Autor Thema: Personalrat, das unbekannte Wesen  (Read 6972 times)

AndreasHL

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Personalrat, das unbekannte Wesen
« am: 05.09.2022 22:50 »
Hallo,

ich bin über 40 Jahre in einer Landesbehörde tätig und -nicht zusammenhängend- ca. 20 Jahre im örtlichen Personalrat tätig.

Was ich so schlimm finde, ist, dass der PR offenbar für fast alle Beschäftigten nicht existiert. Trotz vieler Bemühungen grade in den letzten zwei Jahren, mehr auf den PR aufmerksam zu machen, denken die Kollg:innen selbst bei massiven Problemen nicht an die Personalvertretung.

Dazu kommt, dass z. B. mein Dienstvorgesetzter vor zwei Jahren noch nicht einmal etwas vom Mitbestimmungsgesetz gehört hatte. Er wusste nichts von den Aufgaben des PR und einer Zustimmungspflicht. Der Schriftverkehr (Mail) hierzu liegt mir noch vor, darf ich ja leider nicht veröffentlichen.  Das wäre mal was zum Staunen.

Aber auch der alleroberste Vertreter des Oberchefs sandte mir vor nicht allzu langer Zeit einer längere Abhandlung (Jurist), warum dem Personalrat denn keine Protokollkraft zusteht. Na ja, den Zahn habe ich ihm gezogen.

Der PR hat wie so manche mit einem Ruf zu kämpfen, der schlecht ist. Als ich Anfang der 80er Jahre meine Tätigkeit begann, war klar: Beamte wählen ihren Beamtenvertreter. Und wenn es der absolute Volldepp war, man wählte als Beamter keinen Angestelltenvertreter. Auch wenn es möglich war. Für die Angestellten und -damals noch- Arbeiter galt es natürlich entsprechend.

Der PR war ein zahnloser Tiger. Personalentscheidungen wurden mittags bei einem Bier auf dem Markt zwischen Amtsleitung und PR-Vorsitzendem abgesprochen, fertig.

Das hat sich erst viele Jahre später langsam geändert.

Aber zurück zu Thema: wie bringt man den Kolleg:innen den PR näher?

Natürlich, es ist auch eine Frage des persönliches Mutes, gegen eine Entscheidung des Vorgesetzten anzugehen. Wie es damit aussieht, sieht man bei jeder Personalversammlung. Da scheinen 95 % der Beschäftigten aus einem Schweigeorden zu stammen. Und die wenigen, die sich melden, sind sowieso schon als Querulanten eingestuft.

Also, was tun?

Bin mal auf eure Antworten gespannt.

Viele Grüße

Andreas


JesuisSVA

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #1 am: 05.09.2022 23:00 »
Indem man nicht so einen Dummfug wie „Kolleg:innen“ schreibt.

WasDennNun

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #2 am: 05.09.2022 23:08 »
Rundmails die echte Hilfreiche Infos enthalten.

direkte Ansprachen an TBler,  die verarscht werden, mit dem Hinweis, das man zwar weiß das da verarscht wird, aber der PR nicht initiativ handeln kann, und dann dem TBler privat formulierungshilfen geben.

In Rundmails unbequeme Themen öffentlich machen und transparent kommunizieren.

Schneller als der Flurfunk funken

Wobei ich es oft erlebt habe, dass KuK denken der PR wäre kein zahnloser Tiger und sauer sind, dass der PR bei irgendwas zugestimmt hat, obwohl der PR. nicht in der Mitbestimmung war.

Ich persönlich  habe in meiner Rolle als TB Vertreter im PR, den Personalern und der Hausspitze Lehrstunden im Tarifrecht freundlich informell gegeben und in VG den zukünftigen AN die TV Möglichkeiten erklärt.
Seit dem geht da mehr und es gibt im TB Bereich eine positive Grundstimmung dem PR gegenüber.
Und da wir alle jetzt an einer Seite des Seiles ziehen, auch mehr erfolgreiche Einstellungen.

Kaiser80

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #3 am: 06.09.2022 07:21 »
1. Wir versenden 1-2 pro Quartal Personal(rats)nachrichten mit bspw. Tarifrechtlichen Themen, Organaisationsthemen etc aber auch so simplen Piss wie Glückwünsch zu Jubiläen, Hochzeiten etc.
2. Wir "treten" der Verwaltungsführung konsequent auf die Füße wenn es um Mitbestimmung und Beteiligungspflichten geht. Hier mussten schon so manche Entscheidungen einkassiert werden; es wurde auch schon mal eine Beschäftigte bezahlt die nicht arbeiten war/durfte.
3. Netzwerken, Netzwerken, Netzwerken.

Mein Credo ist so wenig wie nötig aber so viel wie möglich Präsenz zeigen. Wir haben innerhalb der Belegschaft und auch aus der aktuellen Verwaltungsführung eine m.E. recht hohe Akzeptanz, wir sind aber auch, dass kann ich behauoten sehr engagiert und gut aufgestellt.

