Autor Thema: [BY] 2QE oder 3QE komplizierter?  (Read 3073 times)

Kapeko05

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[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« am: 20.11.2022 12:45 »
Ausgangslage:

Ein Bekannter hat gestern die schriftliche Zusage für eine Laufbahn/Ausbildung in einem bayerischen Rathaus bekommen (zweite Qualifikationsebene bzw. mittlerer Dienst). Dieser hat vorher studiert (das Studium leider nicht geschafft), allerdings durchwegs im technischen Bereich und hat folglich keine Vorkenntnisse.





Mein Bruder hat die Ausbildung auch gemacht, allerdings in der dritten Qualifikationsebene. Diese hat er geschafft! Diese hatte wegen seiner Vorbildung (nur Gymnasium) auch keine Vorkenntnisse. Er meinte aber vor allem während der Ausbildungszeit, "dass man viel von sich machen muss", damit man erst mal mit dem eigentlichen Stoff in der Ausbildung zurecht kommt.





Meine Frage:

Angenommen man hat null Vorkenntnisse, z.B. durch ein vorheriges Studium o.ä.: Ist die zweite Qualifikationsebene schwerer oder mehr die dritte Qualifikationsebene?

Bei der zweiten Qualifikationsebene hat man ja diese Berufschulblöcke und den anschließenden Prüfungen (vergleichbar mit einem Semester im Studium). Dazu finde ich, dass die zweite Qualifikationsebene bei dem strukturellen Aufbau "sehr gepresst" ist, während man in der dritten Qualikationsebene ein Jahr länger Ausbildungszeit hat und zudem begleitend ist.

Was würdet ihr mehr als komplizierter ansehen?
« Last Edit: 21.11.2022 00:53 von Admin2 »

Sleyana

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Antw:2QE oder 3QE komplizierter? (Bayern)
« Antwort #1 am: 20.11.2022 17:03 »
Bin gerade verwirrt...

In Bayern ist doch 2QE quasi ex. m.D. und 3QE doch ex g.D.

Ersteres ist eine Ausbildung im Blockunterricht und letzteres (zumindest hier in BW) ein duales Studium ebenfalls im Block. Daraus ergibt sich doch schon die Aussage das 3QE "schwieriger" ist, da es ein vollwertiges Studium mit gleichzeitiger Praxistätigkeiten.

Wenn man sich nicht viel zutraut und kein Abi/Fachabi hat, dann 2QE.

Stefan35347

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Antw:2QE oder 3QE komplizierter? (Bayern)
« Antwort #2 am: 20.11.2022 17:22 »
Also 2. QE ist wesentlich schwieriger und komplizierter als 3. QE Das weiß doch mittlerweile jeder. *Kopfschüttel*

Garfield73

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #3 am: 21.11.2022 07:00 »
Ich frage mich gerade, ob die Frage ernst gemeint ist?

Ich kann zwar nur für die Ausbildung in der Finanzverwaltung in Bayern sprechen, aber das dürfte analog für alle Zweige gelten:
Die Ausbildung in der QE3 ist theorielastiger als in der QE2. Dies zeigt sich schon daran, dass in der QE2 insgesamt ca. 9 Monate (auf zwei Jahre verteilt) und in der QE3 ca. 18 Monate (verteilt auf drei Jahre) Theorieunterricht vorgesehen sind.
Wenn man jetzt noch die Urlaube abzieht hat die QE3 im Endeffekt weniger Praxisausbildung als die QE2.

Anspruchsvoller, was die reinen Prüfungen angeht ist natürlich die QE3, da hier die theoretischen Grundlagen deutlich tiefgreifender vermittelt werden.

Man braucht mit Sicherheit kein (abgebrochenes) Studium, um die QE3 zu absolvieren.
Was man allerdings aus meiner Erfahrung auf jeden Fall braucht ist die Einsicht, dass es nicht wie bisher in der Schule ausreicht kurz vor den Klausuren ein wenig zu lernen und nach der Klausur den Stoff wieder zu vergessen.
Es ist unbedingt erforderlich, von Anfang an mitzulernen und regelmäßig zu üben.

