Autor Thema: Tarifrunde 2023  (Read 286778 times)

Matze1986

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #60 am: 05.10.2022 15:11 »
Unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung ist der zu 100% korrekte Begriff. Hätte jetzt nicht damit gerechnet das jemand damit was anfangen kann, bin deswegen bei dem Begriff "freie Heilfürsorge" geblieben.

Aber Bundespolizisten und Justizvollzugsbeamte müssen auch einen Teil ihrer Krankenkassenbeiträge selber bezahlen, oder? Ist jetzt etwas off topic.

Sowohl als auch.
Vollzugsbeamte der Bundespolizei haben grundsätzlich Anspruch auf Heilfürsorge (vgl. §70 Abs. 2 BBesG).
Sie können sich aber entscheiden und Beihilfe in Anspruch nehmen (unwiderruflich).
Wer die Beihilfe in Anspruch nimmt, zahlt seinen Teil...

Kimonbo

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #61 am: 05.10.2022 15:13 »
Die freie Heilfürsorge wird niemals kippen, dafür hat man den Soldaten im 2. Weltkrieg und insgesamt Zuviel Leid zugefügt, eher werden die vereinigten Staaten von Europa gegründet mit einem europa-bedingungslosen grundeinkommen

Petr Rigortzki

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #62 am: 05.10.2022 16:31 »
Guten Nachmittag,

- natürlich sind 12% nur als positives Prognose Beispiel um zu zeigen was dabei herauskommt
Wunder gibt es immer wieder....

- Unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung / FHFS = Es wurde vor ca 7 Jahren eine Berechnung im Ministerium angestellt um herauszufinden wieviel die Freie Heilfürsorge kostet.
Gleichzeitig wurde verglichen wie andere Länder dies handhaben. Dabei wurde 1. festgestellt dass die Bw speziell im Einsatz mit die beste Versorgung hat und 2. ein System der Unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung in dieser Form mit der Beihilfe nur in Deutschland existiert. Dennoch kamen horende Summen heraus und es wurde in Frage gestellt ob dieses System zukunftsfähig ist und das Ergebnis war negativ.
Da damals noch andere Schwierigkeiten existierten wurde erst Mal Abstand davon genommen das Thema wieder anzupacken........

Petr Rigortzki

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #63 am: 05.10.2022 16:32 »
PS
Unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung

sollte ein Extra Thema sein....ich glaube Jeans hatte das bei der Traifdiskussion nicht vorgesehen ;-)

Asperatus

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #64 am: 05.10.2022 18:58 »
Kurze Erinnerung

Jahr     Inflation   Erhöhung    Realverlust ca
2017    1,5%               
2018    1,8%       2,99%        -0,2%
2019    1,4%       3,09%        -0,1%
2020    0,5%       1,06%        -0,8%

letzte Tarifrunde
2021    3,1%        1,4%         -2,2%
2022    8,4%        1,8%         -9,8%

Prognose :-)
2023    8,8%         12%         -5,2%
2024    3,8%           6%         -6,6%

Die Werte der Spalte Realverluste und deren Berechnung kann ich nicht nachvollziehen. Wenn die Besoldung nominal um 2,99 Prozent und der Verbraucherpreisindex um 1,8 Prozent steigt, habe ich meines Erachtens einen Reallohnanstieg von 1,19 Prozent.

Petr Rigortzki

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #65 am: 06.10.2022 14:01 »
Antwort zu Asperatus

Guten Mittag,

Verbraucherindex wird vom Vorjahr zum "laufenden Jahr" addiert (ohne ein mathem. Mittel zu bilden) da die Inflation übers Jahr berechnet ist und die reale bzw dann potentielle Solderhöhung meist erst im März oder später umgesetzt wird. Vor mehreren Jahren wurde die Bezügererhöhung der Soldaten erst 6 Monate nach denen der zivilen Beamten erhöht um den besonderen Bezug zur Republik wiederzuspiegeln (...und vielleicht auch um Geld zu sparen..)
Die Inflation wird aus dem monatlichen Unterschied zum Vorjahrespreisindex gebildet und dann vereinfacht übers Jahr geschnitten.


Ihr Beispiel:
2017 Inflation 1,5% + 2018 Inlation 1,8% Ges Inflation übers "rollende" Jahr = 3,3%
Erhöhung Sold/Gehalt Soldaten im Folgejahr (2018) = 2,99%
= Realverlust im Schnitt -0,2%


Petr Rigortzki

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #66 am: 06.10.2022 14:03 »
3,3 - 2,99 = 0,31 %

.....;-)

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #67 am: 06.10.2022 15:13 »
Die freie Heilfürsorge wird niemals kippen, dafür hat man den Soldaten im 2. Weltkrieg und insgesamt Zuviel Leid zugefügt, eher werden die vereinigten Staaten von Europa gegründet mit einem europa-bedingungslosen grundeinkommen

Sehe ich nicht so. Die freie Heilfürsorge und dessen Abschaffung ist (zumindest auf Bundesebene) beinahe jedes Jahr Thema.


Ich persönliche reche mit 3 % und einer Einmalzahlung (ja, das ist mein Ernst).

Asperatus

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #68 am: 06.10.2022 16:56 »
Vor mehreren Jahren wurde die Bezügererhöhung der Soldaten erst 6 Monate nach denen der zivilen Beamten erhöht um den besonderen Bezug zur Republik wiederzuspiegeln (...und vielleicht auch um Geld zu sparen..)

Wann soll das gewesen sein?

Die Berechnung kann ich jetzt zwar besser nachvollziehen, enthält aus meiner Sicht aber methodische Fehler.

So wird die Inflation immer für zwei Jahre mit der Bezügeerhöhung für ein Jahr verglichen. So wundert es nicht, dass ständig Verluste rauskommen. Tatsächlich ist das Realeinkommen in der Vergangenheit gestiegen.

