Autor Thema: Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit  (Read 4106 times)

Inspektor1234

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Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« am: 08.04.2022 17:53 »
Hallo,

habe eine Frage zum Thema Arbeitszeugnis.
Ein früherer kommunaler Arbeitgeber hat mir ein relativ schlechtes AZ ausgestellt.
Grund war Rache aufgrund meiner Kündigung und aufgrund eines anderweitigen Rechtsstreits. Aber auch dass der Bürgermeister als gelernter Metzger sicherlich nicht die rechtlichen Regelungen kannte.
Ich habe es damals nicht erkannt, wieso auch, konnte ja ein gutes AZ erwarten.

Nun arbeite ich woanders, möchte mich aus privaten Gründen aber in eine Großstadt hin bewerben.
Das schlechte AZ ist vier Jahre her.
Besitzt das Zeugnis heute noch bei Personalverantwortlichen in den großen Behörden Relevanz?

Britta2

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #1 am: 08.04.2022 18:28 »
Würde ich nicht hinterfragen sondern - Deinen aktuellen AG einfach mal um ein Zwischenzeugnis bitten.
Immerhin bist Du ja schon eine Weile dort. Mehr täte ich als Begründung gar nicht mitteilen ...
Hast Du ein neues (und somit hoffentlichdeutlich besseres) Zeugnis - kräht keiner mehr nach dem alten ...

WasDennNun

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #2 am: 08.04.2022 21:30 »
Besitzt das Zeugnis heute noch bei Personalverantwortlichen in den großen Behörden Relevanz?
Sicher, jedes Zeugnis hat eine Relevanz.
Und die letzten 1-2 Zeugnisse der letzten 3-8 Jahren sicher mehr als ein Zeugnis von vor 10-20 Jahren.

Entweder im Anschreiben oder im VG kann man das relativieren bzw. erläutern.

Wenn viele Bewerber vorliegen, dann kann das dazu führen, dass man auf den falschen Haufen gelegt wird.

Eukalyptus

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #3 am: 08.04.2022 21:42 »
Ich sehe keine Notwendigkeit, das Zeugnis der Bewerbung ungefragt beizulegen. Das Zwischenzeugnis, wie vorgeschlagen, ist besser geeignet.

Inspektor1234

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #4 am: 08.04.2022 22:47 »
Ich sehe keine Notwendigkeit, das Zeugnis der Bewerbung ungefragt beizulegen. Das Zwischenzeugnis, wie vorgeschlagen, ist besser geeignet.

Würdest Du nur das Zwischenzeugnis beilegen und sonst kein AZ (sind sonst nur zwei weitere)?

WasDennNun

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #5 am: 09.04.2022 07:36 »
Wenn jemand ein ehemaliges Arbeitsverhältnis nicht ungefragt mit einem Zeugnis belegt, dann kommt er bei uns mit Sicherheit nicht auf den Stapel der unbedingt einzuladenden.
Die landen dann eher in die Rundablage, weil Pfuscher.

Ausser wenn im Anschreiben steht, das dass Zeugnis fehlt, weil….

Da ist ein negatives Zeugnis besser, als die mutmaßliche Schlamperei keines beizulegen.

Eukalyptus

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #6 am: 09.04.2022 21:13 »
Ich sehe keine Notwendigkeit, das Zeugnis der Bewerbung ungefragt beizulegen. Das Zwischenzeugnis, wie vorgeschlagen, ist besser geeignet.

Würdest Du nur das Zwischenzeugnis beilegen und sonst kein AZ (sind sonst nur zwei weitere)?

Entweder fährst du die Linie nur das letzte Zeugnis beizulegen (in diesem Falle das Zwischenzeugnis) "aus Aktualitätsgründen", oder alle Zeugnisse (inkl. des schlechten, aber auch der zwei hoffentlich besseren vorher).

Inspektor1234

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #7 am: 09.04.2022 21:55 »

Entweder fährst du die Linie nur das letzte Zeugnis beizulegen (in diesem Falle das Zwischenzeugnis) "aus Aktualitätsgründen", oder alle Zeugnisse (inkl. des schlechten, aber auch der zwei hoffentlich besseren vorher).

