Autor Thema: 1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?  (Read 4189 times)

Eugenius

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Hallo zusammen,

ich bräuchte mal den guten Rat von Leuten mit Erfahrung, welche sich möglicherweise sogar selbst mal in ähnlicher Situation befanden. Meine Situation ist wie folgt:

Ich habe vor kurzem meinen 1. Job nach dem Studium bei einer Bundesbehörde angefangen; hierfür bin ich sogar in ein anderes Bundesland gezogen, da ich aufgrund von privaten Problemen & Corona in Verbindung mit einem grundlegenden fachlichen 'Richtungswechsel' meinerseits Schwierigkeiten hatte eine Stelle zu finden. Jedenfalls habe ich bei besagter Behörde einen auf 2 Jahre befristeten Vertrag unterschrieben - es geht um ein bestimmtes Projekt. Da ich sowieso mittelfristig wieder in meine Heimatregion zurückkehren wollte (auch dort gibt es diverse Behörden) stellte der Projektcharakter bzw. die Befristung des Vertrages für mich überhaupt kein Problem dar - im Gegenteil, es passt ja in meine Planung.

Nach den ersten Wochen im Job stellt sich jetzt allerdings nach und nach heraus, dass meine Erwartungen an diesen 1. Job wohl enttäuscht werden. Zwar erscheint mir die Behörde generell als Arbeitsgeber sympathisch, die Kollegen sind zwischenmenschlich auch wirklich top - allerdings habe ich das Gefühl in Bezug auf die inhaltlichen Tätigkeiten einfach das falsche Referat erwischt zu haben. Zunächst mal gibt es hier eine unglaublich hohe Fluktuation; quasi das halbe Referat wurde in der jüngeren Vergangenheit ausgetauscht; zudem kommt jetzt auch bald eine neue Referatsleitung. Davon abgesehen sind die inhaltlichen Tätigkeiten auch wirklich alles andere als spannend. Für mich wird mit jeder weiteren Woche eigentlich absehbar, dass ich hier in den nächsten 2 Jahren nichts spannendes machen werde und wahrscheinlich auch fachlich kaum was lernen werde, was mir künftig nützlich sein könnte.

Jetzt stellt sich für mich die Frage, wie ich mit dieser Situation umgehen kann. Ich möchte eigentlich nicht die vollen 2 Jahre durchziehen; allerdings scheint es mir auch nicht realistisch, mich sofort auf andere Stellen erfolgreich zu bewerben. Ich habe durch besagte Gründe eine signifikante Lücke im Lebenslauf und habe die Befürchtung, dass mir eine sofortige "Flucht" vor dem 1. Job jetzt doppelt negativ ausgelegt werden könnte. Realistischer erscheint mir, dass ich Anfang nächsten Jahres mich nach Stellen umsehe und dann, je nachdem wie lange die Suche dauert, nach 1-1,5 Jahren in meine Heimatregion zurückkehre.

Wie würdet ihr eine solche Situation angehen? Problematisch sind für mich insbesondere folgende Aspekte:

1. Soll ich bei Bewerbungen offen kommunizieren, dass ich inhaltlich unzufrieden bin? Oder soll ich das Projekt positiv darstellen und ausschließlich mit dem Standort-Faktor argumentieren?

2. Wie soll ich gegenüber meinem jetztigen AG kommunizieren? Soll ich mich einfach "heimlich" bewerben und im Falle einer Zusage dann entsprechend der Kündigungsfrist kündigen? Bei einem befristeten Vertrag sollte das ja eigentlich niemand wundern, oder? Problematisch ist natürlich, dass ich zunächst ja einen positiven Eindruck erwecken muss...

3. Wann würdet ihr mit dem Bewerbungsprozess anfangen?


Ich freue mich über jeden, der seinen Senf dazu gibt!  ;)

Schönes Wochenende
Eugenius

clarion

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #1 am: 10.04.2022 00:09 »
Hallo Eugenius,

Bist Du an einer Uni oder an einem Forschungsinstitut?

