Autor Thema: TV-L: Wie motiviert ihr euch zur Arbeit bei der schlechten Gehaltsentwicklung?  (Read 9210 times)

Aktienprimus

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Ernstgemeinte Frage, in erster Linie an Führungskräfte, Ingenieure und ITler. Der Reallohnverlust ist ja mittlerweile nicht so gering und weitere spürbare Lohnsteigerungen beim TV-L eher dem Land der Träume anzusiedeln. Was treibt euch in Zeiten des Fachkräftemangels an, weiterhin unter den eher mäßigen Gehaltsbedingungen des TV-L eure Arbeit vernünftig zu verrichten? Und die Motivation nicht völlig zu verlieren?

Garfield

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Nach fast 3 Jahren Corona und nun einem halben Jahr Krieg und Inflation brauche ich überhaupt keine Motivation mehr um meinen Arbeitsplatz zu schätzen zu wissen. Ich muss nur nach draußen zu den Kollegen in der privaten Wirtschaft schauen, die die letzten Jahre Jobangst, Kurzarbeit, wegfallende Einnahmen usw hatten und dies nun nochmal verstärkt wahrnehmen.

Währnend hier im Forum gejammert wird, dass bei 19 Grad die Heizung noch nicht angeht im Büro.

Ich bin ganz glücklich mir seit Jahren um all das keinerlei Gedanken machen zu müssen. Man muss nur mal aufhören aus dem Dauernörgel-Modus rauszukommen.

McOldie

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Dir steht es doch frei, den Arbeitgber zu wechselb, um einen höheren Verdienst zu erreich. Im übrigen: nicht nur Führungskräfte, Ingenieure und ITler sind von dieser gesamtgesellschaftlichen Entwicklung betrooffen, so auch die Bürmitabeter/innen oder Arbeit/Arbeiterinnen. Diese vermutlich sogar noch mehr, als  die besser verdienenden Führungskräfte.

mrfox

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Ich muss nur nach draußen zu den Kollegen in der privaten Wirtschaft schauen, die die letzten Jahre Jobangst, Kurzarbeit, wegfallende Einnahmen usw hatten und dies nun nochmal verstärkt wahrnehmen.

Genau das mildert es etwas. Habe auch einige Bekannte in der Industrie und da sind gerade bspw. wieder Kurzarbeit, diesmal in Verbindung mit dem Strompreis, zur Diskussion und in Planung. Was mich im TV-L eher stört, ist die Umsetzung des AGs und dieser seiner Pflicht nicht oder mindestens zu langsam nachkommt. Mir verdirbt vor allem dieser ständige Grabenkampf den Spaß an meinem Job, weshalb ich auch wieder mehr die Jobportale beobachte.

TVWaldschrat

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Ich habe gekündigt und bin in die warme und sichere Wirtschaft (Sicher in der IT heißt, dass ich in 2 Wochen wieder einen Job habe, sollte was mit meinem alten Arbeitsplatz passieren). Mir sind in meinem Umfeld keine Fälle bekannt, in der sich eine Fachkraft (ITler und Ingenieure) sorgen um ihren Job machen musste. Klar, Betriebsauflösungen gibt es immer, auch ohne Corona und Krieg, weil man wieder unfähiges Management eingestellt hat, aber da hätte ich eher Angst vor, wenn Fachkräfte irgendwann nicht mehr benötigt werden.

Ich werde endlich entsprechend meiner Tätigkeiten bezahlt (Eingruppiert, da ich nach Tarif bezahlt werde), da die Personalabteilung fähig ist. Außerdem gibt es eine Leistungsabhängige Zusatzvergütung... auch nett.

Ich muss nur nach draußen zu den Kollegen in der privaten Wirtschaft schauen, die die letzten Jahre Jobangst, Kurzarbeit, wegfallende Einnahmen usw hatten und dies nun nochmal verstärkt wahrnehmen.

Genau das mildert es etwas. Habe auch einige Bekannte in der Industrie und da sind gerade bspw. wieder Kurzarbeit, diesmal in Verbindung mit dem Strompreis, zur Diskussion und in Planung. Was mich im TV-L eher stört, ist die Umsetzung des AGs und dieser seiner Pflicht nicht oder mindestens zu langsam nachkommt. Mir verdirbt vor allem dieser ständige Grabenkampf den Spaß an meinem Job, weshalb ich auch wieder mehr die Jobportale beobachte.

Die Grabenkämpfe und Ellenbögen der gelangweilten, aber chronisch "überarbeiteten" Verwaltungströten von links nach rechts, unten herauf und oben herab sind das, was mich nicht im öD halten kann. Denen geht es zu gut... Da muss es mal ordentlich knallen und Leute müssten auch Verantwortung für ihr tun tragen... passiert nicht, also entweder dran gewöhnen oder gehen :D
« Last Edit: 13.09.2022 10:33 von TVWaldschrat »

Aktienprimus

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Dir steht es doch frei, den Arbeitgber zu wechselb, um einen höheren Verdienst zu erreich. Im übrigen: nicht nur Führungskräfte, Ingenieure und ITler sind von dieser gesamtgesellschaftlichen Entwicklung betrooffen, so auch die Bürmitabeter/innen oder Arbeit/Arbeiterinnen. Diese vermutlich sogar noch mehr, als  die besser verdienenden Führungskräfte.

