Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion I  (Read 802570 times)

Hugo Stieglitz

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1020 am: 24.01.2023 13:50 »
Aus diesem Grund sind die Gehälter von EU-Beschäftigten an die Inflation gekoppelt. Das müsste bei den Beschäftigten der Kommunen auch so sein.
Klingt jetzt attraktiv. Hätte aber zur Folge gehabt, dass das aktuelle Entgelt sehr viel niedriger wäre, als es jetzt ist. Denn, wie woanders schon dargelegt, die Mitarbeiter auch bei einer diesjährigen 10% Lohnsteigerung weniger hätten, als jetzt haben, da die Tarifergebnisse der letzten Jahre durchgängig über einer Inflationskoppelung waren.
Wir hatten ja bereits mal darüber gesprochen, dass trotz der vergleichsweise guten letzten 10 -12 Jahre, immerhin drei Jahre mit Reallohnverlust dabei waren. Ich würde tippen, dass die Entwicklung der Tarifabschlüsse unterhalb der Durchschnittslohnentwicklung in D geblieben ist. Aber ja, man kann sich nicht von allem nur die Vorteile raussuchen.

Zitat
Ich vermag mich nicht zu entsinnen, wann in den letzten Jahrzehnten mal ein Arbeitgeber wegen eines Streiks insolvent gegangen wäre, weshalb die mangelnde Insolvenzfähigkeit ein Nichtargument ist.
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Mir geht es u. a. darum, dass die AG's wenig zufriedenstellende Leistungen eher hinnehmen können, weil sie die marktüblichen Mechanismen nicht fürchten müssen. Digitalisiert man nicht früher, dann eben später. In der PW würde man hier mitunter unter Kostendruck geraten und vielleicht eher Gehälter zahlen, um die Projekte rechtzeitig umzusetzen oder es droht die Pleite. Im kommunalen Umfeld gibt es eine Leistung dann halt nicht digital, die Wartezeit in kommunalen Kliniken erhöht sich halt von 4 auf 6 Stunden, es sehen halt mehr Straßen aus wie Kreuzberg etc. Ich verallgemeinere natürlich, da es eine Menge unterschiedlicher AG's im ÖD gibt, aber diese Tendenz ist meiner Meinung nach wahrnehmbar und einer von mehreren Gründen, warum es im ÖD eher mittelprächtige Tarifabschlüsse gibt.


SVAbackagain

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« Antwort #1021 am: 24.01.2023 14:04 »
Also ich habe durchaus schon meinen Wohnsitz gewechselt, weil ich mit den öffentlichen Dienstleistungen unzufrieden war. Niemand ist gezwungen, in irgendeiner Dreckskommune zu hausen. Auch Gemeinden stehen in Konkurrenz zueinander.

JahrhundertwerkTVÖD

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« Antwort #1022 am: 24.01.2023 14:07 »
Also ich habe durchaus schon meinen Wohnsitz gewechselt, weil ich mit den öffentlichen Dienstleistungen unzufrieden war. Niemand ist gezwungen, in irgendeiner Dreckskommune zu hausen. Auch Gemeinden stehen in Konkurrenz zueinander.

Da wurde bestimmt die ein oder andere Ablösesumme bezahlt damit SVAbackagain in die neue Gemeinde zieht  :P

öfföff

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« Antwort #1023 am: 24.01.2023 14:10 »
Warum sind die Tarifrunden eigentlich so auseinandergezogen? Zwischen den einzelnen Runden sind es vier Wochen Pause. 2 Wochen würden doch auch reichen. Dann wäre man Ende Februar durch. Letztendlich dauert es doch eh immer noch ewig bis man das Ergebnis auf dem Konto merkt. Nach der Einigung braucht die Verdi noch einen Monat um das Ergebnis anzunehmen und dann brauchen die Dienstleister noch ewig das Ergebnis umzusetzen.

