Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion I  (Read 802183 times)

HyDiHo

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3825 am: 12.03.2023 23:38 »
Bei dem miserablen Post Abschluss sehe ich schwarz für den TVÖD. Die Post hat einen Gewinn von 8 Milliarden, 86% Streikebereitschaft unter den Mitgliedern. Verdi fordert 15% auf 12 Monate und lehnt im Vorfeld Einmalzahlungen ab, da nicht tabellenwirksam. Erstes Angebot Post laut Verdi "unter aller Sau". Überraschend dann Einigung. Verdi rühmt sich 25% mehr als das Angebot "unter aller Sau" rausgeholt zu haben und bewirbt das Ergebnis vollmundig. Blendet man PR-BlaBla aus, dann ist es sehr, sehr ernüchternd:

Aus 15 % auf 12 Monate sind 0% auf 12 Monate und 6% (in den obersten Stufen) im zweiten Jahr geworden. Dazu gibt es nun doch eine Einmalzahlung, die - o Wunder - monatlich gesplittet wird, um die Nullrunde im ersten Jahr zu übertünchen.

Nicht nur das Ergebnis ist traurig, sondern auch die fehlende Ambition von Verdi. Sich mit einer Verbesserung von 25% eines miserablen Angebots zufrieden zu geben, zeugt von fehlendem Ehrgeiz. Vor allem wenn man weiß, auf welcher Grundlage der AG sein Erstangebot kalkuliert hat (nämlich so, dass er im schlimmsten Fall sogar noch 100% höher gehen kann).

Nun können wir extrapolieren, was Verdi als tolles Ergebnis für den TVÖD nach "harten" Verhandlungen verkaufen wird. Richtig, eine Steigerung von 25% zum ersten Angebot (5% + 2500 EUR auf 24 M), mithin voraussichtlich 6.25 % + 3000 EUR. Mehr wird es nicht geben. Der Post Abschluss wird für TVÖD die Blaupause sein. Denn anders als die Post schwimmen die Kommunen nicht im Geld.

africke

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3826 am: 13.03.2023 01:26 »
Von den unteren EG‘s gibt es genug Arbeitskräfte und scheinbar ist es ja so, dass diese im Vergleich zur PW eh schon zu viel verdienen. Also da frag ich mich wo hat denn der ÖD sein Problem.
Nämlich bei den Facharbeitern. Und das muss gelöst werden.

Niedrige EG‘s können auch von den Zuwanderern erledigt werden.

Sehe ich nicht so.
Mitarbeiter auf dem Bauhof sind bei uns mit EG5 eingruppiert und z.T. gelernte Elektriker. In der Privatwirtschaft verdienen diese deutlich mehr.

Auch als Reinigungskraft ist es kein Problem einen Job mit einem Bruttostundenlohn von 16 € aufwärts zu finden. Im öffentlichen Dienst wirst du mehr oder weniger mit Mindestlohn abgespeist. Nun gut, die Kindergärten in unserer Kommune werden nun nur noch einmal die Woche gereinigt weil das Personal fehlt.

Kenne auch viele Erzieher oder Krankenpfleger die über eine Zeitarbeitsfirma angestellt sind. Die suchen sich die Tage aus an denen sie arbeiten, die bekommen Urlaub wann sie wollen und verdienen noch mehr und arbeiten weniger.

Hier im Umkreis sind auch die Eingruppierungen völlig unterschiedlich, sodass der ein oder andere Mitarbeiter sich schnell weiterbewirbt. Im Einwohnermeldeamt gibt es von E5 bis E8, im Standesamt von E6 bis E9a alles. Natürlich will der Standesbeamte nicht dauerhaft für E6 arbeiten, sondern bewirbt sich recht schnell auf eine E9 Stelle.

Wir haben zuletzt jemanden eingestellt, der seine Prüfung gerade bestanden hat und bei drei anderen Kommunen während der Probezeit entlassen wurde. Solch Mitarbeitern werden dann noch Fortbildungsmaßnahmen angeboten  >:( Da versteht man die Welt nicht mehr ...

Der öffentliche Dienst spart sich an seinen Mitarbeitern kaputt, ähnlich wie die Bundeswehr beim Material.

