Autor Thema: Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität  (Read 108034 times)

Flying

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #30 am: 05.12.2022 08:57 »
Was tun wir, wenn der Tarifabschluss tatsächlich ein Desaster wird?

- dabei bleiben, aber unzufrieden, zunehmende innere Distanz, evtl. sinkende Motivation?
- neue Arbeit suchen - mehr Geld?
- Nebenjob suchen, um Reallohnverlust zu kompensieren?
- Weiterbilden, Aufstieg, höhere Entgeltgruppe?

mehr geht nicht und das weiß Verdi ebenso wie die AG.

Das du dir keinen anderen Job suchen und dich nicht weiterbilden möchtest, ist kein Fakt, der auf alle zutrifft.

Schmitti

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #31 am: 05.12.2022 09:00 »
mehr geht nicht
Wieso nicht?

Kaiser80

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #32 am: 05.12.2022 09:03 »

Der Vorsitzende des KAV RLP schreibt in einem aktuellen Newsletter:
Zitat
Wir – und das heißt hier die VKA – müssen in der Tarifrunde darauf pochen, dass nicht einfach nur Geld mit der Gießkanne verteilt wird, sondern in die Fachkräftegewinnung fließt. Dabei geht es um die Leute in essentiellen Ausbildungsberufen und Hochqualifizierte ab der Entgeltgruppe 12. Wo die Privatwirtschaft außertariflich bezahlen kann, muss das Tarifsystem bei uns mithalten. Wir müssen für kommunale Jobs gute Bewerberinnen und Bewerber finden können, ohne ständig mit übertariflichen Zulagen zu hantieren.

Was meint der Herr Vorsitzende denn konkret?

Kaiser80

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #33 am: 05.12.2022 09:10 »
mehr geht nicht
Wieso nicht?
Eben. Ich bspw werde die Tage meinen Aufhebungsvertrag unterzeichen.
Bei 70 Leuten "Kernverwaltung" sind im letzten Halbjahr 8 Leute gegangen davon 5 Leute >=EG 9b. Nur 2 der 8 bleiben im öD... nachbesetzt wurden/bisher bisher 3 von  8, und nur eine von den >9b und die intern.
Klar anekdotisch, aber irgendwie exemplarisch wenn ich mich so bei den PR Kollegen so umhöre.

Matti101

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #34 am: 05.12.2022 15:02 »
Was tun wir, wenn der Tarifabschluss tatsächlich ein Desaster wird?

- dabei bleiben, aber unzufrieden, zunehmende innere Distanz, evtl. sinkende Motivation?
- neue Arbeit suchen - mehr Geld?
- Nebenjob suchen, um Reallohnverlust zu kompensieren?
- Weiterbilden, Aufstieg, höhere Entgeltgruppe?

mehr geht nicht und das weiß Verdi ebenso wie die AG.

...ich persönlich kompensiere Reallohnverluste vor allem durch Einsparungen in Haus und Garten. Bin ich eigentlich ein Befürworter von hochwertigen Sanierungsmassnahmen mit guten Materialien, spare ich an dieser Stelle ein oder schiebe Sanierungen oder größere Anschaffungen auf.

Matti101

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #35 am: 05.12.2022 15:09 »
Was ich mir wünschen würde, wäre, dass für Gewerkschaftsmitglieder ein zusätzlicher Bonus ins Spiel kommt.
Momentan lassen sich viele, oftmals diejenigen die dann am lautesten schreien, von den Beiträgen der Mitglieder aushalten. Das empfinde ich als unsolidarisch.

wenn die Gewerkschaft auch für EG > 8 kämpfen würde, hätten sie auch sicher dort mehr Mitglieder...
nach deinem Dafürhalten bekommen also die unteren EG´s noch mehr in Summe ^^  ::) nee lass mal...

...mein Aufnahmeantrag für Verdi liegt schon lange in meiner Schublade. Ich wollte schon vor 5 Jahren beitreten. Aber gerade wegen diesen Mindesterhöhungen der unteren Entgeltgruppen habe ich mich gegen die Aufnahme entschieden. Es stellt sich die Frage, was macht die Gewerkschaft für mich?