Dadurch sparen sich die Arbeitgeber 1- 2 Monate höhere Löhne. Der "Rückwirkend"-Anteil ist in der Regel nur symbolisch.

WasDennNun

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« Antwort #1024 am: 24.01.2023 14:11 »
Warum sind die Tarifrunden eigentlich so auseinandergezogen? Zwischen den einzelnen Runden sind es vier Wochen Pause. 2 Wochen würden doch auch reichen.
Gute Frage? Die sind halt nicht so schnell? oder deren Verdauung ist nicht so schnell?

WasDennNun

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« Antwort #1025 am: 24.01.2023 14:13 »
Darf ein Arbeitgeber Mitarbeitern ab EG 10 aufwärts einfach mehr Geld bieten wenn die im Gegenzug aus der Gewerkschaft austreten oder gar nicht erst eintreten?
Die Mitarbeiter EG10+ halten den Laden am Laufen.

Frage für einen Freund.
Nicht alle Kommunalen AGs dürfe irgendwas anderes als den tariflichen Mindestlohn anbieten.
Wenn sie es dürfen, dann können sie es.
Egal ob der An in der Gewerkschaft ist oder nicht.

WasDennNun

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« Antwort #1026 am: 24.01.2023 14:15 »
Ich denke im öD kann man keinen direkten ökonomischen Druck durch Streik aufbauen, wenn Flugzeuge wegen Streik nicht fliegen oder Autos nicht gebaut werden, dann müssen die Firmen es sich ausrechnen wie weit sie gehen, im öD ist dass kein Maßstab.

Wenn durch Streik wirtschaftlicher Schaden in den Unternehmen entsteht, dann entsteht eher Druck bei dem Verhandlungspartner würde ich mal schätzen.
Und wenn die restliche Bevölkerung unter einen Streik "leiden" muss, dann entsteht auch ein gewisser Druck.
Dazu müssten halt geschicktere Streiks von verdi und Co organsiert werden.

Ich weiß nicht. Zumindest indirekt könnte man auch den Unternehmen etwas weh tun. Wenn etwa der amerikanische Investor Mr Moneygiver ausgeladen werden muss, weil sich in der Firma Fäkalien und Müllberge stapeln oder wenn der Projektleiter Herr Vati sein Projekt nicht vorstellen kann, weil alle Kitas zu haben oder wenn die die eingeplante Steuerrückzahlung nicht verwertet werden kann, weil Frau Umsatz-Steuer diese wegen Arbeitsniederlegung nicht angewiesen hat oder wenn Herr vom Bau den Bauantrag eben nicht vor geplantem Baubeginn fertig bekommt.

Oder man stelle sich vor, Jobcenter und Sozialamt könnten nicht rechtzeitig auszahlen. Da hast du schnell persönlichen ökologischen und auch gesellschaftlichen Druck.
Das meine ich ja mit geschicktere Streiks.
Dort streiken wo der "externe" Schaden gross ist.
"Wichtige Kitas" (vorzugsweise die von dem am Tisch beteiligten Kindern  ::))  etc.
Oder Infrastrukturen (wenn IT mal nicht läuft, dann können auch die Beamten nur D-Drehen.)

FearOfTheDuck

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« Antwort #1027 am: 24.01.2023 14:17 »
Warum sind die Tarifrunden eigentlich so auseinandergezogen? Zwischen den einzelnen Runden sind es vier Wochen Pause. 2 Wochen würden doch auch reichen.
Gute Frage? Die sind halt nicht so schnell? oder deren Verdauung ist nicht so schnell?

