Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion I  (Read 804892 times)

MoinMoin

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2910 am: 27.02.2023 10:39 »
Der Hinweis der VKA ist korrekt, aber irrelevant, da man auf einem Arbeitsmarkt sich bewegt, der bessere Reallohnzuwächse zu verzeichnen hatte.

Flying

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2911 am: 27.02.2023 10:44 »
Sorry habe meinen Beitrag versehentlich gelöscht.
Ein Mitarbeiter welcher nicht in seinem Beruf arbeitet ist eine Hilfskraft, aber nicht ungelernt.
Ein Ungelernter ist bildungstechnisch gesehen eine Person ohne Beruf

Beruf = Gelernt
kein Beruf = Ungelernt
Hilfskraft = kann sowohl als auch, spielt aber bei der Ausübung seiner Tätigkeit keine Rolle.

Aja. Und der gelernte Metzger, der nun in der Kantine kocht, ist nun durch Zauberhand gelernter Koch? Und die gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte, die nun Wohngeldanträge bearbeitet, ist nun wie durch Zauberhand gelernte VfA? Oder sind beide ungelernt im neuen Job, so wie die gängige Definition es auch beschreibt?

Das sind ja noch verhältnismäßig "nahe" Berufe - absurd wird diese Definition, wenn der gelernte Koch dann "gelernter" Zahnarzt wird oder andersrum.

Ich habe nirgendwo geschrieben dass Berufe einfach so, ohne neues Erlernen, gewechselt werden können.
Es ist aber falsch zu behaupten dass ein Metzger ein Ungelernter ist nur weil er eine andere Tätigkeit ausübt.
Ein Metzger ist und bleibt ein Metzger weil er den Beruf gelernt hat.

Klar, er bleibt Metzger - wenn er aber als Tischler arbeitet, ist er ungelernt. 

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2912 am: 27.02.2023 10:45 »
Richtig. Ob die Reallohngewinne "erhelblich" waren, ist damit aber schon wieder diskutabel.

Leonhardt

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2913 am: 27.02.2023 11:17 »

https://www.vka.de/assets/media/docs/0/Tarifinfos/230224_VKA_Tarifinfo_Tarifrunde_2023_nach%20erster%20Runde_2_TR.pdf

Zitat

Wichtig war es auch, darauf hinzuweisen, dass, wenn man die Lohnentwicklung der letzten zehn Jahre als Vergleichszeitraum heranzieht, die Beschäftigten im kommunalen öffentlichen Dienst in Summe teils erhebliche Reallohngewinne zu verzeichnen haben. Selbst, wenn man die Inflation des Jahres 2022 (6,9 Prozent) komplett berücksichtigt, bestehen spürbare Reallohngewinne weiterhin.


Danke für den Hinweis, liebe VKA, dass wir auch weiterhin in unserem Luxus schwelgen. Das sollte man den ganzen Fachkräften mal sagen, die abwandern oder nach den Gehaltsbesprechungen dankend ablehnen.  ::)

Auch die VKA nehmen natürlich gerne das neue Wägungsschema des statistischen Bundesamts zur Ermittlung des Verbraucherpreisindex für ihre Argumentation an. Auf Grundlage der Berechnung ist ja glücklicherweise die Inflation für das Gesamtjahr 2022 von 7,9% auf 6,9% rückwirkend gefallen. Also natürlich alles nur halb so schlimm...  ;)

Interessant finde ich das neue Wägungsschema aber auch im Detail. Während nun die Warengruppe "01 Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" zwar in ihrer Gewichtung nachvollziehbar gestiegen ist, ist ausgerechnet der Wägungsanteil in der Gruppe "04 Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe" um ca. 20% gesunken (2015: 32,47 % / 2020: 25,925%).

Mag statistisch für die Vergangenheit und den Zeitpunkt der Festlegung des Wägungsschemas 2020 richtig sein, hat aber in Zeiten explodierter Energiepreise und gerade auch bei Indexmietverträgen explodierenden Mietkosten ein Geschmäckle. Und dass sich die VKA dieser Argumentation natürlich gerne annehmen zeigt meiner Meinung nach das wahre Gesicht der Arbeitgeber und der Berufspolitiker. So eine nachträgliche Abschwächung der Inflation kommt denen in Tarifverhandlungen natürlich nicht ungelegen...
« Last Edit: 27.02.2023 11:28 von Leonhardt »

alfaromeofahrer

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2914 am: 27.02.2023 11:23 »
verdi und dbb sind keine Wohlfahrtsvereine, die sich für jeden einsetzen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe.