Sozialarbeiter

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #36 am: 05.12.2022 15:41 »
Ich frage mich woher dieser Serviceanspruch kommt. Eine Gewerkschaft ist doch kein Dienstleister, in die ich mich einkaufe und entsprechend Leistung gegen Geld erhalte, sondern eine Interessenvertretung, die nun mal die Interessen der Mitglieder vertritt.
Es ist relativ einfach sich bei Ver.di zu engagieren und in entsprechenden Gremien die eigenen Meinungen zu positionieren. Wenn man es schafft ein oder zwei dutzend Leute mitzuziehen und als Gruppe aufzutauchen, kann man die Gremien relativ schnell prägen.

Anekdotisches Beispiel:
Ich habe als Sozialarbeiter in Hamburg mit der Überleitung von E10 in S14 keinen grundsätzlichen Gewinn einfahren können. Zum Glück erhalte ich die §16.5 TVL. Dadurch passt es dann doch. Mich störte, dass die Differenz zum Erzieher sich stark schmälerte und diese ungemein mehr von der Überleitung profitierten.
Die Differenz zu Erziehern ist mit der Überleitung geschrumpft (E10 zu E8: ca. 1.300€ in Stufe 6; S14 zu S8b: nur noch ca. 500€ in der Endstufe).
Ich war dann mal bei einer Ver.di Veranstaltung vom Sozialbereich. Bei ca. 100 Teilnehmern waren vielleicht 13 Sozialarbeiter. Der Rest waren Erzieher, Kinderpfleger, handwerkliche im Erziehungsdienst etc.
Natürlich werden die 87 Stimmen der "unteren" Entgeltgruppen da mehr wahrgenommen, als die paar Hanseln in den höheren S Gruppierungen. Rückblickend wundert mich dann auch nicht mehr, dass die Erzieher in Relation mehr zugewonnen haben.
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

JahrhundertwerkTVÖD

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #37 am: 05.12.2022 15:42 »
Was ich mir wünschen würde, wäre, dass für Gewerkschaftsmitglieder ein zusätzlicher Bonus ins Spiel kommt.
Momentan lassen sich viele, oftmals diejenigen die dann am lautesten schreien, von den Beiträgen der Mitglieder aushalten. Das empfinde ich als unsolidarisch.

wenn die Gewerkschaft auch für EG > 8 kämpfen würde, hätten sie auch sicher dort mehr Mitglieder...
nach deinem Dafürhalten bekommen also die unteren EG´s noch mehr in Summe ^^  ::) nee lass mal...

...mein Aufnahmeantrag für Verdi liegt schon lange in meiner Schublade. Ich wollte schon vor 5 Jahren beitreten. Aber gerade wegen diesen Mindesterhöhungen der unteren Entgeltgruppen habe ich mich gegen die Aufnahme entschieden. Es stellt sich die Frage, was macht die Gewerkschaft für mich?

Das ist genau das Problem was Verdi und seine Mitglieder nicht verstehen will.
Seit Jahrzehnten werden Sozialismuspauschalen ausgehandelt. Deutlichere Erhöhungen bis E8, bei gleichzeitigen Streichungen ab E9a (z.B. Kürzung von Weihnachtsgeld, geringere Erhöhungen usw)
Warum sollte aus diesem Bereich jemand Verdi beitreten, wenn seit Jahrzehnten kategorisch zu Ungunsten dieser Beschäftigten verhandelt wird?
Das ist doch paradox.

Ich sage es in aller Deutlichkeit:
JSZ für alle auf 100%. Keine Schlechterstellung ab E9a
Deutliche Verbesserung/Erhöhung der Tabellenentgelte
Verringerung der Erfahrungsstufen (3 reichen auch aus)
Keine Einmalzahlungen, sondern prozentuale Erhöhungen
Feste Tarifliche Zulage für Facharbeiter (z.B. 300 €) Ingenieure und IT-ler (z.B. 600 €) on top.

Sorry, wenn ich es sage aber Verwaltungsangestellte werden m.E. bereits jetzt schon relativ gut vergütet. Hier sehe ich nicht wirklich den Bedarf an weiteren Zulagen.

