Autor Thema: [BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus  (Read 9509 times)

Bastel

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Antw:Baden-Württemberg weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #30 am: 01.08.2022 06:21 »

Die wirklich interessante Frage bei derlei Überlegungen wäre doch: "Mit welchem Prozentsatz vom Einkommen wärst du am Ende tatsächlich belastet?"


Bei Einführung schaut man eventuell dass die Einnahmen gleich sind und dann wird über die Jahre sukzessiv erhöht und fett Kasse gemacht. Irgendwer muss ja den ganzen Laden bezahlen.

Von einer Entlastung wird schon seit Jahren gesprochen, passiert ist aber nichts. Im Gegenteil, jetzt wird erstmal eine Gasumlage eingeführt und ab 01.01.22 die Co2 Abgabe erhöht. Die Mittelschicht wird weiter ausgebeutet.

MoinMoin

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Antw:Baden-Württemberg weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #31 am: 01.08.2022 06:57 »
Man sollte alle Einkünfte heranziehen. Man kann das zu versteuernden Einkommen des letzten Jahres oder einen Durchschnitt der letzten Jahre als Maßstab anlegen.

Na klar auf meine dreistelligen Dividenden, die zuvor schon mehrfach versteuert (Aktien von versteuertem Einkommen gekauft, Unternehmen versteuern Gewinne, Dividendenausschüttungen werden erneut versteuert) bei mir ankommen, soll ich auch noch Sozialversicherungsbeiträge zahlen? Gehts noch? Unfassbar, wie viele Leute in diesem Land staatstreu und sozialistisch denken. Grausam. Solche Leute wissen vermutlich nicht mal, was eine Aktie überhaupt ist und lassen ihr Vermögen vergammeln. Solidarität schön und gut aber sowas geht zu weit. Sowas kann nur von Wählern der Grünen und SPD/Linke kommen. Viel Spaß mit der Renten- und Pensionslücke wenn man private Vorsorge noch unattraktiver macht als sie ohnehin schon ist.
Interessante Rechnung, auch mein Bier wird mehrfach besteuert, wenn ich es konsumiere.
Gekauft von meinem versteuertem Einkommen, belegt mit zweierlei Steuern,  damit es teuerer wird aber  gut das immerhin noch Abwasser steuerfrei ist.

NWB

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #32 am: 01.08.2022 07:23 »
Läuft das nicht über die Grundbesitzabgaben?

Woldemar

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Antw:Baden-Württemberg weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #33 am: 01.08.2022 07:34 »

Bei Einführung schaut man eventuell dass die Einnahmen gleich sind und dann wird über die Jahre sukzessiv erhöht und fett Kasse gemacht. Irgendwer muss ja den ganzen Laden bezahlen[...]Die Mittelschicht wird weiter ausgebeutet.


Wenn alle prozentual, unbegrenzt und über jede denkbare Einkommensart daran beteiligt sind, betrifft es auch jeden und gerade nicht mehr nur die Mittelschicht!

Umso erstaunlicher, dass es jedesmal eben diese Mittelschicht ist, die sich mit Argumenten wie "die Leistungsträger wandern ab", oder "das ist ne total ungerechte "Mehrfachbesteuerung" dagegen wehren.

Ist doch im Grunde auch ganz einfach: Die hier so schön mit "unteren Schichten" bezeichneten Menschen können schlicht nichts nennenswertes beitragen, weil nix zu holen ist und die "höheren Schichten" kriegen den Beitrag gedeckelt, oder werden gar nicht erst an der Finanzierung beteiligt. Den letzten beißen die Hunde...

Bastel

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Antw:Baden-Württemberg weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #34 am: 01.08.2022 07:50 »

Bei Einführung schaut man eventuell dass die Einnahmen gleich sind und dann wird über die Jahre sukzessiv erhöht und fett Kasse gemacht. Irgendwer muss ja den ganzen Laden bezahlen[...]Die Mittelschicht wird weiter ausgebeutet.


Wenn alle prozentual, unbegrenzt und über jede denkbare Einkommensart daran beteiligt sind, betrifft es auch jeden und gerade nicht mehr nur die Mittelschicht!

Der Traum eines jeden Kommunisten.