Die Tatsache,  dass Du einen befristeten Vertrag hast, macht es m.E. nicht verwerflich auch jetzt schon weiter zu suchen. Allerdings  würde es komisch aussehen, wenn Du Dich  wieder auf eine befristete Stelle womöglich mit schlechteren Kondition bewerben würdest.

Die EU Referatsleitung könnte, wenn sie gut ist, noch einmal frischen Wind rein bringen und neue Strukturen aufbauen., so dass die Arbeit mehr Spaß macht.

Ich würde davon abraten, im Bewerbungsprozess etwas Negatives über die jetzige Arbeitsgeber sagen. Ich würde mit Standort und Befristung argumentieren.

Ich würde beim bisherigen Arbeitgeber nicht ohne Not  sagen,  dass Du Dich wegbewerben willst, es sei denn Du weißt, dass persönliche Bekanntschaften zwischen  alten und potentiell neuen Arbeitsgeber bestehen.

Ich wünsche Dir viel Glück.


Britta2

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #2 am: 10.04.2022 11:43 »
Man könnte ja argumentieren, dass man der Liebe wegen wechseln möchte ...  ;)
Klappt aber nur, wenn der neue Arbeitsplatz auch etwas entfernt wäre (Umzug ...).
Ist zwar geschwindelt, aber positiv begründet und tut keinem weh.

WasDennNun

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #3 am: 10.04.2022 12:54 »
zu 1.) natürlich sollte man kommunizieren, dass man nicht zufrieden ist und sich das anders vorgestellt hat, dazu ist doch die Probezeit da.
zu 2.) man sieht sich immer zweimal, heißt es ja, wenn man also hintenrum beim aktuellem AG agiert, dann ist die Gefahr da, dass es auf einem zurückfällt. ansonsten siehe Punkt 1.
zu 3.) Gestern.

Wenn dein Projekt tatsächlich ein 2 Jahresprojekt ist, dann wäre ich als AG extrem sauer, wenn du nach 1,5 Jahren gehst und ich zusehen kann wie ich das Projekt abschließe (ich durfte schon mehrfach in meinem Leben so eine Feuerwehr spielen und die abtrünnigen Kollegen haben in unserem Umfeld auch keinen Fuß mehr auf dem Boden bekommen)
Wenn du nach 3 -6 Monaten ankündigst gehen zu wollen, dann ist alles palletti, und evtl. findet man intern doch noch was passendes, bzw. hat genügend Zeit Nachrücker Personal zu finden.

Max

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #4 am: 11.04.2022 00:00 »
1. Nein. Falls du dich auf etwas unbefristetes bewirbst,  kannst du die Befristung als Grund nutzen. Ansonsten wäre der Wunsch nach Rückkehr in die Heimat nachvollziehbar.
2. Wenn der nächste Job festgezurrt ist kündigen.
3. Sofort.

DiVO

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #5 am: 11.04.2022 10:18 »
1. Ich würde weder mit inhaltlich, noch Standort, noch mit Liebe argumentieren - aus solchen Aussagen können schnell Fallstricke gedreht werden im Bewerbungsgespräch, die zu unglücklichen Aussagen führen. Argumentiere lieber mit der Befristung und dass du eben frühzeitig die Weichen für einen nahtlosen Übergang stellen möchtest.

2. Ich würde mich einfach bewerben und das ggü. meinem Arbeitgeber nicht kommunizieren. Wer Leute nur befristet einstellt, der rechnet mit sowas doch.

3. Ich würde sofort mit der Suche starten und dann, wenn etwas Passendes dabei ist, auch direkt erste Bewerbungen schreiben.

Meine Frau war vor ein paar Jahren in einer ähnlichen Situation. Ihr Job war mit Sachgrund auf 18 Monate befristet und es gab auch keine Chance auf Verlängerung bzw. Entfristung, weil die Niederlassung der Firma zu einem festen Termin geschlossen werden sollte. Also hat sie sich wenige Monate nach Antritt direkt auf die Suche gemacht und hat dann nach ca. 12 Monaten bei einer anderen Firma einen Vertrag unterzeichnet.

was_guckst_du

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #6 am: 11.04.2022 10:33 »
Willkommen im richtigen Leben! 8)

...deine Ausbildung ist so gefragt, dass du für einen befristeten Job in ein anderes Bundesland umziehen musstest?...dann kannst du doch erstmal froh sein, überhaupt eine Anstellung gefunden zu haben...