Dieser Weg wäre allerdings eine 180° Wende in der Verdi Politik. Würde aber viele Probleme lösen: Konkurrenzfähigkeit in o.g. Bereichen, offene Stellen werden endlich wieder besetzt und Verdi würde m.E. auch endlich mehr Mitglieder bekommen aus Bereichen welche bisher immer nur bewusst schlechter gestellt wurden.

alterschlingel

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #38 am: 05.12.2022 16:27 »
Ich habe so das Gefühl, in diesem Jahr werden es besonders harte Verhandlungen. Verdi möchte natürlich nach der Forderung 10,5 % in 12 Mt. nicht untergehen und die AG´s behaupten völlig beharrlich, alle Kassen seien leer. Ich bezweifle, ob man sich da tatsächlich mittig einigen kann  :o

Tatsächlich weiß ich nicht, wie manche nicht viel mitbekommen können von der Inflation. Wir sind eine ganz normale Familie mit drei schulpflichtigen Kindern und einem abzuzahlenden Eigenheim. Ich habe seit Jahresbeginn (insbesondere seit Kriegsbeginn Ende 02/22) echte Mehrausgaben von 600,- bis 800,- Euro mtl. Und da haben wir uns schon eingeschränkt, ich achte auf Angebote, vermeide teure Lebensmittel wier Lachs etc., wir gönnen uns keinen Luxus - nur echt notwendige Kleidung.

Ich führe seit dem auch nochmals etwas intensiver Buch und weiß recht gut, wohin welches Geld fließt.
Vor ca. 2 Jahren war es kein Problem, mit einem ähnlichen Gehalt halbwegs schuldenfrei hinzukommen.

Ich kann für mich unter Einbezug von Haushalt, Lebensmittel, Energiekosten etwa 20% Verteuerung feststellen. Die fehlen !! 5% mehr wären nice, reichen aber nicht aus. Das muss ich echt sagen.

Garfield

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #39 am: 05.12.2022 16:40 »
ver.di hat doch schon deutlich gesagt das der Fokus auf dem Mindestbetrag und den unteren EG‘s liegt

Der Vorsitzende des KAV RLP schreibt in einem aktuellen Newsletter:
Zitat
Wir – und das heißt hier die VKA – müssen in der Tarifrunde darauf pochen, dass nicht einfach nur Geld mit der Gießkanne verteilt wird, sondern in die Fachkräftegewinnung fließt. Dabei geht es um die Leute in essentiellen Ausbildungsberufen und Hochqualifizierte ab der Entgeltgruppe 12. Wo die Privatwirtschaft außertariflich bezahlen kann, muss das Tarifsystem bei uns mithalten. Wir müssen für kommunale Jobs gute Bewerberinnen und Bewerber finden können, ohne ständig mit übertariflichen Zulagen zu hantieren.

Jetzt muss man halt nur noch so verhandeln, dass am Ende beide Gruppen (wenn man sie denn so trennen mag) unzufrieden sein können, aber jeweils der andere Tarifpartner schuld ist  ;)

Gibts das irgendwo nachzulesen oder gabs das nur per Mail?

Beamtenmichel

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #40 am: 05.12.2022 17:24 »
Meine Vermutung 10,5 % gefordert über 12 Monate . Es werden 9 % über 24 Monate. 5 % in 2023 + 4 % in 2024. Plus eine Einmalzahlung von 1500 - 3000.

Habe das Ergebnis dieses Jahr irgendwie im Urin :).

Abaulet

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #41 am: 05.12.2022 17:30 »
Meine Vermutung 10,5 % gefordert über 12 Monate . Es werden 9 % über 24 Monate. 5 % in 2023 + 4 % in 2024. Plus eine Einmalzahlung von 1500 - 3000.

Habe das Ergebnis dieses Jahr irgendwie im Urin :).

So wünschenswert ich dieses Ergebnis auch finden würde, aber mal realistisch gefragt: Woher soll das Geld dafür kommen?