Umso erstaunlicher, dass es jedesmal eben diese Mittelschicht ist, die sich mit Argumenten wie "die Leistungsträger wandern ab", oder "das ist ne total ungerechte "Mehrfachbesteuerung" dagegen wehren.

Ist doch im Grunde auch ganz einfach: Die hier so schön mit "unteren Schichten" bezeichneten Menschen können schlicht nichts nennenswertes beitragen, weil nix zu holen ist und die "höheren Schichten" kriegen den Beitrag gedeckelt, oder werden gar nicht erst an der Finanzierung beteiligt. Den letzten beißen die Hunde...

Dann müssen halt Leistungen für diese Leute gekürzt werden.

PhRTurtle

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #35 am: 01.08.2022 08:09 »
Einen recht guten Überblick über Gesundheitsausgaben und "Effektivität" ermittelt die OECD alle 2 Jahre.
https://www.oecd.org/berlin/publikationen/health-at-a-glance-2019.htm
Zuletzt 2019, Pandemiebedingt hat man 2021 wohl ausgelassen.

Eine kurze anschauliche grafische Aufstellung, Deutschland vs. OECD Durchschnitt findet man hier
https://www.oecd.org/germany/health-at-a-glance-germany-DEU.pdf

Eine Ähnliche Aufstellung macht auch die EU (bzw beauftragt auch die OECD damit) hier gibts eine Übersicht von 2020. Die aber mit über 200 Seiten nicht ganz so übersichtlich ausfällt. Kapitel 5 beschäftigt sich da mit Ausgaben.
https://health.ec.europa.eu/system/files/2020-12/2020_healthatglance_rep_en_0.pdf

Was nicht zu Leugnen ist: In Deutschland geben wir gemessen am BIP überdurchschnittlich viel für Gesundheit aus, in Summe über alle Systeme. Dafür haben wir aber auch 84% aller anfallenden Kosten die aus Versicherungen gezahlt werden. Das ist weit drüber. Ich habe in einem Vortrag aber auch schon mal eine weitere Grafik gesehen, die zeigt, dass wir trotz sehr hoher Ausgaben, genauso viele vermeidbare Todesfälle haben wie "günstigere" Länder. Das wäre im EU Bericht unter Kapitel 6 zu finden.

Schmitti

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #36 am: 01.08.2022 10:18 »
Warum sind wir eigentlich hier, über den Zwischenschritt Großbritannien, von Baden-Württemberg zu [RP] gewechselt?

Woldemar

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Antw:Baden-Württemberg weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #37 am: 01.08.2022 10:35 »

Der Traum eines jeden Kommunisten.

Was hat die Finanzierung der Sozialversicherung mit Kommunismus zu tun?


Zitat
Dann müssen halt Leistungen für diese Leute gekürzt werden.

Wen meinst du mit "diesen Leuten"? Menschen, die von Transferleistungen leben? Was willst du da streichen, damit am Ende ein Plus in der Kasse verbleibt? Alles? ;-)

Und wieso sollte dann nicht demnächst jemand, der mehr "beiträgt" nicht fordern, dass deine Leistungen beschnitten werden? Alles andere wäre ja "Kommunismus"...


Um mal den Bogen zurückzuschlagen: Ich finde die pauschale Beihilfe gut und würde sogar so weit gehen, zu fordern, dass Beamte grundsätzlich auch in der GKV versichert werden. Gibt imho keinen vernünftigen Grund für diese asoziale Sonderbehandlung mit der PKV.
Wir zahlen übrigens für unsere 5-köpfige Familie rund 670€ PKV (inkl. PV) Beitrag. Die GKV käme uns nochmal rund 200€ teurer.

NWB

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #38 am: 01.08.2022 14:35 »
Ich glaube, viele von denjenigen, die hier die Einstampfung des PKV-Systems fordern bzw. gutheißen werden sich ganz schön umschauen wenn es hier nur noch ein einheitliches System gibt.
Denn zur Wahrheit gehört auch dazu, dass viele medizinische Leistungen nur deshalb in dem Maße (auch) an GKV-Versicherte erbracht werden können, weil die Finanzierung dieser Leistungen durch höhere Abrechnungsmöglichkeiten im Bereich der PKV gesichert wird.
Wer glaubt, die medizinische Versorgung in Deutschland würde bei einer Vereinheitlichung der Systeme verbessert, irrt.

clarion

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #39 am: 01.08.2022 14:43 »
Und wer dank der nicht ganz verfassungsgemäßen Versorgung eh schon über der Beitragsbemessungsgrenze liegt, der muss auch nicht fürchten, dass andere Einkünfte zur Finanzierung GKV beitragen muss.