Am besten kommen bei mir (nur QE2) Quereinsteiger aus anderen Berufen klar. Die wissen, dass sie unbedingt zur Finanzverwaltung wollen und arbeiten auch dementsprechend hart dafür.
Am schlechtesten sind bisher die Abiturienten (in der QE2 wohlgemerkt). Die wachen oft erst auf, wenn es schon fast zu spät ist.


Bastel

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #4 am: 21.11.2022 07:28 »
Wer mit Abitur freiwillig in die QE2 geht, kann nichts auf dem Kasten haben...

Sleyana

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #5 am: 21.11.2022 11:25 »
Man braucht mit Sicherheit kein (abgebrochenes) Studium, um die QE3 zu absolvieren.
Was man allerdings aus meiner Erfahrung auf jeden Fall braucht ist die Einsicht, dass es nicht wie bisher in der Schule ausreicht kurz vor den Klausuren ein wenig zu lernen und nach der Klausur den Stoff wieder zu vergessen.
Es ist unbedingt erforderlich, von Anfang an mitzulernen und regelmäßig zu üben.

Am besten kommen bei mir (nur QE2) Quereinsteiger aus anderen Berufen klar. Die wissen, dass sie unbedingt zur Finanzverwaltung wollen und arbeiten auch dementsprechend hart dafür.
Am schlechtesten sind bisher die Abiturienten (in der QE2 wohlgemerkt). Die wachen oft erst auf, wenn es schon fast zu spät ist.

Darf ich hier Fragen was du als lernen verstehst?

Ich hab 2 Jahre Berufsfachschule und nun eine fast abgeschlossene Ausbildung hinter mir. Bei ersteres war es durchaus happig und hat mehr lernen benötigt als nur im Unterricht gescheit mitmachen. Bei der Ausbildung konnte ich fast meinen kompletten Lernerfolg aus dem Unterricht ableiten und habe wenig nebenbei lernen müssen, zum Teil aus Vorwissen und zum Teil aus erheblichen Interesse am Unterricht.

Nächstes Jahr starte ich dann meinen Vorbereitungsdienst m.D. in BaWü und habe schon die Zusage. Wenn man sich gut mit der Materie versteht und im Unterricht sehr ordentlich mitarbeitet, dann sollte das auch mit relativ überschaubaren Aufwand möglich sein oder?

Und wenn wir schon dabei sind... Ich hätte auch die Möglichkeit Fachabitur in einem Jahr zu machen und mich dann für den gehobenen Dienst zu bewerben, aber dann müsste ich ein zweites mal Absagen + Es gibt keine Garantie das Studium oder gar das Fachabitur zu schaffen. Sollte man das trotzdem berücksichtigen?

Organisator

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #6 am: 21.11.2022 11:54 »
Was würdet ihr mehr als komplizierter ansehen?

Das kann man sich leicht selber beantworten. Was liegt dir mehr? Eine Berufsausbildung oder ein Bechelor-Studium? Daraus ergibt sich auch, was "komplizierter" sein könnte.

Garfield73

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #7 am: 21.11.2022 13:04 »
Zitat
Darf ich hier Fragen was du als lernen verstehst?

Zitat
Es ist unbedingt erforderlich, von Anfang an mitzulernen und regelmäßig zu üben.

Der zweite Teil ist IMO noch wichtiger. Das Erlernte Einüben, bis es einem zu den Ohren rauskommt und man den Lösungsaufbau der unterschiedlichen Fächer im Schlaf kann. Dafür gibt es in der Regel die Prüfungsaufgaben und Lösungen der vorangegangenen Jahre. Und die muss bzw. sollte man durcharbeiten.

Und es muss einem natürlich klar sein, dass der Prüfungsstoff alles ab der ersten Unterrichtsstunde beinhaltet.

Sleyana

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #8 am: 21.11.2022 13:18 »
Und woran unterscheidet sich das jetzt von dem Besuch einer Schule oder Berufsschule?

Das ist doch Grundvoraussetzung jedes Schulbesuchs bzw. auch der Berufsschule. Ohne Mitlernen und die (Haus)Aufgaben zu bearbeiten, wäre ich jetzt nicht bei einem Zeugnis von 1,3 in der Berufsschule, während meine Klasse zwischen 3 und 4 dümpelt.