Matti101

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #42 am: 05.12.2022 17:43 »
Ich frage mich woher dieser Serviceanspruch kommt. Eine Gewerkschaft ist doch kein Dienstleister, in die ich mich einkaufe und entsprechend Leistung gegen Geld erhalte, sondern eine Interessenvertretung, die nun mal die Interessen der Mitglieder vertritt.
Es ist relativ einfach sich bei Ver.di zu engagieren und in entsprechenden Gremien die eigenen Meinungen zu positionieren. Wenn man es schafft ein oder zwei dutzend Leute mitzuziehen und als Gruppe aufzutauchen, kann man die Gremien relativ schnell prägen.

Anekdotisches Beispiel:
Ich habe als Sozialarbeiter in Hamburg mit der Überleitung von E10 in S14 keinen grundsätzlichen Gewinn einfahren können. Zum Glück erhalte ich die §16.5 TVL. Dadurch passt es dann doch. Mich störte, dass die Differenz zum Erzieher sich stark schmälerte und diese ungemein mehr von der Überleitung profitierten.
Die Differenz zu Erziehern ist mit der Überleitung geschrumpft (E10 zu E8: ca. 1.300€ in Stufe 6; S14 zu S8b: nur noch ca. 500€ in der Endstufe).
Ich war dann mal bei einer Ver.di Veranstaltung vom Sozialbereich. Bei ca. 100 Teilnehmern waren vielleicht 13 Sozialarbeiter. Der Rest waren Erzieher, Kinderpfleger, handwerkliche im Erziehungsdienst etc.
Natürlich werden die 87 Stimmen der "unteren" Entgeltgruppen da mehr wahrgenommen, als die paar Hanseln in den höheren S Gruppierungen. Rückblickend wundert mich dann auch nicht mehr, dass die Erzieher in Relation mehr zugewonnen haben.

...das hast Du sehr schön geschrieben. Und da stellt sich für mich um so mehr die Frage, warum Du in die Gewerkschaft eingetreten bist. Du hast dann in einer Versammlung mit 13 weiteren Sozialarbeiterin gegenüber 87 Erziehern in der Minderheit gesessen, wo Dir deutlich geworden ist, dass Dein Abschluss (vermutlich ein FH Diplom als Sozialarbeiter) von den Erziehern fast eingeholt wird.

Johannes1893

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #43 am: 05.12.2022 17:59 »
Meine Vermutung 10,5 % gefordert über 12 Monate . Es werden 9 % über 24 Monate. 5 % in 2023 + 4 % in 2024. Plus eine Einmalzahlung von 1500 - 3000.

Habe das Ergebnis dieses Jahr irgendwie im Urin :).

So wünschenswert ich dieses Ergebnis auch finden würde, aber mal realistisch gefragt: Woher soll das Geld dafür kommen?

Wegen der Lohn-Preis-Spriale oder? Das Ergebnis wäre doch ein Witz bei optimistischen 20% Reallohnverlust von 2022 bis 2024. Man muss immer auch das magere letzte Ergebnis im Hinterkopf haben das dieses Jahr richtig zuschlägt.

Thomasmueller

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Antw:Tarifverhandlungen - Wunschvorstellungen vs. Realität
« Antwort #44 am: 05.12.2022 18:05 »
Ich möchte den Begriff "Sozialismuspauschale" von JahrhundertwerkTVÖD unterstreichen.

Ich bin nun etwa 15 Jahre im TVöD und nehme diese Entwicklung auch zunehmens wahr. Das betrifft nicht nur die monatlichen Unterschiede in den EG 10, 11, 12 und 13, sondern auch generell die Erwartungen und Anforderungen an die FK im ÖD.

Grade auch in Hinsicht auf die Belastung durch die Coronakrise, den latenten Personalmangel, die organisatorische Regelung von HomeOffice und die geänderte Anforderungshaltung der Gen Z in Hinblick auf die Arbeitsbedingungen, haben in den vergangenen 2 - 3 Jahren zu grundlegenden Änderungen der Anforderungen geführt. 

