalls für TB-Lehrkräfte - Fehlanzeige. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen und  auf andere Berufsgruppen erweitern.
Einzig für die Pflegekräfte konnten geringfügige Verbesserungen erreicht werden, die aber ebenfall weit unter den ursprünglichen Forderungen liegen.

Und wie Verhalten sich die Gewerkschaften, nachdem sie wochenlang martialische Reden gehalten haben: Anstatt die Niederlage einzugestehen, kommt die übliche Schönfärberei.

* "Ein in weiten Teilen respektables Ergebnis" (ver.di)
* "Verantwortungsvoller Abschluss in schwieriger Corona-Zeit." (GEW)
* Der dbb macht mit der Headline auf "Anschlag auf die Eingruppierung abgewehrt", dabei wird dieses Problem vorrangig vor Gericht und nicht am Verhandlungstisch geklärt.
* Gegenüber den Medien wird das Ergebnis dreist verkürzt als Erhöhung von 2,5 Prozent zzgl. Coronabonus dargestellt.

* Halten Gewerkschaften ihre Mitglieder für so dumm, dass sie nach jeder Verhandlungsrunde zu solch platten Taschenspielertricks greifen müssen, statt einfach mal Niederlagen einzugestehen?
* Warum richten die Gewerkschaften keine Foren ein, um sich ein echtes Bild von der Stimmung der Basis zu machen?
* Warum finden keine Mitgliederbefragungen zu Tarifergebnissen statt?
* Haben die Gewerkschaften so wenig Vertrauen in die Kampfbereitschaft ihres Klientels, dass sie es jedes Mal nur zu ein paar symbolischen Warnstreiks aufrufen?
Was kann die Basis tun, um die Gewerkschaften endlich zu einem Wechsel der Strategie und der Kommunikation mit ihren Mitgliedern zu bewegen?

ACDSee:
Es sehe drei Möglichkeiten:

1. Mit möglichst vielen Freunden gleichzeitig in die bestehende Gewerkschaft eintreten und den Laden übernhemen/umbauen.
2. Eine eigene Gewerkschaft gründen und in Konkurrenz zur bestehenden Gewerkschaft treten (siehe: GDL vs. EVG).
3. Die anderen machen lassen was sie wollen und sich direkt mit dem Arbeitgeber vereinbaren (außertariflich).

Alles nicht sehr leicht.

Sozialarbeiter:
Ich hab sehr Unterschiedliche Bewertungen über das Ergebnis mitbekommen. Während die Bundesebene den Spaß schön redet, geht der Hamburger Landesverband in heftige Kritik und Auseinandersetzung. Siggi Frieß habe bei der Runde in Potsdam die Verhandlungsführung immer wieder darauf hingewiesen, dass mehr auf Hamburg geguckt werden muss. Naja, es hat nicht ausgereicht. Dann muss man es wohl selbst machen und aktiv werden, idealerweise mit einer Gruppe von Kollegen und Freunden.
So wie man relativ schnell Parteien in kleinen Kreisen korrumpieren und übernehmen kann, sollte sowas auch in der Gewerkschaft möglich sein.
Aber letztlich hilft es nicht, wenn der Organisationsgrad nicht steigt. Daran muss gearbeitet werden. Mit unter zehn Prozent kannst du nichts erstreiken/durchstreiken.

Dude23:

--- Zitat von: Lothar57 am 30.11.2021 18:51 ---Halten Gewerkschaften ihre Mitglieder für so dumm, dass sie nach jeder Verhandlungsrunde zu solch platten Taschenspielertricks greifen müssen, statt einfach mal Niederlagen einzugestehen?

--- End quote ---

Ich denke die Formulierung "ein in weiten Teilen respektables Ergebnis" ist Verdi-Sprech für das Eingestehen einer Niederlage. Zumindest in meiner Erinnerung wurden ähnlich schlechte Abschlüsse in der Vergangenheit immer spürbar euphorischer vorgetragen.

Bastel:
Gibt es eigentlich Statistiken über die Mitgliederzahl von Verdi? Das müssten doch Jahr für Jahr weniger werden...

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