Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion I  (Read 801282 times)

Hugo Stieglitz

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1635 am: 06.02.2023 08:49 »
Wie beschrieben:
- Lohnzuwächse am Wirtschaftswachstum orientieren (nicht 10,5 Prozent bei Nullwachstum),
- Geldmenge begrenzen
- dadurch auch Lohn- Preisspirale eindämmen
- Fokus auf die Verbesserung anderer Arbeitsbedingungen legen.

Seid wann hat Deutschland oder der öD direkten Einfluss auf die Geldmenge? Das ist wohl der EZB überlassen oder?

Welche "anderen Arbeitsbedingungen" soll man den verbessern? Und wie?

Andere Arbeitsbedingungen verbessern (ausser an der Lohn - Preisschraube regulieren):

- Altersteilzeitregelungen verbessern,
Arbeitgeber finden auf Grund des demographischen Wandels keine Arbeitnehmer mehr / ein Gegenwirken beim Geburtendefizit führt zumindest mittel- und langfristig wieder zu mehr Nachwuchs und damit einhergehend zu einer Erhöhung der Arbeitskräftenachfrage.
Wir finden keine Arbeitnehmer mehr und Du willst die, die wir haben noch in Altersteilzeit schicken? Irgendwie widersprüchlich, nicht?

Mein Problem mit Deinem Vortrag ist, dass wenn man nicht zu einer Deiner definierten Gruppen gehört, man in die Röhre schaut. Wohingegen man Geld gegen alles eintauschen kann, was man möchte.
Das wirkt zunehmend so, als würden wir nicht mehr in einer Marktwirtschaft leben, in der angemessene Löhne für eine Dienstleistung bezahlt werden, sondern 100% der Menschen Steuern und Sozialabgaben zahlen und 100% der Menschen wiederum Leistungen vom Staat erhalten, so dass jeder nur noch darauf konditioniert ist, sich in diesem System so einzurichten, dass jemand anderes die Zeche zahlt.

Schmitti

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« Antwort #1636 am: 06.02.2023 08:58 »
Durch Arbeitsniederlegungen die öffentlichen Dienstleistungen derart massiv zu stören, dass man überall meint, man sei in Berlin.
Steckt darin nicht eigentlich ein Hauptkritikpunkt an Warnstreiks in Berlin? Ich meine, einen funktionierenden öD erwartet dort doch weder die Bevölkerung, noch die Politik, noch der öD selber. Ob da jetzt noch ein paar Arbeitsstunden wegen Streik ausfallen, wie soll das wer überhaupt merken?

Opa

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« Antwort #1637 am: 06.02.2023 09:05 »
Möglicherweise wird während des Streiks die Lebensqualität in Berlin kurzfristig steigen, weil die dysfunktionale Verwaltung daran gehindert ist, Murks zu bauen.

Philipp

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« Antwort #1638 am: 06.02.2023 09:20 »
Das mag schon stimmen, hat aber nicht etwas mit dem Streik oder seinem vermummten Pseudobruder zu tun.

SVA hat effektive Beispiele genannt, bei denen die Arbeitsniederlegung auch im ÖD Druck erzeugen kann (Kita, Müll, Bauantrag, Transferleistungen). Damit hast du dann auch die Hebel für Gewerkschaft oder den einzelnen Mitarbeiter.

Wobei die Frage ist, wie sehr Verdi und Co überhaupt weh tun wollen, etwa im Vergleich mit den GDL-Warnstreiks...
Oder inwieweit sie so mächtig sind.
Bauanträge wären ein wirksames Mittel, um auch Wirtschaft, bzw. Industrie mit in das Thema zu ziehen.
Die haben die Lobbyisten die Druck ausüben können.

Allerdings sind in den Bauordnungen wieder die höher qualifizierten MA ab EG 11 zu finden, die von Verdi systematisch abgewatscht werden. Dort sind sicher auch deutlich weniger Mitglieder zu finden die dann in den Streik treten.

SVAbackagain

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« Antwort #1639 am: 06.02.2023 09:54 »
Durch Arbeitsniederlegungen die öffentlichen Dienstleistungen derart massiv zu stören, dass man überall meint, man sei in Berlin.
Steckt darin nicht eigentlich ein Hauptkritikpunkt an Warnstreiks in Berlin? Ich meine, einen funktionierenden öD erwartet dort doch weder die Bevölkerung, noch die Politik, noch der öD selber. Ob da jetzt noch ein paar Arbeitsstunden wegen Streik ausfallen, wie soll das wer überhaupt merken?

