Autor Thema: PKV: Lohnt sich "Ruhen"-Tarif für Beihilfe/PKV im Alter?  (Read 1316 times)

RsQ

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(Vielleicht wäre auch was für die Rubrik "Beamte Niedersachsen", aber dort kann ich irgendwie nicht posten? Bitte ggf. verschieben.)

Ich (44) bin Angestellter bei einem Privatunternehmen, war bis 2021 jedoch selbstständig. Von 2009 bis 2020 war ich via PKV und Beihilfe meiner Frau (Beamtin) krankenversichert, da ich unter der Verdienstgrenze von 18.000 Euro lag.

Aktuell bin ich (natürlich) in der GKV, habe aber auch diverse Zusatztarife in der PKV. Der "Ruhen"-Tarif machte mich stutzig - 11 € im Monat, obwohl ich tendenziell nicht mehr in die PKV zurückkehre. Der Versicherungsmann sagte mir: "Wenn später die Rente unter 18.000 Euro/Jahr liegt [was sie bei mir definitiv wird], ist damit eine Rückkehr in die PKV/Beihilfe möglich."

Wer traut sich den Blick in die Glaskugel? Gehen wir mal von relativ konstanten Rahmenbedingungen (Beihilferecht usw.) über die kommenden 23 Jahre bis zur Rente aus  8) : das wären dann (ohne Steigerung) 11 € x 23 Jahre x 12 Monate = 3.036 €. Kann sich das lohnen? D. h. erkauft man sich damit die Option auf eine PKV, die später preislich attraktiv sein könnte?

Rentenonkel

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(Vielleicht wäre auch was für die Rubrik "Beamte Niedersachsen", aber dort kann ich irgendwie nicht posten? Bitte ggf. verschieben.)

Ich (44) bin Angestellter bei einem Privatunternehmen, war bis 2021 jedoch selbstständig. Von 2009 bis 2020 war ich via PKV und Beihilfe meiner Frau (Beamtin) krankenversichert, da ich unter der Verdienstgrenze von 18.000 Euro lag.

Aktuell bin ich (natürlich) in der GKV, habe aber auch diverse Zusatztarife in der PKV. Der "Ruhen"-Tarif machte mich stutzig - 11 € im Monat, obwohl ich tendenziell nicht mehr in die PKV zurückkehre. Der Versicherungsmann sagte mir: "Wenn später die Rente unter 18.000 Euro/Jahr liegt [was sie bei mir definitiv wird], ist damit eine Rückkehr in die PKV/Beihilfe möglich."

Wer traut sich den Blick in die Glaskugel? Gehen wir mal von relativ konstanten Rahmenbedingungen (Beihilferecht usw.) über die kommenden 23 Jahre bis zur Rente aus  8) : das wären dann (ohne Steigerung) 11 € x 23 Jahre x 12 Monate = 3.036 €. Kann sich das lohnen? D. h. erkauft man sich damit die Option auf eine PKV, die später preislich attraktiv sein könnte?

Um als Rentner in die Krankenversicherung der Rentner als Pflichtversicherung zu kommen, muss man in der zweiten Hälfte des Berufslebens mindestens 90 % gesetzlich versichert gewesen sein. Dann werden die Pflichtbeiträge prozentual von der Rente abgeführt und man ist so versichert. (Man kann der Aufnahme der Pflichtversicherung innerhalb einer gewissen Frist widersprechen und sich privat versichern.)

Wenn diese Voraussetzung nicht erfüllt sind, muss man sich entweder freiwillig gesetzlich oder privat krankenversichern. Dazu bekommt man dann einen kleinen Zuschuss zur KV von der Rentenversicherung (etwa 8 % der Bruttorente). Als Bemessungsgrundlage bei der gesetzlichen gilt aber das halbe Familieneinkommen, also auch die Einkünfte der Ehefrau zur Hälfte und alle sonstigen Einkünfte (Vermietung, Verpachtung, Zinsen, private Rentenversicherung usw.) Es gibt auch einen Mindestbeitrag. Die freiwillige gesetzliche Versicherung wäre dann dementsprechend teuer.

Wenn Deine gesamten Einkünfte (also nicht nur die gesetzl. Rente) die 18.000 EUR nicht übersteigen, bist Du beihilfeberechtigt und muss dich bei der privaten KV lediglich zu 30 % absichern, sofern Du bis dahin weiterhin den Ruhensbeitrag (der steuerlich absetzbar ist) zahlst. Andernfalls kann die private KV die Wiederaufnahme verweigern.

Zusammenfassend ist somit regelmäßig bei der von dir geschilderten Variante die günstigste KV im Alter

1.) KvdR (Pflichtversicherung)
2.) 70 % Beihilfe plus 30 % Privat
3.) freiwillige KV in einer gesetzlichen Krankenkasse.

Der Unterschied von 1 zu 2 hängt natürlich von der Rentenhöhe und der Höhe der privaten KV ab.

Ob die KvdR für Dich in Frage kommt, kann nur die gesetzliche KV beantworten.

