Autor Thema: Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe  (Read 19842 times)

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #105 am: 26.12.2021 09:41 »
Aber nicht, weil es die Möglichkeiten nicht gebe, sondern weil der Arbeitgeber sich gegen deren Nutzung entscheidet.

WasDennNun

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #106 am: 26.12.2021 10:36 »
Auch hier ist das Gegenteil richtig. Die "aktuellen" Ingenieure, welche langjährige Erfahrung mit Großprojekten haben, sind keine low Performer, sondern bekommen gerne mal 6 stellige Angebote über diverse Plattformen. Die Abwanderungen aufgrund Abwerbung sind doch das größte Problem. Es rücken erfahrungsgemäß immer unerfahrene Absolventen nach, welche nach einiger Zeit wieder wechseln. Mittlerweile startet sogar die Autobahn GmbH (erfolglose) Abwerbeversuche. Dem Umstand mit einem Flickenteppich von befristeten Zulagen oder AT-Verträgen entgegen zu wollen ist Unsinn und nachweißlich an der Realität gescheitert.
Und was soll ein Aufschalg von x tausend Euro beim Tarifvertrag gegen diese Situation ändern?
Einzig, dass die Abwerbeversuche weiterhin stattfinden und weiterhin der AG, der eben mit AT Verträgen und Zulagen (also die Privatwirtschaft) immer ein Augenzwinkern mehr bezahlen wird.

Also erkläre mir bitte mal wieso da dann sich was ändern sollte.

Der Fisch stinkt vom Kopf.


Das was passieren muss ist:
Personaler die eben mitbieten auf dem Markt und dafür das Budget haben.
Vorgesetzte, die in die Verantwortung gezogen werden, wenn sie die Stellen nicht besetzbekommen und Projekt nicht erledigt werden.

Die Kosten der Externen als Personalkosten verstanden und Budgetiert werden, dann kann man sich Ratzfatz eine Tüte ITler mit 100T€ einkommen leisten, die eben nichts anderes als die doppelt so teuren externen leisten, nur nachhaltiger, weil keine Supportkosten von 1Mio pro Jahr.
Und sei es diese Dinge als zeitlich befristete Projekte zu starten (damit man die Büchse der Pandora nicht öffnen muss).

Und damit man so etwas durchzeihen kann, muss man die Menschen die totoughtotame und Pommes richtig benannten wegräumen und ebenfalls die Frank123 dieser Welt aus ihren "Tarifrecht muss es richten" denken abbringen, denn es ist das dümmste was ich immer wieder höre, diese Menschen glaube tatsächlich durch mehr Geld per Tarif würde die pW nicht mitziehen und nicht noch mehr Geld zahlen. Ein Rennen was man nicht gewinnen kann!

Bei uns habe ich einige Jahre gebraucht um so einen Strukturwandel zu starten. Ohne Tarifrechtsänderungen, sondern mit ausnutzen derselben. Und leider musste ich dafür mich in den PR wählen lassen, damit ich auch da aufräumen konnte.

Bastel

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #107 am: 26.12.2021 12:48 »
Auch hier ist das Gegenteil richtig. Die "aktuellen" Ingenieure, welche langjährige Erfahrung mit Großprojekten haben, sind keine low Performer, sondern bekommen gerne mal 6 stellige Angebote über diverse Plattformen. Die Abwanderungen aufgrund Abwerbung sind doch das größte Problem. Es rücken erfahrungsgemäß immer unerfahrene Absolventen nach, welche nach einiger Zeit wieder wechseln. Mittlerweile startet sogar die Autobahn GmbH (erfolglose) Abwerbeversuche. Dem Umstand mit einem Flickenteppich von befristeten Zulagen oder AT-Verträgen entgegen zu wollen ist Unsinn und nachweißlich an der Realität gescheitert.
Und was soll ein Aufschalg von x tausend Euro beim Tarifvertrag gegen diese Situation ändern?
Einzig, dass die Abwerbeversuche weiterhin stattfinden und weiterhin der AG, der eben mit AT Verträgen und Zulagen (also die Privatwirtschaft) immer ein Augenzwinkern mehr bezahlen wird.

