Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion I  (Read 802262 times)

Insider2

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #4560 am: 22.03.2023 11:40 »
Dann müsste es doch einfach nur eine Einheitsentgeltgruppe geben? Zumindest wäre das die Konsequenz aus den "Argumenten" hinsichtlich "unteren" und "oberen" Entgeltgruppen vs. Inflation die hier einige anführen.

MoJuThAn

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« Antwort #4561 am: 22.03.2023 11:41 »
Warum geht eigentlich jeder davon aus, dass die Inflation komplett ausgeglichen werden soll?
Warum sollen allein die Arbeitgeber unter der Inflation leiden?
warum sollte der Arbeitgeber einfach so das Gehalt seiner Arbeitnehmer kürzen können?
Wer im Jahr 1 1000 Äpfel verdient, der sollte auch im Jahr 2 seine 1000 Äpfel bekommen, und nicht nur noch 900. Bei etwaigen Produktivitätssteigerungen könnte man sogar eher über ein Salär von 1020 Äpfeln oder so nachdenken.

Wieso lässt du dich mit Äpfeln bezahlen?

yamato

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« Antwort #4562 am: 22.03.2023 11:41 »
"Der E13er hat die Möglichkeit, zu Aldi zu gehen und das Mischbrot zu kaufen - welche Möglichkeit zu sparen hat der EG3er?"

Ergänzend Bürgergeld beantragen

Organisator

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« Antwort #4563 am: 22.03.2023 11:42 »
Der E13er hat die Möglichkeit, zu Aldi zu gehen und das Mischbrot zu kaufen - welche Möglichkeit zu sparen hat der EG3er?

Beide Personen haben sich für die entsprechende Entgeltgruppe entschieden. Wie sie mit Kostensteigerungen umgehen, bleibt ihnen ebenso selbst überlassen, auch Einsparmöglichkeiten zu finden.

Johannes1893

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« Antwort #4564 am: 22.03.2023 11:45 »
Dann müsste es doch einfach nur eine Einheitsentgeltgruppe geben? Zumindest wäre das die Konsequenz aus den "Argumenten" hinsichtlich "unteren" und "oberen" Entgeltgruppen vs. Inflation die hier einige anführen.

Danke. Die Vorstellung „die da oben“ können verzichten und die Verschiebung der Entgelttabelle ist „sozial“ ist wirklich grotesk. Wer mehr verdient hat auch eine größere Wohnung, zahlt evtl. ein Haus ab etc.

SimsiBumbu

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« Antwort #4565 am: 22.03.2023 11:45 »
Vor allem werden die unteren EG überdurchschnittlich durch die Inflation belastet. Ein Sockelbetrag ist demnach wichtig und richtig. Die oberen EG haben noch genug Einsparpotential.

Die Inflationsrate gibt die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum an, es ist also jede Entgeltgruppe identisch belastet.

Sehe ich genauso. Es ist ja auch immer die Basis an der man ansetzt, z.B. beim Brot.

Der Angestellte in der EG 3, der sich lediglich das Mischbrot von Aldi leisten kann, dass bis vor kurzem 1,49 € gekostet hat und mittlerweile 1,79 € kostet, also einer Inflation von 20 % unterliegt, hat relativ die gleiche Mehrbelastung wie ein Angestellter der Entgeltgruppe E13, der sich aufgrund seines höheren Gehalts bisher Brot vom Handwerksbäcker für 5 Euro das Kilogramm gekauft hat. Mittlerweile kostet das Brot aber auch beim Handwerksbäcker 20 % mehr, also 6 Euro. Absolut ist die Belastung der oberen Entgeltgruppen also höher als die der unteren (1 Euro gegenüber 30 Cent Mehrkosten). Daher sind nur lineare Lohnsteigerungen fair, die für alle zu einem gleichen relativen Anstieg des Bruttolohns führen.

Der E13er hat die Möglichkeit, zu Aldi zu gehen und das Mischbrot zu kaufen - welche Möglichkeit zu sparen hat der EG3er?

Wieso müsste der E3er sparen, wenn er eine lineare Lohnerhöhung bekommen würde?

blanket

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« Antwort #4566 am: 22.03.2023 11:47 »
Die unteren EG grenzen teilweise an der Armut - während höhere EG sich zwischen Porsche und X5 entscheiden müssen.

Der EG5ler gibt dann halt aufgrund der Inflation das Rauchen auf und verwendet das freigewordene Einkommen für die gestiegenen Lebensmittel- und Energiepreise. Damit lebt er sein gewohntes Leben froh und glücklich weiter.

Der EG13ler kann aufgrund der gestiegenen Preise auf einmal nicht mehr den Immobilienkredit abbezahlen und muss spätestens bei der Anschlussfinanzierung den Notverkauf durchführen. Er hat dann ein Großteil seines Kapitals vernichtet und steht vor den Trümmern seiner bisherigen Lebensplanung.