Und was ist nun deine Antwort auf die eigentliche Fragestellung?

"Ich habe gekündigt und bin in die warme und sichere Wirtschaft (Sicher in der IT heißt, dass ich in 2 Wochen wieder einen Job habe, sollte was mit meinem alten Arbeitsplatz passieren). Mir sind in meinem Umfeld keine Fälle bekannt, in der sich eine Fachkraft (ITler und Ingenieure) sorgen um ihren Job machen musste."


Das klingt gut durchdacht. Weiterhin viel Erfolg! Die Angst vor Jobverlust verstehe ich auch nicht so ganz. Wenn die eigene Qualifikation stimmt sollte das in Zeiten von Fachkräftemangel lösbar sein. Ich erhalte viele Abwerbeversuche, auch aus dem ÖD. Daher die Fragestellung was insbesondere Ingenieure und ITler beim TV-L hält.

Leonhardt

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Ernstgemeinte Frage, in erster Linie an Führungskräfte, Ingenieure und ITler. Der Reallohnverlust ist ja mittlerweile nicht so gering und weitere spürbare Lohnsteigerungen beim TV-L eher dem Land der Träume anzusiedeln. Was treibt euch in Zeiten des Fachkräftemangels an, weiterhin unter den eher mäßigen Gehaltsbedingungen des TV-L eure Arbeit vernünftig zu verrichten? Und die Motivation nicht völlig zu verlieren?

Bei mir ist es tatsächlich eine fehlende Alternative in der freien Wirtschaft. Ich habe mich damals dummerweise für ein Studium entschieden, dass überwiegend in den öD oder billige "Subunternehmen" führt. Ansonsten habe ich einfach meine Ansprüche an den Job angepasst und nehme an, dass es auch der durch die letzten Tarifrunden zum Ausdruck gebrachte Wille meines Arbeitgebers ist, dass wir die Sachen ruhig und gelassen angehen sowie kleinere Fehler auch mal tolerieren. Das ist ja auch beruhigend. ;)

Bastel

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Ansonsten habe ich einfach meine Ansprüche an den Job angepasst und nehme an, dass es auch der durch die letzten Tarifrunden zum Ausdruck gebrachte Wille meines Arbeitgebers ist, dass wir die Sachen ruhig und gelassen angehen sowie kleinere Fehler auch mal tolerieren. Das ist ja auch beruhigend. ;)

So sehe ich das auch. Verbeamtung in A10, die A11 voraussichtlich in ca. 1-2 Jahren und Familienzuschlag machen das Leben im öD erträglich.

Garfield

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Dir steht es doch frei, den Arbeitgber zu wechselb, um einen höheren Verdienst zu erreich. Im übrigen: nicht nur Führungskräfte, Ingenieure und ITler sind von dieser gesamtgesellschaftlichen Entwicklung betrooffen, so auch die Bürmitabeter/innen oder Arbeit/Arbeiterinnen. Diese vermutlich sogar noch mehr, als  die besser verdienenden Führungskräfte.

Und was ist nun deine Antwort auf die eigentliche Fragestellung?

"Ich habe gekündigt und bin in die warme und sichere Wirtschaft (Sicher in der IT heißt, dass ich in 2 Wochen wieder einen Job habe, sollte was mit meinem alten Arbeitsplatz passieren). Mir sind in meinem Umfeld keine Fälle bekannt, in der sich eine Fachkraft (ITler und Ingenieure) sorgen um ihren Job machen musste."


Das klingt gut durchdacht. Weiterhin viel Erfolg! Die Angst vor Jobverlust verstehe ich auch nicht so ganz. Wenn die eigene Qualifikation stimmt sollte das in Zeiten von Fachkräftemangel lösbar sein. Ich erhalte viele Abwerbeversuche, auch aus dem ÖD. Daher die Fragestellung was insbesondere Ingenieure und ITler beim TV-L hält.

Generell hält es die wenigsten IT-Ler im TV-L. Ich komme aus dem Hochschulumfeld und die meisten Rechenzentren sind stark unterbesetzt und hatten die letzten Jahre Abgänge zu verzeichnen.

Ein Feld in dem der öD dann noch fischen kann sind ältere Kollegen, die auf das Hauen und Stechen in Teilen der freien Wirtschaft keine Lust mehr haben oder die mit ihrem 30 Jahre jüngeren Abteilungsleiter nicht mehr grün werden.
Meiner Erfahrung nach, bzw. entsprechende Antworten in den Bewerbungsgesprächen ergaben dann i.d.R. dass dieses Klientel den finanziellen Aspekt nicht mehr vorne an stellt.

