Autor Thema: Was kann die Basis tun, um die Gewerkschaften zum Strategiewechsel zu bewegen?  (Read 6401 times)

Christian79

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Ok...aber innerhalb des öD?

WasDennNun

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Weist du wie ich kämpfe? Ich gehe einfach wenn es mir nicht mehr passt.
Also ich gebe dem AG schon noch vorher bekannt, was meine Bindungen sind für die ich meine Arbeitskraft zur Verfügung stellen will. Und gehe dann, wenn meine Wünsche nicht ausreichend gehör finden.

Auch innerhalb des öD oder in den öD hinein oder vom öD Weg.

Habe alle Varianten schon durch.

Christian79

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Welche Wünsche können das sein? Beschäftigung als AT? Das werden die meisten ohne wissenschaftlichen Hochschulabschluss nicht bekommen. Da ist spätestens bei der Endstufe der eigenen EG Schluss.

JahrhundertwerkTVÖD

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Alles jammern nützt schlussendlich nix.
Arbeitskampf wird auf der Straße geführt...Streik!
Aber wo waren denn die "Großdemonstrationen" - es trifft sich nur noch der harte Kern oder die engagierte Jugend. Die Mehrzahl der Beschäftigten im öD sind doch gar nicht mehr organisiert. Das wissen auch die AG.

Für diese Gewerkschaft und Gewerkschaftsführung sollte kein einziger auf die Straße gehen.
Seit Einführung des TVÖD wird nach jeder Tarifverhandlung dreist gelogen, zu Ungunsten von Mitarbeitern verhandelt und dann noch jeder ach so miserable Abschluss als der Beste aller Zeiten gefeiert.
Warum sollte sich für solch ein Dilettantismus auch nur einer einsetzen?

Ich bin davon überzeugt, dass nur dann sich etwas ändert wenn die Gewerkschaftsführung offen und ehrlich kommuniziert dass sie ein miserables Ergebnis geliefert hat und nicht weiterhin die Leute für dumm verkauft und denen dreist ins Gesicht lügt.
Wenn auch nur annähernd das Vertrauen und das Gefühl wieder da wäre, dass Verdi sich ernsthaft für die Interessen aller Mitarbeiter einsetzt, würden sich auch wesentlich mehr damit identifizieren und streiken.

Christian79

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Kann sein...aber hättest du wirklich mehr vertrauen, wenn die Oberbonzen ihr Versagen zugeben würden. Würdest du dich dann mit denen identifizieren?

Ich weiß auch nicht was richtig und falsch ist.  In einem hast du recht. Das als "Sieg" zu verkaufen ist schmarn.

Wie könnten wir es besser machen?

Bastel

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Wie wäre es mal mit Abschlüssen welche nicht zulasten der oberen EGs gehen? Ich bin doch nicht bescheuert und unterstütze einen Verein, der mich bei jeder Möglichkeit die sich ihm bietet benachteiligt. Sei es bei einmaligen Sonderzahlungen, der JSZ oder irgendeinen schwachsinnigen Sockelbetrag.

WasDennNun

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Welche Wünsche können das sein? Beschäftigung als AT? Das werden die meisten ohne wissenschaftlichen Hochschulabschluss nicht bekommen. Da ist spätestens bei der Endstufe der eigenen EG Schluss.
Welche Wünsche: Ganz einfach Entgelt in Höhe von min X Euro.
Meistens bei ahnungslosen tariflichen Personaler von mir formuliert in Form von:
Ich komme zur EG13 Stufe 5 (inzwischen Stufe 6)
Das können sie wie folgt tariflich Realisieren:
Einschlägige BE Stufe 3 und wahlweise: Anerkennung förderliche Zeiten von X Jahren oder Zulage nach 16.5 von 2 Stufen, so dass ich in der Stufe 5 (6) lande


TVWaldschrat

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Welche Wünsche können das sein? Beschäftigung als AT? Das werden die meisten ohne wissenschaftlichen Hochschulabschluss nicht bekommen. Da ist spätestens bei der Endstufe der eigenen EG Schluss.
Welche Wünsche: Ganz einfach Entgelt in Höhe von min X Euro.
Meistens bei ahnungslosen tariflichen Personaler von mir formuliert in Form von:
Ich komme zur EG13 Stufe 5 (inzwischen Stufe 6)
Das können sie wie folgt tariflich Realisieren:
Einschlägige BE Stufe 3 und wahlweise: Anerkennung förderliche Zeiten von X Jahren oder Zulage nach 16.5 von 2 Stufen, so dass ich in der Stufe 5 (6) lande

Da bist du aber auch in der "glücklichen" Position zu wissen, was eine Personaldrohne im öD hören möchte.


Isi

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Wenn du mir 4.000 Leute versprichst die demonstrieren, oder streiken wenn ich es will, anbieten kannst dann werde ich sehr schnellt an der Spitze dieser Gewerkschaften stehen.
Und dann gibt es auch einen Strategiewechsel.

