Autor Thema: Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe  (Read 19843 times)

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #90 am: 23.12.2021 13:18 »
Denke mal darüber nach, warum deiner Meinung die bestehenden Möglichkeiten nicht genutzt werden und wie man das ändern könnte.
Richtig, habe ich ja beschrieben und wir haben damit Erfolg.

Dito. Daher sollte man mal überlegen, wie man bestehende Möglichkeiten umsetzt statt nach unsinnigen Alternativen zu suchen.

WasDennNun

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #91 am: 23.12.2021 13:26 »
Denke mal darüber nach, warum deiner Meinung die bestehenden Möglichkeiten nicht genutzt werden und wie man das ändern könnte.
Richtig, habe ich ja beschrieben und wir haben damit Erfolg.

Dito. Daher sollte man mal überlegen, wie man bestehende Möglichkeiten umsetzt statt nach unsinnigen Alternativen zu suchen.
naja, man kann ja durchaus ein mehrfronten Krieg führen.

Aber das Tarifrecht, dieses Problem monetär lösen könnte sind halt naive Vorstellungen und oft gespeist durch den Wunsch von den Menschen, dass sie so, ohne sich zu bewegen, mehr Geld erhalten.

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #92 am: 23.12.2021 13:38 »
Aber das Tarifrecht, dieses Problem monetär lösen könnte sind halt naive Vorstellungen und oft gespeist durch den Wunsch von den Menschen, dass sie so, ohne sich zu bewegen, mehr Geld erhalten.

Tarifrecht scheitet ja schon daran, dass die Tarifvertragsparteien kein Interesse haben. Arbeitgeberseitig gibt es schon Zulagenlösungen wie hier durchgekaut, arbeitnehmerseitig interessiert man sich naturgemäß nicht für die AG-Probleme sondern hat die AN im Auge.

Frank123

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #93 am: 23.12.2021 21:47 »
Ihr verteidigt ein System welches nachweislich gescheitert ist. Sonst gäbe es diese Zustände nicht:

https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/bau/ingenieurmangel-bremst-sanierung-strassen-bruecken/

Die Zulage ist unattraktiv. Bei einer Jobwahl denkt man i.d.R. langfristig und niemand möchten nach Jahren wieder weniger verdienen. So bekommt man keine guten Leute.

Schlussendlich läuft es in der Praxis so, dass Personaler immer einen underperformer Absolventen finden werden, welcher es auch ohne Zulage macht. Diese Leute kann man aber nicht gebrauchen. Das führt dazu, dass Planungsleistungen und Bauüberwachung teuer von Ingenieur-Büros eingekauft werden müssen. Das ist aufgrund des vorgelagerten Ausschreibungsverfahren nicht nur sehr zeitaufwendig sondern auch sehr sehr teuer.  Die meisten hier würden vom Stuhl fallen, wenn sie wüssten, über welche Summen wir hier reden. Eine dauerhafte IGM-Bezahlung für fähige Planer wäre dagegen ein Witz. Nur mal, damit ihr wisst, über welche Summen wir reden. Bei anrechenbaren Kosten (Netto-Baukosten) von 600.000€ - also ein sehr kleines Projekt - reden wir von HOAI Honorare inkl. Bauüberwachung von ca. 150.000 € die extern vergeben müssen. Ausschreibungsverfahren dauert ca. 2 Monate.
Das spart ein fähiger Ingenieur an Zeit und Geld in ca. 2-3 Wochen ein. Und glaubt mir, das ist nicht an den Haaren herbeigezogen sondern mittlerweile die Regel. Wenn es Personal gibt, dann Absolventen die nichts können. Die sind nicht einmal fähig die Ausschreibungsunterlagen für die HOAI-Planungsleistung zu erstellen (also die Leistung einzukaufen, welche sie eigentlich machen sollten). Das ist mit einer zeitlichen Zulage, welche in der Praxis homöopathisch angewandt wird, nicht zu kitten. Das geht nur mit dauerhafte marktgerechter Vergütung was dem Gemeinwesen schlussendlich aber viel Geld sparen und Zeit wird.
 