SusiE

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« Antwort #3827 am: 13.03.2023 05:29 »
Im ersten Positionspapier der VKA zu dieser Tarifverhandlung kam das schon zum Tragen. Gefühlt hat mich diese Argumentation in Teilen mehr angesprochen, als das Verdi-Statement zu Sockelbeträgen.
Was am Ende rauskommt werden wir sehen, die längste Zeit hat es gedauert.

Interessant für mich wird lediglich noch die Laufzeit, weniger 24 wird es wohl nicht werden.

Du musst immer sehen für WEN Verdi verhandelt - 90% der Mitglieder sind <E8.

Das stimmt. Aber gefühlt verhandelt Verdi auch hier nur halbherzig, ansonsten hätten wir jetzt den unbefristeten Poststreik.
Das strukturelle Problem des öD und das Problem der fehlenden Fachkräfte lösen wir jedenfalls mit Verdi nicht, das ist durch.

danielocean

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« Antwort #3828 am: 13.03.2023 05:31 »
Es ist bereits das beste Ergebnis seit Jahrzehnten. Wichtig wäre dass die Einmalzahlung zusammengeführt wird und RÜCKWIRKEND zum 01.01.2023 gezahlt würde. Dass rückwirkende wäre eigentlich dass wichtigste, ansonsten ist die prozentuale Erhöhung vollkommen ausreichend. Allerdings ist auch hier die rückwirkende Erhöhung wichtig!

daseinsvorsorge

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« Antwort #3829 am: 13.03.2023 05:50 »

Das strukturelle Problem des öD und das Problem der fehlenden Fachkräfte lösen wir jedenfalls mit Verdi nicht, das ist durch.

Ich würd´mal sagen: Das sind die Probleme der AGs und nicht der Gewerkschaften.
« Last Edit: 13.03.2023 06:02 von daseinsvorsorge »

MoinMoin

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« Antwort #3830 am: 13.03.2023 06:17 »
Es ist bereits das beste Ergebnis seit Jahrzehnten. Wichtig wäre dass die Einmalzahlung zusammengeführt wird und RÜCKWIRKEND zum 01.01.2023 gezahlt würde. Dass rückwirkende wäre eigentlich dass wichtigste, ansonsten ist die prozentuale Erhöhung vollkommen ausreichend. Allerdings ist auch hier die rückwirkende Erhöhung wichtig!
Welchen Vorteil hätten den eine rückwirkend ausgezahlte Einmalzahlung gegenüber eine im April?

FearOfTheDuck

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« Antwort #3831 am: 13.03.2023 06:43 »

Das strukturelle Problem des öD und das Problem der fehlenden Fachkräfte lösen wir jedenfalls mit Verdi nicht, das ist durch.

Ich würd´mal sagen: Das sind die Probleme der AGs und nicht der Gewerkschaften.

Es sind Probleme, die vorrangig die AG anzugehen hätten, die sich aber auf die meisten Bereiche im ÖD sowie viele Bereiche außerhalb außwirken. Der ÖD dürfte am besten funktionieren, wenn er in jedem Bereich - unten, mittig, oben, die passenden Leute hat. Die Führungskraft profitiert von guten Mitarbeitern, die sie führt und die Mitarbeiter profitieren von guter Führung.

Nachhaltiges Interesse erkenne ich dabei auf keiner Seite des Verhandlungstisches.

Britta2

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3832 am: 13.03.2023 07:18 »
Es ist bereits das beste Ergebnis seit Jahrzehnten. Wichtig wäre dass die Einmalzahlung zusammengeführt wird und RÜCKWIRKEND zum 01.01.2023 gezahlt würde. Dass rückwirkende wäre eigentlich dass wichtigste, ansonsten ist die prozentuale Erhöhung vollkommen ausreichend. Allerdings ist auch hier die rückwirkende Erhöhung wichtig!
Welchen Vorteil hätten den eine rückwirkend ausgezahlte Einmalzahlung gegenüber eine im April?

Übersetzung:
Er meinte, komplette steuerfreie Einmalzahlung 3.000,00€ für den Zeitraum 1.1.-31.3.2023 plus ab 1.4.2023 jene % Anhebung (nicht erst ab 1.4.2024). - Und er hat verdammt nochmal Recht.

blanket

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« Antwort #3833 am: 13.03.2023 07:38 »
Man kann die Einmalzahlung in Höhe von 3.000 Euro nehmen um damit das erste Halbjahr 2023 abzudecken. Ob es dann im Mai oder Juni ausgezahlt wird, ist egal. Aber für das zweite Halbjahr muss dann mindestens 3 % rauskommen.
Und ab Januar 2024 dann nochmal 5 %.

