Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion I  (Read 802656 times)

Nordheidjer74

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Antw:Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion
« Antwort #4575 am: 22.03.2023 12:04 »
Warum geht eigentlich jeder davon aus, dass die Inflation komplett ausgeglichen werden soll?
Warum sollen allein die Arbeitgeber unter der Inflation leiden?
warum sollte der Arbeitgeber einfach so das Gehalt seiner Arbeitnehmer kürzen können?


Gehaltskürzungen kommen eher in der freien Wirtschaft vor. Zu Zeiten der schrumpfenden Wirtschaft Anfang der 2000er hatte ich zweimal in Folge die Chance eine Gehaltskürzung anzunehmen oder meinen Job zu verlieren.
Einmal Weihnachtsgeld (keine garantierte Leistung von daher ok) von 100 auf 0%, im Folgejahr kein Weihnachtsgeld und entweder Stellen streichen oder Gehaltsverzicht von 8%.
Billiger geworden ist das Leben damals auch nicht.

Flying

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« Antwort #4576 am: 22.03.2023 12:04 »
Bei uns ist ein Protestzug vorbeigelaufen und hat durch den Megaphone gebrüllt, dass man sich noch anschließen kann (direkt vor unserem Amt). Habe mich spontan entschieden, mich anzuschließen. Habe aber dem Arbeitgeber nun nichts gesagt.
Streiken ist ein Grundrecht, da kann nichts passieren oder?

Arbeit niederlegen und stattdessen Fragen im Forum stellen ist aber kein Grundrecht.

Während eines Streiks ist nicht vorgegeben, was man da genau macht. Man arbeitet halt nicht - also kann er auch Fragen in ein Forum schreiben.

Herbert Meyer

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« Antwort #4577 am: 22.03.2023 12:06 »
Wer sein Haus verliert weil er so knapp kalkuliert, hat es nicht anders verdient.

Wer in der Schule nicht aufgepasst hat und deshalb in den untersten Entgeltgruppen arbeitet, hat es nicht anders verdient.

Oder mit anderen Worten: Diese subjektiven Einzelschicksale lassen sich beliebig konstruieren und verargumentieren, weshalb die Prozentrechnung ausreichend "Gerechtigkeit" bietet, auch wenn es leider nicht die Art von Gerechtigkeit ist, die sich Verdi vorstellt.

Johannes1893

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« Antwort #4578 am: 22.03.2023 12:14 »
Zumal hier nahezu jeder die 3000€ Einheitsprämie schon längst akzeptiert hat. Ist das nicht genügend Gleichmacherei?
Warum dann noch Mindestbeträge on top?

Von mir aus können die unteren Gruppen auch die vollen 3000 Euro Inflationsprämie haben. Ich brauch die gar nicht Dafür dann ab E9b einfach die doppelten Prozente wie in den unteren Gruppen.

Da schlage ich sofort ein. Leider wissen wir alle das es diese Alternative nicht gibt und mit dieser Einheitszahlung ist dem angeblichen notwendigen Solidaritätsgedanken Genüge getan.

MrBurnz

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« Antwort #4579 am: 22.03.2023 12:16 »
Bei uns ist ein Protestzug vorbeigelaufen und hat durch den Megaphone gebrüllt, dass man sich noch anschließen kann (direkt vor unserem Amt). Habe mich spontan entschieden, mich anzuschließen. Habe aber dem Arbeitgeber nun nichts gesagt.
Streiken ist ein Grundrecht, da kann nichts passieren oder?

Arbeit niederlegen und stattdessen Fragen im Forum stellen ist aber kein Grundrecht.

Während eines Streiks ist nicht vorgegeben, was man da genau macht. Man arbeitet halt nicht - also kann er auch Fragen in ein Forum schreiben.

Darf man eigentlich auch ausserhalb von Tarifverhandlungen streiken? Und wie lange darf man streiken?

Könnte ich z.b wenn ich ende des Jahres keinen Urlaub mehr habe einfach ne Woche nach Mallorca fliegen und meinem AG sagen dass ich streike?

daseinsvorsorge

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« Antwort #4580 am: 22.03.2023 12:22 »
Zumal hier nahezu jeder die 3000€ Einheitsprämie schon längst akzeptiert hat. Ist das nicht genügend Gleichmacherei?
Warum dann noch Mindestbeträge on top?

