Allgemeines und Sonstiges > allgemeine Diskussion
Angst
Tagelöhner:
Richtig, dieses "Phänomen" mag es auch in der Privatwirtschaft geben, aber bei öffentlichen Arbeitgebern ist es sehr viel deutlicher verankert, systemimmanent eben. Oder willst Du uns jetzt etwa erklären, dass von Beamten nicht ein höheres Maß an Unterordnung, Gehorsamkeit und Linientreue erwartet und verlangt wird?
Das liegt in der DNA des Beamtensystems, und wird durch seine althergebrachten Grundsätze und das besondere auf Lebenszeit angelegte Dienst- und Treueverhältnisse verankert.
Wer das als Beamter tatsächlich anders sieht, hat dann entweder eine schräge Wahrnehmung oder ist sich seines eigenen Status' nicht vollumfänglich bewusst. Vielleicht ist er tatsächlich aber auch nur auf einer dieser wenigen Inseln der Glückseligkeit gestrandet.
Natürlich sind "Ja und Amen - Sager" unter den als gut Beurteilten überrepräsentiert. Sind es doch diejenigen, die den Entscheidungsträgern den geringsten Ärger bescheren, weil sie sich brav in die Schafherde einordnen. Und es hat definitiv etwas mit "Arsch in der Hose" zu tun, komischerweise erlangen den viele Beamte dann doch in homöopathischen Dosen wieder, wenn auch sie mal am Ende der Karriere angelangt sind und sich daher nicht mehr der Beurteilungsfarce unterwerfen müssen.
JesuisSVA:
Nun, Max Weber hat formuliert:
--- Zitat ---Der Typus des Beamten ist der geschulte Fachbeamte, mit festem, nach dem Rang des Amtes, nicht nach dem Maß der Arbeit abgestuftem Gehalt und Pensionsrecht nach festen Regeln des Avancements. Seine Verwaltung ist Berufsarbeit kraft sachlicher Amtspflicht; ihr Ideal ist, „sine ira et studio“, ohne allen Einfluß persönlicher Motive oder gefühlsmäßiger Einflüsse, frei von Willkür und Unberechenbarkeiten, insbesondere „ohne Ansehen der Person“ streng formalistisch nach rationalen Regeln und - wo diese versagen - nach „sachlichen“ Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten zu verfügen. Die Gehorsamspflicht ist abgestuft in einer Hierarchie von Ämtern mit Unterordnung der unteren unter die oberen und geregeltem Beschwerdeverfahren. Grundlage des technischen Funktionierens ist: die Betriebsdisziplin.
--- End quote ---
Dies formt den normativen Anspruch an das Berufsbeamtentum. Wer es anders macht, macht es falsch. Und man muss sich an niemanden verdingen, der es falsch macht.
WasDennNun:
--- Zitat von: Organisator am 25.11.2022 08:31 ---
--- Zitat von: Dakmer am 25.11.2022 07:35 ---Meinung sagen ist nicht so einfach, wie es klingt, denn es gibt Vorgesetzten-Cliquen, über alle Ebenen, die nicht erfreut sind, wenn etwas Negatives angebracht wird. Für einen Beamten ganz schwierig, denn der wird dann einfach versetzt und für einen Angestellten auch nicht, weil auch dem das Leben schwer gemacht werden kann.
Das hat auch nichts damit zu tun, dass man keinen Arsch in der Hose hat, sondern mit Abwägen von Repressionen.
Und nein, deswegen muss man nicht den Arbeitsgeber wechseln, sondern nur wachsam sein und gut überlegen, was man wem sagt. Eine Verwaltung ist keine Demokratie.
--- End quote ---
Dann hat man aber den falschen Arbeitgeber (oder Dienstherrn). Ob im öD oder in der privaten Wirtschaft.
Und wenns um Beurteilungen bei Beamten geht, sind da wohl kaum die Duckmäuser und "ja und amen - Sager" die Leistungsträger und gut Beurteilten. Das ist ganz viel gefühlte Angst vor Konflikten wobei die Sorge vor Konsequenzen als Ausrede vor sich hergetragen wird.
--- End quote ---
Also in meiner Wahrnehmungswelt und Beamtenumfeld sind eben die Duckmäuser und ohne Arsch in der Hose selten und dann auch max bei A8 oder A12 kurz vor Pension angekommen.
Die unbequemen und Querulanten, sind sicher eher mal etwas länger auf den A13er Posten bis sie hochrutschen und die Beförderung bekommen, aber sie sind auf den Posten, weil sie eben was drauf haben und mehr leisten als nur Still den Stiefel wegarbeiten.
Mag in der Kommunalverwaltung anders sein, ich kann nur von Länder- und Bundesbeamten reden
Organisator:
--- Zitat von: Tagelöhner am 25.11.2022 08:59 ---Natürlich sind "Ja und Amen - Sager" unter den als gut Beurteilten überrepräsentiert. Sind es doch diejenigen, die den Entscheidungsträgern den geringsten Ärger bescheren, weil sie sich brav in die Schafherde einordnen. Und es hat definitiv etwas mit "Arsch in der Hose" zu tun, komischerweise erlangen den viele Beamte dann doch in homöopathischen Dosen wieder, wenn auch sie mal am Ende der Karriere angelangt sind und sich daher nicht mehr der Beurteilungsfarce unterwerfen müssen.
--- End quote ---
Ich sehe es eher umgekehrt, wie auch von WDN geschrieben. ja-sager bringen die Themen kaum voran, weil sie vermeintliche Konflikte scheuen. Seine Führungskraft sachgerecht zu beraten ist häufig nur ein gefühlter Konflikt, sondern vielmehr zweckmäßig für die Zielerreichung. Solche konstruktiven Hinweise sind nicht unbequem und aus meiner Sicht auch kein Querulantentum sondern helfen allen weiter. Solche fähigen Leute sind dann nach meiner Erfahrung auch die, deren gläserne Decke höher ist als bei anderen.
Navigation
[0] Message Index
[*] Previous page
Go to full version