So einfach ist das, Macht generiert sich in der Demokratie nach Wählerstimmen und Mehrheiten. Wer diese bekommt, darf regieren. Überall

Jockel

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Wenn man mit Demonstrationen etwas erreichen könnte, wären sie verboten.  ;D

WasDennNun

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Da bist du aber auch in der "glücklichen" Position zu wissen, was eine Personaldrohne im öD hören möchte.
Und in der glücklichen Position zu wissen, dass es noch mehr als nur einen AG gibt.
Und bin nicht so deppert, dass ich glaube was eine Personaldrohne für lügen Geschichten erzählt, um dann rumzuheulen, dass der TV blöd ist.

Lothar57

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Wenn du mir 4.000 Leute versprichst die demonstrieren, oder streiken wenn ich es will, anbieten kannst dann werde ich sehr schnellt an der Spitze dieser Gewerkschaften stehen.
Und dann gibt es auch einen Strategiewechsel.

So einfach ist das, Macht generiert sich in der Demokratie nach Wählerstimmen und Mehrheiten. Wer diese bekommt, darf regieren. Überall

Leider sind die gewerkschaftlichen Strukturen nicht mehr demokratisch. Denn seit dem Untergang der meisten Spartengewerkschaften im Dienstleistungssektor kann ich ja noch nicht einmal zwischen verschiedenen Anbietern wählen.
Ver.di hat sich inzwischen zu einer Einheitsgewerkschaft entwickelt, die selbst dann für mich Entscheidungen bei Tarifverhandlungen zum TV-L trifft, wenn ich Mitglied einer anderen Gewerkschaft bin. GEW, dbb und GdP haben sich und die Interessen ihres Klientels längst der großen Schwester untergeordnet.

So genannte "basisdemokratishe" Umfragen sind längst zur Farce verkommen. Ver.di hat zwar vorgegeben, die Basis anzuhören, gefragt wurde online aber nur nach dem Wunschprozentsatz der Entgelterhöhung. Alles andere lief unter sonstige Wünsche. Schwerpunktsetzungen aus den Umfragen der anderen beteiligten Gewerkschaften kamen bei den aktuellen Verhandlungen nicht zum Tragen.

Ver.di nutzt ihre Führungsposition konsequent aus. Bei den letzten Tarifverhandlungen standen die Interessen typsicher ver.di Zielgruppen im Vordergrund. 2019 waren es die Erziehungs- und nichtakademischen Sozialberufe, dieses Mal die Pflegeberufe. Vorzugsweise alles <= EG9. Diese Schwerpunktsetzung erfolgt eigenmächtig politisch motiviert und ohne Rückkopplung an die Basis. Tarifbeschäftigten Lehrkräfte und IT-ler beispielsweise gucken regelmäßig in die Röhre.

Solidarität ist wichtig, aber keine Einbahnstraße. Ich zahle keine Gewerkschaftsbeiträge, damit am Ende einseitig und dauerhaft andere Berufsgruppen als meine eigene unterstützt werden. Ich denke, dass nur die Rückkehr zur Spartengewerkschaften auf Dauer wieder zu einer demokratischen Gewerkschaftskultur führen kann.



Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.

XTinaG

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Ich glaube nicht, daß "Schwester" das Verhältnis zwischen dbb Tarifunion und Verdi zutreffend charakterisiert. dbb Tarifunion ist ein Gewerkschaftsbund, Verdi eine Spartengewerkschaft eines anderen Gewerkschaftsbunds. Verdi ist auch keine Einheitsgewerkschaft, die politischen Sympathien sind doch recht eindeutig und einseitig verteilt.

Lothar57

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Ich glaube nicht, daß "Schwester" das Verhältnis zwischen dbb Tarifunion und Verdi zutreffend charakterisiert. dbb Tarifunion ist ein Gewerkschaftsbund, Verdi eine Spartengewerkschaft eines anderen Gewerkschaftsbunds. Verdi ist auch keine Einheitsgewerkschaft, die politischen Sympathien sind doch recht eindeutig und einseitig verteilt.

In der Sache hast du natürlich recht. ver.di als Spartengewerkschaft zu bezeichnen, greift m.E. aber zu kurz. Ver.di ist entstanden durch eine Fusion von fünf Spartengewerkschaften aus dem Dienstleistungssektor. Sie repräsentiert darin völlig unterschiedliche Berufsgruppen vom Gebäudereiniger bis hin zum Journalisten, vom Krankenpfleger bis zum Gymnasiallehrer. Einziges Bindegliede ist die Zugehörigekeit zum Tertiären Sektor - also dem größten Wirtschaftssektor in Deutschland. In Tarifverhandlungen vertritt ver.di sogar die Interessen von anderen Spartengewerkschaften, die seinerzeit bewusst die Fusion abgelehnt haben. (z.B. GEW oder die im dbb zusammengeschlossenen Kleinverbände).

Besser wäre es, ver.di als Wirtschaftsektoren-Gewerkschaft zu bezeichnen. Und diesem Bereich hat sie sich aus o.g Gründen quasi zu einer Einheitsgewerkschaft entwickelt. Und das ist nicht gut für ein demokratisches Gewerkschaftswesen.
Ceterum censeo paralleltabellum esse einzufuehrendam.

XTinaG

  • Gast
dbb Tarifunion steht in Konkurrenz zum DGB, bei dem Verdi Mitglied ist. Weder vertritt Verdi die Interessen der dbb-Gewerkschaften noch hat eine der beiden Seiten den Anspruch, daß dem so sei.