Autor Thema: Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität  (Read 107805 times)

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #15 am: 04.12.2022 13:14 »
...Das empfinde ich als unsolidarisch.

Und ich empfinde es als unsolidarisch, wenn das "ungeschriebene Gesetz" nicht aufgehoben wird, dass Tarifabschlüsse 1 zu 1 auf beamtenrechtliche Dienstverhältnisse zu übertragen sind.
Wird es doch mit Sicherheit, aufgrund der Verfassungsrechtlichen SChieflage bei den beamten, werden diese (zumindest die mit Kind und Kegel, sehr stark vom Tarif abgekoppelt werden müssen, da sind die 10-15% ja das Minimum um eine gesetzeskonforme Alimentation zu erreichen.

Und das es miteinander gekoppelt ist, liegt ja auch an der Gesetzeslage, die das BVerG klargestellt hat und wurde nicht irgendwo oder irgendwie aufgrund von "Solidarität" gemacht.

Also eine grundlegende Änderung am GG, die dann zukünftige Beamten betrifft (also keine Alimentation für die Familie mehr, was du Karnickelprämie nennst ist ja leider Teil unseres Grundgesetzes und der darauf basierende Rechtsprechung bzgl. des Beamtentum und der Alimentation), da braucht man schon eine starke Mehrheit im Parlament (und nicht Verdi)

Wo ich mit dir übereinstimme ist, dass bestimmt 50% der mit Beamten besetzten Stellen auch von Angestellte besetzt werden könnte, weil nicht wirklich hoheitliche Aufgaben.
Ob wo wäre der Vor oder Nachteil?

Und das die in der PKV sind, darüber jammert der einfache und mittlere Dienst ja inzwischen auch gehörig.
Insbesondere die mit der K Prämie.


Und nur für Gewerkschafter ein Extra-Bonus? Cool, dann würde der AG ja sehen wie wenig es sind und evtl. ebenfalls austreten um mehr Freiheiten zu haben.

Tagelöhner

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #16 am: 04.12.2022 13:27 »
Es gibt so gut wie keinen einfachen Dienst mehr und nur nur noch einen verhältnismäßig kleinen mittleren Dienst. Im breiten Querschnitt ist der gehobene und höhere Dienst im Beamtenbereich stark überrepräsentiert. Dementsprechend ist das Argument der relativ zu unteren Besoldungen hohen PKV-Beiträge ziemlich verkürzt.

Beamte sollen doch auch weiterhin einen privilegierten Status behalten. Aber dieser darf dann auch nur einer deutlich geringeren Anzahl von Beamten, die diesen Status Kraft ihres Amtes und Funktion auch verdienen, zugänglich gemacht werden. Hier liegt doch der Kern des Problems. Der Beamtenstatus wird zur Attraktivitätssteigerung einer Beschäftigung bei öffentlichen Arbeitgebern und zur kurz-/mittelfristigen Einsparung von Personalaufwendungen zweckentfremdet.

Für einen Polizisten im Außendienst, der jeden Tag seinen Kopf hinhalten muss und mit den Abgründen dieser sich zum negativen entwickelnden Gesellschaft konfrontiert wird, sind die Privilegien deutlich zu gering.

Für den 0815-Verwaltungsbeamten, der sich in seiner A12-A15 Planstelle eingenistet hat und in der Privatwirtschaft auf Dauer kein Land sehen würde, sind die Privilegien hingegen deutlich zu hoch.

WasDennNun

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #17 am: 04.12.2022 14:01 »
Es gibt so gut wie keinen einfachen Dienst mehr und nur nur noch einen verhältnismäßig kleinen mittleren Dienst. Im breiten Querschnitt ist der gehobene und höhere Dienst im Beamtenbereich stark überrepräsentiert. Dementsprechend ist das Argument der relativ zu unteren Besoldungen hohen PKV-Beiträge ziemlich verkürzt.