Nein, es sind insgesamt nur drei (inklusive des Zwischenzeugnisses), ich bin ja erst Mitte 20.
Wobei das erste aus der Privatwirtschaft stammt.
Die Frage ist nur, ob ich das eine schlechte erklären oder hervorheben sollte oder nicht. Es ist sehr gut erklärbar, angesichts der Gesamtumstände (auch wenn das sicherlich nicht rechtens ist was der gemacht hat). Und ich hätte ja auch noch den Nachweis aufgrund der Erhöhung der LOB (welche der Bürgermeister nach Gutsherrenart bestimmte).

WasDennNun

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #8 am: 10.04.2022 09:35 »
Ich sehe keine Notwendigkeit, das Zeugnis der Bewerbung ungefragt beizulegen. Das Zwischenzeugnis, wie vorgeschlagen, ist besser geeignet.

Würdest Du nur das Zwischenzeugnis beilegen und sonst kein AZ (sind sonst nur zwei weitere)?

Entweder fährst du die Linie nur das letzte Zeugnis beizulegen (in diesem Falle das Zwischenzeugnis) "aus Aktualitätsgründen", oder alle Zeugnisse (inkl. des schlechten, aber auch der zwei hoffentlich besseren vorher).
Welchen Sinn macht es Zeiten der Beschäftigung im Lebenslauf ohne Dokumentation (Zeugnis) anzugeben?
Dadurch sieht es doch für den Personaler so aus, als ob man zu dumm, faul oder unfähig ist, eine vernünftige Bewerbung zu schreiben.

Britta2

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #9 am: 10.04.2022 11:49 »
Man könnte ja auch die Beurteilungen aus der Schulzeit ergänzen.
Spaß beiseite. Nieman ruft nach alten Kamellen. Interressant ist lediglich, wie die Beurteilung der letzten 2-3 Jahre ist. Wichtiger ist nur, dass im CV keine Lücke ist. Genügt. Fragen zu Details klärt man im persönlichen Gespräch. Und dort präsentiert man nicht irgendwelche uralten Fehler und Probleme sondern verkauft sich positiv.

WasDennNun

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #10 am: 10.04.2022 12:43 »
Man könnte ja auch die Beurteilungen aus der Schulzeit ergänzen.
Das erwarte ich auch, wenn einer behauptet er habe Abitur, dann erwarte ich auch das Abizeugnis bei den Unterlagen, sonst wirkt der Bewerber wie ein Pfuscher und fällt uU hinten runter.
Zitat
Spaß beiseite.
Ich finde es nicht lustig jemanden den Rat zu geben, dass er unvollständige Bewerbungsunterlagen einreichen soll.
Zitat
Nieman ruft nach alten Kamellen. Interressant ist lediglich, wie die Beurteilung der letzten 2-3 Jahre ist. Wichtiger ist nur, dass im CV keine Lücke ist. Genügt. Fragen zu Details klärt man im persönlichen Gespräch. Und dort präsentiert man nicht irgendwelche uralten Fehler und Probleme sondern verkauft sich positiv.
Also eine CV, die ohne Lücken ist, aber auch ohne Dokumente eingereicht wird, ist für dich ein CV ohne Lücke?
Das sehen (leider?) viele Personaler anders und sehe unbelegte Arbeitszeiten als Lücke an.
Ein schlechtes Arbeitszeugnis von vor 5 Jahren ist allerdings in de Tat relativ unbedeutend, gerade bei jungen Menschen, um ein VG zu verhindern. Die Lücke schon eher.

Insider2

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #11 am: 12.04.2022 11:41 »
Würde ich nicht hinterfragen sondern - Deinen aktuellen AG einfach mal um ein Zwischenzeugnis bitten.
Immerhin bist Du ja schon eine Weile dort. Mehr täte ich als Begründung gar nicht mitteilen ...
Hast Du ein neues (und somit hoffentlichdeutlich besseres) Zeugnis - kräht keiner mehr nach dem alten ...

