Autor Thema: Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe  (Read 20276 times)

nooneknowzzz

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #135 am: 11.01.2022 10:56 »
Also ist es, wie vermutet: Ihr habt Euch mit Eurem Vorgesetzten zur Unbotmäßigkeit verabredet. Daraus lassen sich keine Ansprüche ableiten. Vielmehr sollte man sich freuen, wenn man einer Abmahnung entgeht.
Kannst du mir erläutern was du damit meinst, bzw wie du es anders machen würdest?
Wir haben uns zu gar nichts "abgesprochen". Wir haben x-Fachbereiche mit x-Fachanwendungen und diese müssen betreut und administriert werden. Somit erfolgt die Verteilung der Zuständigkeiten durch meinen Vorgesetzten. Was ist daran falsch?
« Last Edit: 11.01.2022 11:03 von nooneknowzzz »

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #136 am: 11.01.2022 11:13 »
Wenn Ihr "im Team verteilt", wird also sehr wohl etwas abgesprochen. Wenn dadurch von der Tätigkeitsdarstellung des Arbeitgebers abgewichen wird, ist das zunächst einmal eine vertragswidrige Unbotmäßigkeit.

Bastel

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #137 am: 11.01.2022 11:17 »
Die über uns haben von der ganzen Technik keine Ahnung und daher ist das alles so geregelt nach dem Motto: Aufgaben sind da, müssen erledigt werden, macht euch Gedanken wie. Unser Sachgebietsleiter hat dann die Aufgabe die Zuständigkeiten zu verteilen und das haben wir intern geregelt.

Und du hast keine Ahnung von Eingruppierung. Benutze am besten die Suchfunktion und schaue was der Begriff auszuübende Tätigkeit bedeutet.

Organisator

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #138 am: 11.01.2022 11:22 »
Somit erfolgt die Verteilung der Zuständigkeiten durch meinen Vorgesetzten. Was ist daran falsch?

Der Vorgesetzte überschreitet damit möglicherweise seine Kompetenz. Diese endet regelmäßig in der Präzisierung der vom Arbeitgeber (regelmäßig durch die Personalabteilung) mittels Tätigkeitsdarstellung übertragenen Aufgaben.

WasDennNun

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #139 am: 11.01.2022 12:44 »
Die "Ablehnung" kann ich gerne bei Bedarf mal via PN verschicken, falls Interesse an der Argumentation besteht.
Hier mal was für die EG10 notwendig ist:
7 Beschäftigte der EG 9b mit einem Gestaltungsspielraum, der über den
Gestaltungsspielraum in EG 8 hinausgeht (EG 10 Fg. 2)
Das Tätigkeitsmerkmal eröffnet als Heraushebung aus der Entgeltgruppe 9b grundsätzlich den
Zugang zu den Entgeltgruppen 10 aufwärts auch für Beschäftigte ohne abgeschlossene Hochschulbildung sowohl aus dem Ausbildungs- als auch im Tätigkeitsstrang.
Bereits in der Entgeltgruppe 8 wird eine Steigerung des Gestaltungsspielraums erwartet („über
Standardfälle hinaus“, siehe 3.4). Auch lassen Tätigkeiten, die „umfassende Fachkenntnisse“
(Entgeltgruppe 9b) erfordern, immer einen gewissen Gestaltungsspielraum, da sonst die geforderte Breite und Tiefe der Fachkenntnisse unnötig wären. Die sich ständig ändernden Problemgestaltungen, die solchen Tätigkeiten innewohnen, bedingen auch gewisse Beurteilungs-
und Ermessensspielräume. Der hier als Maßstab dienende Gestaltungsspielraum der Entgeltgruppe 8 dagegen beinhaltet lediglich Optionen und erwartet nicht zwingend die für „selbständige Leistungen“ in Teil I erforderliche „nicht nur leichte geistige Arbeit“. Daher muss bei einem
darüber hinaus gehenden Gestaltungsspielraum mindestens diese „nicht nur leichte geistige
Arbeit“ zu erbringen sein. Insgesamt müssen schwierige Abwägungsprozesse über den richtigen Weg oder das Ziel der Tätigkeiten einen zentralen Bestandteil der Tätigkeiten ausmachen.
Vorzugsweise finden sich solche Tätigkeiten z. B. im Bereich der strategischen Planung von
IKT-Ausstattung,
der Betreuung von Spezial-Hardware (z. B. für wissenschaftliches Rechnen,
Forschung) oder der Individualisierung / dem Anpassen von Prozessen (Zusammenführung
von realen Abläufen und Möglichkeiten einer Software).