Matze1986

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #4 am: 06.09.2022 07:21 »
Indem man nicht so einen Dummfug wie „Kolleg:innen“ schreibt.

 ;D ;D ;D Made my Day!
Danke

Ytsejam

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #5 am: 06.09.2022 07:41 »
Indem man sich aus der Politik raushält. Ich will keinen PR, der mir erzählt, wie wichtig Refugeeees*innen sind, wie böse rechts jeder ist der es wagt Coronamaßnahmen anzuzweifeln, der dazu aufruft mit verdi und marxistischen Gruppierungen gegen wasauchimmer zu protestieren etc. pp.

Ich will einen PR, der mich unterstützt. Dazu zählt insbesondere eine Aufbereitung, ein verständlicher Transport der Besoldungsproblematik auch für rechtsunkundigere Kollegen und eine Erinnerung für diese, Widerspruch einzulegen.

Ich will einen PR, der nicht stupide abnickt, dass demnächst alle im Sommer schwitzen und im Winter im Büro frieren und wo sich alle mit eiskaltem Wasser die Hände waschen müssen, gleichzeitig aber nur noch E-Autos als Dienstwagen angeschafft werden.

Ich will einen PR, wo man aus der Toilette trinken kann ohne Ausschlag zu kriegen!

Insbesondere und vor allem anderen will ich einen PR, der sich nicht selbst alle 2 Jahre hochbefördert, bevor seine Endstation der Wechsel an die Spitze der Fachbereiche steht, wo sie genau das Gegenteil von dem umsetzen, wogegen sie jahrelang vorgeblich gekämpft haben.


AndreasHL

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #6 am: 06.09.2022 08:54 »
Indem man nicht so einen Dummfug wie „Kolleg:innen“ schreibt.

Ich wünsche Dir/Ihnen auch einen schönen Tag  ;D

JesuisSVA

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #7 am: 06.09.2022 08:57 »
Das war absolut ernst gemeint. Ich fühle mich dadurch nicht angesprochen, noch nicht einmal mit gemeint. Ich kenne auch niemanden, der sich dadurch angesprochen fühlt. Ich möchte auch niemanden kennen, der das tut. Und wenn man Umfragen Glauben schenken möchte, sieht das der größere Teil der Bevölkerung ebenso.

JC83

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #8 am: 06.09.2022 09:16 »
Das war absolut ernst gemeint. Ich fühle mich dadurch nicht angesprochen, noch nicht einmal mit gemeint. Ich kenne auch niemanden, der sich dadurch angesprochen fühlt. Ich möchte auch niemanden kennen, der das tut. Und wenn man Umfragen Glauben schenken möchte, sieht das der größere Teil der Bevölkerung ebenso.

Bin bei dir. Da ich in einem grün geführten Ministerium arbeite, kenne ich leider sogar sehr viele Leute, die das total fortschrittlich finden.

Schlimmer als diesen Unfug, empfinde ich aber das Sprechen im Partizip: Mitarbeitenden, Zufußgehende, Radfahrende etc. Das ist schlichtweg eine Beleidigung der Intelligenz.

Kaiser80

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #9 am: 06.09.2022 09:26 »

Schlimmer als diesen Unfug, empfinde ich aber das Sprechen im Partizip: Mitarbeitenden, Zufußgehende, Radfahrende etc. Das ist schlichtweg eine Beleidigung der Intelligenz.
Da ist mir sogar Kolleg:innen lieber. Das ist das sprachlich Allerletzte

JC83

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #10 am: 06.09.2022 09:31 »

Schlimmer als diesen Unfug, empfinde ich aber das Sprechen im Partizip: Mitarbeitenden, Zufußgehende, Radfahrende etc. Das ist schlichtweg eine Beleidigung der Intelligenz.
Da ist mir sogar Kolleg:innen lieber. Das ist das sprachlich Allerletzte

Was meinste, was da teilweise für Reaktionen kommen, wenn ich nachfrage, wie ich mir z.B. tote Radfahrende vorstellen darf:

https://adfc-berlin.de/radverkehr/sicherheit/information-und-analyse/1089-10-tote-radfahrende-2021-anzahl-fast-halbiert.html


Kann ja eigentlich nur so aussehen:  8)

https://www.google.de/search?q=zombies+on+bike&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=2ahUKEwiLnYi70v_5AhXGO-wKHS2zAJIQ_AUoAXoECAEQAw&biw=1920&bih=969&dpr=1#imgrc=6kgyPBZMJGjrUM


Garfield

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #11 am: 06.09.2022 09:35 »
Das war absolut ernst gemeint. Ich fühle mich dadurch nicht angesprochen, noch nicht einmal mit gemeint. Ich kenne auch niemanden, der sich dadurch angesprochen fühlt. Ich möchte auch niemanden kennen, der das tut. Und wenn man Umfragen Glauben schenken möchte, sieht das der größere Teil der Bevölkerung ebenso.