« Last Edit: 23.12.2021 22:01 von Frank123 »

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #94 am: 23.12.2021 22:18 »
Nein. Das System ist in keiner Weise gescheitert. Es gibt nachweislich Arbeitgeber, die mit diesem System performantes Personal gewinnen. Wenn Arbeitgeber weder die tariflichen Möglichkeiten nutzen noch ihre Möglichkeit, übertariflich zu vergüten, sind es halt schlechte Arbeitgeber. Schlechte Arbeitgeber sind kein tarifliches Problem. Das regelt der Markt: die kriegen halt kein Personal, das knapp ist.

Frank123

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #95 am: 23.12.2021 23:37 »
Natürlich ist es gescheitert. Die Situation hat sich nach April 2018 in quasi allen Großstädten noch mal deutlich zugespitzt. Hinsichtlich der Zulage gibt es eh nur 5 Jahre Planungssicherheit. Damit lockt man Niemanden hinter dem Ofen hervor.
 

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #96 am: 24.12.2021 06:17 »
Da Deine Grundannahmen bereits Unfug sind, kommt bei Deinem Schluß natürlich auch nichts brauchbares heraus. Gem. der im verlinkten Artikel verwendeten VDI-Auswertung kamen auf 2,7 offene Stellen in der Gesamtwirtschaft lediglich ein verfügbarer Bauingenieur. Es gibt also eine allgemeine Bedarfsunterdeckung in diesem Bereich. Und nicht etwa eine des öffentlichen Dienstes. Und die tariflichen Möglichkeiten in den Tarifwerken TVÖD Bund und TV-L reichen bereits völlig aus, um in der Mehrzahl der Fälle ein kompetitives Angebot zu machen. Für den Rest haben die Arbeitgeber die Möglichkeit, übertariflich zu vergüten. Tarifverträge legen nunmal nur Mindestarbeitsbedingungen fest. Um über diese hinausgehen zu können, braucht es keine tariflichen Regelungen. Wer als Arbeitgeber bei Personalmangel die tariflichen Möglichkeiten nicht ausschöpft, ist ein schlechter Arbeitgeber. Oder er braucht das Personal eigentlich gar nicht. Wer nach Ausschöpfung der tariflichen Möglichkeiten nicht übertariflich vergütet, um seinen Personalbedarf zu decken, hat offenbar einen solchen nicht oder ist nach Abwägung seiner Optionen zu dem Ergebnis gekommen, die Stelle lieber unbesetzt zu lassen.

WasDennNun

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #97 am: 24.12.2021 08:25 »
Natürlich ist es gescheitert. Die Situation hat sich nach April 2018 in quasi allen Großstädten noch mal deutlich zugespitzt. Hinsichtlich der Zulage gibt es eh nur 5 Jahre Planungssicherheit. Damit lockt man Niemanden hinter dem Ofen hervor.
Ja natürlich sind viele öffentliche AGs gescheitert.
Sie rechnen falsch, sie begreifen nicht, dass in einigen Gegenden und Bereichen gutes Personal Geld kostet.
Sie nutzen ihre finanzielle Mittel nicht, die sie als Sachkosten verballern, anstelle gutes Personal mithilfe tariflicher oder aussertariflicher Mittel anzuwerben.

Also ist das System der schlechten Personaler und Führungskräfte gescheitert und diese müssten umgekrempelt werden.
Wie habe ich ja schon dargelegt und auch schon erfolgreich umgesetzt an mehreren Standorten in Deutschland.

Ganz ohne die Gießkanne, die die aktuellen low Performer mit Geldsegen übergießen sollen und null das Kernproblem angeht.
Und genau solche wie du sind ja teil des Kernproblems, Scheuklappen und  lineares Denken und  Gleichmacherei, anstelle Problem individuell und situationsbezogen zu lösen.

Eine Aufwertung der MINT Berufe um 2000€ netto bundesweit, wird das Problem nicht die Bohne lösen!
Löse dich von diesem feuchten naiven Traum.

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #98 am: 24.12.2021 14:24 »
Natürlich ist es gescheitert. Die Situation hat sich nach April 2018 in quasi allen Großstädten noch mal deutlich zugespitzt. Hinsichtlich der Zulage gibt es eh nur 5 Jahre Planungssicherheit. Damit lockt man Niemanden hinter dem Ofen hervor.