...nach einigen Wochen im 1. Job bist du nicht zufrieden?...das Leben und auch das Berufsleben ist nicht immer ein Zuckerschlecken...manchmal muss man auch einfach mal durchhalten können (zumal das Ende ohnehin absehbar ist bzw. sich im Laufe der Zeit auch noch Änderungen ergeben können)...

...also Augen zu und durch und in dieser Zeit einfach nach Alternativen suchen ohne sich frühzeiutig zu offenbaren...
Gruß aus "Tief im Westen"

Meine Beiträge geben grundsätzlich meine persönliche Meinung zum Thema wieder und beinhalten keine Rechtsberatung. Meistens sind sie ernster Natur, manchmal aber auch nicht. Bei einer obskuren Einzelfallpersönlichkeit antworte ich auch aus therapeutischen Gründen

FraukeWepunkt

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #7 am: 14.04.2022 07:54 »
Leider kann ich das Problem bestens nachvollziehen. Ich habe zwar einen absolut lückenlosen Lebenslauf und bin seit dem Studium seit nun 15 Jahren in Arbeit im Öffentlichen Dienst. Davor war ich in der Privatwirtschaft. Da ticken die Uhren anders.

Ich habe zuvor 10 Jahre in einer Landesbehörde gearbeitet, bin dann in die Kommunalverwaltung gewechselt (Bauamt) und habe dann nach 2 Jahren einen Wechsel zu einer anderen Kommune vorgenommen, da ich mir dort ein besseres Arbeiten erhofft hatte und mir das natürlich auch zugesagt wurde. Pustekuchen, also Griff ins Klo. Da stecke ich nun 2 Jahre schon fest.

Ich hatte seit Oktober 4 Vorstellungsgespräche, hatte 2 Zusagen und musste mich in allen Gesprächen rechtfertigen, wieso ich nach "nur" 2 Jahren einen Wechsel vorgenommen hab und nach weiteren "nur 2 Jahren" schon wieder wechseln wolle. Dass die winzigen Kommunalbehörden nicht meiner Vorstellung entsprechen ,hat keinen wirklich interessiert, zumindest war ich ziemlich in der Rechtfertigung, so mein Eindruck und das waren auch nicht die typischen "Testfragen", um mal zu schauen, sondern es war echte Skepsis. Das Lustige: 2x bot man mir erstmal einen befristeten Vertrag an, von 1 Jahr, warf mir aber zeitgleich vor, ich hätte ja kein Durchhaltevermögen, wenn ich nach 2 Jahren das Handtuch werfe, in den beiden anderen Male hat man mich gleich im Vorstellungsgespräch auf die Erfahrungsstufe runter setzen wollen, was ich nicht angenommen habe, drum geht die muntere Suche weiter.

Alles in allem ist man im ÖD sehr sehr wählerisch geworden, ich habe übrigens in allen vier Fällen fast 2 Monate auf Rückmeldung gewartet, Corona hin oder her, das ist mehr oder minder ungewöhnlich und auch unhöflich, aber der ÖD hat großen Zulauf und ich hab inzwischen auch das Gefühl, dass man ganz froh ist, eine Stellenbesetzung so lang wie möglich verschieben zu können, immerhin spart das jede Menge Geld, jeden Monat einen Mitarbeiter gespart zu haben, spart man auch Geld. Da geht es leider nicht um Produktivität.

Man muss also Glück haben, an einen "frischen" Kopf zu geraten, der nicht schon 200 Jahre im Personal des ÖD tätig ist und Verständnis für einen Wechsel hat, wenns einfach nicht passt, die meisten aber schauen aufs blanke Papier.