Vielleicht gibt es in der ersten Runde immer den Lachs vom Vorjahr. Damit erst mal alle so richtig schön abkotzen können.  :o

WasDennNun

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« Antwort #1028 am: 24.01.2023 14:18 »
Aus diesem Grund sind die Gehälter von EU-Beschäftigten an die Inflation gekoppelt. Das müsste bei den Beschäftigten der Kommunen auch so sein.
Klingt jetzt attraktiv. Hätte aber zur Folge gehabt, dass das aktuelle Entgelt sehr viel niedriger wäre, als es jetzt ist. Denn, wie woanders schon dargelegt, die Mitarbeiter auch bei einer diesjährigen 10% Lohnsteigerung weniger hätten, als jetzt haben, da die Tarifergebnisse der letzten Jahre durchgängig über einer Inflationskoppelung waren.
Wir hatten ja bereits mal darüber gesprochen, dass trotz der vergleichsweise guten letzten 10 -12 Jahre, immerhin drei Jahre mit Reallohnverlust dabei waren. Ich würde tippen, dass die Entwicklung der Tarifabschlüsse unterhalb der Durchschnittslohnentwicklung in D geblieben ist. Aber ja, man kann sich nicht von allem nur die Vorteile raussuchen.

Bis 2018 nicht:
Leider nicht aktuell
https://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/entwicklung1/gehaltsentwicklung-4.png


Bastel

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« Antwort #1029 am: 24.01.2023 14:24 »
Bei diesem Bild fehlen die „schönen“ Jahre der Schröder Ära. Dann sieht das Bild ganz anders aus.

öfföff

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« Antwort #1030 am: 24.01.2023 14:27 »
Hoffe der Gap zw. TV-L und TVöD wird mal irgendwann reduziert... Wenn das so weitergeht...

Schmitti

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« Antwort #1031 am: 24.01.2023 14:37 »
Interview mit dem dbb-Vorsitzenden Silberbach: https://www.wiwo.de/politik/konjunktur/beamtenbund-chef-silberbach-das-neue-buergergeld-hat-eine-schieflage-erzeugt/28916416.html

Zitat
Wiwo: ...aber müsste das Bezahlsystem nicht generell leistungsorientierter werden?
Silberbach: Im Prinzip schon. Ich befürworte eine stärker leistungsorientierte Bezahlung ausdrücklich. Das Problem ist nur: Alle praktischen Versuche in dieser Richtung sind krachend gescheitert, sowohl im Tarifbereich als auch bei den Beamten.
Wiwo: Warum?
Silberbach: Das liegt zum einen an Bedenken vieler Personalräte, die das ungerecht finden und Nasenprämien für die Lieblinge des Chefs befürchten. Es liegt aber auch an vielen Führungskräften in der Verwaltung, die bei einer stärker leistungsorientierten Entlohnung Stress mit ihren Beschäftigten befürchten – und deshalb darauf verzichten. Wir haben im öffentlichen Dienst ein generelles Problem mit der Führungskultur. Das zeigt sich im Übrigen auch an den Ausgaben für Fort- und Weiterbildung. Privatunternehmen geben im Schnitt rund zehn Prozent ihrer Lohnkosten dafür aus. Im öffentlichen Dienst sind es unter zwei Prozent.

BAT

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« Antwort #1032 am: 24.01.2023 15:05 »
Bei den Fortbildungen gibt es zumindest hier in einigen Bereichen schlicht Problem, dass weit zu wenige angeboten wird. Was bin ich da schon am suchen... :P

Und meine Standesbeamten meckern auch schon. D hat an vielen Stellen ein Infrastrukturproblem.

WasDennNun

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« Antwort #1033 am: 24.01.2023 15:25 »
Bei diesem Bild fehlen die „schönen“ Jahre der Schröder Ära. Dann sieht das Bild ganz anders aus.
Nicht wirklich:
TVöD im "Gleichklang" mit Arbeitnehmerentgelte Gesamtwirtschaft und ca. 14% mehr als wenn man sich am Preisindex orientiert hätte (seit 1993!)





Bastel

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« Antwort #1034 am: 24.01.2023 15:28 »
Hoffe der Gap zw. TV-L und TVöD wird mal irgendwann reduziert... Wenn das so weitergeht...

Nein.