Das Gute ist doch, dass nur relativ wenige in Berlin überhaupt von der Tarifrunde betroffen sind. Hinzu tritt, dass es Berlin eh egal ist, wie viel es für Personal ausgibt. Das zahlen doch sowieso die anderen.

Herbert Meyer

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1640 am: 06.02.2023 09:58 »
Das mag schon stimmen, hat aber nicht etwas mit dem Streik oder seinem vermummten Pseudobruder zu tun.

SVA hat effektive Beispiele genannt, bei denen die Arbeitsniederlegung auch im ÖD Druck erzeugen kann (Kita, Müll, Bauantrag, Transferleistungen). Damit hast du dann auch die Hebel für Gewerkschaft oder den einzelnen Mitarbeiter.

Wobei die Frage ist, wie sehr Verdi und Co überhaupt weh tun wollen, etwa im Vergleich mit den GDL-Warnstreiks...
Oder inwieweit sie so mächtig sind.
Bauanträge wären ein wirksames Mittel, um auch Wirtschaft, bzw. Industrie mit in das Thema zu ziehen.
Die haben die Lobbyisten die Druck ausüben können.

Allerdings sind in den Bauordnungen wieder die höher qualifizierten MA ab EG 11 zu finden, die von Verdi systematisch abgewatscht werden. Dort sind sicher auch deutlich weniger Mitglieder zu finden die dann in den Streik treten.

Also ich habe in unserer Großstadt zuletzt zwei ziemlich standardmäßige Bauanträge mittelständischer Unternehmen miterlebt. Bearbeitungszeit jeweils über 12 Monate. Da benötigt Verdi aber schon eine sehr prall gefüllte Streikkasse, um da noch irgendwie weitere spürbare Verzögerungen zu erreichen. Ich persönlich warte seit sieben Monaten auf einen Zuwendungsbescheid für eine Sanierungsmaßnahme. Also zumindest bei uns in der Ecke ist es für Verdi taktisch klüger, Briefträger, Busfahrer, Kita-Mitarbeiter etc. streiken zu lassen. Alle nur geringfügig komplexeren Verwaltungsakte sind bereits jetzt so elendig langsam, dass Streiks nur homöopathische Verlängerungen zur Folge hätten.

Aktienprimus

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« Antwort #1641 am: 06.02.2023 10:01 »
Bei uns ist es mittlerweile wirklich sehr heftig. Wir bekommen technische Stellen die mit IT, Ingenieurthemen und/oder Digitalisierung zu tun haben und fachlich durchaus anspruchsvoll sind nicht mehr besetzt. Manche Stellenausschreibungen erfolgen nun zum dritten oder vierten Mal. Gleichzeitig wechseln selbst langjährige Kollegen aus den benannten Bereichen mit 45+ häufiger die Stelle. Bei den Verwaltungstellen hingegen ist anhaltend eine sehr gute Bewerberlage festzustellen. Das sollte irgendwie insgesamt zu denken geben, auch aus gesellschaftlichem Blickwinkel betrachtet.

Ich hoffe daher auf signifikante Verbesserungen bei anstehenden Tarifverhandlungen. Insbesondere für Ingenieure und ITler um diese negative Entwicklung zu bremsen. Sonst können wir als Land und Gesellschaft vermutlich bald einpacken. Zuwanderung löst diese Probleme nicht wirklich. Zumal die Leute dann auch in den Herkunftsländern fehlen für solche Aufgaben.

Bastel

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« Antwort #1642 am: 06.02.2023 10:02 »
Ich persönlich warte seit sieben Monaten auf einen Zuwendungsbescheid für eine Sanierungsmaßnahme.

Lass mich raten, BEG? Auch der Bund findet kein gutes Personal mehr ;)

itknecht1920

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1643 am: 06.02.2023 10:10 »
alles unter einer erhöhung von 500euro netto ist eine mega enttäuschung. die kommunen sollen nicht immer auf arm machen sondern uns mal richtig bezahlen!