Siehe dazu auch hier: https://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/

Rein logisch wäre ein "Realverlust" kombiniert mit einem Wert mit negativen Vorzeichen ein Gewinn. (Prinzip der doppelten Verneinung) :)

smiteme

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #69 am: 06.10.2022 18:23 »
Es ist schon echt krass, wenn der Dbb sagt eigentlich müssten wir 20% fordern uns sagt dann so eine Größe zwischen 8-11% wäre realistisch...

Warum stellt er nicht erst Mal die richtige Forderung und schaut was der AG Verband sagt? Die wollen auch bei 8-11% runter handeln... Dann besser von 20% runterladen und effektiv doch mehr bekommen.

xap

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #70 am: 06.10.2022 18:30 »
Silberbach ist nicht zu helfen. Wenn ihr 20% fordern müsstet, dann fordert das gefälligst. Wieso wird es nicht gefordert, wenn es doch notwendig erscheint. Stattdessen werden 8% gefordert und man landet bei 4%. Nicht zu fassen diese Chuzpe.

emdy

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #71 am: 06.10.2022 18:31 »
Wir stimmen sicherlich überein, dass seit der letzten Tarifrunde Reallohnverluste zu verzeichnen sind. Diese werden sich wohl mit der anstehenden Tarifrunde von einem erträglichen zu einem schmerzhaften Ausmaß auswachsen.

Ich halte die offizielle Inflationsrate seit längerem für problematisch, weil sie methodisch Menschen, die gezwungen sind, den Wohnort häufiger zu wechseln und keinen Immobilienbesitz haben, also jüngere Menschen, benachteiligt.

Ein Artikel aus der Süddeutschen dazu:
https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/immobilien-warum-die-inflation-trotz-mietpreisboom-so-niedrig-ist-1.3812403

Soll heißen, die verdeckte Inflation ist in Deutschland seit vielen Jahren sehr hoch, ich spüre das seit Beginn meines Berufslebens vor 8 Jahren. Und jetzt, wo plötzlich mal alle etwas merken ist das Geschrei groß.

Soviel zum Thema you never walk alone.

Dennoch ist die Inflationsrate das einzige Instrument, das Forderungen in Tarifverhandlungen objektivieren kann. Dass durchschnittliche und individuelle Inflationsrate aber so weit auseinanderdriften können bedeutet für mich, dass man strukturelle Probleme in Marktwirtschaften strukturell regulieren muss und es die Tarifpartner allein nicht richten können. Wir brauchen nicht Umverteilung sondern Chancengerechtigkeit. Einkommen, die Häuser und Wohnungen bezahlen.

Natürlich brauchen wir auch Umverteilung aber sicherlich nicht von den verfassungswidrig zu niedrig besoldeten Beamten.  ;)

flip

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #72 am: 06.10.2022 21:49 »
Tatsächlich ist das Realeinkommen in der Vergangenheit gestiegen.
Siehe dazu auch hier: https://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/
Den Anstieg über 25 Jahre unter 20% würde ich als moderat bezeichnen. Zum BIP ist die Entwicklung sogar negativ.
Der Anstieg des Realeinkommens Bund ist um über 30% hinter Metall zurückgeblieben. Das erklärt, warum ich mich "abgehängt" fühle, da ich einen MINT-Beruf habe und im Süden lebe, wo ausgesprochen viele Metaller sind.
« Last Edit: 06.10.2022 21:55 von flip »

Petr Rigortzki

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #73 am: 08.10.2022 20:22 »
Artikel vom 28.03.2022

Es wird interessant sein wie sich der Bundeswehrverband diesmal positioniert: Im Vorab schon mit dem Ministerium einen relativ geringen Anstieg auf lange Zeit akzeptieren oder ....????

""Lange Laufzeiten von Entgelttarifverträgen mögen für die Arbeitgeber Planungssicherheit geben, für die Tarifbeschäftigten jedoch Unsicherheit. Eine Tarifeinigung bedeutet immer einen Kompromiss für alle Beteiligten. Dazu gehört auch Krötenschlucken, das jedoch bei Entgelttarifverträgen hinsichtlich langer Laufzeiten sehr unverdaulich werden kann. Keine der an Tarifverhandlungen Beteiligten hat eine Glaskugel und selbst die Wirtschaftsweisen liegen nicht immer richtig. Insofern ist der für die Länder Ende November 2021 geschlossene Tarifvertrag mit einer Einmalzahlung von 1300 Euro und einer Entgelterhöhung von 2,8 Prozent zu Ende 2022 bei zwei Jahren Laufzeit schwer nachvollziehbar. Die tariffähigen Gewerkschaften haben somit bewusst einem Reallohnverlust zugestimmt – jedoch von den Arbeitgebern geforderte Änderungen zur Eingruppierungssystematik zulasten der Beschäftigten damit abgewehrt.

Anfang 2023 steht wieder eine neue Tarifrunde für den Bund und die Kommunen an. Sofern die Preisspirale in den nächsten Monaten sich nicht wieder kräftig nach unten bewegen sollte, dürften die Forderungen der Beschäftigten klar auf der Hand liegen. Neben einem Inflationsausgleich muss die Laufzeit eines neuen Vertrags sich im überschaubaren Rahmen und somit deutlich unter der aktuellen bewegen.""

https://www.dbwv.de/mitgliedschaft-service/fuer-zivilbeschaeftigte/aktuelles-service/beitrag/reallohnverlust-durch-lange-laufzeit

Bastel

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Antw:Tarifrunde 2023
« Antwort #74 am: 08.10.2022 21:19 »
Wen interessiert der Bundeswehrverband? Fordern kann man viel, letztlich muss es ins Gesetz...