Diese Gewerkschaften verhandeln allein für Ihre Mitglieder. Dass die AG die ausgehandelten Tarifverträge auch auf andere Beschäftigte anwenden ist allein deren Entscheidung. Ich weiß als Gerwerkschaftsmitglied einer der DBB Gewerkschaften nur zu gut wie furchtbar schlecht der Organisationsgrad der Beschäftigten >EG8 ist. Dann muss man sich nicht wundern, wenn niemand für diejenigen stellvertretend verhandelt.

Wer nicht bereit ist sich selbst zu organisieren aber nur auf die Verhandlungsführer schimpft hat halt einfach gar keine Ansprüche zu formulieren.

Und warum verhandeln die Gewerkschaften dann nicht nur für < E8? Und lassen solche Aussagen zur JSZ sein, die die Anliegen entsprechender Arbeitnehmergruppen sogar konterkarieren? Was tut Verdi denn für eigene Mitglieder > E8? Balkonklatschen und Danksagung für die hohen Beiträge?

burnoutWerner

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2915 am: 27.02.2023 11:27 »
Ich gebe Euch mal ein Beispiel, wie schwer ist für einige ist, noch im öD zu arbeiten.

Nehmen wir EG5+6 und abwärts - die arbeiten, die notwendig sind und man nicht ordentlich bezahlen möchte.
In diesen Bereichen kommen wir bei mehr oder weniger mit ca. 2000 netto raus.

Ist man hier Alleinverdiener mit Frau + Kind, lohnt es sich kaum noch für dieses Geld zu arbeiten. Geht die Frau arbeiten und das Kind wird in die Kita oder Krippe geschickt, sieht es natürlich anders aus - aber hat natürlich auch seinen Preis in der Lebensqualität.

Vom Bürgeramt bekommt man aktuell für eine 3-4 Zimmer Wohnung ca. 800-1200€ (zurzeit werden die KdU nicht geprüft - man könnte aktuell auch in einer Villa wohnen und das Amt würde es übernehmen).
Hinzu kommen nochmal ca. 1100-1400€ "Taschengeld" für die Familie hinzu. Dann sind wir schon über 2000€ und ohne 39h/Woche.
Bedeutet, dass man als Familienoberhaupt in diesem Bereich es sich nicht lohnt zu arbeiten.

Viele kombinieren diese Sozialleistungen mit Pflegegelder, welche man für ältere Angehörige bekommt, dadurch lässt das Bürgeramt aufgrund von Pflege einen in Ruhe und man bekommt je nach Pflegestufe nochmal Geld (bsp. Pflegestufe 2 - sehr einfach zu bekommen wenn jmd in Rente ist, vorallem in der Coronazeit, da telefonisch der Krankheitsgrad ermittelt wurde: 316€).

Insgesamt erhält die Familie (ohne Pflegetrick) nun über 2000€ ohne arbeiten zu müssen.  Wenn ich von Bekannten erzähle, was die seit Corona erhalten (zwar kassieren sie nun Bürgergeld, aber hier und da verdienen sie sich noch eine schwarze Nase und "pflegen" beide Großeltern), werden einige Führungskräfte neidisch. Da bleiben am Ende des Monats +4k übrig.

Es geht mir nicht um das hervorheben dieser Lebensart, jedoch zeigt dies, dass wir in einem System leben, in der der ein ehrliche Arbeiter (i.d.F. Alleinverdiener und Familie) unter einem bestimmten Grenzwert einfach nur der Dumme ist.


« Last Edit: 27.02.2023 11:36 von burnoutWerner »
Zeit ist Geld. Deswegen bin ich im öD.
Arbeite sehr gerne von Zuhause aus.
Hobbykampfsportler, sieht man mir aber nicht an.

SVAbackagain

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« Antwort #2916 am: 27.02.2023 11:32 »
Inwiefern wäre die Masse der Beschäftigten in E6 und darunter nicht ordentlich bezahlt? Das ist doch genau der Bereich, in dem der öffentliche Dienst im Vergleich zur Privatwirtschaft deutlich überzahlt.

Sozialarbeiter

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« Antwort #2917 am: 27.02.2023 11:33 »
verdi und dbb sind keine Wohlfahrtsvereine, die sich für jeden einsetzen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe.

