Wenn du mir 4.000 Leute versprichst die demonstrieren, oder streiken wenn ich es will, anbieten kannst dann werde ich sehr schnellt an der Spitze dieser Gewerkschaften stehen.
Und dann gibt es auch einen Strategiewechsel.
So einfach ist das, Macht generiert sich in der Demokratie nach Wählerstimmen und Mehrheiten. Wer diese bekommt, darf regieren. Überall
Leider sind die gewerkschaftlichen Strukturen nicht mehr demokratisch. Denn seit dem Untergang der meisten Spartengewerkschaften im Dienstleistungssektor kann ich ja noch nicht einmal zwischen verschiedenen Anbietern wählen.
Ver.di hat sich inzwischen zu einer Einheitsgewerkschaft entwickelt, die selbst dann für mich Entscheidungen bei Tarifverhandlungen zum TV-L trifft, wenn ich Mitglied einer anderen Gewerkschaft bin. GEW, dbb und GdP haben sich und die Interessen ihres Klientels längst der großen Schwester untergeordnet.
So genannte "basisdemokratishe" Umfragen sind längst zur Farce verkommen. Ver.di hat zwar vorgegeben, die Basis anzuhören, gefragt wurde online aber nur nach dem Wunschprozentsatz der Entgelterhöhung. Alles andere lief unter sonstige Wünsche. Schwerpunktsetzungen aus den Umfragen der anderen beteiligten Gewerkschaften kamen bei den aktuellen Verhandlungen nicht zum Tragen.
Ver.di nutzt ihre Führungsposition konsequent aus. Bei den letzten Tarifverhandlungen standen die Interessen typsicher ver.di Zielgruppen im Vordergrund. 2019 waren es die Erziehungs- und nichtakademischen Sozialberufe, dieses Mal die Pflegeberufe. Vorzugsweise alles <= EG9. Diese Schwerpunktsetzung erfolgt eigenmächtig politisch motiviert und ohne Rückkopplung an die Basis. Tarifbeschäftigten Lehrkräfte und IT-ler beispielsweise gucken regelmäßig in die Röhre.
Solidarität ist wichtig, aber keine Einbahnstraße. Ich zahle keine Gewerkschaftsbeiträge, damit am Ende einseitig und dauerhaft andere Berufsgruppen als meine eigene unterstützt werden. Ich denke, dass nur die Rückkehr zur Spartengewerkschaften auf Dauer wieder zu einer demokratischen Gewerkschaftskultur führen kann.