Und wenn Zeitanteile nicht stimmen, dann würde ich nach Ablauf eines Zeitanteiles den Personaler schriftlich darauf hinweisen, dass du jetzt nicht weiterarbeiten kannst, da du ansonsten die Zeitanteile überschreitest.

und Projekte ewig hinziehen lassen, stets mit dem schriftlichen Hinweis, dass dies so von der Personalabteilung vorgegeben wurde, da dir untersagt wurde da mehr Zeit für aufzuwenden.

Natürlich vorher Aufschreibungen machen bzgl. der tatsächlichen benötigten Tätigkeiten die man ausüben müsste (und "illegalerwesie" derzeit ausübt) und deren Zeitanteile wie sie vom AG benötigt werden (aber nicht vom Teamleiter beim AG beantragt wurden) und dieses der Personalabteilung mitteilen.

Und dann die Skatkarten rausholen und den Laden vergammeln lassen.

tTt

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #140 am: 24.01.2022 04:08 »
Die wesentlichen Probleme sind:
  • Personaler, die sich oftmals schwer tun(Neid+Missgunst), mehr zu genehmigen als dem Rest in der Verwaltung, obwohl es in den Entgeltordnungen so vorgesehen ist. Gerade im IT-Bereich sind die TDs zudem sehr oft fehlerhaft. Und viele Verwaltungsstellen werden mit IT-Anteilen „frisiert“, um dort eine höhere Eingruppierung zu ermöglichen, ohne dass die Stelleninhaber tatsächlich IT-Aufgaben wahrnehmen. Der IT fehlen diese Ressourcen dann auch noch zusätzlich.
  • Die allgemein sehr schlechten Tarifabschlüsse des TVöD/TV-L, die wie aktuell zu bemerken, noch nicht einmal die tatsächliche Inflationsrate ausgleicht. Bestenfalls handelt es sich also um einen Inflationsausgleich, tatsächlich spürbare Gehaltserhöhungen gab es aber schon lange nicht mehr, trotz Rekordarbeitsvolumina und -Steuereinnahmen. Der TVöD/TV-L ist gerade beim Einstieg deutlich zu niedrig. In Stufen 3-6 sind die Gehälter schon wesentlich wettbewerbsfähiger und damit näher an der pW dran. Die Stufensteigerungen dauern an sich zu lange. IGM hat i.d.R. nur drei. Die Wirtschaft weiß schon warum und steuert zusätzlich viel mit Leistungsboni + Gewinnbeteiligungen.
  • Das künstliche System der Gleichmacherei, denn „Leistungen mittlerer Art und Güte“ abzuliefern verhindert jedwede Anreize zu liefern, auch mal darüber hinaus zu gehen. Minderleistungen bleiben zudem ohne nennenswerte Konsequenzen. Insgesamt ist die Arbeitslast im öffentlichen Dienst sehr ungleich verteilt zwischen den High- und Low-Performern. Irgendwann hat auch der letzte High-Performer realisiert, dass er/sie trotz guter Arbeit nur noch mit noch mehr Arbeit belohnt wird (Opfer seines eigenen Erfolgs) und der „faule Kollege“ trotzdem die gleiche Vergütung erhält. Konsequenz: Der High-Performer passt die eigenen Leistungen an oder geht ganz schnell wieder.
  • Passend dazu werden von vielen öffentlichen Arbeitgebern die tarifvertraglichen Möglichkeiten nicht oder nur sehr zögerlich ausgeschöpft. Hinzu gibt es im Tarifvertrag zu wenig Anreize, überdurchschnittliche Leistungen zu honorieren. Beispiel meiner aktuellen Behörde: Insgesamt ca. 12000 Beschäftigte, davon sind rund 1/3 Tarifbeschäftige und von diesen ca. 4000 TB können, sagenhaft, immerhin 15 TB von einer möglichen Stufenlaufzeitverkürzung profitieren. Weniger als 1% der potenziellen Belegschaft. Die Möglichkeiten bei Beamten sind sogar noch schlechter. Ebenso sind 300-500€ p.a. brutto LoB als Leistungszulage auch kein ausreichender Anreiz, um low-Performance zu verhindern. Es gibt auch viele Behörden, die die Möglichkeit der Stufenlaufzeitverkürzung gar nicht erst nutzen. Generell sind auch bei den Beamten die möglichen Leistungsboni viel zu gering, um irgendwelche positiven Anreize auszulösen.