Diese Gewerkschaften verhandeln allein für Ihre Mitglieder. Dass die AG die ausgehandelten Tarifverträge auch auf andere Beschäftigte anwenden ist allein deren Entscheidung. Ich weiß als Gerwerkschaftsmitglied einer der DBB Gewerkschaften nur zu gut wie furchtbar schlecht der Organisationsgrad der Beschäftigten >EG8 ist. Dann muss man sich nicht wundern, wenn niemand für diejenigen stellvertretend verhandelt.

Wer nicht bereit ist sich selbst zu organisieren aber nur auf die Verhandlungsführer schimpft hat halt einfach gar keine Ansprüche zu formulieren.

Und warum verhandeln die Gewerkschaften dann nicht nur für < E8? Und lassen solche Aussagen zur JSZ sein, die die Anliegen entsprechender Arbeitnehmergruppen sogar konterkarieren? Was tut Verdi denn für eigene Mitglieder > E8? Balkonklatschen und Danksagung für die hohen Beiträge?
Gab es in den letzen Jahren eigentlich Kürzungen im Jahresgehalt, nominal betrachtet, für die Gruppen „gegen die Ver.di seit Jahren verhandeln würde“?
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

JahrhundertwerkTVÖD

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« Antwort #2918 am: 27.02.2023 11:43 »
verdi und dbb sind keine Wohlfahrtsvereine, die sich für jeden einsetzen. Das ist auch nicht ihre Aufgabe.

Diese Gewerkschaften verhandeln allein für Ihre Mitglieder. Dass die AG die ausgehandelten Tarifverträge auch auf andere Beschäftigte anwenden ist allein deren Entscheidung. Ich weiß als Gerwerkschaftsmitglied einer der DBB Gewerkschaften nur zu gut wie furchtbar schlecht der Organisationsgrad der Beschäftigten >EG8 ist. Dann muss man sich nicht wundern, wenn niemand für diejenigen stellvertretend verhandelt.

Wer nicht bereit ist sich selbst zu organisieren aber nur auf die Verhandlungsführer schimpft hat halt einfach gar keine Ansprüche zu formulieren.

Und warum verhandeln die Gewerkschaften dann nicht nur für < E8? Und lassen solche Aussagen zur JSZ sein, die die Anliegen entsprechender Arbeitnehmergruppen sogar konterkarieren? Was tut Verdi denn für eigene Mitglieder > E8? Balkonklatschen und Danksagung für die hohen Beiträge?
Gab es in den letzen Jahren eigentlich Kürzungen im Jahresgehalt, nominal betrachtet, für die Gruppen „gegen die Ver.di seit Jahren verhandeln würde“?

Im Vergleich zu den Abschlüssen < E8, gab es diese "Kürzungen".
1: Reduzierung der JSZ
2: Kleinere prozentuale Steigerungen
3: Abschluss von Mindestbeträge, welche die unteren Gruppen überproportional bevorzugten.

Sozialarbeiter

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« Antwort #2919 am: 27.02.2023 11:47 »
Also gab es keine nominalen Kürzungen des Jahresentgeltes, sondern Zugewinne? Und da diese in Relation geringer ausfallen, als bei Anderen Gruppen ausfällt, wird „gegen“ diese verhandelt? Trotz jährlicher Zugewinne?

Also wurde, weil in der letzten Runde der Pflegebereich mehr profitierte als bsp der Verwaltungsbereich, gegen den Verwaltungsbereich verhandelt? Obwohl dieser auf nominal profitiert hat?
« Last Edit: 27.02.2023 11:54 von Sozialarbeiter »
Mail-Aktion zur TV-L Tarifrunde:
Solidarisch zeigen und die Verantwortlichen in Hamburg via Mail auffordern auf eine bessere Bezahlung hinzuwirken: https://wastunfuerhamburg.de/

Ich empfehle den Thread zur Hamburg Zulage unter der Rubik Allgemeines, den ich seit 1-2 Jahren stetig füttere.

Doom

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« Antwort #2920 am: 27.02.2023 11:48 »
Ich gebe Euch mal ein Beispiel, wie schwer ist für einige ist, noch im öD zu arbeiten.

Nehmen wir EG5+6 und abwärts - die arbeiten, die notwendig sind und man nicht ordentlich bezahlen möchte.
In diesen Bereichen kommen wir bei mehr oder weniger mit ca. 2000 netto raus.