Wie viel man zusätzlich (also Nacharbeiten) muss hängt aus meiner Sicht von Begabung und Auffassungsgabe ab.

R Go

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #9 am: 22.11.2022 14:18 »
Oh ja, diese Frage kann nicht nur ernst gemeint sein, sondern macht sogar sehr viel Sinn! Ich gebe hier gerne meine eigenen Erfahrungen weiter.

Ich bin Anwärter für die 2.QE in höherem Alter, auch wenn ich noch ein paar Jährchen bis zur Altersgrenze hätte.

Ich habe mich wegen meiner Familie und der aktuellen finanziellen Belastung für die 2. QE ("nur" zwei Jahre auf Rücklagen zugreifen müssen) bei einem näher gelegenen Dienstherrn statt der 3.QE bei einem etwas entfernten Dienstherrn entschieden. Und ich bereue die Entscheidung zutiefst. Nicht weil ich ein Problem mit den abwertenden Kommentaren gegenüber den Leistungen der Beamten im mittleren Dienst habe (Beispiele erschließen sich ja hier schon im Forum). Sondern weil der Stress bei mir durchs Lernen im organisatorischen Rahmen der 2. QE weit größer ausfällt, als sich das ein Anwärter der 3. QE ausmalen könnte.

Da ich selbst wegen der Organisation/Planung seitens der BVS ziemlich "überrascht" war, habe ich mich ausgiebig auch mit Anwärtern der 3.QE und Dienstanfängern in der 2. wie auch 3.QE ausgetauscht, um für mich ein möglichst "rundes Gesamtbild" bekommen zu können.

Grundsätzlich hat das Studium für 3.QE selbstverständlich mehr Tiefgang und ist auch breiter aufgestellt, sprich einige Themen in gewissen Rechtsbereichen gibt es dort, in der 2. QE aber nicht (mehr), bspw. Erbrecht als Teil des Privatrechts. Die Unterschiede am Umfang sind erkennbar, keinesfalls machen sie aber einen Klassenunterschied am benötigten Niveau aus. Grundsätzlich werden die gleichen Themengebiete behandelt, die gleichen Vorschriften und Kommentierungen müssen sitzen, eine saubere Subsumption muss jeder hinbekommen.  Egal ob 2. oder 3. QE. Klar, das Verfassen von Bescheiden wird im Studium vertieft, theoretisch können müssen das aber auch die Kolleg*innen der 2.QE. Für mein Selbststudium habe ich die Unterlagen der 3.QE zum Privatrecht einer Kollegin durchgearbeitet, grob über den Daumen gepeilt waren das inhaltlich ein Viertel bis ein Drittel mehr als in der zweiten QE relevant ist. In Sozialrecht, so wurde mir gesagt, sei der Unterschied rein von den Rechtsnormen her deutlich geringer, an anderer Stelle mag es dafür bestimmt auch mal mehr sein. Aber niemals ist das rein vom Umfang her das Doppelte, was man vom zeitlichen Umfang der Fachtheorieblöcke vermuten könnte. Die Klausuren der 3. QE sind klar umfangreicher und bieten mehr inhaltliche "Stolpersteine", das Rechtskonstrukt um die Fälle ist aber im Kern gleich der Rechtskonstrukte der 2. QE. Logisch, wir nutzen die gleichen Rechtsnormen. Aber dafür bleibt - so mein Résumé nach vielen Rücksprachen/Abwägungen/Eigenstudium von Unterlagen der 3. QE - der 3. QE im Verhältnis mehr Zeit als der 2. QE. Ich lasse mich aber gerne mit Erfahrungswerten eines Besseren belehren.

Abgesehen von der Verwaltungsbetriebswirtschaftslehre ist in den theoretischen Inhalten nichts rein logisch zu erfassen, alles muss durchgearbeitet werden, also ist Zeit der entscheidende Faktor. Das gilt für beide QEs. Und beim Thema Zeit stehen die Anwärter der 2. QE vor einem teils riesigen Brocken.