Während die Aufwände für die Teamleitung und Teamorganisation steigen, hat sich die Anforderungshaltung der Mitarbeiter auch vollkommen gewandelt. Gebe ich z.B. einzelnen MA keine 4 Tage HomeOffice frei, weil es der Aufgabenbezug schlichtweg nicht hergibt, bzw. der MA nicht zuverlässig genug eine angemessene Leistung erbringt, wechseln der MA kurzerhand die Stelle innerhalb des Fachamtes, bzw. der Verwaltung.

Das wäre ja auch soweit vollkommen OK. Generell lässt sich Verwaltungsweit eine deutlichere interne und externe Personalrotation erkennen. Leider wird zunehmend die Schuld für den Wechsel bei den FK gesucht, wobei die Gründe i.d.R. viel trivialer sind: geänderte Work-Life-Balance, hohe Benzinkosten, Landflucht und natürlich eine bessere Bezahlung in der freien Wirtschaft.

Als FK (in der IT) erlebe ich zunehmend einen Spießrutenlauf. Wie bereits oben erwähnt, lässt unser Aufgabenbereich max. 2 - 3 Tage HomeOffice zu, während in anderen bereichen 100% HomeOffice möglich ist. Aus diesem Grund haben 3 (pendelnde) MA in den letzten 24 Monaten das Team (mit Erhöhung der Telearbeitsquote) gewechselt, was für mich ein Gespräch mit der Personalabteilung zur Folge hatte. Leider wurden die MA nicht zu Ihrer Motivation gefragt, sondern mir wurde direkt die "Schuld" für den Personalwechsel gegeben.

In unseren Teams erlebe in den letzten Jahren eine deutliche(re) Tendenz, dass das "mittlere Management" zwischen MA und den höheren FK zerrieben wird. Die Rückendeckung der oberen FK seitens der TL ist dem dringenden Bedarf zum Opfer gefallen, jeden MA unbedingt zu halten - selbst wenn dieser für die Stelle nicht geeignet ist, bzw. die geforderte Leistung nicht erbringen will/kann.

In Zeiten von extremen Fachkräftemangel ist der ÖD für viele Menschen auch eine einfach erreichbare Zwischenstation in der Jobsuche. Wenn diese Menschen allerdings wechseln, wird immer wieder das Verhalten der FK hinterfragt. Bei uns wurden bis vor kurzem abgehende MA nicht(!) zu ihren Gründen befragt. Aber i.d.R. wurde ein obligatorisches Gespräch mit der FK geführt.

Auch wenn ich EG13 mit Sicherheit in einer gehobenen und entspannten Einkommensregion angehöre und dieser Stress zum Job dazugehört, stört mich doch das fehlende Vertrauen und vor Allem die Wertschätzung.

Zwischen EG12 -> EG13 gibts beinahe keinen Unterschied, die Unterschiede zwischen EG11 <-> EG13 stehen m.E. nicht in angemessener Relation, die Jahressonderzuzahlung wird ab EG13 reduziert, die Coronaprämie wurde ab EG13 reduziert. Und jetzt wurde angekündigt, dass sich diese Tarifrunde wieder(!) speziell für die unteren EG einsetzen wird.

Bei uns stellt sich das Problem mitlerweile so drastisch dar, dass wir auf die letzten 3 TL-Stellen keinen einzigen internen Bewerber hatten, während die externen Bewerber i.d.R nicht geeignet waren.

Es wird Zeit, dass die "oberen" EG mit einer angemessenen "Gleichheit" in die Tarifverhandlung gehen. Es kann nicht sein, dass es erneut heißt "die da oben verdienen schon so viel, da brauchen wir nix machen". Ihr habt unten so viel rausgeholt, dass bei uns keiner mehr "hoch" will.

Wie viele Leute kennt ihr, die freiwillig eine Stelle als FK im ÖD wahrnehmen wollen? Wie viele Leute kennt ihr, die klar sagen: "für die Kohle tu ich mit den Stress nicht an"?

Meine Prognose für die TV: 8% für EG2 - EG8, 5,5% für EG9 - EG12, 4,5% für > EG13 auf 1 JJahr

Einmalzahlung gestafftel: 2000€ für EG2 - EG8, 1500 für EG9 - EG12, 1000 für EG13.

Damit würde die EG13 das erste mal unter EG12 verdienen, aber das ist ja nur "einmalig".