  • Die Kosten für externe Projekt- oder Betriebsunterstützung (insbesondere Kosten des externen Personals) zählen als Sachkosten. Würden diese endlich als Personalkosten zählen, wären die Nutzung der tariflichen und außertariflichen Personalgewinnungszulagen unterm Strich auch wesentlich günstiger für den Staat. Positive Synergieeffekte wie Know-How bleibt im Haus, geringere Personalfluktuation und allgemein zufriedeneres Personal kämen da wahrscheinlich noch hinzu.
    Ich musste wegen fehlenden HH-Stellen und überproportional angestiegenes Arbeitsvolumina externes Personal beauftragen. Kostenpunkt: >1Mio € p.a. für einen Zeitraum von weit > 5 Jahren. Zusätzliche Stellen sind bis heute  Fehlanzeige. Alles Projektkosten… Von Jahr zu Jahr wird sich durchgehangelt. Der laufende IT-Betrieb ist aufrecht zu erhalten  ::)
    Als Dank für meine überdurchschnittlichen Leistungen wurden mir wegen „fehlenden formalen Voraussetzungen in meiner Person“ eine Entgeltgruppe abgezogen und auch die geforderte Stufe nicht gewährt, monatliche Differenz: ca. 250€. Zudem gab es immer wieder Probleme mit der Abrechnung der außerplanmäßigen Arbeitszeiten, Rufbereitschaften und auch Vorauslagen der Reisekosten.
    Alles absolute Basics zur Mitarbeitendenbindung. Die Verwaltung verhindert bzw. bestraft gar überdurchschnittliche Leistungen..
    Nachdem alle Beschwerden, Aufforderungen und Fristsetzungen nichts halfen, bin ich extrem gefrustet gewechselt. Eine Klage auf „freiwillige Leistungen/Ermessenfehler“ schien wenig erfolgsversprechend. Meine alte Stelle konnte nach immerhin „schnellen“ zwei Jahren dann noch neu besetzt werden. Das Externe Personal ist geblieben, fast alle Internen in der Zwischenzeit gegangen… bis auf den low-Performer, der ist geblieben.
    Musterhaft wie es aktuell leider in sehr vielen Behörden noch immer läuft.
    Für mich war das eine schmerzhafte Erfahrung. Heutzutage teile ich meinen aktuellen Vorgesetzten bei außergewöhnlichen Umständen mit: „Ich werde dafür bezahlt, Leistungen mittlerer Art und Güte abzuliefern“. Man hat es mit rollenden Augen akzeptiert. LoB gab es dennoch. :o
    Meine Kollegen haben nicht schlecht gestaunt - ich auch…
  • Vorgesetzte, die sich nicht um ihr Personal scheren. Das Prinzip „Eh-Da-Ressource“ treibt leider auch so einige Blüten, die so manch Mitarbeitende schon fast in den Wahnsinn getrieben haben. Damit man selbst keine Arbeit hat, wird der Workload lieber auf andere verteilt. Oder bei Mangelverwaltung eine zusätzliche Prüfung angeordnet, um etwas mehr Zeit zu schinden. Funktioniert leider viel zu leicht und viel zu gut. Die hohe Personalfluktuation wird als normal eingestuft und hinzu das fehlende arbeitgeberseitige Interesse diesen Zustand zu verändern. Devise „Reisende soll man nicht aufhalten“.
    Möglicherweise ist es schlichtweg die Angst, dass dann ja Stellen in der Personalabteilung wieder eingespart werden könnten. Im Gegenzug dazu möchte dort aktuell fast niemand Personalgewinnung für IT oder Ingenieure betreiben, weil es zu arbeitsintensiv ist und immer Einzelfälle sind. ???