Beamte sollen doch auch weiterhin einen privilegierten Status behalten. Aber dieser darf dann auch nur einer deutlich geringeren Anzahl von Beamten, die diesen Status Kraft ihres Amtes und Funktion auch verdienen, zugänglich gemacht werden. Hier liegt doch der Kern des Problems. Der Beamtenstatus wird zur Attraktivitätssteigerung einer Beschäftigung bei öffentlichen Arbeitgebern und zur kurz-/mittelfristigen Einsparung von Personalaufwendungen zweckentfremdet.

Für einen Polizisten im Außendienst, der jeden Tag seinen Kopf hinhalten muss und mit den Abgründen dieser sich zum negativen entwickelnden Gesellschaft konfrontiert wird, sind die Privilegien deutlich zu gering.

Für den 0815-Verwaltungsbeamten, der sich in seiner A12-A15 Planstelle eingenistet hat und in der Privatwirtschaft auf Dauer kein Land sehen würde, sind die Privilegien hingegen deutlich zu hoch.
Im Kern bin ich voll bei dir,
allerdings genauso wie das Argument der relativ zu unteren Besoldungen hohen PKV-Beiträge ziemlich verkürzt zu sein scheint, ist es bei den 0815-Verwaltungsbeamten, der sich in seiner A12-A15 Planstelle eingenistet hat.
Im Kommunalen Bereich sind ja kein 15%  Beamte und davon 2/3 unterhalb A12 (insgesamt mit Bund/Länder 50%, wg Lehrer?)
Und knapp 40% unterhalb A10 (insgesamt 32%)

Also bevor du so was raushaust, nochmal nen Faktencheck machen.

maxlll

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #18 am: 04.12.2022 20:34 »
ich würde mir weniger Arbeitszeit wünschen.
1 bis 2 stunden in der Woche währe schon mal ein guter Anfang.
Die Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro wird es dann auf 24 Monate geben und zuzüglich 3 Prozent pro Jahr.
Alle sind Glücklich und umarmen sich dann gegenseitig.
Ach ja. Von der Gewerkschaft ausgehadelte Lohnerhöhung nur für Mitglieder finde ich gut, allerdings werden dann die Firmen freiwillig alle mit einbeziehen, da sonst fast jeder zu einer Gewerkschaft geht


schnitzelesser

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #19 am: 04.12.2022 22:21 »
Mein Tipp: Steuer- und sozialversicherungsfrei 1000 Euro (genau für diese TVöD-Runde wurde diese Einmalzahlung "erfunden" - spart VBL und Arbeitgeber-SV-Abgaben) und 2024 + 3,5 %.

Matti101

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #20 am: 04.12.2022 23:10 »
Was tun wir, wenn der Tarifabschluss tatsächlich ein Desaster wird?

- dabei bleiben, aber unzufrieden, zunehmende innere Distanz, evtl. sinkende Motivation?
- neue Arbeit suchen - mehr Geld?
- Nebenjob suchen, um Reallohnverlust zu kompensieren?
- Weiterbilden, Aufstieg, höhere Entgeltgruppe?

Klins Kauski

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #21 am: 04.12.2022 23:18 »
Mein Tipp: Steuer- und sozialversicherungsfrei 1000 Euro (genau für diese TVöD-Runde wurde diese Einmalzahlung "erfunden" - spart VBL und Arbeitgeber-SV-Abgaben) und 2024 + 3,5 %.

…das wäre eine einzige Frechheit.

Sozialarbeiter

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #22 am: 05.12.2022 02:41 »
Was tun wir, wenn der Tarifabschluss tatsächlich ein Desaster wird?

- dabei bleiben, aber unzufrieden, zunehmende innere Distanz, evtl. sinkende Motivation?
- neue Arbeit suchen - mehr Geld?
- Nebenjob suchen, um Reallohnverlust zu kompensieren?
- Weiterbilden, Aufstieg, höhere Entgeltgruppe?