Also erkläre mir bitte mal wieso da dann sich was ändern sollte.


Du tust ja so, als ob die PW unbegrenzte Mittel hätte...

EDV Sachverständiger

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #108 am: 26.12.2021 13:16 »
Zitat
Du tust ja so, als ob die PW unbegrenzte Mittel hätte...

Die pW hat zwar keine unbegrenzten Mittel, jedoch muss ein Unternehmen zwingend Gewinn erwirtschaften, um am Markt zu bestehen. Im Gegensatz dazu muss der öD dies halt nicht tun. Geld kommt im Zweifelsfall immer und persönliche Konsequenzen für Fehlhandlungen gibt es doch in den wenigsten Fällen. Wieso sollte sich also daher der öD "besonders anstrengen" im Wettbewerb um gute ITler oder Ing? Dann vergibt man halt nach extern. Kostet zwar drölf mal mehr aber man hat ja als "Entscheider" im öD eh nichts zu befürchten.

Ich denke erst wenn mal richtig "der Laden am brennen" ist wird man evtl. irgendwas in Richtung "marktübliche Bezahlung für Fachkräfte" unternehmen, aber auch nur so viel bis halt wieder irgendwer eingestellt wurde.

Der öD ist halt in seiner eigenen Denkstruktur gefangen. E13 oder gar E14 für jemanden der "nur" auf Sachbearbeiter Ebene angestellt ist? Wo kommen wir denn da hin wenn der Referent aus der anderen Abteilung dann mit E11 oder so doof in die Röhre guckt? Der öD geißelt sich von ganz allein. Machtdenken, altbackene Strukturen und meist eine völlige Fehlbesetzung an höherer Stelle werden aus meiner Sicht in den meisten Ämtern nichts ändern.

Bekommt man dann so ab ca. in zehn Jahren durch die Verrentungswelle in richtige Personalnot wird halt immer mehr nach extern gegeben. Man muss dafür ja keine Verantwortung übernehmen oder kann alles so geschickt unter den Teppich kehren dass jemand anderes der Buhmann ist.

Fähige Führungskräfte würden halt das Potential erkennen, durch Zulage oder gleich AT fähige Leute für die anstehende Digitalisierung der Verwaltung & Co. zu bekommen bzw. dafür zu sorgen, dass sich das Bestandspersonal nicht heimlich still und leise nach und nach verabschiedet oder wie im meinem Fall nur noch "Dienst nach Vorschrift" macht. Würde man halt mehr Geld ins Stammpersonal investieren würde das auf Dauer sehr viel günstiger kommen als immer den Dienstleister zu bemühen.

Organisator

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #109 am: 26.12.2021 13:39 »
Nein. Das System ist in keiner Weise gescheitert. Es gibt nachweislich Arbeitgeber, die mit diesem System performantes Personal gewinnen.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt nachweislich keine AG, die mit diesem System performantes Personal gewonnen haben. Ansonsten erbringe den Nachweis. Bitte kein Hörensagen aus dem Forum.

Der Beweis ist ganz einfach. Mein Arbeitsalltag sowie der Arbeitsalltag von anderen Forenteilnehmern.

Ansonsten beschreibst du immer wieder auf ähnliche Weise das Problem. Irgendetwas zu ändern gehe nicht, die Entscheider träfen die falschen Entscheidungen und Zulagen seien viel zu ungerecht.
Versuche doch mal einen Lösungsansatz zu finden, viele haben hier Hinweise gegeben!

Keeper83

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #110 am: 04.01.2022 17:10 »
Das Einzige, was die Verwaltungsabteilung am bestimmungsgemäßen Handeln stört, ist das technische Personal.
Geflügelte Worte bei uns.