Ich überlege schon länger, den öffentlichen Dienst zu verlassen, aber ich müsste in der pW unterm Strich wahrscheinlich erheblich mehr ackern, um dann vielleicht 10-15k€ brutto p.a. mehr zu erhalten.
Bisherige Angebote lagen auch nur unwesentlich höher als das, was ich aktuell im öffentlichen Dienst erhalte. Für mich bisher zu zu wenig für einen aktiven Wechsel. Die potenziell einzurechnenden Überstunden in der pW hätten absolut zwar mehr Gehalt bedeutet, pro Stunde unterm Strich aber wahrscheinlich weniger. Allerdings muss ich dazu sagen: ich bin ohne Studium bis auf EG12 gekommen.
Der öffentliche Dienst lebt mMn. schon lange von seiner Substanz. Es fehlt mMn. in vielen Bereichen mittlerweile massiv an Personal.
Mangelverwaltung wird hier wirklich bis auf die Spitze getrieben und oftmals leider auch schon weit darüber hinaus. Viele sind leider gefrustet und demotiviert, ich kann es niemandem Verübeln.
Eigentlich sehr traurig, aber Alltag innerhalb von Behörden.

Max

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #141 am: 24.01.2022 04:24 »



Bisherige Angebote lagen auch nur unwesentlich höher als das, was ich aktuell im öffentlichen Dienst erhalte. Für mich bisher zu zu wenig für einen aktiven Wechsel. Die potenziell einzurechnenden Überstunden in der pW hätten absolut zwar mehr Gehalt bedeutet, pro Stunde unterm Strich aber wahrscheinlich weniger.
Würde das nicht bedeuten,  dass du fair bezahlt bist?
Ich kenne nur wenige die in den Bereich IT Support oder Programmierer fallen,  aber bezahle Überstunden gibt's da durch die Bank nicht. Das höhere Gehalt kommt da anscheinend auch mit mehr Stress und mehr dem Arbeitgeber geschenkten Stunden.
Ohne Studium E12 gibt es bei uns gar nicht. Da scheint dein  AG doch zu den guten zu gehören.