Ist man hier Alleinverdiener mit Frau + Kind, lohnt es sich kaum noch für dieses Geld zu arbeiten. Geht die Frau arbeiten und das Kind wird in die Kita oder Krippe geschickt, sieht es natürlich anders aus - aber hat natürlich auch seinen Preis in der Lebensqualität.

Vom Bürgeramt bekommt man aktuell für eine 3-4 Zimmer Wohnung ca. 800-1200€ (zurzeit werden die KdU nicht geprüft - man könnte aktuell auch in einer Villa wohnen und das Amt würde es übernehmen).
Hinzu kommen nochmal ca. 1100-1400€ "Taschengeld" für die Familie hinzu. Dann sind wir schon über 2000€ und ohne 39h/Woche.
Bedeutet, dass man als Familienoberhaupt in diesem Bereich es sich nicht lohnt zu arbeiten.

Viele kombinieren diese Sozialleistungen mit Pflegegelder, welche man für ältere Angehörige bekommt, dadurch lässt das Bürgeramt aufgrund von Pflege einen in Ruhe und man bekommt je nach Pflegestufe nochmal Geld (bsp. Pflegestufe 2 - sehr einfach zu bekommen wenn jmd in Rente ist, vorallem in der Coronazeit, da telefonisch der Krankheitsgrad ermittelt wurde: 316€).

Insgesamt erhält die Familie (ohne Pflegetrick) nun über 2000€ ohne arbeiten zu müssen.  Wenn ich von Bekannten erzähle, was die seit Corona erhalten (zwar kassieren sie nun Bürgergeld, aber hier und da verdienen sie sich noch eine schwarze Nase und "pflegen" beide Großeltern), werden einige Führungskräfte neidisch. Da bleiben am Ende des Monats +4k übrig.

Es geht mir nicht um das hervorheben dieser Lebensart, jedoch zeigt dies, dass wir in einem System leben, in der der ein ehrliche Arbeiter (i.d.F. Alleinverdiener und Familie) unter einem bestimmten Grenzwert einfach nur der Dumme ist.

Dass unser Nanny-Staat absolut unverhältnismäßig hohe Sozialausgaben für No-Performer raushaut, ändert aber auch nichts daran, dass ein EG5 oder EG6er verglichen mit der Privatwirtschaft immernoch viel verdient.

Natürlich sollte es da einen großen Abstand zwischen Bürgergeld und Vollzeitjob geben. Dies kann aber nicht durch Sozialismuspauschalen oder Beschneidung der Jahressonderzahlung von EG9 aufwärts gelöst werden. Weil alles ab EG9 wird verglichen mit der Privatwirtschaft grottenschlecht bezahlt und das löst man wie gesagt nicht durch Sozialismuspauschalen, die den Abstand noch weiter verringern.
« Last Edit: 27.02.2023 11:58 von Doom »

Organisator

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« Antwort #2921 am: 27.02.2023 12:05 »
Ich gebe Euch mal ein Beispiel, wie schwer ist für einige ist, noch im öD zu arbeiten.

Nehmen wir EG5+6 und abwärts - die arbeiten, die notwendig sind und man nicht ordentlich bezahlen möchte.
In diesen Bereichen kommen wir bei mehr oder weniger mit ca. 2000 netto raus.

Ist man hier Alleinverdiener mit Frau + Kind, lohnt es sich kaum noch für dieses Geld zu arbeiten. Geht die Frau arbeiten und das Kind wird in die Kita oder Krippe geschickt, sieht es natürlich anders aus - aber hat natürlich auch seinen Preis in der Lebensqualität.

Vom Bürgeramt bekommt man aktuell für eine 3-4 Zimmer Wohnung ca. 800-1200€ (zurzeit werden die KdU nicht geprüft - man könnte aktuell auch in einer Villa wohnen und das Amt würde es übernehmen).
Hinzu kommen nochmal ca. 1100-1400€ "Taschengeld" für die Familie hinzu. Dann sind wir schon über 2000€ und ohne 39h/Woche.
Bedeutet, dass man als Familienoberhaupt in diesem Bereich es sich nicht lohnt zu arbeiten.

Viele kombinieren diese Sozialleistungen mit Pflegegelder, welche man für ältere Angehörige bekommt, dadurch lässt das Bürgeramt aufgrund von Pflege einen in Ruhe und man bekommt je nach Pflegestufe nochmal Geld (bsp. Pflegestufe 2 - sehr einfach zu bekommen wenn jmd in Rente ist, vorallem in der Coronazeit, da telefonisch der Krankheitsgrad ermittelt wurde: 316€).