Junge ITler die Geld verdienen und Karriere machen oder einen super aufregenden Job wollen findest du in der Regel nicht im öD wieder. Die finden ja gar nie den Weg in dieses System.

Und zum Jobverlust: Ja, hoch qualifizierte ITler finden immer einen Job. Auf ständige Wechsel muss man aber auch Lust haben, ist nicht jedermanns Sache. Und die letzten 3 Jahre haben mir gezeigt, dass vielleicht auch nicht jeder so hoch qualifiziert ist, wie er selbst denkt und dann auf einmal doch zittert, wenn es mal ernst wird.

Ich hab in den letzten 3 Jahren nicht einen Gedanken an Jobverlust verschwendet, aber auch keinen an Kurzarbeit, Lohnkürzung, gestrichene Boni, die Zukunft meiner Firma oder sonst irgendwas. Das mag manchem nichts wert sein, weil er heutzutage überall einen Job kriegt. Ich - mitten in der Familienplanungsphase - fand das mehr als angenehm.

WasDennNun

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Ich bin in meinem 30 Jahren Berufsleben zwischen öD und pW gependelt, habe über zwei Dekaden lang nur Zeitverträge gehabt (ohne jemals Jobangst zu haben).
Habe mich nun trotz Einkommens Einbußen seit einiger Zeit mich wieder in den öD bewegt.
Gründe:
Nähe zum Wohnort
Sehr gute Dienstreisen Regelungen
Tolles Thema, gigantisches Team (obwohl viele Beamte  ;) )
Ich kann hier was für Deutschland und insbesondere meinem Bundesland bewirken (als mittleres Zahnrad)
Kind/Kegel/Haus/Hof ist bestellt. Trotz der Gehaltsreduktion habe ich immer noch mehr als ich derzeitig verbrauche und neige nicht dazu meinen Kinder Unmengen zu vererben oder pflege teure Hobbies.

Stand derzeit: Es gibt keine Gründe wieder hier weg zugehen.
Der Job motiviert mich absolut, nebenbei konnte ich hier die Beamten bzgl. Tarifrecht umkrempeln, was auch ein Freude ist.

Sollte sich meine Führungsebene in den nächsten 10 Jahre (länger mache ich auf keinen Fall mehr)  zu schlechten ändern, dann könnte ich es mir überlegen. So lebe ich meine Freiheiten aus.

JC83

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Ich kann mich im HO großartigen Serien widmen (HoC, BCS, BB usw.), Lesen und vorm "Arbeiten" gehe ich ins Gym.
Leider habe ich aktuell nur 2x pro Woche HO. Ich spare mir meine "Arbeit" dann fürs Büro auf. Ich habe derzeit vielleicht 10-15 Stunden pro Woche tatsächlich zu tun- wenn es hoch kommt.

Bin in E11/4 - "Förderung" nach E12 geplant iVm Stufenverkürzung zur Stufe 5...
D.h. ich kassiere in naher Zukunft knappe 73 k für einen Teilzeitjob

Kannste dir nicht ausdenken... ;)

JesuisSVA

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Man ist doch eine Verpflichtung eingegangen, Arbeitsleistung mittlerer Art und Güte in einem bestimmten zeitlichen Umfang gegen eine Entgeltzahlung zu tauschen, deren Umfang man in der konkreten Ausgestaltung Dritten überlassen hat. Welcher weiteren Motivation bedürfte es jenseits des Einhaltens des Vertrages, also eines Verhaltens, auf dem der zivilrechtliche Teil unserer Rechtsordnung beruht?

Leonhardt

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Ist die Arbeit mittlerer Art und Güte eigentlich jeweils auf den einzelnen Arbeitgeber, die Dienststelle oder das allgemeine Tätigkeitsprofil  bezogen?

JesuisSVA

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Sie ist auf den Arbeitnehmer bezogen. Es ist die Arbeitsleistung, die er unter angemessener Anspannung seiner Kräfte erbringen kann. Ein wenig leistungsfähiger Arbeitnehmer muss also eine geringere Leistung erbringen als einer mit hoher Leistungsfähigkeit.

WasDennNun

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Man ist doch eine Verpflichtung eingegangen, Arbeitsleistung mittlerer Art und Güte in einem bestimmten zeitlichen Umfang gegen eine Entgeltzahlung zu tauschen, deren Umfang man in der konkreten Ausgestaltung Dritten überlassen hat. Welcher weiteren Motivation bedürfte es jenseits des Einhaltens des Vertrages, also eines Verhaltens, auf dem der zivilrechtliche Teil unserer Rechtsordnung beruht?
Das hat auch Spid schon nicht verstanden, das es Menschen gibt (wahrscheinlich die Mehrheit der Menschen), die Dinge wie Zufriedenheit über die Inhalte der Arbeit oder allgemeine Freude an der Arbeit, Spaß mit den Kollegen habe, [...] als hauptsächliche (alleinige) Motivation für die Wahl des Arbeitsplatzes ansehen.
Für die von dir genannten Dinge benötigt man keine Motivation, weil sie ja Selbstverständlichkeiten und Automatismen sind.