Ob Du bereit bist, bis dahin etwas Geld zu bezahlen, um im Alter privat KV zu sein, ist eine persönliche Entscheidung. Es gibt auf jeder Seite Vor- und Nachteile.

Rein wirtschaftlich betrachtet kann sich der Ruhensbeitrag langfristig jedoch als deutlich günstigere Variante herausstellen und wenn man einmal kündigt, kommt man nicht mehr so ohne weiteres zurück. 

Ozymandias

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Rentenonkel hat das alles richtig beschrieben.

30% PKV wird es in 21 Jahren im Ruhestand jedoch sicherlich nicht für unter 300 Euro im Monat geben. Heute sind es schon so 180-250 je nach Tarif. In 21 Jahren dann eher so Richtung 350-400 Euro. Die kleine Anwartschaft führt auch nicht zur Ansammlung von Altersrückstellungen.

In der KVdR hat man hingegen 11% Abzüge (KV+PV), egal wie hoch die Rente ist.

Eine wichtige Ergänzung jedoch noch:
Im Falle von einer stationären Pflege spart man mit Beihilfeberechtigung jeden Monat sehr viel Geld. Es gelten besondere Regeln.

U.a. hier weitere Infos: https://[xxx].de/pflegeleistungen-in-der-beihilfe/#Landesbeihilfe_8211_Niedersachsen

Das wäre aber auch der einzige Fall, wo man neben besseren Leistungen der PKV auch finanziell von der Beihilfeberechtigung "profitieren" würde.

RsQ

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Vielen Dank für eure Einordnung. Kernproblem ist natürlich, dass niemand weiß, welche Rahmenbedingungen es in ca. 23 Jahren gibt.

Im Moment tendiere ich erstmal dazu, mir diese 11 €/Monat zu leisten. Vielleicht ändert sich das irgendwann ...

Nach dem von euch Geschriebenen wäre es prinzipiell vermutlich günstiger, dann von (sehr kleiner) Rente die Abzüge für die KVdR zu nehmen - und im Zweifel dann privat zusatzzuversichern. Ich bin bzgl. Rente realistisch und baue jetzt schon am Vermögen, das dann hoffentlich (möglichst lange) ein Leben oberhalb der Grundsicherung ermöglicht ... (leider zu spät angefangen mit Aktien & Co. - mit dem Wissen von heute wäre man selbst mit Kleinstbeträgen von vor 20 Jahren schon deutlich weiter)

Rentenonkel

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Vielen Dank für eure Einordnung. Kernproblem ist natürlich, dass niemand weiß, welche Rahmenbedingungen es in ca. 23 Jahren gibt.

Im Moment tendiere ich erstmal dazu, mir diese 11 €/Monat zu leisten. Vielleicht ändert sich das irgendwann ...

Nach dem von euch Geschriebenen wäre es prinzipiell vermutlich günstiger, dann von (sehr kleiner) Rente die Abzüge für die KVdR zu nehmen - und im Zweifel dann privat zusatzzuversichern. Ich bin bzgl. Rente realistisch und baue jetzt schon am Vermögen, das dann hoffentlich (möglichst lange) ein Leben oberhalb der Grundsicherung ermöglicht ... (leider zu spät angefangen mit Aktien & Co. - mit dem Wissen von heute wäre man selbst mit Kleinstbeträgen von vor 20 Jahren schon deutlich weiter)

Ich muss doch noch ein paar Kleinigkeit ergänzen, die ich bisher vergessen habe:

Sollte es zu der Situation kommen, dass Witwergeld gezahlt werden muss, müsste man auch von diesem (volle) Beiträge in Höhe von etwa 19 % an die gesetzliche KV abführen. Die von mir genannte Reihenfolge gilt daher nur zu Lebzeiten, im Todesfalle der verbeamteten Ehefrau kann sich was verschieben.

Die Aufnahme in die KvdR ist von den gesetzlichen Rahmenbedingungen abhängig und ob diese Voraussetzungen erfüllt sein werden, prüft zu gegebener Zeit die gesetzliche KV.

Das Wahlrecht beschränkt sich lediglich auf die Option, einer vermeintlichen Pflichtversicherung zu widersprechen. Eine Aufnahme in die KvdR kann jedenfalls auch dann nicht auf eigenen Wunsch erfolgen, wenn die Vorversicherungszeiten nicht erfüllt sind. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn man vorzeitig aus gesundheitlichen Gründen eine Erwerbsminderungsrente beantragen muss.

Die von Ozymandias erwähnten höheren Beiträge im Alter betreffen in der Regel beide Systeme. Denkbar ist allerdings auch, dass die Beiträge sich mittelfristig stabilisieren oder sogar langfristig sinken, wenn die geburtenstarken Jahrgänge auf natürlichem Wege die sozialen Sicherungssysteme nicht mehr belasten.

Alles in allem halte ich daher den Ruhensbeitrag für eine gute Idee.

Die richtige Entscheidung kann man ohnehin nur rückwärts sehen, leben muss man das Leben aber vorwärts.

RsQ

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Die richtige Entscheidung kann man ohnehin nur rückwärts sehen, leben muss man das Leben aber vorwärts.
So ist es.