Autor Thema: (Mehr)Arbeit lohnt sich nicht  (Read 3349 times)

steuerzahler

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(Mehr)Arbeit lohnt sich nicht
« am: 08.06.2022 13:37 »
Hallo.

Ich bin seit kurzem in der Soligleitzone und jenseits der Beitragsbemessungsgrenze.
D.h. auf jeden zusätzlich verdienten Euro zahle ich 47%(!) Steuern.

Wenn meine Frau nun aus dem Minijob raus will kommen bei ihr noch rund 20% Sozialabgaben dazu. D.h. bei gemeinsamer Veranlagung fallen bei ihr 67% (!) Abgaben auf alles an.
Vom Arbeitgeberbrutto (das erwirtschaftet letztlich auch der Arbeitnehmer) aus gerechnet sind es prozentual sogar nochmal mehr!
Bei einem Stundenlohn von 15,40 € (Mindestlohn in der Pflege für eine Fachkraft mit 3jähriger Ausbildung!) dürfte sie hierbei rund 5 € netto pro Stunde behalten! Dafür, dass dieser Beruf der Gesellschaft angeblich so wichtig ist!

Da lohnt es sich leider weder für mich und noch viel weniger für meine Frau mehr zu arbeiten als unbedingt notwendig!

Welche Strategie ist ratsam? Auswandern (wohin?)?

MfG

Fragmon

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Antw:(Mehr)Arbeit lohnt sich nicht
« Antwort #1 am: 08.06.2022 13:56 »
Rat:
Sich seiner gesellschaftlichen Stellung bewusst sein (Verdienst über der BBG) und sich zum Soldiarstaat bekennen oder auswandern.

Die gemeinsame Veranlagung aufgeben; dann erhält Ihre Frau auch wieder mehr als 5 €

DiVO

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« Antwort #2 am: 08.06.2022 14:32 »
Getrennt veranlagen, beide in SK 4 und die Frau erhält mehr netto vom brutto - so einfach ist das.

Bastel

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« Antwort #3 am: 08.06.2022 14:43 »
Rat:
Sich seiner gesellschaftlichen Stellung bewusst sein (Verdienst über der BBG) und sich zum Soldiarstaat bekennen oder auswandern.


Blabla.

@TE: Stunden reduzieren, 520€ Job suchen.

Johann

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« Antwort #4 am: 08.06.2022 14:56 »
Ich glaube da kommt man am Ehesten raus, indem du oder deine Frau irgendetwas selbstständig macht und lustige Firmenkonstrukte bildet. Solange das nur der Vermögensbildung dient und man nicht direkt ans Geld ran will, sind da 1,5% Steuern möglich. (Doppelte Holding)

In Deutschland bist du halt als Angestellter der Gearschte, weil es für die Politik natürlich sehr bequem ist, dort noch ein klein wenig mehr rauszupressen. Der überwiegende Teil der Erwerbstätigen sind Angestellte, daher spülen auch schon sehr kleine Steuer- und Abgabenerhöhungen ordentlich Geld in die staatlichen Kassen. Und für Angestellte gibts nahezu keine Optionen, Teile des Einkommens "ohne Rechnung" zu erhalten, weil die Lohnabrechnung die Firma erledigt und die Abgaben überweist.

Als angestellter Handwerker hast du immerhin nach der Arbeit noch die Möglichkeit Geld verdienen zu gehen. Als angestellte Bürokraft ist das eher nicht möglich.

In deinem Fall ist es natürlich wie mans dreht und wendet ziemlich hoffnungslos. Außer du wanderst irgendwohin aus, wo es niedrige Steuern gibt (bspw. Bulgarien mit Flat tax 10% bzw. 5% wenn Steuererklärung bis Ende Q1 abgegeben). Da könnte das Leben allerdings auch ein anderes sein und die Vergütung entsprechend ebenso.
Nur in der Schweiz oder Luxemburg gehen die Löhne hoch bei gleichzeitig deutlich geringeren Abgaben, dafür aber höheren Kosten bei anderen Dingen (KiTa-Plätze, Arbeitslosigkeit, Wohnraum, ...)

WasDennNun

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« Antwort #5 am: 08.06.2022 15:14 »
Welche Strategie ist ratsam? Auswandern (wohin?)?
Zunächst einmal eine bessere Kenntnis der Mathematik.
Deine Frau erhält wesentlich mehr als nur 5 €.
Dazu empfiehlt es sich Steuerklasse 4 mit Faktor anstelle von Steuerklasse 3/5 zu wählen.

Dann ist eine Taktik sich als Selbstständiger zu verdingen, da hat man mehr Möglichkeiten seine Ausgaben steuermindert zu nutzen.

Und ja: leider sind Hausbesitzer und Angestellte in der Regel die die nicht vor dem langen Arm der Staates fliehen können und daher hat der Staat wenig Angst das diese "Einnahmequelle" wegbricht.