Insgesamt erhält die Familie (ohne Pflegetrick) nun über 2000€ ohne arbeiten zu müssen.  Wenn ich von Bekannten erzähle, was die seit Corona erhalten (zwar kassieren sie nun Bürgergeld, aber hier und da verdienen sie sich noch eine schwarze Nase und "pflegen" beide Großeltern), werden einige Führungskräfte neidisch. Da bleiben am Ende des Monats +4k übrig.

Es geht mir nicht um das hervorheben dieser Lebensart, jedoch zeigt dies, dass wir in einem System leben, in der der ein ehrliche Arbeiter (i.d.F. Alleinverdiener und Familie) unter einem bestimmten Grenzwert einfach nur der Dumme ist.

Wie kommst du darauf, wass man dauerhaft Bürgergeld erhält, ohne Gegenleistungen erbringen zu müssen?

xirot

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2922 am: 27.02.2023 12:10 »
Also gab es keine nominalen Kürzungen des Jahresentgeltes, sondern Zugewinne? Und da diese in Relation geringer ausfallen, als bei Anderen Gruppen ausfällt, wird „gegen“ diese verhandelt? Trotz jährlicher Zugewinne?

Also wurde, weil in der letzten Runde der Pflegebereich mehr profitierte als bsp der Verwaltungsbereich, gegen den Verwaltungsbereich verhandelt? Obwohl dieser auf nominal profitiert hat?

Ja

blanket

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2923 am: 27.02.2023 12:12 »
Ich habe jetzt die meisten Äußerungen zum Arbeitgeberangebot durchgelesen, auch die Diskussion zwischen den einzelnen EG´s. Alles verständlich.

Der öffentliche Dienst wird schon jahrelang kaputtgespart, vor allem in den EG´s 9-15.
Und so kann es nicht weitergehen. Zieht man nur die Jahre 2020-2022 in Betracht, dann ist so gut wie gar nichts passiert. Was sind "Erhöhungen" von 1,4 oder 1,8 %. Gar nichts. Egal in welcher Entgeltgruppe.

Die Bediensteten des ÖD haben bei der Finanzkrise zurückgesteckt, während Corona zurückgesteckt, obwohl immer gearbeitet wurde (z. B. Pflegekräfte, Krankenschwester, Feuerwehr, Müllabführ, ITler usw.) In der Öffentlichkeit wurde immer von systemrelevant gesprochen. Leider ist davon jetzt sehr sehr wenig zu sehen.

Ich selbst (bin in einer höheren EG) habe vor 5 Jahren bereits ein Angebot aus der freien Wirtschaft erhalten, wo der Verdienst um einiges höher war. Dies hat sich jetzt noch einmal dramatisch negativ aus Sicht des ÖD verändert.

Als Ergebnis der Tarifverhandlungen müssen! mindestens 5% in diesem Jahr und 5% im nächsten Jahr bei einer Laufzeit von 18 Monaten (Neue Verhandlungen 01.01.2025). drin sein. Zusätzlich die Einmalzahlungen in höhe von 3.000 Euro (1.500 - 2023 u. 1.500 - 2024).

Alles was darunter liegt ist m. E. eine Frechheit. In Deutschland ist genügend Geld da, sieht man tagtäglich, nur ist es falsch verteilt. Ein hoher Abschluss ist auch besonders für die Binnennachfrage extrem wichtig. Die Drohungen der AG mit Erhöhung der Gebühren, Beitrage usw., lächerlich.
Dies passiert doch seit Jahren schon. Bestes Beispiel ist die Reform der Grundsteuer, was für alle eine Mehrbelastung ab 2025 bringen wird.

Falls Verdi mit einem eklatant schlechteren Ergebnis rauskommt, sollte man sich für die Zukunft etwas überlegen. So kann es nicht mehr weitergeben. Für die Unterstützung der Ukraine, Flüchtlinge ist immer Geld vorhanden. Darüber wird nicht einmal gesprochen. Erhöhung Mindestlohn auf 12 Euro, war zur Folge hat, dass z. B. ein Männerhaarschnitt beim Friseur mittlerweile 30-35 Euro kostet.

