Autor Thema: Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität  (Read 108118 times)

Matti101

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #645 am: 28.12.2022 20:50 »
Wir können uns ja mal die Entgelterhöhungen der vergangenen Jahre anschauen, um dem Thema mal wieder etwas näher zu kommen 8)

2020
4,8% wurden bei 12 Monaten gefordert, 3,2% sind es bei 28 Monaten geworden.
Also anstelle von 4,8 wurden es 1,4% auf ein Jahr berechnet.

2018
6% bei 12 Monaten gefordert, 6,6% bis 12,9% (je nach Entgeltgruppe) bei 20 Monaten.
Also nur 2,64% bis 5,16% auf ein Jahr.

2016
6% bei 12 Monaten, Ergebnis dann 4,75% bei 24 Monaten.
Also nur 2,375% pro Jahr.

Weiter zurück zu blicken lohnt sicher nicht. Sehr ernüchternde Zahlen. Klar, da fließen noch Sonderregelungen, Corona Bonus etc. mit rein. So wirklich hoffnungsvoll bin ich aber nicht mehr.

10,5% bzw. mindestens 500€ auf 12 Monate. Das wird nicht passieren, niemals…
Meine Prognose - 6-8% auf zwei Jahre (Also 3-4% anstelle der 10,5% für ein Jahr) und eine Sonderzahlung als gut vermarktetes Geschenk von dem ich langfristig nichts haben werde.

....und was ist die Quintessenz für Dich? Weiter im öD bleiben bei geringerem Engagement....Tätigkeitswechsel...?

SVAbackagain

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #646 am: 28.12.2022 20:55 »
Bei der 2018er-Tarifrunde sollte man sich zudem in Erinnerung rufen, dass die weit überproportionalen Erhöhungen überwiegend in der Stufe 1 der Entgeltgruppen sowie in der Entgeltgruppe 1 stattfanden.

MitleserBW

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #647 am: 28.12.2022 21:40 »
Wie sollte es bei Leistung mittlerer Art und Güte zu Arbeitsüberlastung kommen? Das ist aufgrund der Definition von Leistung mittlerer Art und Güte unmöglich.

Ich frage mich gerade ob die Leistung mittlerer Art und Güte zulässt, dass man binnen weniger Tage fast 300 Foreneinträge verfasst. Oder muss man dafür möglicherweise mit gelbem Schein zuhause sein? 😂😂

Sorry für OT, aber das viel mit grad so ein…

SVAbackagain

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #648 am: 28.12.2022 21:52 »
Sorry für OT, aber das viel mit grad so ein…

Womit wir uns auch eine abschließende Meinung über Deinen Intellekt bilden konnten. Danke dafür!

MitleserBW

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #649 am: 28.12.2022 22:08 »
Sorry für OT, aber das viel mit grad so ein…

Womit wir uns auch eine abschließende Meinung über Deinen Intellekt bilden konnten. Danke dafür!

Gerne… 😊

TVWaldschrat

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #650 am: 28.12.2022 22:27 »
....ich finde die beiden letzten Beiträge sehr interessant, die bei miserablem Tarifabschluss eine Abkehr vom öD in Erwägung ziehen. Die Frage ist, ob das die breite Masse ähnlich sieht und vor allem, ob die private Wirtschaft für viele Beschäftigte des öD eine realistische Alternative ist? Jedenfalls würde sich so ein Trend mit dem Bewerbermangel in vielen Bereichen des öD decken. In der Folge wäre ein Ausbluten des öD zu erwarten. Wichtige Aufgaben können nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt erledigt werden, z. B. lange Antragsbearbeitungszeiten.

Die breite Masse sieht das bestimmt nicht ähnlich. Es werden einige wenige sein, die den Schritt gehen werden.

Die anderen sind entweder zu faul zum wechseln, zufrieden, oder wissen sehr genau, dass ihre Arbeit nirgends sonst so viel Geld Wert ist wie im öD. Aber meckern geht immer :)

Edit: Andere verhandeln ihr Gehalt regelmäßig selbst, unabhängig von irgendwelchen Tarifrunden. Denen isses auch wumpe, was die breite Masse macht.