Die Beste Taktik ist jedoch mEn: Sich dieser Mechanismen bewusst sein und sich freuen, dass man in einem Staat lebt, wo man nicht dem Arzt vorab 200€ in die Handdrücken muss, damit er fragt, wo es zwickt, etc.....


BAT

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« Antwort #6 am: 08.06.2022 17:54 »
Richtig wählen - oder überhaupt wählen - könnte eine Lösung sein.  ;)

Bastel

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« Antwort #7 am: 08.06.2022 18:03 »
Richtig wählen - oder überhaupt wählen - könnte eine Lösung sein.  ;)

Naja, beim knechten und ausbeuten halten die sogenannten "Demokratischen Parteien" alle zusammen. Stichwort Kalte Progression und Spitzensteuersatz.


BAT

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« Antwort #8 am: 08.06.2022 18:12 »
Das ist ein berechtigter Einwand. Wobei politische Betätigung immer aktiv und passiv umfasst.

steuerzahler

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« Antwort #9 am: 08.06.2022 20:28 »
Wir haben ein gemeinsames Konto, von daher ändert ein Steuerklassenwechsel nichts an der Gesamtbelastung. Es sieht nur für die Frau auf dem Lohnzettel besser aus.

Dass der Sozialstaat finanziert werden muss ist mir auch klar, aber wir wissen ja wie das Geld verbraten wird (z.B. CumEx, Scheuer-Maut, XXL-Parlament usw. anstatt z.B. Gesundheits- und Bildungswesen).

Aktuell haben wir mit Ehegattensplitting, Kinderfreibeträgen und einem Minijob sowie Abgabe einer Steuererklärung denke ich schon das bestmögliche draus gemacht. Das klassische Rollenmodell wird damit aber auch zementiert.

WasDennNun

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« Antwort #10 am: 08.06.2022 22:29 »
Wir haben ein gemeinsames Konto, von daher ändert ein Steuerklassenwechsel nichts an der Gesamtbelastung. Es sieht nur für die Frau auf dem Lohnzettel besser aus.

Dass der Sozialstaat finanziert werden muss ist mir auch klar, aber wir wissen ja wie das Geld verbraten wird (z.B. CumEx, Scheuer-Maut, XXL-Parlament usw. anstatt z.B. Gesundheits- und Bildungswesen).

Aktuell haben wir mit Ehegattensplitting, Kinderfreibeträgen und einem Minijob sowie Abgabe einer Steuererklärung denke ich schon das bestmögliche draus gemacht. Das klassische Rollenmodell wird damit aber auch zementiert.
Nur der Zeitpunkt der Zahlung ändert sich und deine Frau arbeitet nicht mehr für 5€ wie von dir behauptet

yamato

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« Antwort #11 am: 09.06.2022 06:52 »
Im Steuersystem ist da einiges falsch gelaufen in den letzten 50 Jahren.
Nach der Gründung der Bundesrepublik hat ein Ferdinand Porsche den Spitzensteuersatz gezahlt, heute tut es teilweise schon der Facharbeiter bei Porsche, vor allem wenn es mal wieder eine ordentliche Prämie gab.
Sprich früher war man reich wenn man den Spitzensteuersatz zahlte heute reicht schon gehobene Mittelschicht.

Eigentlich hätte man von Anfang an die Progressionsstufen an die durchschnittliche Lohnentwicklung koppeln müssen.

WasDennNun

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« Antwort #12 am: 09.06.2022 07:29 »
Ist da nicht die Grenze derzeit bei 254.447€ ?  8)

Aber natürlich hast du recht (obwohl ja in den letzten Jahren da einiges runtergeschraubt wurde)
Zu Ferdinandszeiten war er 55T€ oder?
Jetzt ist der "Echte" Grenzsteuersatz 58.596€
Als ob es keine Lohnsteigerung in den letzten 60 Jahren gab....

Aber so lange Deutschland unter den Deckmantel des Steuergeheimnisses lieber Betrüger und Gestallter schützt (und selber dauernd vor lauter Grauenstar nur weiße Flecke sieht), wird es keine Gleichmäßigkeit der Besteuerung geben.

CumEx Geschäfte sind ja erfreulicherweise rückwirkend als illegal erkannt worden, das ist zumindest ein Fortschritt.
So wie Kriegsverbrecher, können damit auch Steuerverbrecher später verurteilt werden (und sich nicht ausreden, war doch nicht verboten.)
Ich würde aber weiterhin eine Kombination von Anhebung/Absenkung der USt Sätze (und eine Vereinfachung der Zuordnung was ermäßigter was nicht ist ) als schnelle und effektiveren Abgriff beim Bürger ansehen.
Und natürliche vollumfängliche elektronische Abgabe der Buchführung an die Steuerbehörden, damit Mauscheleien elektronisch aufgedeckt werden können.
Aber da jammern (zu unrecht, die Daten sind ja schon da, ist ja nur ein Knopfdruck zu programmieren) die Lobbiesten und sind die IT Luschen bei den Entscheidern voller Angst, weil sie sich nicht vorstellen können, dass man mit den Daten umgehen und was anfangen könnte.