KingTut

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #8 am: 14.04.2022 08:49 »
Meiner Meinung nach kann man nicht erwarten, dass man mit dem ersten Job gleich den Jackpott knackt. Durchbeißen, sich weiter entwickeln und nach 2-3 Jahren neu umschauen.

FraukeWepunkt

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #9 am: 14.04.2022 12:21 »
Meiner Meinung nach kann man nicht erwarten, dass man mit dem ersten Job gleich den Jackpott knackt. Durchbeißen, sich weiter entwickeln und nach 2-3 Jahren neu umschauen.


Leider können 2-3 Jahre verdammt lange werden. In der Privatwirtschaft hat man dann auch gern die Frage umgekehrt gestellt "Sie fühlen sich nicht wohl in einem Job und machen ihn trotzdem 2 oder gar 3 Jahre? Sind sie überhaupt veränderungsbereit?" Wobei Veränderungsbereitschaft im ÖD ja oftmals nur auf dem Papier erwünscht ist.

Organisator

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #10 am: 14.04.2022 13:20 »
"Sie fühlen sich nicht wohl in einem Job und machen ihn trotzdem 2 oder gar 3 Jahre? Sind sie überhaupt veränderungsbereit?"

Eben! und wenn ein Arbeitgeber einem das als fehlendes Durchhaltevermögen vorhält ists wohl nicht der richtige AG.

ike

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #11 am: 17.04.2022 05:35 »
Woanders bewerben und weg!

Britta2

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #12 am: 17.04.2022 10:02 »
Es ist und bleibt ein Pokerspiel. Sucht man nach Alternative im ÖD oder geht man in die Wirtschaft.
Sucht man nach neuem Job im ÖD kann man sicher sein, dass es Absprachen zwischen beiden Personalverwaltungen gibt. Auch ich wollte mehrmals "gehen" - es folgten Telefonate. Zweimal kamen am Abend vor dem Personalgespräch Anrufe (aus der Uni und aus der Uniklinik) mit der Auskunft "wir können Ihnen aber nur xxx Gehalt anbieten und nicht das, was Sie bisher bekommen". Damit war die Sache erledigt. Weil Alleinverdiener mit Kindern ... die Bezeichnung "Nestbeschmutzer" aus der bisherigen Personalleitung. Denen hatte ich nicht gesagt, dass ich mich woanders bewerbe (aus unbefristetem Vertrag).
Plus ab dem Moment Es sind die Wenigsten, die aus reiner Freude an der Karriere/Materie arbeiten gehen. Beneideswerte Singls bzw sicher in Partnerschaft mit sicherem Zweiteinkommen ...

Bastel

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #13 am: 17.04.2022 10:21 »
Sucht man nach neuem Job im ÖD kann man sicher sein, dass es Absprachen zwischen beiden Personalverwaltungen gibt.

Was ein Quatsch...

FraukeWepunkt

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Antw:1. Job enttäuschend - wann & wie komme ich hier weg?
« Antwort #14 am: 18.04.2022 09:30 »
Sucht man nach neuem Job im ÖD kann man sicher sein, dass es Absprachen zwischen beiden Personalverwaltungen gibt.

Was ein Quatsch...

Also Anforderung von Personalakten sind in der Tat nicht unüblich und je nach Behörde, zB in der Kommunalverwaltung oder Kreisverwaltung, gerade wenn die Behördenchefs sich untereinander gut kennen, sind Absprachen oder Rücksprachen in der Tat sehr üblich. Da Absagen nicht begründet werden (sollten), ist das natürlich auch nicht durchschaubar. Aber wenn ein Mitarbeiter irgendwo geht, wird sich durchaus erkundigt, wie der so war und das Ergebnis ist natürlich in der Regel kein gutes, wenn jemand geht, der gut war, hinterlässt er große Baustellen und wenn jemand geht, der schlecht war, wir ihm sowieso Schlechtes nachgesagt, leider ist das auch die Erfahrung, die sich mit meinen und denen anderer Bekannter deckt. In Bundes- oder Landesbehörden mag das anders aussehen, aber sogar beim Wechsel von Beamten wird bei uns schon mal genauer nachgefragt.