Schokobon

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #651 am: 28.12.2022 22:43 »
Die breite Masse ist in der pW gar nicht zu gebrauchen.

TVWaldschrat

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #652 am: 28.12.2022 22:43 »
Die breite Masse ist in der pW gar nicht zu gebrauchen.

Das kommt ergänzend zu "dass ihre Arbeit nirgends sonst so viel Geld Wert ist wie im öD" hinzu.

Johannes1893

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #653 am: 28.12.2022 23:16 »
Wir können uns ja mal die Entgelterhöhungen der vergangenen Jahre anschauen, um dem Thema mal wieder etwas näher zu kommen 8)

2020
4,8% wurden bei 12 Monaten gefordert, 3,2% sind es bei 28 Monaten geworden.
Also anstelle von 4,8 wurden es 1,4% auf ein Jahr berechnet.

2018
6% bei 12 Monaten gefordert, 6,6% bis 12,9% (je nach Entgeltgruppe) bei 20 Monaten.
Also nur 2,64% bis 5,16% auf ein Jahr.

2016
6% bei 12 Monaten, Ergebnis dann 4,75% bei 24 Monaten.
Also nur 2,375% pro Jahr.

Weiter zurück zu blicken lohnt sicher nicht. Sehr ernüchternde Zahlen. Klar, da fließen noch Sonderregelungen, Corona Bonus etc. mit rein. So wirklich hoffnungsvoll bin ich aber nicht mehr.

10,5% bzw. mindestens 500€ auf 12 Monate. Das wird nicht passieren, niemals…
Meine Prognose - 6-8% auf zwei Jahre (Also 3-4% anstelle der 10,5% für ein Jahr) und eine Sonderzahlung als gut vermarktetes Geschenk von dem ich langfristig nichts haben werde.

Genau so wird es kommen. Jedoch besteht zudem die Gefahr das ausschließlich Mindestbeträge vereinbart werden (180€ zum 01.10.23 und 150€ zum 01.08.24, Laufzeit 28-30 Monate oder so ähnlich….). Die Einmalzahlungen werden zur Beruhigungspille auch kommen, ggf. gestaffelt nach EG. 3000€ für EG 9 + erwarte ich jedenfalls nicht.

Verdi und die Medien können dann zweistellige Lohnsteigerungen verkünden. Unter Unterschlagung das es ausschließlich für EG 1 und 2 gilt und über mindestens 24 Monate.

Silva

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #654 am: 28.12.2022 23:49 »
....und was ist die Quintessenz für Dich? Weiter im öD bleiben bei geringerem Engagement....Tätigkeitswechsel...?
Den ÖD zu verlassen ist für mich keine Option da ich als Leitung einer KiTa mit über 20 Jahren im Beruf bei allen möglichen Alternativen immer den schlechteren Deal eingehen würde. Bei den kirchlichen Trägern müsste ich erst einmal in die Kirche eintreten. Allein das ist für mich schon ein NoGo. Zudem erkennen die meisten Tarifverträge im VKA maximal 3-5 Jahre Erfahrung an.
Mir bleibt also einzig der TVöD SuE.

In meiner KiTa haben wir einen absolut niedrigen Krankenstand und hoch motivierte Erzieher/innen. Das schreibe ich mir als Leitung zum Teil auch auf meine Fahne; aber Arbeitgeber, Elternschaft und das Gesamtpaket tragen hier den größeren Teil dazu bei, dass es allen Beteiligten wirklich gut geht.

Ich verzichte sehr gerne auf etwas Geld, wenn Mitarbeiter, Elternschaft und Gemeinde entspannt und zufrieden sind. Bei den Kindern merken wir das sofort, unzufriedene Mitarbeiter sind wie ein Stock im Rad und daran arbeiten wir gemeinsam unentwegt.

Das wirkt sich auf meine und auf die Arbeitsmoral aller aus und wenn dann z.B mal wegen einem wichtigen Termin jemand ein paar Stunden Zeit benötigt und der Personalschlüssel es erlaubt, dann passt das auch, ohne dass im Urlaubsplan was verändert werden muss. Das sind kleine Lohnerhöhungen die ich frei einbauen darf und über die sich dann die Mitarbeiter freuen. An anderen Tagen meckert dann auch keiner wenn mal etwas mehr zu arbeiten ist. Im gesamten bekommen die Mitarbeiter aber durchaus mehr Erholungszeiten als eigentlich vorgesehen. Das schaffe ich für mich aber leider nicht.