Floki

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« Antwort #13 am: 09.06.2022 07:57 »
Die Buchführung ist schon seit Jahren elektronisch abzugeben und wird auch schon seit Jahren elektronisch (im ersten Schritt) geprüft.
Elektronische Kassen beispielsweise lassen sich auch manipulieren. Deswegen gibt es hierzu ab 2021 oder 2022 (bin mir gerade nicht ganz sicher) wieder neue Fortschritte.

Im Übrigen werden durch das Steuergeheimnis auch keine Mauscheleien, etc. gedeckt.
Die Ausführungen sind einfach Blödsinn bzw. nicht der Realität entsprechend.

Wenn man sich auch mal die Mühe macht die jeweiligen Haushalte der Länder anzusehen, ich habs für NRW gemacht, da mein Bundesland, sieht man Milliarden (!) - Beträge an Steuern, die durch Betriebsprüfungen, Steuerfahndung und dazugehörigen Strafen zusätzlich geflossen sind. Der Knackpunkt ist einfach nur, dass das nicht in den Medien gefunden wird. Es wird lediglich über große Fälle gesprochen, was suggeriert, dass alle anderen davon kommen. Es ist halt nur Quatsch.

Über alle anderen Verbesserungen, Kritiken, Anpassungen, etc. lässt sich wie immer vortrefflich diskutieren

WasDennNun

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« Antwort #14 am: 09.06.2022 09:57 »
Die Buchführung ist schon seit Jahren elektronisch abzugeben und wird auch schon seit Jahren elektronisch (im ersten Schritt) geprüft.
nein, die "eBilanz" bestaht aus aggregiert Kennzahlen. Sie wird nicht elektronisch abgegeben.
Auch bei Prüfungen wird nur eine abgespeckte Version an Buchungen abgegeben.
Zitat
Elektronische Kassen beispielsweise lassen sich auch manipulieren. Deswegen gibt es hierzu ab 2021 oder 2022 (bin mir gerade nicht ganz sicher) wieder neue Fortschritte.
EU Grundlage dazu glaube ich so um 2012 beschlossen.... umgesetzt in D letzter Drücker
Ja, da wird tatsächlich mal sinnvolles mit Blockchain gemacht.
Aber auch hier:
Wer hats als letzter in der EU gemacht??? Das Ding mit der Bonpflicht...
Der Deutsche jammert, weil ist ja eine Belastung für die Industrie *kotz*

(BILD  Zeitung mit dem Bäcker und der Bonrolle....obwohl eine Papierbonpflicht nie bestand....digitales Deutschland *kotz*)
In anderen Ländern landet der Bong direkt beim der Steuerstelle.
Da kann das Amt schon mal die Steuererklärung vorbereiten, dass ist Dienst am Kunden...
Zitat
Im Übrigen werden durch das Steuergeheimnis auch keine Mauscheleien, etc. gedeckt.
Die Ausführungen sind einfach Blödsinn bzw. nicht der Realität entsprechend.
Doch, das Feigenblatt wird ständig gezogen um sinnvolle Kontrollen zu erschweren und zu verhindern.
Allein die fehlende Transparenz bei Firmenkonstrukten, da wird staatlich unterstützt versteckt wie und wo es geht, andere Länder sind da offener in den Meldungen und im Zugriff darauf für die zuständigen Stellen.
(Die Föderalismussproblem mal aussen vor)
Wenn du diese Realität nicht erkennst, dann bist du leider ein Traumtänzer.
Oder Lobbyist.  8)
Zitat
Wenn man sich auch mal die Mühe macht die jeweiligen Haushalte der Länder anzusehen, ich habs für NRW gemacht, da mein Bundesland, sieht man Milliarden (!) - Beträge an Steuern, die durch Betriebsprüfungen, Steuerfahndung und dazugehörigen Strafen zusätzlich geflossen sind. Der Knackpunkt ist einfach nur, dass das nicht in den Medien gefunden wird. Es wird lediglich über große Fälle gesprochen, was suggeriert, dass alle anderen davon kommen. Es ist halt nur Quatsch.
geflossen oder aufgedeckt.
und trotzdem ist der Staat nur sehr zögerlich bereit, hier gutes Geld in gute Leute und Technologie zu investieren, die sich selbst bezahlt machen.

Zitat
Über alle anderen Verbesserungen, Kritiken, Anpassungen, etc. lässt sich wie immer vortrefflich diskutieren
Da bin ich mitten drin und erfreue mich der Fortschritte, die erreicht werden.