Ich finde das Preis-Leistungs-Verhältnis der GKV unter Berücksichtigung des AG Anteile akzeptabel. Die oben verlinkte OECE Studie hebt hervor, dass es in Deutschlecnd einen guten Zugang zum Gesundheitswesen gibt. Es mag einige Staaten geben, bei denen man weniger KV-Beiträge hat und trotzdem eine angemessenen gesundheitliche Versorgung auch für die Ärmeren stattfindet, es sind indes aber nicht allzuviele Länder.

Von daher hätte ich überhaupt kein Problem mit einer Pflichtversicherung für Alle und m.W. gehört die PKV auch nicht zu den althergebrachten Grundsätzend es Bamtentums.

Der DBB sollte sich wirklich mal überlegen, warum etliche Beamte der GKV nicht abgeneigt sind.

@NWB, das wird u.a. durch den DBB gerne behauptet, der Beweis dieser BEhauptung steht aber aus! Viele PKV-Versicherte sind auch eher überdiagnosiziert als unterdiagnostiziert.

NWB

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #40 am: 01.08.2022 15:02 »
Der Beweis liegt m.E. darin, dass das System aktuell so funktioniert, wie es funktioniert, weil die ärztlichen Dienstleister einen Teil ihrer Einnahmen durch höhere Abrechnungen mit PKV-Versicherten erzielen.
Es handelt sich um eine Mischkalkulation.
Wenn nun der höhere, lohnendere Teil wegfällt und nicht entsprechend kompensiert wird, wird das die Gesundheitsversorgung nicht ohne Qualitätseinbußen aushalten.

MoinMoin

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #41 am: 01.08.2022 16:09 »
Ich glaube, viele von denjenigen, die hier die Einstampfung des PKV-Systems fordern bzw. gutheißen werden sich ganz schön umschauen wenn es hier nur noch ein einheitliches System gibt.
Denn zur Wahrheit gehört auch dazu, dass viele medizinische Leistungen nur deshalb in dem Maße (auch) an GKV-Versicherte erbracht werden können, weil die Finanzierung dieser Leistungen durch höhere Abrechnungsmöglichkeiten im Bereich der PKV gesichert wird.
Wer glaubt, die medizinische Versorgung in Deutschland würde bei einer Vereinheitlichung der Systeme verbessert, irrt.
Ersteres ist ja eher dem Bereich der Märchen angesiedelt, zumindest sind mir da keine konkreten Zahlen bekannt.
Und falls es die gäbe, dann würden die PKVler ihre KV verklagen, weil sie ja offensichtlich Fremden Geld schenken.

Denn mWn sind ja in der GKV-Abrechnung nur die echten Behandlungskosten die abgerechnet werden, im PKV auch sämtliche Nebenkosten, die damit finanziert werden müssen, welche von der GKV via anderer Zahlungen bezahlt wurden.

Wenn es also tatsächlich nur durch diese behauptete Mischkalkulation funktioniert, dann zahlen ja die PKVler zu viel für die Behandlung.
Umgekehrt: Würde dann noch ein Arzt in der Pampa auf dem Land eine Praxis aufmachen? Durch den Versorgungsauftrag der KÄV ist er dazu "gezwungen".

Poincare

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Antw:[BW] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #42 am: 01.08.2022 17:19 »
Ich habe die Theorie der Quersubvention auch schon öfters gehört. Ausschließen kann man es nicht, hier ist ein Artikel zu der Frage: https://kvoptimal.de/blog/private-krankenversicherung/nachgehakt-subventioniert-die-pkv-die-gesetzlichen-kassen

Manche Leistungen werden eben bei Privatpatienten höher vergütet (oder bei wiederholtem Arztbesuch überhaupt vergütet). Dafür ist der Arzt dann in der gleichen Zeit auch netter.

