Autor Thema: Vorgesetzter ist fachlich kaum geeignet - Probezeit verlängern möglich?  (Read 4914 times)

mirabelle

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Liebe Mitglieder, 

ich benötige euer Schwarmwissen.

Wie in vielen anderen Ämtern auch, herrscht bei uns permanent Unterbesetzung. Zudem belastet die ständige Job Fluktuation und planlose Aufgabenumverteilung den Arbeitsalltag.
Nach dem Umzug in ein neues Gebäude nahe der Hauptstadt sollte alles besser werden. Tatsächlich bewerben sich für den höheren Dienst nun mehr (ob die bleiben, werden wir sehen), aber der gehobene Dienst bröckelt immer mehr weg und der mittlere Dienst wurde weggespart.
Wir sind im Gesundheitsüberwachungsbereich tätig und seit 1,5 Jahren ohne Chef. Vor 4,5 Monaten wurde zumindest endlich eine Chefin gefunden, nur leider erfüllt diese kaum die Grundvoraussetzung für die Stelle.

Es war verlangt: ein mind. Abschluss, Leitungserfahrung und einschlägige Berufserfahrung im Fachbereich, da auch Inspektoratsleitung übernommen werden soll.

Den mind. Abschluss hat die Vorgesetzte erst 1 Monat vor Dienstantritt erhalten, es ist keine Leitungserfahrung vorhanden und fachlich glänzt die Person auch nicht gerade. Unsere Referenten machen Chefs Arbeit mit. Es herrscht auch nach 4,5 Monaten keine Struktur, wenn Fragen gestellt werden bleiben die meist offen, jeder macht nach bestem Wissen irgendwas (Hauptsache die Öffentlichkeit  bekommt nichts mit). Von den Sachbearbeitern (von 8 Planstellen sind nur 6 besetzt, davon nur 3,8 voll einsetzbar wegen Teilzeit, sonst. priorisierten Aufgaben gem. Td, ect.) wird erwartet, dass sie sich für alles freiwillig melden, was liegen geblieben ist. Richtig verteilt wird nichts.

Sprich, uns geht es mit dieser Leitung nicht besser als vorher und einige von uns fragen sich, ob wir unter diesen Umständen erwirken können, dass wenigstens die Probezeit verlängert wird, damit Chefin entweder endlich beweist, dass sie Captain sein kann, oder die fachlichen Mängel doch noch auffallen. Sonst haben wir langfristig eine Quoten-Gallionsfigur, aber keinen kompetenten Vorgesetzten.
Der Personalrat macht uns wenig Hoffnung (weil in mehrerer Hinsich Minderheit- weiblich, Mutter, Religion ect.) und 50% der Kollegen haben Angst diese Probleme anzusprechen, da sie selbst noch in Probezeit sind.

Aber das kann doch nicht sein, dass fachlich unzureichendes Personal dauerhaft Leitungspositionen übernimmt, nur damit irgendwer da sitzt? Geht bei uns was schief, können tatsächlich Menschen schwer geschädigt werden.

Habt ihr einen Rat oder besser einfach die Klappe halten und Dienst nach Vorschrift machen?
Die Chefin muss ja nicht zwangsläufig gefeuert werden (weil rein menschlich völlig okay), aber soll sich bitte fachlich beweisen. Nach medienwirksamen Skandalen brauchen wir jemanden, der Struktur schafft und weiß wovon er spricht.

Grüße an alle.

JesuisSVA

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Da die Probezeit in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis nach TV-L keinerlei Wirkung hat, erschließt sich der Sinn eines solchen Ansinnens nicht.

Organisator

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Ich sehe hier hauptsächlich AG Probleme, auf die die Beschäftigten kaum Einfluss haben. Allenfalls bei der Leitungsebene darüber auf Probleme hinweisen.

WasDennNun

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Das KSchG ist nicht auszuhebeln.
Nach 6 Monaten gilt es, irgendeine "Probezeit" wie du es dir denkst, gibt es nicht.
Wenn der AG eine unfähige Besetzung sich auswählt, dann ist es leider so.

Evtl. kann man ihr einen SB posten nach Kündigung anbieten und dann vorübergehend die Leitung übertragen um sie dann bei Bewährung doch dauerhaft zu übertragen.

mirabelle

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Sowas Ähnliches dachte ich mir schon.... von AG Seite kommt da keine Hilfe. Es ist naheliegend, dass die Dame sich bewarb, weil sich Verwandte von ihr und der oberen Leitung in derselben Firma befinden, sonst hätte sie nie gedacht, dass jemand auf ihrem Level mangels Konkurrenz genommen wird. Unsere eigenen Referenten haben sich mangels Leitungserfahrung eben nicht beworben und jetzt arbeiten sie ihr alles vor.
Das kann abgesprochen sein, muss es aber nicht, schließlich ist ein Hinweis auf freie Stellen an sich nichts Verkehrtes und das die Leitung die Dame privat kannte ist auch nicht zu beweisen.

Würde es etwas bringen beim Ministerium Beschwerde einzulegen? Also bzgl. der mangelnden fachlichen Kompetenzen?

Sowas gäbe es in keinem anderen Verein. Es ist so ärgerlich. Wenn ich mir überlege, was von mir immer alles für Abschlüsse und Erfahrungen verlangt worden sind...

« Last Edit: 09.11.2022 20:55 von mirabelle »

clarion

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Hallo,

Wenn die Dame  nicht die Voraussetzungen nicht erfüllt hat und trotzdem genommen wurde, hätten sich diejenigen, die ein Interesse an der Stelle gehabt haben,  gegen die Stellenbesetzung angehen müssen.