Für wen ist die Inflation nun "schlimmer"? Es hat schon einen Grund, dass solche Angaben wie die Inflationsrate in objektiven, allgemeingültigen Zahlen ausgedrückt werden und nicht anhand von subjektiven Einzelschicksalen konstruiert sind.

Top!

Johannes1893

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« Antwort #4567 am: 22.03.2023 11:49 »
Zumal hier nahezu jeder die 3000€ Einheitsprämie schon längst akzeptiert hat. Ist das nicht genügend Gleichmacherei?
Warum dann noch Mindestbeträge on top?


xirot

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« Antwort #4568 am: 22.03.2023 11:52 »
"Das wichtigste Thema in den Verhandlungen ist unsere Forderung nach einem Mindestbetrag, der insbesondere die Beschäftigungsgruppen sehen würde, die besonders hart von Inflation getroffen sind, also diejenigen die nicht so hohe Einkommen haben", betonte Werneke.

Als Beispiele nannte er Busfahrerinnen und Busfahrer und Beschäftigte in Abfallwirtschaftsbetrieben sowie in vielen anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes. "Es wird im öffentlichen Dienst zu wenig gezahlt. Deshalb sind auch gut 300 000 Stellen nicht besetzt und es fehlen Bewerberinnen und Bewerber an jeder Ecke", schilderte er." Quelle: https://www.handelsblatt.com/dpa/verdi-chef-ohne-mindestbetrag-kein-abschluss-im-oeffentlichen-dienst/29050106.html

Ist schon amüsant, wie er sich selbst widerspricht. Natürlich sollten die, die von der Inflation am härtesten betroffen sind, auch sehr große Unterstützung erfahren. Aber die Bewerberinnen und Bewerber, die an jeder Ecke aufgrund zu schlechter Bezahlung fehlen, sind im technischen Bereich und da in den oberen EGs zu finden. Jene, für die ver.di eben nicht aktiv mitverhandelt.
Und natürlich werden Meister zu wenig bezahlt - aber das liegt daran, wie schlecht sie eingruppiert werden und nicht, weil die Gruppen zu niedrig entlohnt sind.

Falsch, auch in den unteren EGs fehlen Arbeitskräfte. Warum halten sich die oberen EGs immer für so wichtig und erwähnen ständig wie besonders Sie sind?

Alle Mitarbeiter sind gleich wichtig, sonst würde es sie nicht geben. Im Vergleich mit dem übrigen Arbeitsmarkt sind die Beschäftigten in den unteren bis mittleren Entgeltgruppen durchaus konkurrenzfähig bezahlt, in den höheren Entgeltgruppen jedoch nicht.

Man kann das Problem aber nicht mit Geld lösen. Selbst Lehrer die A13/E12 bekommen, dafür 6 Stunden am Tag arbeiten und über 60 Werktage Urlaub haben, finden sich kaum.

Ausserdem muss die Tätigkeit ja auch angemessen bezahlt werden. Soll man Software Ottos die bei SAP Problemen helfen und das städtische Intranet pflegen, soviel zahlen wie Software Entwicklern bei microsoft?

Das Problem bei den Lehrern ist, dass viel zu viele nur in Teilzeit Arbeiten. In manschen Bundesländern 50%. Keine Ahnung warum. Vermutlich genau weil sie so viel Geld bekommen und daher selbst Teilzeit fürstlich reicht.

SimsiBumbu

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« Antwort #4569 am: 22.03.2023 11:54 »
Zumal hier nahezu jeder die 3000€ Einheitsprämie schon längst akzeptiert hat. Ist das nicht genügend Gleichmacherei?
Warum dann noch Mindestbeträge on top?

Von mir aus können die unteren Gruppen auch die vollen 3000 Euro Inflationsprämie haben. Ich brauch die gar nicht Dafür dann ab E9b einfach die doppelten Prozente wie in den unteren Gruppen.

Bastel

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« Antwort #4570 am: 22.03.2023 11:57 »
Vor allem werden die unteren EG überdurchschnittlich durch die Inflation belastet. Ein Sockelbetrag ist demnach wichtig und richtig. Die oberen EG haben noch genug Einsparpotential.

Die Inflationsrate gibt die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum an, es ist also jede Entgeltgruppe identisch belastet.

Sehe ich genauso. Es ist ja auch immer die Basis an der man ansetzt, z.B. beim Brot.

Der Angestellte in der EG 3, der sich lediglich das Mischbrot von Aldi leisten kann, dass bis vor kurzem 1,49 € gekostet hat und mittlerweile 1,79 € kostet, also einer Inflation von 20 % unterliegt, hat relativ die gleiche Mehrbelastung wie ein Angestellter der Entgeltgruppe E13, der sich aufgrund seines höheren Gehalts bisher Brot vom Handwerksbäcker für 5 Euro das Kilogramm gekauft hat. Mittlerweile kostet das Brot aber auch beim Handwerksbäcker 20 % mehr, also 6 Euro. Absolut ist die Belastung der oberen Entgeltgruppen also höher als die der unteren (1 Euro gegenüber 30 Cent Mehrkosten). Daher sind nur lineare Lohnsteigerungen fair, die für alle zu einem gleichen relativen Anstieg des Bruttolohns führen.