Von mir aus können die unteren Gruppen auch die vollen 3000 Euro Inflationsprämie haben. Ich brauch die gar nicht Dafür dann ab E9b einfach die doppelten Prozente wie in den unteren Gruppen.

Da schlage ich sofort ein. Leider wissen wir alle das es diese Alternative nicht gibt und mit dieser Einheitszahlung ist dem angeblichen notwendigen Solidaritätsgedanken Genüge getan.

Als Nichtorganiserter können Sie diese und anderen  "Alternativen" mit Ihrem AG verhandeln. Was soll dem entgegenstehen ?

ts181

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« Antwort #4581 am: 22.03.2023 12:26 »
Zumal hier nahezu jeder die 3000€ Einheitsprämie schon längst akzeptiert hat. Ist das nicht genügend Gleichmacherei?
Warum dann noch Mindestbeträge on top?

Von mir aus können die unteren Gruppen auch die vollen 3000 Euro Inflationsprämie haben. Ich brauch die gar nicht Dafür dann ab E9b einfach die doppelten Prozente wie in den unteren Gruppen.

Da schlage ich sofort ein. Leider wissen wir alle das es diese Alternative nicht gibt und mit dieser Einheitszahlung ist dem angeblichen notwendigen Solidaritätsgedanken Genüge getan.

Als Nichtorganiserter können Sie diese und anderen  "Alternativen" mit Ihrem AG verhandeln. Was soll dem entgegenstehen ?

In der Theorie. In der Praxis funktioniert das wohl eher selten, da dem der geltende Tarifvertrag entgegengehalten wird.

BATKFMaui

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« Antwort #4582 am: 22.03.2023 12:34 »
Vor allem werden die unteren EG überdurchschnittlich durch die Inflation belastet. Ein Sockelbetrag ist demnach wichtig und richtig. Die oberen EG haben noch genug Einsparpotential.

Die Inflationsrate gibt die prozentuale Veränderung des Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahreszeitraum an, es ist also jede Entgeltgruppe identisch belastet.

Sehe ich genauso. Es ist ja auch immer die Basis an der man ansetzt, z.B. beim Brot.

Der Angestellte in der EG 3, der sich lediglich das Mischbrot von Aldi leisten kann, dass bis vor kurzem 1,49 € gekostet hat und mittlerweile 1,79 € kostet, also einer Inflation von 20 % unterliegt, hat relativ die gleiche Mehrbelastung wie ein Angestellter der Entgeltgruppe E13, der sich aufgrund seines höheren Gehalts bisher Brot vom Handwerksbäcker für 5 Euro das Kilogramm gekauft hat. Mittlerweile kostet das Brot aber auch beim Handwerksbäcker 20 % mehr, also 6 Euro. Absolut ist die Belastung der oberen Entgeltgruppen also höher als die der unteren (1 Euro gegenüber 30 Cent Mehrkosten). Daher sind nur lineare Lohnsteigerungen fair, die für alle zu einem gleichen relativen Anstieg des Bruttolohns führen.

Der E13er hat die Möglichkeit, zu Aldi zu gehen und das Mischbrot zu kaufen - welche Möglichkeit zu sparen hat der EG3er?

Leider muss dieser, wie viele andere AN, zum "Amt" und Aufstockung beantagen. Also AN mit Transferleisungsbezug.

Somit lohnt sich Arbeit mitunter nicht und der Steuerzahler muß mit den abgeführten Steuern durch Dritte erbrachte Leistung  subventionieren.

brian

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« Antwort #4583 am: 22.03.2023 12:34 »



Der E13er hat die Möglichkeit, zu Aldi zu gehen und das Mischbrot zu kaufen - welche Möglichkeit zu sparen hat der EG3er?

selber backen. gibt billige Backmischungen bei Aldi.

BATKFMaui

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« Antwort #4584 am: 22.03.2023 12:40 »
Dann müsste es doch einfach nur eine Einheitsentgeltgruppe geben? Zumindest wäre das die Konsequenz aus den "Argumenten" hinsichtlich "unteren" und "oberen" Entgeltgruppen vs. Inflation die hier einige anführen.