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #142 am: 24.01.2022 07:05 »
Die wesentlichen Probleme sind:
  • Personaler, die sich oftmals schwer tun(Neid+Missgunst), mehr zu genehmigen als dem Rest in der Verwaltung, obwohl es in den Entgeltordnungen so vorgesehen ist. Gerade im IT-Bereich sind die TDs zudem sehr oft fehlerhaft. Und viele Verwaltungsstellen werden mit IT-Anteilen „frisiert“, um dort eine höhere Eingruppierung zu ermöglichen, ohne dass die Stelleninhaber tatsächlich IT-Aufgaben wahrnehmen. Der IT fehlen diese Ressourcen dann auch noch zusätzlich.
  • Die allgemein sehr schlechten Tarifabschlüsse des TVöD/TV-L, die wie aktuell zu bemerken, noch nicht einmal die tatsächliche Inflationsrate ausgleicht. Bestenfalls handelt es sich also um einen Inflationsausgleich, tatsächlich spürbare Gehaltserhöhungen gab es aber schon lange nicht mehr, trotz Rekordarbeitsvolumina und -Steuereinnahmen. Der TVöD/TV-L ist gerade beim Einstieg deutlich zu niedrig. In Stufen 3-6 sind die Gehälter schon wesentlich wettbewerbsfähiger und damit näher an der pW dran. Die Stufensteigerungen dauern an sich zu lange. IGM hat i.d.R. nur drei. Die Wirtschaft weiß schon warum und steuert zusätzlich viel mit Leistungsboni + Gewinnbeteiligungen.
  • Das künstliche System der Gleichmacherei, denn „Leistungen mittlerer Art und Güte“ abzuliefern verhindert jedwede Anreize zu liefern, auch mal darüber hinaus zu gehen. Minderleistungen bleiben zudem ohne nennenswerte Konsequenzen. Insgesamt ist die Arbeitslast im öffentlichen Dienst sehr ungleich verteilt zwischen den High- und Low-Performern. Irgendwann hat auch der letzte High-Performer realisiert, dass er/sie trotz guter Arbeit nur noch mit noch mehr Arbeit belohnt wird (Opfer seines eigenen Erfolgs) und der „faule Kollege“ trotzdem die gleiche Vergütung erhält. Konsequenz: Der High-Performer passt die eigenen Leistungen an oder geht ganz schnell wieder.
  • Passend dazu werden von vielen öffentlichen Arbeitgebern die tarifvertraglichen Möglichkeiten nicht oder nur sehr zögerlich ausgeschöpft. Hinzu gibt es im Tarifvertrag zu wenig Anreize, überdurchschnittliche Leistungen zu honorieren. Beispiel meiner aktuellen Behörde: Insgesamt ca. 12000 Beschäftigte, davon sind rund 1/3 Tarifbeschäftige und von diesen ca. 4000 TB können, sagenhaft, immerhin 15 TB von einer möglichen Stufenlaufzeitverkürzung profitieren. Weniger als 1% der potenziellen Belegschaft. Die Möglichkeiten bei Beamten sind sogar noch schlechter. Ebenso sind 300-500€ p.a. brutto LoB als Leistungszulage auch kein ausreichender Anreiz, um low-Performance zu verhindern. Es gibt auch viele Behörden, die die Möglichkeit der Stufenlaufzeitverkürzung gar nicht erst nutzen. Generell sind auch bei den Beamten die möglichen Leistungsboni viel zu gering, um irgendwelche positiven Anreize auszulösen.
  • Die Kosten für externe Projekt- oder Betriebsunterstützung (insbesondere Kosten des externen Personals) zählen als Sachkosten. Würden diese endlich als Personalkosten zählen, wären die Nutzung der tariflichen und außertariflichen Personalgewinnungszulagen unterm Strich auch wesentlich günstiger für den Staat. Positive Synergieeffekte wie Know-How bleibt im Haus, geringere Personalfluktuation und allgemein zufriedeneres Personal kämen da wahrscheinlich noch hinzu.
    Ich musste wegen fehlenden HH-Stellen und überproportional angestiegenes Arbeitsvolumina externes Personal beauftragen. Kostenpunkt: >1Mio € p.a. für einen Zeitraum von weit > 5 Jahren. Zusätzliche Stellen sind bis heute  Fehlanzeige. Alles Projektkosten… Von Jahr zu Jahr wird sich durchgehangelt. Der laufende IT-Betrieb ist aufrecht zu erhalten  ::)
    Als Dank für meine überdurchschnittlichen Leistungen wurden mir wegen „fehlenden formalen Voraussetzungen in meiner Person“ eine Entgeltgruppe abgezogen und auch die geforderte Stufe nicht gewährt, monatliche Differenz: ca. 250€. Zudem gab es immer wieder Probleme mit der Abrechnung der außerplanmäßigen Arbeitszeiten, Rufbereitschaften und auch Vorauslagen der Reisekosten.
    Alles absolute Basics zur Mitarbeitendenbindung. Die Verwaltung verhindert bzw. bestraft gar überdurchschnittliche Leistungen..
    Nachdem alle Beschwerden, Aufforderungen und Fristsetzungen nichts halfen, bin ich extrem gefrustet gewechselt. Eine Klage auf „freiwillige Leistungen/Ermessenfehler“ schien wenig erfolgsversprechend. Meine alte Stelle konnte nach immerhin „schnellen“ zwei Jahren dann noch neu besetzt werden. Das Externe Personal ist geblieben, fast alle Internen in der Zwischenzeit gegangen… bis auf den low-Performer, der ist geblieben.
    Musterhaft wie es aktuell leider in sehr vielen Behörden noch immer läuft.
    Für mich war das eine schmerzhafte Erfahrung. Heutzutage teile ich meinen aktuellen Vorgesetzten bei außergewöhnlichen Umständen mit: „Ich werde dafür bezahlt, Leistungen mittlerer Art und Güte abzuliefern“. Man hat es mit rollenden Augen akzeptiert. LoB gab es dennoch. :o
    Meine Kollegen haben nicht schlecht gestaunt - ich auch…
  • Vorgesetzte, die sich nicht um ihr Personal scheren. Das Prinzip „Eh-Da-Ressource“ treibt leider auch so einige Blüten, die so manch Mitarbeitende schon fast in den Wahnsinn getrieben haben. Damit man selbst keine Arbeit hat, wird der Workload lieber auf andere verteilt. Oder bei Mangelverwaltung eine zusätzliche Prüfung angeordnet, um etwas mehr Zeit zu schinden. Funktioniert leider viel zu leicht und viel zu gut. Die hohe Personalfluktuation wird als normal eingestuft und hinzu das fehlende arbeitgeberseitige Interesse diesen Zustand zu verändern. Devise „Reisende soll man nicht aufhalten“.
    Möglicherweise ist es schlichtweg die Angst, dass dann ja Stellen in der Personalabteilung wieder eingespart werden könnten. Im Gegenzug dazu möchte dort aktuell fast niemand Personalgewinnung für IT oder Ingenieure betreiben, weil es zu arbeitsintensiv ist und immer Einzelfälle sind. ???