Und falls Ende März kein akzeptables Angebot kommt, dann muss wie in Frankreich richtig gestreikt werden. Man sollte auch mal überlegen, das von der Politik (Staatsdiener) somit Streiks locker in Kauf genommen werden. Nur mal so als Punkt! - Nennt man dann Verhandlungstaktik.


burnoutWerner

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #2924 am: 27.02.2023 12:16 »
Ich gebe Euch mal ein Beispiel, wie schwer ist für einige ist, noch im öD zu arbeiten.

Nehmen wir EG5+6 und abwärts - die arbeiten, die notwendig sind und man nicht ordentlich bezahlen möchte.
In diesen Bereichen kommen wir bei mehr oder weniger mit ca. 2000 netto raus.

Ist man hier Alleinverdiener mit Frau + Kind, lohnt es sich kaum noch für dieses Geld zu arbeiten. Geht die Frau arbeiten und das Kind wird in die Kita oder Krippe geschickt, sieht es natürlich anders aus - aber hat natürlich auch seinen Preis in der Lebensqualität.

Vom Bürgeramt bekommt man aktuell für eine 3-4 Zimmer Wohnung ca. 800-1200€ (zurzeit werden die KdU nicht geprüft - man könnte aktuell auch in einer Villa wohnen und das Amt würde es übernehmen).
Hinzu kommen nochmal ca. 1100-1400€ "Taschengeld" für die Familie hinzu. Dann sind wir schon über 2000€ und ohne 39h/Woche.
Bedeutet, dass man als Familienoberhaupt in diesem Bereich es sich nicht lohnt zu arbeiten.

Viele kombinieren diese Sozialleistungen mit Pflegegelder, welche man für ältere Angehörige bekommt, dadurch lässt das Bürgeramt aufgrund von Pflege einen in Ruhe und man bekommt je nach Pflegestufe nochmal Geld (bsp. Pflegestufe 2 - sehr einfach zu bekommen wenn jmd in Rente ist, vorallem in der Coronazeit, da telefonisch der Krankheitsgrad ermittelt wurde: 316€).

Insgesamt erhält die Familie (ohne Pflegetrick) nun über 2000€ ohne arbeiten zu müssen.  Wenn ich von Bekannten erzähle, was die seit Corona erhalten (zwar kassieren sie nun Bürgergeld, aber hier und da verdienen sie sich noch eine schwarze Nase und "pflegen" beide Großeltern), werden einige Führungskräfte neidisch. Da bleiben am Ende des Monats +4k übrig.

Es geht mir nicht um das hervorheben dieser Lebensart, jedoch zeigt dies, dass wir in einem System leben, in der der ein ehrliche Arbeiter (i.d.F. Alleinverdiener und Familie) unter einem bestimmten Grenzwert einfach nur der Dumme ist.

Wie kommst du darauf, wass man dauerhaft Bürgergeld erhält, ohne Gegenleistungen erbringen zu müssen?

Wie gesagt, Pflege ist eine Möglichkeit. Man kann das Geld der Pflege behalten und wenn man mehr als 25/h Woche den Verwandten pflegt, erwartet keine Sachbearbeitung, dass da noch nebenbei gearbeitet wird. Man erhält dann evt. jede 6 Monate einen Termin, bei der man sich mal blicken lassen muss.

Des Weiteren kann man sich auf Stellen mit einer schlechten Bewerbung bewerben und die Absagen dem Sachbearbeiter zusenden als Paket (5 Bewerbungen/Monat). Nach einer gewissen Zeit zählt man als unvermittelbar und bekommt dann auch wieder alle 6 Monate den Termin.

Wird man zu einer Maßnahme gezwungen kommt der gelbe Zettel ins Spiel. Irgendwie gibt es immer Wege und im schlimmsten Fall gibts meiste nur einen Abzug von 10-30%, je nach Verstoß - jedoch nicht von den Mietkosten. Daher relativ überschaubar die Kürzung.

Die Sachbearbeitungen sind meist auch überfordert und haken da nicht zu sehr nach, dadurch werden meist nur die "neuen" Bürgergeldbezieher ins Auge genommen.

Ich bin selber in den höheren EG eingestuft, jedoch zeigt dies, dass es ernsthafte Probleme gibt in diesem System. Aus diesem Grund habe ich für mich persönlich beschlossen nur so zu arbeiten, wie ich bezahlt werde. Meine Arbeitsmoral ist am Tiefpunkt.
Zeit ist Geld. Deswegen bin ich im öD.
Arbeite sehr gerne von Zuhause aus.
Hobbykampfsportler, sieht man mir aber nicht an.