Passierschein A38 wahrscheinlich auch.




pommes

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #111 am: 04.01.2022 17:16 »
Ratespiel: Ich male mal eine Tabelle, und ihr ratet mal wo es bei uns an Bewerbern fehlt:
(Netto ist Steuerklasse 1 ohne Kinder, CIRCA, ist für die Aussage egal)

| EG       | Netto   | Tätigkeit                                                         | Abschluss min.             |
---------------------------------------------------------------------------------------------------------------|
| EG 6,7 | 17xx  € | 1st Level Support                                          | Ausbildung MINT           |
| EG 11  | 22xx €  | Admins, 2nd Level Support etc.                     | Bachelor MINT               |
| A 14    | 34xx €  | versuchen EG 6 und 11 Stellen zu besetzen | Master. MINT nicht nötig|


WasDennNun

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« Antwort #112 am: 04.01.2022 22:13 »
Ratespiel: Ich male mal eine Tabelle, und ihr ratet mal wo es bei uns an Bewerbern fehlt:
(Netto ist Steuerklasse 1 ohne Kinder, CIRCA, ist für die Aussage egal)

| EG       | Netto   | Tätigkeit                                                         | Abschluss min.             |
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| EG 6,7 | 17xx  € | 1st Level Support                                          | Ausbildung MINT           |
| EG 11  | 22xx €  | Admins, 2nd Level Support etc.                     | Bachelor MINT               |
| A 14    | 34xx €  | versuchen EG 6 und 11 Stellen zu besetzen | Master. MINT nicht nötig|
Reiner FirstLevel ist ja wohl eher EG3, da keine Ausbildung dafür notwendig ist. Frau / Mann nimmt das Gespräch an, guckt ob es ne Standardantwort in der Liste findet und leidet es ansonsten weiter im Ticketsystem.
Wenn man also da gigantische 6 oder 7 bezahlt dürfte es da keine Probleme geben.

TVWaldschrat

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #113 am: 04.01.2022 22:38 »
Ratespiel: Ich male mal eine Tabelle, und ihr ratet mal wo es bei uns an Bewerbern fehlt:
(Netto ist Steuerklasse 1 ohne Kinder, CIRCA, ist für die Aussage egal)

| EG       | Netto   | Tätigkeit                                                         | Abschluss min.             |
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| EG 6,7 | 17xx  € | 1st Level Support                                          | Ausbildung MINT           |
| EG 11  | 22xx €  | Admins, 2nd Level Support etc.                     | Bachelor MINT               |
| A 14    | 34xx €  | versuchen EG 6 und 11 Stellen zu besetzen | Master. MINT nicht nötig|
Reiner FirstLevel ist ja wohl eher EG3, da keine Ausbildung dafür notwendig ist. Frau / Mann nimmt das Gespräch an, guckt ob es ne Standardantwort in der Liste findet und leidet es ansonsten weiter im Ticketsystem.
Wenn man also da gigantische 6 oder 7 bezahlt dürfte es da keine Probleme geben.

Ist E2 (geringfügige Beschäftigung) bei uns, aber ja. Für reinen 1st Level Support bedarf es keiner Ausbildung. Eine Unterweisung reicht

TVWaldschrat

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #114 am: 04.01.2022 22:43 »
Ratespiel: Ich male mal eine Tabelle, und ihr ratet mal wo es bei uns an Bewerbern fehlt:
(Netto ist Steuerklasse 1 ohne Kinder, CIRCA, ist für die Aussage egal)

| EG       | Netto   | Tätigkeit                                                         | Abschluss min.             |
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| EG 6,7 | 17xx  € | 1st Level Support                                          | Ausbildung MINT           |
| EG 11  | 22xx €  | Admins, 2nd Level Support etc.                     | Bachelor MINT               |
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Bei den EG 11ern gibt es bei uns die meisten Probleme. Da es in Metropolregionen zu wenig für einen qualifizierten Informatiker ist, und die Tätigkeiten, die nach TV-L eine E11 rechtfertigen zu umfangreich/komplex für die daraus resultierende Bezahlung nach e11s6 für einen qualifizierten und erfahrenen Informatiker sind. Frische Absolventen sind leider nicht brauchbar für die Rollen, und haben inzwischen auch enorme Gehaltsanforderungen.