Ich überlege schon länger, den öffentlichen Dienst zu verlassen, aber ich müsste in der pW unterm Strich wahrscheinlich erheblich mehr ackern, um dann vielleicht 10-15k€ brutto p.a. mehr zu erhalten.
Bisherige Angebote lagen auch nur unwesentlich höher als das, was ich aktuell im öffentlichen Dienst erhalte. Für mich bisher zu zu wenig für einen aktiven Wechsel. Die potenziell einzurechnenden Überstunden in der pW hätten absolut zwar mehr Gehalt bedeutet, pro Stunde unterm Strich aber wahrscheinlich weniger. Allerdings muss ich dazu sagen: ich bin ohne Studium bis auf EG12 gekommen.
Der öffentliche Dienst lebt mMn. schon lange von seiner Substanz. Es fehlt mMn. in vielen Bereichen mittlerweile massiv an Personal.
Mangelverwaltung wird hier wirklich bis auf die Spitze getrieben und oftmals leider auch schon weit darüber hinaus. Viele sind leider gefrustet und demotiviert, ich kann es niemandem Verübeln.
Eigentlich sehr traurig, aber Alltag innerhalb von Behörden.

Was sollten Personaler denn genehmigen, was in der Entgeltordnung vorgesehen sei? Und warum sollte es Anreize für eine über die Leistung mittlerer Art und Güte hinausgehende Leistung geben?

WasDennNun

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #143 am: 24.01.2022 07:27 »
Der Personaler kann massgeblich durch den Aufgabenzuschnitt, Zuweisung von auszuübenden (nicht ausgeübten) Tätigekeiten  und der rechtliche Einschätzung des AGs bzgl. der Eingruppierung das monatlich ausgezahlte Entgelt beeinflussen.
Anreize für Leistung ist eine bessere Bezahlung, die ebenfalls ein Personaler durch Nutzung der tariflichen Möglichkeiten fördern kann.
Aber das solltest du ja wissen Tina und somit war das eher eine rhetorische Frage?