Neben einer starken Erhöhung in den unteren Gruppen muss es deshalb eigentlich eine deutliche Erhöhung in S9/S13/S15 etc. geben.

Ähnlich wie bei den Schulen, wo es einen massiven Mangel an Interessenten für die Schulleitungen gibt, fehlt es in den KiTas ebenso massiv an Leitungen. Der Unterschied von S8a zur S9 ist einfach zu gering. Und auch danach von S9 zu S13 zu S15 etc. ist einfach ein Witz. Die Belastungen für die Leitungen sind in den vergangenen Jahren so massiv gestiegen, dass einfach keiner mehr die Leitung übernehmen will. Wer aktuell als Leitung tätig ist, befindet sich doch im Grunde permanent am Rande eines Burnouts. Und sollte der eintreten, dreht sich die Spirale ganz schnell nach unten und die KiTa hat ein massives Problem beim Personal. Sehen wir ja aktuell, Krankenstand und fehlende Fachkräfte sorgen dafür, dass massenhaft Einrichtungen mehrere Gruppen schließen müssen oder dass es einfach nur noch eine „Aufbewahrung“ der Kinder gibt. Nicht sehr motivierend für junge Leute in der Berufsfindung.

Britta2

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #655 am: 29.12.2022 00:50 »
Die breite Masse sieht das bestimmt nicht ähnlich. Es werden einige wenige sein, die den Schritt gehen werden.

Die anderen sind entweder zu faul zum wechseln, zufrieden, oder wissen sehr genau, dass ihre Arbeit nirgends sonst so viel Geld Wert ist wie im öD. Aber meckern geht immer :)


Auch das Alter ist zu bedenken. Ab 50 darf man keine Verträge für zusätzliche private Rentenverträge mehr abschließen. Wer deutlich älter als 50 ist, der KANN schlichtweg gar nicht mehr weg. Einbahnstraße. Das hatauch nicht immer irgendwas mit Trägheit oder Faulheit und Dummheit zu tun. Niemand sägt den Ast ab, auf dem er sitzt, wenn es keine Rettungsmatte drunter gibt.

Nachrichten heute:  wir müssen zwar wegen knapper Kassen abdem 1.1.23 höhere Zusatzbeiträge zur SV zahlen, sdafür platzt die Rentenversicherung stolz aus den Nähten. Grund nicht nur die angeblich tolle Wirtschaftslage sondern vielmehr die Freude über die Tatsache, dass zahlreiche Corona-Tote eben niemals Altersrente beziehen werden (aber Jahrzehntelang in die Kasse eingezahlt haben). VBL wird es ähnlich sehen.
Also - A zusammenkneifen und die letzten Arbeitsjahre so gestalten, dass man tatsächlich doch später Rente genießen darf! (Und die eigenen Kinder bitten/warnen, sich auf keinen Fall für einen Job im ÖD zu bewerben.)

TVWaldschrat

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #656 am: 29.12.2022 01:20 »
Die breite Masse sieht das bestimmt nicht ähnlich. Es werden einige wenige sein, die den Schritt gehen werden.

Die anderen sind entweder zu faul zum wechseln, zufrieden, oder wissen sehr genau, dass ihre Arbeit nirgends sonst so viel Geld Wert ist wie im öD. Aber meckern geht immer :)


Auch das Alter ist zu bedenken. Ab 50 darf man keine Verträge für zusätzliche private Rentenverträge mehr abschließen. Wer deutlich älter als 50 ist, der KANN schlichtweg gar nicht mehr weg. Einbahnstraße. Das hatauch nicht immer irgendwas mit Trägheit oder Faulheit und Dummheit zu tun. Niemand sägt den Ast ab, auf dem er sitzt, wenn es keine Rettungsmatte drunter gibt.