MoinMoin

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #43 am: 01.08.2022 18:15 »
Eben, mir sind keine Zahlen bekannt, die mehr oder weniger klar zeigen, dass da ein Quersubvention stattfindet.
Es wird natürlich immer herangezogen als Argument, damit entsprechendes Klientel ihre Lobbyarbeit machen können.

Verständlich, denn die PKVen sind ja in der Tat oftmals günstiger für die Besserverdienenden, die bekanntermaßen auch weniger Arztkosten verursachen, da gesünder.

Hier eine andere "Studie":
https://www.mm.wiwi.uni-due.de/fileadmin/fileupload/BWL-MEDMAN/Forschung/Wasem_et_al_-_Finanzielle_Wirkungen_einheitliches_Verguetungssystem_Executive_SUmmary_fuer_Homepage.pdf

Die sich zunächst einmal nur damit beschäftigt, was passiert, wenn man ein einheitliches Vergütungssystem hätte.

Man vergisst ja auch gerne, dass in früheren Zeiten, die PKVen, die alten und teureren Kunden an die GKVen "verloren" haben, was jetzt ja fast nicht mehr geht.


Ach ja und soweit ich weiß, sind die Abrechnungssätze der PKV im Krankenhaus die gleichen wie die der GKV, also findet dort ja keine Subvention statt, sondern da wird halt "Luxus" on the Top verkauft (Einzelzimmer etc.) Taugt also auch nicht für die märchenhafte Argumentation der Quersubventionierung.

Und die PKVen sind sich da ja selbst nicht einig: Mehr zahlen und als Held der Rettung des ambulanten System (weil Stationär sie ja nicht mehr zahlen) sich feiern lassen und als nicht ab schaffbar darstellen.
Oder weniger zahlen, damit ihnen die kosten nicht weglaufen, wenn zunehmend Alte teurere im System sind.

Ach ja: Wenn da von einem Faktor 2,3 und mehr geredet wird, dann heißt das nicht das es das 2,3fache des GKV bezahlten Satzes ist. Der EBM? und der GOÖ Einfachsatz ist ja auch nicht identisch.


Bleibt noch der Verweis auf:
https://www.springerprofessional.de/quersubventionierung-zwischen-gesetzlicher-und-privater-krankenv/11036694

Tenor dort: In einigen Bereichen wird die PKV von der GKV subventioniert, in anderen umgekehrt.

Und wenn man stumpf nachdenkt:
Wenn also das Geld der PKV, welches von den PKVler abgeholt wird, direkt in die GKV gepumpt wird, dann können die auch die Honorarsätze erhöhen, damit die Ärzte weiter eine sehr gutes auskommen haben.
Benachteiligt würde mit Sicherheit nicht das Gesundheitssystem, sondern die besser verdienenden PKVler, die mehr als jetzt zahlen müssten.
BTW: Ich bin als TB in der PKV und wäre ein solch benachteiligter.

Also muss man leider NWBs These ins Reich des Lobbiestentums verlagern.

Woldemar

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Antw:[RP] weitet Beihilferegel auf GKV aus
« Antwort #44 am: 01.08.2022 19:38 »
Der Beweis liegt m.E. darin, dass das System aktuell so funktioniert, wie es funktioniert, weil die ärztlichen Dienstleister einen Teil ihrer Einnahmen durch höhere Abrechnungen mit PKV-Versicherten erzielen.
Es handelt sich um eine Mischkalkulation.
Wenn nun der höhere, lohnendere Teil wegfällt und nicht entsprechend kompensiert wird, wird das die Gesundheitsversorgung nicht ohne Qualitätseinbußen aushalten.


Diese behauptete "Mischkalkulation" kann es in der Form nicht geben, weil dann jeder niedergelassene Arzt zwingend einen gewissen Anteil PKV-Patienten benötigen würde.

So wie das System aktuell ausgestaltet ist, verdienen halt einige Ärzte besser als die Kollegen, weil sie schlicht das Glück haben eine gewisse Menge PKV-Patienten abrechnen zu dürfen. Das führt dann zu der bekannten Problematik, dass die Ärzte sich vorzugsweise dort niederlassen, wo sie viele PKV-Patienten finden können.

Aus meiner Sicht also eher ein weiteres Argument gegen die PKV.