@tTt bzgl. 2. schlechte Tarifliche Abschlüsse, zumindest waren sie ja nicht schlechter als die allgemeine Lohnentwicklung.

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #144 am: 24.01.2022 07:45 »
Aussage von tTt war: "Personaler, die sich oftmals schwer tun(Neid+Missgunst), mehr zu genehmigen als dem Rest in der Verwaltung, obwohl es in den Entgeltordnungen so vorgesehen ist." Auf die Frage "Was sollten Personaler denn genehmigen, was in der Entgeltordnung vorgesehen sei?" lieferst Du keine Antwort.

Ob eine bessere Bezahlung Anreiz für Leistung bietet, kann dahingestellt bleiben. Die Frage ist, warum es Anreize für eine über die Leistung mittlerer Art und Güte hinausgehende Leistung geben sollte.

Klappt es mit dem Lesen noch nicht so gut am frühen Morgen?

FGL

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #145 am: 24.01.2022 08:16 »
Der Personaler kann massgeblich durch den Aufgabenzuschnitt, Zuweisung von auszuübenden (nicht ausgeübten) Tätigekeiten  und der rechtliche Einschätzung des AGs bzgl. der Eingruppierung das monatlich ausgezahlte Entgelt beeinflussen.
Vorausgesetzt, dies liegt in der Kompetenz des Personalers. Ist bspw. bei uns nicht der Fall.

WasDennNun

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #146 am: 24.01.2022 08:31 »
Der Personaler kann massgeblich durch den Aufgabenzuschnitt, Zuweisung von auszuübenden (nicht ausgeübten) Tätigekeiten  und der rechtliche Einschätzung des AGs bzgl. der Eingruppierung das monatlich ausgezahlte Entgelt beeinflussen.
Vorausgesetzt, dies liegt in der Kompetenz des Personalers. Ist bspw. bei uns nicht der Fall.
Dann ersetzte Personaler durch AG.

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #147 am: 24.01.2022 08:33 »
Da es um Personaler ging, würde diese Substitution Deine Antwort noch unsinniger machen.