Das Verhältnis neun Monate Theorie QE2 zu 18 Monate Theorie wurde hier schon angeführt. Im Endeffekt sind es rein netto 179 Tage Theorieunterricht in der 2. QE, darunter fallen aber auch 25 Klausur-Tage. Und die dann eben jeweils im Block. Der Lernstress, der damit einhergeht (wir sprechen hier von bis zu 8 Klausuren an aufeinenderfolgenden Werktagen), wird einem in der 3.QE nicht zugemutet. Erschwerend kommt hinzu, dass die Klausurnachbereitungen in den Zeitraum der Theorieblöcke fallen, Lerninhalte werden vor den Fachlehrgängen nicht übermittelt, sodass man sich in der berufspraktischen Zeit quasi "nur" mit den Lehrbriefen befassen kann. Kann man machen, ist aber sicher keine Freude und führt zu vielem aber selten direkt zum inhaltlichen Kernziel der 2. QE. Auch wenn das Gros der Dozenten für die 2. QE einen wunderbaren Dienst leisten und Lerninhalte adäquat vermitteln kann, Dozenten mit Kommunikationsschwierigkeiten und Null-Bock-Attitüde findet man mit Sicherheit nicht im Studium, im mittleren Dienst ab und an eben schon. Auch das muss in der 2.QE im Selbststudium kompensiert/nachgearbeitet werden.

Erschwerend kommt hinzu: Tage in Hof sind quasi in Gänze für das Studium nutzbar. Bei den Ausbildungsstätten der BVS kommt tägliche Reisezeit hinzu. Bei mir sind das täglich 3 bis 4 Stunden, je nachdem, wie ich die Züge erwische. Für mich ist das keine nutzbare Zeit, auch wenn ich mir das ursprünglich ganz naiv ausgemalt hatte (ich kenne bisher noch keinen Verwaltungsschüler, der die Reisezeiten zum Lernen nutzen kann). Ich selbst ging vor Antritt meiner Ausbildung von einer nähergelegen Ausbildungsstätte aus, aber wegen mangelnder Platzkapazitäten sind es eben bei mir deutlich mehr als die täglich eingeplanten 1 bis 1,5 Stunden geworden... daher sollte man sich vorab beim Dienstherren informieren, wo es denn für die theoretischen Ausbildungsabschnitte hingehen soll.

Aber auch grundsätzlich ist von der 2. QE abzuraten, wenn man die Voraussetzungen für die 3. QE erfüllt:

Wer mit Abitur freiwillig in die QE2 geht, kann nichts auf dem Kasten haben...

Man wird immer wieder mal als unterbelichtet und grenzdebil abgestellt, getragen von der puren Arroganz von Leuten, die empathisch und sozialkompetent nur eine Nullnummer liefern können. Da hilft auch nicht der direkte ******-Vergleich, wenn man mit seiner - hier: ganz gewiss!- besseren Platzziffer für die 3. QE kontern möchte.

Bastel

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #10 am: 22.11.2022 14:31 »
Ich habe niemanden grenzdebil oder unterbelichtet bezeichnet.

Wie du selbst ausgeführt hast, ist der Aufwand für die QE2 beachtlich und für was das ganze? Für A5 oder A6? Prost Mahlzeit. Da mache ich lieber eine Ausbildung in einem IG Betrieb.

Organisator

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #11 am: 22.11.2022 16:39 »
Unabhängig von der Ausbildung kommt es auch darauf an, welche Tätigkeiten man gerne machen möchte. Die Aufgaben des mittleren Dienstes und des gehobenen Dienstes unterscheiden sich logischerweise.

Insofern muss man sich überlegen, mit welchen Tätigkeiten man glücklicher ist und welche Ausbildung man sich zutraut.

Manche sind glücklich im mittleren Dienst, weil sie die Aufgaben gut schaffen und ausreichend intellektuell ausgelastet sind. Manche sind unglücklich im mittleren Dienst, weil sie sich ständig unterfordert fühlen.

Ich würde als erstes schauen, welche zukünftigen Aufgaben ich mir vorstellen könnte und dann eine entsprechende Ausbildung wählen.

Phoenix

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Antw:[BY] 2QE oder 3QE komplizierter?
« Antwort #12 am: 22.11.2022 16:51 »
Ich kann nur aus Erfahrung als BW-Beamter berichten, aber ich bereue es nur in den mD gegangen zu sein.

gD hat einfach die interessanteren Aufgaben und deutlich mehr berufliche Entwicklungsmöglichkeiten