JahrhundertwerkTVÖD

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1644 am: 06.02.2023 10:16 »
alles unter einer erhöhung von 500euro netto ist eine mega enttäuschung. die kommunen sollen nicht immer auf arm machen sondern uns mal richtig bezahlen!

na, dann stell dich schon mal auf eine mega Enttäuschung ein
500 € netto............... oh je, oh je

Bastel

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1645 am: 06.02.2023 10:17 »
Die Einmalzahlungen beträgt vielleicht 500€ ;D

Phoenix

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« Antwort #1646 am: 06.02.2023 10:29 »
Bei uns ist es mittlerweile wirklich sehr heftig. Wir bekommen technische Stellen die mit IT, Ingenieurthemen und/oder Digitalisierung zu tun haben und fachlich durchaus anspruchsvoll sind nicht mehr besetzt. Manche Stellenausschreibungen erfolgen nun zum dritten oder vierten Mal. Gleichzeitig wechseln selbst langjährige Kollegen aus den benannten Bereichen mit 45+ häufiger die Stelle. Bei den Verwaltungstellen hingegen ist anhaltend eine sehr gute Bewerberlage festzustellen. Das sollte irgendwie insgesamt zu denken geben, auch aus gesellschaftlichem Blickwinkel betrachtet.

Ich hoffe daher auf signifikante Verbesserungen bei anstehenden Tarifverhandlungen. Insbesondere für Ingenieure und ITler um diese negative Entwicklung zu bremsen. Sonst können wir als Land und Gesellschaft vermutlich bald einpacken. Zuwanderung löst diese Probleme nicht wirklich. Zumal die Leute dann auch in den Herkunftsländern fehlen für solche Aufgaben.

Klar findet man "viele" Leute die sich auf Verwaltungsstellen bewerben.
Das sind dann die Ü40-50 quereinsteiger die konstant rechtswidrige VAs erlassen

Organisator

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #1647 am: 06.02.2023 11:02 »
Ich hoffe daher auf signifikante Verbesserungen bei anstehenden Tarifverhandlungen. Insbesondere für Ingenieure und ITler um diese negative Entwicklung zu bremsen. Sonst können wir als Land und Gesellschaft vermutlich bald einpacken. Zuwanderung löst diese Probleme nicht wirklich. Zumal die Leute dann auch in den Herkunftsländern fehlen für solche Aufgaben.

Das ist doch aber ein Arbeitgeberproblem, welches außerhalb von Gehaltsverhandlungen gelöst werden sollte.

WasDennNun

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« Antwort #1648 am: 06.02.2023 11:11 »
Ich hoffe daher auf signifikante Verbesserungen bei anstehenden Tarifverhandlungen. Insbesondere für Ingenieure und ITler um diese negative Entwicklung zu bremsen. Sonst können wir als Land und Gesellschaft vermutlich bald einpacken. Zuwanderung löst diese Probleme nicht wirklich. Zumal die Leute dann auch in den Herkunftsländern fehlen für solche Aufgaben.

Das ist doch aber ein Arbeitgeberproblem, welches außerhalb von Gehaltsverhandlungen gelöst werden sollte.
Die These vom Fachkräftemangel stimmt so nicht«
Ob im Restaurant, im Krankenhaus oder beim Heizungsinstallateur: Überall fehlt es in Deutschland an Personal. Arbeitsökonom Simon Jäger hält die Klagen für übertrieben – und schlägt eine einfache Lösung vor.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/arbeitsmarkt-die-these-vom-fachkraeftemangel-stimmt-so-nicht-a-2ee53b3e-c059-404f-9208-bc887a481b1c

Kurzfassung:

Wer genug bezahlt und bessere Arbeitsbedingungen hat bekommt auch genügend in-/ausländische Fachkräfte.

FGL

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« Antwort #1649 am: 06.02.2023 11:16 »
Bei den Verwaltungstellen hingegen ist anhaltend eine sehr gute Bewerberlage festzustellen.
Lucky you. Ich spüre den Fachkräftemangel auch bei der Besetzung von Verwaltungsstellen und muss zunehmend auf Quereinsteiger aus insbesondere kaufmännischen Berufen zurückgreifen, die ich dann in Allgemeinem Verwaltungsrecht und rechtswissenschaftlicher Methodik fortbilden lasse.