tTt

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #148 am: 24.01.2022 23:03 »
Die Frage ist, warum es Anreize für eine über die Leistung mittlerer Art und Güte hinausgehende Leistung geben sollte.
Weil sowohl Verwaltung als auch Beschäftigte davon profitieren. Projekte sprengen das Budget nicht, mehr oder terminlich wird nichts gerissen usw. Kosten sinken und Qualität steigt. Zufriedene Beschäftigte sind schlichtweg produktiver und erzeugen i.d.R. mehr Output. Tendenziell sind sie auch öfter bereit, Dienst außerhalb des Normalrahmens zu leisten - tlw. ohne extreme Zuschläge.
Als AG wird sich das unterm Strich rechnen, die großen Techkonzerne machen es ja vor. Die beste Arbeit ist die, die in Wirklichkeit den Beschäftigten keine ist. Und der Purpose, also der Sinn, sein Können und seine Fähigkeiten für das Gemeinwohl einzusetzen anstatt für einen einzigen Privatmensch, ist durchaus förderlich.
Würde das nicht bedeuten,  dass du fair bezahlt bist?
[…]
Ohne Studium E12 gibt es bei uns gar nicht. Da scheint dein AG doch zu den guten zu gehören.
Ich selbst würde mein Gehalt mit EG12 tatsächlich als Marktgerecht oder zumindest nah dran bezeichnen. Allerdings gilt das für viele meiner Kolleginnen und Kollegen leider nicht. Ich bin daher mMn. leider nur die Ausnahme von der Regel.
Bei meiner aktuellen Behörde wäre ich auch nicht auf EG12 höhergruppiert worden, das geschah in der Behörde davor. Es gab hier von zehn Ausschreibungen nur eine geöffnete Ausschreibung und darauf hatte ich mich auch beworben. Ich wurde durch Bestandsschutz nicht mehr schlechter gestellt. Mittlerweile käme ich hier nicht mehr rein und hätte es wohl auch nicht mit dem aktuellen Wissensstand.
Die Kolleginnen und Kollegen hier sind hier mMn. erheblich unterbezahlt, für das was sie hier leisten. Viele im Glauben, durch gute bzw. überdurchschnittliche Leistungen perspektivisch marktgerecht entlohnt zu werden.
Der öffentliche Dienst baut, etwas drastisch formuliert, schon auf systematische Ausbeutung. Aber klar, dazu gehören immer zwei Parteien, eine Seite die es moralisch einfordert, die andere Seite, die es mit sich machen lässt.
Für mich hat der Staat ein Vorbildcharakter, dem er damit nicht gerecht wird. Ich denke da nur an die jährliche Kappungsgrenze bei der Gleitzeit.
@tTt bzgl. 2. schlechte Tarifliche Abschlüsse, zumindest waren sie ja nicht schlechter als die allgemeine Lohnentwicklung.
Verglichen mit Abschlüssen der IGM ist der Abschluss von TVöD/TV-L stets schlechter gewesen, ich denke ein Vergleich zu Abschlüssen von tariflich gebundenen Arbeitgebern ist hier der korrekte Benchmark anstatt der Gesamtmarkt. Ich wage zu behaupten, dass der öffentliche Dienst stets darunter bleibt.
Vorausgesetzt, dies liegt in der Kompetenz des Personalers. Ist bspw. bei uns nicht der Fall.
Dann ersetzte Personaler durch AG.
Bei uns ist die Personalabteilung die einzige Arbeitseinheit, die den AG juristisch vertritt und somit diese Entscheidungskompetenz inne hat. Insofern ist da bei uns zumindest kein Unterschied  ::)

Nach den bisher erlebten Handlungen von Personalabteilungen habe ich als Beschäftigter jedenfalls den Eindruck, dass es dort Prämien/Boni/Beförderungen oder Neid/Missgunst gibt/geben muss, um den anderen Beschäftigten in der Verwaltung keine höhere Stufenzuordnung, Eingruppierung oder Zulagenzahlung zu gewähren. Es wird alles erstmal reflexartig abgeblockt.
Dass es auch eine wohlwollendere Auslegung gibt, habe ich zum Glück ja auch schon erleben dürfen, aber das passiert leider extrem selten. Es ist leider keine Regelsituation.
Die Personalabteilungen sind stets bemüht, neue Präzedenzfälle zu vermeiden. Bei höchst individuellen Lebensläufen ein ziemliches Spannungsfeld. MMn. lässt sich das nicht vermeiden.

Die Frage ist halt, ob man an kurz- oder langfristigem Personal interessiert ist.
Mit der bisher vorherrschenden Auslegung wird für mich leider nicht konkludent gehandelt.
Stattdessen wird lieber nach Fachkräftemangel geschrien. Es handelt sich für mich klar um hausgemachte Probleme.
Die bestehende, hohe Fluktuation wird nicht einmal im Ansatz hinterfragt…
Ein Trauerspiel.

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #149 am: 25.01.2022 06:49 »
Eine Leistung mittlerer Art und Güte ist jene, die der Arbeitnehmer unter angemessener Anspannung seiner Kräfte leistet, ohne seine Gesundheit zu gefährden. Eine darüber hinausgehende Leistung wäre also eine unangemessene Inanspruchnahme des Arbeitnehmers unter Gefährdung dessen Gesundheit. Inwiefern wäre das wohl zum Vorteil des Arbeitnehmers? Und was hätte der Arbeitgeber da langfristig von? Das Personalbindungsmodell südostasiatischer Sweatshops, deren Geschäftsmodell ja eine solche Ausbeutung ist, fußt ja darauf, daß deren Personal schlicht keine andere Wahl hat. Das ist aber gerade bei dem Personal, um das es in diesem Thread geht, nicht der Fall.