Das Zuspitzen der Situation lässt sich aber nicht mit der von dir angestrebten Tariflösung ändern. Dann würde man lediglich die schlechten Leute besser bezahlen. Gute Leute kann man bereits jetzt besser bezahlen, Arbeitgeber die das nicht machen, sind schlechte Arbeitgeber. Und würden auch durch eine Erhöhen des Tarifs nicht zu besseren Arbeitgebern.

Eine zweckmäßige Strategie wäre, die Arbeitgeber zu verbessern, nicht mit der Gießkanne Geld zu verteilen.

Die Planungssicherheit lässt sich auch auf 10 Jahre erweitern. Wer über 5 Jahre hinaus Planungssicherheit braucht wäre ohnehin kein besonders leistungsstarker Arbeitnehmer, den man über Zulagen u.ä. ansprechen wollte.

EDV Sachverständiger

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #99 am: 24.12.2021 14:45 »
Das Grundproblem sitzt meiner Erfahrung nach immer ganz oben beim AG. Meist ältere Herren denen IT oder MINT Berufe im Allgemeinen fremd sind und die ja schauen, daß der normale Sachbearbeiter auch nicht zu viel verdient im Gegensatz zu einem Referenten. Da wird teilweise gnadenlos das Konzept der 90er Jahre von "Datenverarbeitung" gefahren ohne sich über die heutige Wichtigkeit für ein Unternehmen bewußt zu werden. Die Strukturen waren schon immer so und Veränderungen sind ja gerade im öD nicht jedermanns Sache...

Kommt dann zu diesem "Amtsdenken" auch noch die restliche Struktur der Alteingesessenen, wird es für den ambitionierten ITler schon mal schmerzhaft. Entscheidungsprozesse ziehen sich wie ein Kaugummi, keiner will Verantwortung übernehmen und die Entscheider verstehen meistens nichts von der IT.

Der Bestandsschutz im öD und das Tarifsystem sorgen dann auch dafür, daß man entweder irgendwann wieder geht, denn Leistung lohnt sich ja eh nicht, man bekommt nicht mehr aber auch nicht weniger, oder eben bleibt und die berühmte Arbeit "nach mittlerer Art und Güte" abliefert. Der Staat als Arbeitgeber wird dann halt immer mehr, Ausnahme hier natürlich die Verbeamtung, unattraktiver für gute Leute. Wer will sich schon wenn er/sie etwas "reißen" will in die Mühlen des Staatsapparats begeben?

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #100 am: 24.12.2021 14:52 »
Eine Arbeitsleistung mittlerer Art und Güte ist doch genau das, was wünschenswert ist. Ein Unterschreiten der Arbeitsleistung mittlerer Art und Güte wäre Vertragsbruch, ein Überschreiten gefährdet die Gesundheit des Arbeitnehmers.

Frank123

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #101 am: 25.12.2021 18:46 »
Nein. Das System ist in keiner Weise gescheitert. Es gibt nachweislich Arbeitgeber, die mit diesem System performantes Personal gewinnen.

Genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt nachweislich keine AG, die mit diesem System performantes Personal gewonnen haben. Ansonsten erbringe den Nachweis. Bitte kein Hörensagen aus dem Forum.

Der Nachweis, dass das Gegenteil richtig ist, kann leicht erbracht werden:

https://www.tagesspiegel.de/berlin/senat-plant-bonus-fuer-ingenieure-viele-stellen-unbesetzt-wegen-wettbewerb-um-fachkraefte/26623554.html

https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/bau/ingenieurmangel-bremst-sanierung-strassen-bruecken/

https://www.morgenpost.de/berlin/article230836132/Berliner-Verwaltung-laufen-die-Bau-Ingenieure-davon.html

[...lasst sich beliebig fortsetzen...]


Ganz ohne die Gießkanne, die die aktuellen low Performer mit Geldsegen übergießen sollen und null das Kernproblem angeht.