In Hamburg gibt man sich mit dem letzten TV-L Ergebnis auch nicht zufrieden und möchte nun quasi für Hamburg nachverhandeln:
https://forum.oeffentlicher-dienst.info/index.php/topic,118267.0.html
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

superbraz

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #23 am: 05.12.2022 06:53 »
Was ich mir wünschen würde, wäre, dass für Gewerkschaftsmitglieder ein zusätzlicher Bonus ins Spiel kommt.
Momentan lassen sich viele, oftmals diejenigen die dann am lautesten schreien, von den Beiträgen der Mitglieder aushalten. Das empfinde ich als unsolidarisch.

wenn die Gewerkschaft auch für EG > 8 kämpfen würde, hätten sie auch sicher dort mehr Mitglieder...
nach deinem Dafürhalten bekommen also die unteren EG´s noch mehr in Summe ^^  ::) nee lass mal...

RadWirdKommen

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #24 am: 05.12.2022 07:06 »
Zitat
wenn die Gewerkschaft auch für EG > 8 kämpfen würde, hätten sie auch sicher dort mehr Mitglieder...
nach deinem Dafürhalten bekommen also die unteren EG´s noch mehr in Summe ^^  ::) nee lass mal...

Das Ei-Henne Problem. Wenn nicht genug von EG>8 in der Gewerkschaft sind warum dann für diese besonders verhandeln?

Bastel

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #25 am: 05.12.2022 07:52 »
Zitat
wenn die Gewerkschaft auch für EG > 8 kämpfen würde, hätten sie auch sicher dort mehr Mitglieder...
nach deinem Dafürhalten bekommen also die unteren EG´s noch mehr in Summe ^^  ::) nee lass mal...

Das Ei-Henne Problem. Wenn nicht genug von EG>8 in der Gewerkschaft sind warum dann für diese besonders verhandeln?

Wenn die Gewerkschaften mich als Mitglied möchten, müssen sie mir auch etwas bieten.

Britta2

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #26 am: 05.12.2022 08:35 »
Was tun wir, wenn der Tarifabschluss tatsächlich ein Desaster wird?

- dabei bleiben, aber unzufrieden, zunehmende innere Distanz, evtl. sinkende Motivation?
- neue Arbeit suchen - mehr Geld?
- Nebenjob suchen, um Reallohnverlust zu kompensieren?
- Weiterbilden, Aufstieg, höhere Entgeltgruppe?

mehr geht nicht und das weiß Verdi ebenso wie die AG.

Queen of Spades

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #27 am: 05.12.2022 08:44 »
Wunschvorstellung? 10,5% bei 12monatiger Laufzeit.
Realität. 8% auf 24 Monate verteilt, dazu 1500-3000 Euro Einmalzahlung

Ganz so leer können die Kassen ohnehin nicht sein, da doch nun der Familienzuschlag für Beamte großzügig ausgeschüttet wurde

Kaiser80

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #28 am: 05.12.2022 08:47 »
Realität. 8% auf 24 Monate verteilt, dazu 1500-3000 Euro Einmalzahlung
Irgendwo in der Richtung erwarte ich das Ergebnis auch.

Schmitti

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #29 am: 05.12.2022 08:57 »
ver.di hat doch schon deutlich gesagt das der Fokus auf dem Mindestbetrag und den unteren EG‘s liegt

Der Vorsitzende des KAV RLP schreibt in einem aktuellen Newsletter:
Zitat
Wir – und das heißt hier die VKA – müssen in der Tarifrunde darauf pochen, dass nicht einfach nur Geld mit der Gießkanne verteilt wird, sondern in die Fachkräftegewinnung fließt. Dabei geht es um die Leute in essentiellen Ausbildungsberufen und Hochqualifizierte ab der Entgeltgruppe 12. Wo die Privatwirtschaft außertariflich bezahlen kann, muss das Tarifsystem bei uns mithalten. Wir müssen für kommunale Jobs gute Bewerberinnen und Bewerber finden können, ohne ständig mit übertariflichen Zulagen zu hantieren.

Jetzt muss man halt nur noch so verhandeln, dass am Ende beide Gruppen (wenn man sie denn so trennen mag) unzufrieden sein können, aber jeweils der andere Tarifpartner schuld ist  ;)