Der E13er hat die Möglichkeit, zu Aldi zu gehen und das Mischbrot zu kaufen - welche Möglichkeit zu sparen hat der EG3er?

Er kann beim Amt Stütze beantragen und bekommt mit Zuschüssen womöglich in die Region eines E10er der keine Unterstützung erhält.

Bastel

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« Antwort #4571 am: 22.03.2023 11:58 »
Wer sein Haus verliert weil er so knapp kalkuliert, hat es nicht anders verdient.

Wer sich kein Brot mehr leisten kann, setzt seine Prioritäten falsch!

xirot

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« Antwort #4572 am: 22.03.2023 12:00 »
Vor allem werden die unteren EG überdurchschnittlich durch die Inflation belastet. Ein Sockelbetrag ist demnach wichtig und richtig. Die oberen EG haben noch genug Einsparpotential.

Die Inflationsrate gibt die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum an, es ist also jede Entgeltgruppe identisch belastet.

Sehe ich genauso. Es ist ja auch immer die Basis an der man ansetzt, z.B. beim Brot.

Der Angestellte in der EG 3, der sich lediglich das Mischbrot von Aldi leisten kann, dass bis vor kurzem 1,49 € gekostet hat und mittlerweile 1,79 € kostet, also einer Inflation von 20 % unterliegt, hat relativ die gleiche Mehrbelastung wie ein Angestellter der Entgeltgruppe E13, der sich aufgrund seines höheren Gehalts bisher Brot vom Handwerksbäcker für 5 Euro das Kilogramm gekauft hat. Mittlerweile kostet das Brot aber auch beim Handwerksbäcker 20 % mehr, also 6 Euro. Absolut ist die Belastung der oberen Entgeltgruppen also höher als die der unteren (1 Euro gegenüber 30 Cent Mehrkosten). Daher sind nur lineare Lohnsteigerungen fair, die für alle zu einem gleichen relativen Anstieg des Bruttolohns führen.

Der E13er hat die Möglichkeit, zu Aldi zu gehen und das Mischbrot zu kaufen - welche Möglichkeit zu sparen hat der EG3er?

Ich bin mir nicht sicher ob diese Idee einer sozialen Marktwirtschaft zuträglich ist. Nicht, dass es am Ende keinen Markt mehr gibt, da es nur noch ein Angebot benötigt nach all der Gleichmacherei.

Oder anders ausgedrückt, mal mehr als nur einen Schritt weit denken. Danke!

SimsiBumbu

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« Antwort #4573 am: 22.03.2023 12:03 »
Vor allem werden die unteren EG überdurchschnittlich durch die Inflation belastet. Ein Sockelbetrag ist demnach wichtig und richtig. Die oberen EG haben noch genug Einsparpotential.

Die Inflationsrate gibt die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum an, es ist also jede Entgeltgruppe identisch belastet.

Sehe ich genauso. Es ist ja auch immer die Basis an der man ansetzt, z.B. beim Brot.

Der Angestellte in der EG 3, der sich lediglich das Mischbrot von Aldi leisten kann, dass bis vor kurzem 1,49 € gekostet hat und mittlerweile 1,79 € kostet, also einer Inflation von 20 % unterliegt, hat relativ die gleiche Mehrbelastung wie ein Angestellter der Entgeltgruppe E13, der sich aufgrund seines höheren Gehalts bisher Brot vom Handwerksbäcker für 5 Euro das Kilogramm gekauft hat. Mittlerweile kostet das Brot aber auch beim Handwerksbäcker 20 % mehr, also 6 Euro. Absolut ist die Belastung der oberen Entgeltgruppen also höher als die der unteren (1 Euro gegenüber 30 Cent Mehrkosten). Daher sind nur lineare Lohnsteigerungen fair, die für alle zu einem gleichen relativen Anstieg des Bruttolohns führen.

Der E13er hat die Möglichkeit, zu Aldi zu gehen und das Mischbrot zu kaufen - welche Möglichkeit zu sparen hat der EG3er?

Er kann beim Amt Stütze beantragen und bekommt mit Zuschüssen womöglich in die Region eines E10er der keine Unterstützung erhält.

Die Tafel gibt es auch noch.

Flying

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« Antwort #4574 am: 22.03.2023 12:04 »
Zumal hier nahezu jeder die 3000€ Einheitsprämie schon längst akzeptiert hat. Ist das nicht genügend Gleichmacherei?
Warum dann noch Mindestbeträge on top?

Von mir aus können die unteren Gruppen auch die vollen 3000 Euro Inflationsprämie haben. Ich brauch die gar nicht Dafür dann ab E9b einfach die doppelten Prozente wie in den unteren Gruppen.

Das klingt mal nach einem sinnvollen Vorschlag!
Dann wird die Spanne zwischen den Entgeltgruppen nicht noch kleiner als sie eh schon ist.