In der jetzigen Situation könnt ihr nur eines tun. Nicht ihrer Arbeit übernehmen und Euch nicht die Probleme des AG zu eigen machen. .
Aber als Berufsanfängerin ist die Dame vielleicht noch lernfähig.  Vielleicht hilft ja ein Gespräch mit der Dame und ihren Vorgesetzten,  in dem Defizite aufgezeigt werden und konstruktiv diese Defizite abgebaut werde  durch Schulungen,  Einbindung in die Sacharbeit usw.

FrankFurter

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Hallo,

da fällt mir da das Peter- und Paula-Prinzip ein...seid einfach keine Paulas.  Ansonsten kann es durchaus sein, ich gehe mal davon aus, du kennst den Arbeitsvertrag nicht, dass er sogar mit  "Führung auf Probe" mit einer 2-Jahres-Frist eingeschränkt wurde. Alternativ bleibt für euch nur das Quiet Quitting.

CU Frankfurter

mirabelle

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Hallo,

Quiet Quitting ist bei uns nicht wirklich drin. Die Aufgaben sind teilweise so ineinander verzahnt, dass man sich stets ins eigene Knie tritt. Außerdem bringt das ja langfristig nichts.

1/3 des Dezernats hat jetzt einen Brief mit Aufzählung der Probleme als Beschwerde an die Präsidentin zusammengestellt, mit Abt.L (die das Problem seit 2 Jahren verursacht und die DL einarbeitet) sowie der DL, dem Personalrat und Personal im Cc. Unsere Hoffnung ist, dass wir
1. Melden wo wir nicht mehr leisten/umverteilung können,
2. Darstellen das Gespräche in Dezernatsrunden und.ä. (das gab es nämlich schon) nichts gebracht haben und
3. Oberste Kraft im Amt hier einen Fahrplan anordnet, damit unsere 33 jährige Abteilungsleitung nicht mehr nur alles weglächelt.

Natürlich haben sich viele aus Angst enthalten. Gut 50% von uns sind mit Probezeiten erpressbar.

Entweder werden wir also ab Dezember gekündigt/gemobbt oder es passiert mal etwas. Schulungen oder was auch immer......wir werden sehen. Wenigstens haben wir angemeldet, dass das so nicht geht.

Ich erwarte also das Schlimmste, denn wir "motzen ja immer nur", aber noch weitere 40 Jahre so arbeiten ist auch Mist.

clarion

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Nun Abstimmung mit Füßen geht immer. Unsere Personalchefin hat letzte Woche  sehr drastisch geschildert,  dass unsere Probleme,  Stellen besetzt zu bekommen, noch sehr viel schlimmer werden werden. Grund die Babyboomer,  die in Rente gehen und die geburtenschwachen Jahrgänge, die jetzt nachfolgen. Die Privatwirtschaft hat im Übrigen dasselbe Problem. Insofern müsstet auch ihr anderswo eine menschlich angenehmere Stelle finden können.

Eukalyptus

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Der vorgeschlagene Brief an die Hausleitung scheint mir eine gangbare Methode zu sein. Natürlich kann man auch einfach kündigen (und wird woanders sicher wieder eingestellt, wenn man einigermassen helle ist - insofern sehe ich kein (großes) Erpressungspotential seitens des Hauses oder der Vorgesetzten), aber ohne zumindest versucht zu haben (im Rahmen der eigenen Möglichkeiten) die Umstände zu verbessern...

Man muss sich ja auch später in den Spiegel schauen können und sagen "ich habe es versucht". Wenn der Brief sachlich und gut geschrieben wird, liegt der Schwarze Peter dann beim Arbeitgeber. Wenn der auf einen solchen Brief nicht reagiert, ist das Problem vielleicht nicht nur an der Vorgesetzten, sondern zusätzlich noch weiter oben zu suchen. Dann kann ich immer noch kündigen.

mirabelle

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Ja, so wird es wohl sein. Das Schreiben haben wir fertig (1/3 des Dezernats traut sich zu unterschreiben) und die Faktenaufzählung legt deutlich nahe, dass die Abteilungsleitung hier viel ignoriert hat und eine Dezernatsleitung eingestellt hat, die den Problemen einfach nicht Herr wird. Was die jetzt daraus machen.....Ich bin gespannt.

mirabelle

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Ach, nur falls es jemanden interessiert... nach einer Woche Funkstille hat die DL einen kompetenten Mitarbeiter freigestellt, um ihn zum Ende ihrer eigenen Probezeit zu kündigen. Eine Dezernatsrunde gibt es nicht, nur kurze 4-Augen Gespräche in denen gesagt wird, es gibt kein Problem, Klappe zu. Oberste Leitung interessiert es nicht und 3 Kolleginnen fingen aus Angst an zu heulen.

Tja, so läuft das im ÖD. Wer Gefahren anspricht wird abgesägt und wenn es dann kracht, weiß wieder keiner Bescheid. Extern beschweren (Bund) geht wegen Loyalität auch nicht. Naja..... wunder sich noch jemand, warum Menschen sterben, weil irgendwann marode Brücken einstürzen, Gammelfleisch von der Behörde durchgewunken wird usw.

Bleibt also nur wegbewerben und hoffen, dass dort gute Leitungskräfte vorhanden sind. Bis die auch wieder gehen

JesuisSVA

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Ach, es handelt sich um einen Arbeitgeber ausserhalb des Geltungsbereiches des KSchG? Oder wie ließe sich jemand einfach so kündigen?

Bastel

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  und 3 Kolleginnen fingen aus Angst an zu heulen.

Erst meutern und wenn es an den Galgen geht, heulen? Lächerlich.

LogiJöw

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Da gibt es nur eins: Wegbewerben. So ist es dann halt. In der heutigen Zeit findet sich immer etwas Adäquates.