Alles andere ist doch viel zu wenig.

FearOfTheDuck

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« Antwort #3834 am: 13.03.2023 07:52 »
Und die Prämie sollte auch Nachteile aus 2022 ausgleichen. Ist bei der Inflationsprämie eigentlich der Freiwiligkeitscharakter noch gegeben?

Bastel

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« Antwort #3835 am: 13.03.2023 07:55 »
Freiwiligkeitscharakter noch gegeben?

Der war gut. Als ob jemand etwas zu verschenken hätte. Zumindest nicht bei den Kommunen und Bund...

FearOfTheDuck

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« Antwort #3836 am: 13.03.2023 08:17 »
Eben. Darum gehört es m.E. nicht in die Verhandlungen und darf keine % schmälern.

heike2106

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« Antwort #3837 am: 13.03.2023 08:24 »
Das neue Post Angebot ist ein Witz. Kaum besser als das alte und Verdi lobt es plötzlich und empfiehlt es anzunehmen.
Haben wohl doch Schiss bekommen, einen unbefristeten Streik aus den Streikkassen zahlen zu müssen. Man brauch die Kohle doch für andere Prestigeprojekte von ihrer Agenda.

Und der nicht so hoch gebildete 0815 Postmitarbeiter und Verdi-Mitglied wird für Annahme stimmen, denn Verdi sagt ja, es sei viel besser und selbst rechnen ist schwierig.

gruselig


Dann noch die monatliche Aufsplittung der Inflationsprämie. Kann man den Betrag noch nicht mal für ein paar Prozente Zinsen anlegen.

brian

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« Antwort #3838 am: 13.03.2023 08:35 »
Ich erwarte von Verdi, das die  Erhöhungen RÜCKWIRKEND zum 1.1. statt finden und nicht erst in einem Jahr wirksam werden.
Außerdem muss es auch in den höheren EGs deutliche Steigerungen geben unter 8% darf es nicht gehen.

Wenn Sie nicht Mitglied sind, kann verdi nicht für Sie verhandeln. Das müssen Sie dann schon selber tun- dank der negativen Koalitionsfreiheit, die Ihnen und vielen anderen hier im Foum mntl. 1% netto erspart.

Teilen Sie uns mit, was Sie tun, wenn Ihr AG Ihre Forderungen nicht erfüllt. Sofortige Kündigung und Abmarsch in die besser bezahlende PW ist dann doch wohl das Mindeste.

Da in den Verträgen steht, daß der TVÖD gilt, klappt daw leider nicht. Habe ich schon versucht. Antwort war "nicht zulässig, gibt der TVÖD nicht her, es gibt Urteile".

Liebend gerne würde ich selbst verhandeln. Ich war nunmal mit 20 Jahren so blöd und habe den VErtrag unterschrieben wie er war.

Hugo Stieglitz

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #3839 am: 13.03.2023 08:37 »
Und bei rekordhohen Erzeugerpreisen, steigenden Mieten aufgrund von Wohnungsknappheit, steigender Grundsteuer, Inflation und (in meinen Augen berechtigter) Flüchtlingsaufnahme, ist jetzt der richtige Zeitpunkt ausgerechnet das Wohnen noch teurer zu machen.

Es finden sich immer Argumente, etwas nicht zu tun. Suchen wir lieber nach Möglichkeiten, etwas dennoch zu tun! Der Sinn CO2-armer Wärmeerzeugung liegt ja auf der Hand.
Das ist zwar korrekt. Wie eine Gesellschaft auf eine rapide Verarmung reagiert, ist speziell an der Geschichte Deutschlands sehr gut ablesbar. Man kann nicht behaupten, dass speziell das Wohnen keine starke Kostensteigerung erfahren hätte. Jeder Mensch muss irgendwo wohnen. Niemand muss allerdings nach Bali fliegen. Vielleicht sollte man jetzt erstmal bei den optionalen Dingen weitermachen.