Hat trotzdem nicht annähernd was mit dem Thema zu tun. Durch Unterlassen von Gender-Zeichen bzw der Anwendung des generischen Maskulinum wird man den Personalrat nicht bekannter machen. Der TE schreibt auch von den letzten 20 Jahren. Ich glaube kaum, dass der PR in aller dieser Zeit gegendert hat.

Hier wurde also völlig off-topic ein Rant gegen das gehasste Gendern losgetreten. Es ist schon immer wieder amüsant, wie alle die Gendern als "Sprachpolizei" betitelt werden, aber immer ein Boomer bereit steht um zu korrigieren und zu schimpfen sobald es jemand wagt zu gendern.

Also, hast du gut gemacht Sheriff. Jetzt wieder hinsetzen und durchatmen.

JC83

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #12 am: 06.09.2022 09:41 »
Das war absolut ernst gemeint. Ich fühle mich dadurch nicht angesprochen, noch nicht einmal mit gemeint. Ich kenne auch niemanden, der sich dadurch angesprochen fühlt. Ich möchte auch niemanden kennen, der das tut. Und wenn man Umfragen Glauben schenken möchte, sieht das der größere Teil der Bevölkerung ebenso.

Hat trotzdem nicht annähernd was mit dem Thema zu tun. Durch Unterlassen von Gender-Zeichen bzw der Anwendung des generischen Maskulinum wird man den Personalrat nicht bekannter machen. Der TE schreibt auch von den letzten 20 Jahren. Ich glaube kaum, dass der PR in aller dieser Zeit gegendert hat.

Hier wurde also völlig off-topic ein Rant gegen das gehasste Gendern losgetreten. Es ist schon immer wieder amüsant, wie alle die Gendern als "Sprachpolizei" betitelt werden, aber immer ein Boomer bereit steht um zu korrigieren und zu schimpfen sobald es jemand wagt zu gendern.

Also, hast du gut gemacht Sheriff. Jetzt wieder hinsetzen und durchatmen.

Danke, Sherlock.

Es ändert aber nichts daran, dass ich (kein "Boomer", sondern "Millennial") niemanden ernstnehme, der nicht in der Lage ist, vernünftig zu schreiben oder zu sprechen oder alljährlich Fake News zum sogenannten Gender Pay Gap ungeprüft raushaut, oder Einmalzahlungen anstatt Tariferhöhungen abfeiert usw....

Was soll ich von solchen Leuten den Produktives erwarten?

Organisator

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #13 am: 06.09.2022 09:47 »
Also, was tun?

Themen finden, die für die Beschäftigten Verbesserungen darstellen. Diese Themen offensiv bewerben und die Dienststelle zur Umsetzung bewegen.

Bei Personalversammlungen kann man das sehr gut thematisieren und dann umsetzen,  z.B.
- Anwendungsrichtlinien für Stufenregelungen vereinbaren (Laufzeitverkürzungen usw.)
- Karrierepfade in Personalentwicklungskonzepten vereinbaren
- Weitere tarifliche / übertarifliche Entgeltverbesserungen umsetzen
- Vereinbarungen für zusätzliche freie Tage schließen
- Dienstvereinbarungen zum mobilen Arbeiten schließen
- Einmalzahlungen / Prämien einfordern
usw...

JesuisSVA

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Antw:Personalrat, das unbekannte Wesen
« Antwort #14 am: 06.09.2022 10:03 »
Das war absolut ernst gemeint. Ich fühle mich dadurch nicht angesprochen, noch nicht einmal mit gemeint. Ich kenne auch niemanden, der sich dadurch angesprochen fühlt. Ich möchte auch niemanden kennen, der das tut. Und wenn man Umfragen Glauben schenken möchte, sieht das der größere Teil der Bevölkerung ebenso.

Hat trotzdem nicht annähernd was mit dem Thema zu tun. Durch Unterlassen von Gender-Zeichen bzw der Anwendung des generischen Maskulinum wird man den Personalrat nicht bekannter machen. Der TE schreibt auch von den letzten 20 Jahren. Ich glaube kaum, dass der PR in aller dieser Zeit gegendert hat.

Hier wurde also völlig off-topic ein Rant gegen das gehasste Gendern losgetreten. Es ist schon immer wieder amüsant, wie alle die Gendern als "Sprachpolizei" betitelt werden, aber immer ein Boomer bereit steht um zu korrigieren und zu schimpfen sobald es jemand wagt zu gendern.

Also, hast du gut gemacht Sheriff. Jetzt wieder hinsetzen und durchatmen.

Du verkennst völlig, dass es eine praxisnahe und leicht umzusetzende Antwort auf die Frage des Fragestellers war.