"immerhin bist du ja schon eine Weile dort" ist leider keine Begründung zur Erstellung eines Zwischenarbeitszeugnisses gegenüber dem Arbeitgeber. Die entsprechenden Gründe (z.B. Vorgesetztenwechseln, Bewerbungsintentionen, usw.) sind in der Kommentierung zum TVöD aufgeführt.

Sofern der TE diesen Weg nicht gehen will, gehts eventuell über eine (regelmäßige) Beurteilung. Natürlich nur, sofern das bei der Institution gemacht wird.

JahrhundertwerkTVÖD

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #12 am: 12.04.2022 12:51 »
Ich weiß ja nicht, wie es den Vorrednern so geht, aber die Zeiten mit hunderten von Bewerbungen auf Stellen im öffentlichen Dienst sind lange vorbei.

Mittlerweile ist es eher Standard dass sich eine Handvoll bewirbt oder gar keiner. Von denen die sich bewerben, muss man schon froh sein wenn einer dabei ist der noch einigermaßen zu gebrauchen ist.
Dementsprechend ist das Stapeln bilden nicht mehr angesagt.

Ich kann nur empfehlen, alles vorzulegen. ist wesentlich besser als etwas zu verschweigen.
Im VG kann ja, falls Bedarf besteht, darauf eingegangen werden. Wobei ich es vermeiden würde, arg über den alten AG herzuziehen.


FGL

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #13 am: 12.04.2022 19:06 »
Ich kann nicht recht nachvollziehen, warum hier der Meinung der Personaler so viel Wert beigemessen wird. Jeder Laden, der größer ist als die Gemeindeverwaltung von Hinterfischbach sollte doch längst die dezentrale Ressourcenverantwortung eingeführt haben. Nicht der Personaler entscheidet, wer eingeladen wird, sondern ich als Produktverantwortlicher. Der Personaler sorgt dafür, dass mein Entwurf der Stellenausschreibung nach dem neuesten Schrei gegendert wird, dass alle unsere Benefits aufgeführt sind und alle rechtlichen Vorgaben mit Hinweisen auf Teilbarkeit des Arbeitsbereichs, bevorzugter Berücksichtigung von Frauen usw. eingehalten werden, dass alle nicht offensichtlich ungeeigneten Schwerbehinderten und Gleichgestellten bei der Auswahl der Einzuladenden berücksichtigt wurden und dass das Verfahren gerichtsfest dokumentiert wird. Der Personaler ist Kellner, nicht Koch.

Und ganz ehrlich: Schulzeugnisse gucke ich mir gar nicht erst an. Bei Arbeitszeugnissen kommt es darauf an. Je länger die Tätigkeit zurückliegt und je weniger sie mit dem Aufgabenbereich zu tun hat, für den ich suche, desto unbedeutender ist das Arbeitszeugnis für meine Entscheidung. Und für jedes gänzlich unbedeutende Dokument weniger bin ich dankbar.

WasDennNun

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Antw:Bedeutung Arbeitszeugnis in heutiger Zeit
« Antwort #14 am: 12.04.2022 19:26 »

Es geht nicht úm die Meinung der Personaler, sondern der Einladenden, was bei uns nicht die Personaler sind, die Stellen nur dern Kram zusammen.
Und ganz ehrlich: Schulzeugnisse gucke ich mir gar nicht erst an. Bei Arbeitszeugnissen kommt es darauf an. Je länger die Tätigkeit zurückliegt und je weniger sie mit dem Aufgabenbereich zu tun hat, für den ich suche, desto unbedeutender ist das Arbeitszeugnis für meine Entscheidung. Und für jedes gänzlich unbedeutende Dokument weniger bin ich dankbar.
Absolut richtig.
Aber einer der ungeklärte Lücken in der Bewerbung hinterlässt, kommt bei mir nicht auf die Topliste, ganz einfach.
Scheiß Zeugnisse von vor X Jahren sind mir "egaler" als fehlend.