Wir können E11 nur noch mit alten Dipl.-Ing. Elektrotechnik / Informationstechnik besetzen, die in 10 Jahren bereits wieder in Rente gehen, und nur zu uns kommen, weil sie einen für "Alte" sicheren Job suchen.

pommes

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« Antwort #115 am: 05.01.2022 13:37 »
Ratespiel: Ich male mal eine Tabelle, und ihr ratet mal wo es bei uns an Bewerbern fehlt:
(Netto ist Steuerklasse 1 ohne Kinder, CIRCA, ist für die Aussage egal)

| EG       | Netto   | Tätigkeit                                                         | Abschluss min.             |
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| EG 6,7 | 17xx  € | 1st Level Support                                          | Ausbildung MINT           |
| EG 11  | 22xx €  | Admins, 2nd Level Support etc.                     | Bachelor MINT               |
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Bei den EG 11ern gibt es bei uns die meisten Probleme. Da es in Metropolregionen zu wenig für einen qualifizierten Informatiker ist, und die Tätigkeiten, die nach TV-L eine E11 rechtfertigen zu umfangreich/komplex für die daraus resultierende Bezahlung nach e11s6 für einen qualifizierten und erfahrenen Informatiker sind. Frische Absolventen sind leider nicht brauchbar für die Rollen, und haben inzwischen auch enorme Gehaltsanforderungen.

Wir können E11 nur noch mit alten Dipl.-Ing. Elektrotechnik / Informationstechnik besetzen, die in 10 Jahren bereits wieder in Rente gehen, und nur zu uns kommen, weil sie einen für "Alte" sicheren Job suchen.

Wir haben einen Sieger! So sieht es hier auch aus.

flip

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« Antwort #116 am: 05.01.2022 14:07 »
Wenn man also da gigantische 6 oder 7 bezahlt dürfte es da keine Probleme geben.
Das Problem ist hier weder EG6 noch EG11, sondern die Bezahlung dafür.
Mit 1700 netto lockt man niemanden, der der lesen und schreiben kann und auch noch täglich zur Arbeit erscheint.

pommes

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« Antwort #117 am: 05.01.2022 14:17 »
Wenn man also da gigantische 6 oder 7 bezahlt dürfte es da keine Probleme geben.
Das Problem ist hier weder EG6 noch EG11, sondern die Bezahlung dafür.
Mit 1700 netto lockt man niemanden, der der lesen und schreiben kann und auch noch täglich zur Arbeit erscheint.

Das stimmt schon, aber diese Stellen werden gerne von den eigenen Azubis angenommen, quasi als Berufseinstieg.
Niemand will das sein Leben lang machen.

Das klappt auch ganz gut, daher ist das Problem eher mit den EG11 Stellen.

Kryne

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #118 am: 05.01.2022 15:43 »
Bei uns wird es durch die Personaler prinzipiell blockiert Verbesserungen herbeizuführen.

In unserem Personalamt gilt ein Motto: Es gibt nur das absolute mindeste was den Leuten nach dem beschissenen TV zusteht.

Wenn die einen ITler für eine EG5 einstellen könnten, dann würden die auch die Stelle mit EG5 ausschreiben.

Bei uns werden auch regelmässig EG10 Stellen mit Master Anforderung ausgeschrieben und dann wundert man sich, dass sich keiner bewirbt, ausser ein paar völlig fachfremden Pfeiffen, bei denen man schon anhand der Bewerbung erkennan kann, warum die sich im öffentlichen Dienst bewerben...

Liegt halt daran, dass im Personalamt Verwaltungsleute sitzen und warum sollten Techniker mehr Geld bekommen und sie selbst nicht ?

Der politischen Führung ist es am Ende halt auch egal. Wird halt alles für viel Geld extern vergeben. Grundsteuer kann man ja einfach erhöhen und dem blöden Volk dann die nächsten Jahren erstmal mit "Ja Corona halt" erklären.

XTinaG

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« Antwort #119 am: 05.01.2022 15:51 »
Und das ist doch ein reines Arbeitgeberproblem. Die Zielgruppe hat schließlich keine Probleme, anderweitig Beschäftigung zu finden.