Nachrichten heute:  wir müssen zwar wegen knapper Kassen abdem 1.1.23 höhere Zusatzbeiträge zur SV zahlen, sdafür platzt die Rentenversicherung stolz aus den Nähten. Grund nicht nur die angeblich tolle Wirtschaftslage sondern vielmehr die Freude über die Tatsache, dass zahlreiche Corona-Tote eben niemals Altersrente beziehen werden (aber Jahrzehntelang in die Kasse eingezahlt haben). VBL wird es ähnlich sehen.
Also - A zusammenkneifen und die letzten Arbeitsjahre so gestalten, dass man tatsächlich doch später Rente genießen darf! (Und die eigenen Kinder bitten/warnen, sich auf keinen Fall für einen Job im ÖD zu bewerben.)


Das wären die, die zufrieden sein sollten mit dem was sie haben aber trotzdem meckern :D Ü50 ist leider kein Wunschkonzert in der Karrierewelt. Man kann's versuchen... je nach Bereich...

Matti101

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #657 am: 29.12.2022 07:04 »
Wie sollte es bei Leistung mittlerer Art und Güte zu Arbeitsüberlastung kommen? Das ist aufgrund der Definition von Leistung mittlerer Art und Güte unmöglich.

Ich frage mich gerade ob die Leistung mittlerer Art und Güte zulässt, dass man binnen weniger Tage fast 300 Foreneinträge verfasst. Oder muss man dafür möglicherweise mit gelbem Schein zuhause sein? 😂😂

Sorry für OT, aber das viel mit grad so ein…

...und hat es in dieser kurzen Zeit auf 175 Smite (negative Bewertungen) geschafft ;D

Matti101

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #658 am: 29.12.2022 07:14 »
....ich finde die beiden letzten Beiträge sehr interessant, die bei miserablem Tarifabschluss eine Abkehr vom öD in Erwägung ziehen. Die Frage ist, ob das die breite Masse ähnlich sieht und vor allem, ob die private Wirtschaft für viele Beschäftigte des öD eine realistische Alternative ist? Jedenfalls würde sich so ein Trend mit dem Bewerbermangel in vielen Bereichen des öD decken. In der Folge wäre ein Ausbluten des öD zu erwarten. Wichtige Aufgaben können nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt erledigt werden, z. B. lange Antragsbearbeitungszeiten.

Die breite Masse sieht das bestimmt nicht ähnlich. Es werden einige wenige sein, die den Schritt gehen werden.

Die anderen sind entweder zu faul zum wechseln, zufrieden, oder wissen sehr genau, dass ihre Arbeit nirgends sonst so viel Geld Wert ist wie im öD. Aber meckern geht immer :)

Edit: Andere verhandeln ihr Gehalt regelmäßig selbst, unabhängig von irgendwelchen Tarifrunden. Denen isses auch wumpe, was die breite Masse macht.

Ich sehe es genauso. Für die meisten wird sich nichts ändern, weil es wahrscheinlich zu wenige sinnvolle Alternativen gibt, gerade und vor allem mit zunehmendem Alter. Auch ich stelle mir die Frage, ob ich in der pW überhaupt leistungsfähig wäre.

Nur....was ist nun die Folge der Alternativlosigkeit? Finden wir uns tatsächlich mit Meckern und Murren ab, wenn ein Miserables Tarifergebnis kommt? Zeitgleich duerften dann im nächsten Jahr ja auch die ersten Jahresrechnungen für Heizung und Strom kommen.  Wird jeder auf seine Weise etwas passiver?

SVAbackagain

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« Antwort #659 am: 29.12.2022 08:18 »
Die breite Masse sieht das bestimmt nicht ähnlich. Es werden einige wenige sein, die den Schritt gehen werden.

Die anderen sind entweder zu faul zum wechseln, zufrieden, oder wissen sehr genau, dass ihre Arbeit nirgends sonst so viel Geld Wert ist wie im öD. Aber meckern geht immer :)


Auch das Alter ist zu bedenken. Ab 50 darf man keine Verträge für zusätzliche private Rentenverträge mehr abschließen. Wer deutlich älter als 50 ist, der KANN schlichtweg gar nicht mehr weg. Einbahnstraße.

Das ist, wie üblich bei Dir, schlicht falsch.