Auch hier ist das Gegenteil richtig. Die "aktuellen" Ingenieure, welche langjährige Erfahrung mit Großprojekten haben, sind keine low Performer, sondern bekommen gerne mal 6 stellige Angebote über diverse Plattformen. Die Abwanderungen aufgrund Abwerbung sind doch das größte Problem. Es rücken erfahrungsgemäß immer unerfahrene Absolventen nach, welche nach einiger Zeit wieder wechseln. Mittlerweile startet sogar die Autobahn GmbH (erfolglose) Abwerbeversuche. Dem Umstand mit einem Flickenteppich von befristeten Zulagen oder AT-Verträgen entgegen zu wollen ist Unsinn und nachweißlich an der Realität gescheitert.
« Last Edit: 25.12.2021 18:57 von Frank123 »

XTinaG

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #102 am: 25.12.2021 19:32 »
Jenseits des Wissens, also nachweißlich, mag das so sein, einen Nachweis hast Du jedenfalls weder für das Scheitern des Systems noch für Deine kruden Thesen erbracht, während der Umstand, daß Tarifverträge lediglich Mindestarbeitsbedingungen festlegen, Realität ist (siehe § 4 Abs. 3 TVG) und Dir nun mehrere Forenteilnehmer dargestellt haben, daß und wie sie respektive ihre Arbeitgeber performantes Personal mit dem aktuellen Rechtsrahmen gewinnen und halten.

totoughtotame

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #103 am: 25.12.2021 21:16 »
Amtsinterne Versuche, die ausgeschriebenen Stellen aufzuwerten, scheitern erfahrungsgemäß am Druck der Verwaltungsleute, welche sich aus irgendeinem Grund offensichtlich benachteiligt fühlen.
Ich stimme euch also zu, dass eine entsprechende Regelung nur tariflich umgesetzt werden kann. Daran hat Verdi aber kein Interesse. Deren Mitglieder setzen sich zum allergrößten Teil aus Beschäftigten der sozialen Berufe zusammen. Entsprechend fokussiert sind deren Kampagnen, siehe Kündigung der Tätigkeitsmerkmale im Sozial und Erziehungsdienst. Ingenieure haben erfahrungsgemäß keine Lust auf Gewerkschafts-Folklore.

Ich arbeite auch in einer technischen Behörde, wenn auch als Jurist, kann aber das Gesagte nur unterschreiben. Hier werden schon in mehreren Runden Bau Ings gesucht und mit wachsender Verzweiflung nicht gefunden, was erklärlich ist, wenn man den Boom im Bausektor bedenkt. Ich habe auch beobachtet, dass die Verwaltungsleute, die auch noch überdurchschnittlich im PR vertreten sind, sehr viel dafür tun, dass die technischen Berufe nicht besser bezahlt werden, als sie selbst. Vielleicht hat es damit etwas zu tun, dass diese sich als das"Stammpersonal" der Verwaltung verstehen und die technischen Berufe lediglich als Quereinsteiger. Dies ist mir als Jurist jedenfalls mal so erklärt worden, als es darum ging, dass man auch Juristen nicht im Eingangsamt verhungern lassen kann und ihnen Aufstiegsperspektiven bieten muss.

pommes

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Antw:Strategien zur Aufwertung der MINT-Berufe
« Antwort #104 am: 25.12.2021 23:17 »
Jenseits des Wissens, also nachweißlich, mag das so sein, einen Nachweis hast Du jedenfalls weder für das Scheitern des Systems noch für Deine kruden Thesen erbracht, während der Umstand, daß Tarifverträge lediglich Mindestarbeitsbedingungen festlegen, Realität ist (siehe § 4 Abs. 3 TVG) und Dir nun mehrere Forenteilnehmer dargestellt haben, daß und wie sie respektive ihre Arbeitgeber performantes Personal mit dem aktuellen Rechtsrahmen gewinnen und halten.

Ja.
Bei uns EG6 oder EG7 Peronal-Sachbearbeiter rennt zum A13, A14 Boss, der diktator-like über sowas entscheidet:

"Du Boss, hier will einer AT bezahlt werden" antwort: "noi machen wir net"
"Du Boss, hier will einer Stufenvorweggewährung und Zulage nach §...." Antwort: "lol, nö"

Wie würden eher eine Stelle bis zum St. Nimmerleinstag unbesetzt lassen, einen völlig unterqualifitierten dahinstellen oder die nötige leistung für 6 oder gar 7-stellig von extern einkaufen als die "Büchse der AT- und Zulagenpandorra" zu öfffnen.

Schätze fast alle Kommentare sind irgendwie richtig, frohes Fest weiterhin