Danke. Die Vorstellung „die da oben“ können verzichten und die Verschiebung der Entgelttabelle ist „sozial“ ist wirklich grotesk. Wer mehr verdient hat auch eine größere Wohnung, zahlt evtl. ein Haus ab etc.
.... und Hirnschmalz, Verzicht und Geld in seine Ausbildung investiert.

daseinsvorsorge

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« Antwort #4585 am: 22.03.2023 12:43 »
Zumal hier nahezu jeder die 3000€ Einheitsprämie schon längst akzeptiert hat. Ist das nicht genügend Gleichmacherei?
Warum dann noch Mindestbeträge on top?

Von mir aus können die unteren Gruppen auch die vollen 3000 Euro Inflationsprämie haben. Ich brauch die gar nicht Dafür dann ab E9b einfach die doppelten Prozente wie in den unteren Gruppen.

Da schlage ich sofort ein. Leider wissen wir alle das es diese Alternative nicht gibt und mit dieser Einheitszahlung ist dem angeblichen notwendigen Solidaritätsgedanken Genüge getan.

Als Nichtorganiserter können Sie diese und anderen  "Alternativen" mit Ihrem AG verhandeln. Was soll dem entgegenstehen ?

In der Theorie. In der Praxis funktioniert das wohl eher selten, da dem der geltende Tarifvertrag entgegengehalten wird.

Warum in der Theorie ? Nur die Organisierten sind an den Tarifvertrag gebunden. Ok- wer als Nichtorgansierter einen AV unterschreibt, der explizit und ausschließlich auf die Leistungen im TV verweist, selbst schuld.

Und selbst wenn- der AG akzeptiert Ihre Forderungen nicht ? Was hindert Sie daran, sich einen AG zu suchen, der Ihre Forderungen erfüllt. Müßte gerade im IT-Bereich doch ein Kinderspiel sein.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 
« Last Edit: 22.03.2023 12:51 von daseinsvorsorge »

alterschlingel

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« Antwort #4586 am: 22.03.2023 12:50 »
@MrBurnz: Dein scheinbares Bild vom Berufsalltag eines Lehrers ist erschreckend. Es zeugt von völliger Unwissenheit und Bildzeitungs-Hetze. Sicherlich gibt es in den verschiedenen Schulzweigen und den Unterrichtsfächern Unterschiede, aber lass Dir gesagt sein, dass die Unterrichtszeit nur die halbe Arbeitszeit darstellt. Unentwegte Konferenzen, Sonderprojekte, völlig überfüllte Klassenzimmer mit >30 Schülern, Korrekturen von Arbeiten bis in die Nächte und in dei Ferien rein, Unterrichtsvor- und Nachbereitung fressen die Lehrer bitterböse an. Nicht umsonst halten viele Lehrer dies kein Beufsleben lang aus und steigen aus! Von den zwischenmenschlichen Belastungen reden wir da noch gar nicht. Das Schmerzensgeld ist nicht gering, der Alltagsstreß aber immens.


Wdd3

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« Antwort #4587 am: 22.03.2023 12:51 »
Warum geht eigentlich jeder davon aus, dass die Inflation komplett ausgeglichen werden soll?
Warum sollen allein die Arbeitgeber unter der Inflation leiden?

Warum geht eigentlich jeder davon aus, die Einmalzahlung in die Tarifverhandlungen mit einfließen zu lassen?
Zugegeben, ein geschickter Schachzug der Regierung, die genau 2022 bei der Verabschiedung genau wusste, dass im Folgejahr die Tarifverhandlungen im TVÖD anstehen.
Trotzdem wird diese Einmalzahlung missbraucht, wofür sie nicht vorgesehen ist.
Wäre es dir lieber, dass der AG sie als echte Einmalzahlung deklariert und sie dann steuerpflichtig wird? 🤦‍♀️

Steht das mit irgendeinem Wort geschrieben?
Die Einmalzahlung in Höhe von 3.000 Euro sollte unabhängig von den Tarifverhandlungen gezahlt werden.
Wie gesagt, ein kluger Schachzug seitens der Regierung, diese letztes Jahr ins Leben zu rufen, wo man genau wusste, wie viele Tarifverhandlungen so anstehen.
Traurig ist, dass die Gewerkschaften auf diesen Zug aufgesprungen sind.

Naja, die AG haben den Zug doch bewusst vorbeifahren lassen. Wenn die Gewerkschaften jetzt aufspringen ist das schon im Ordnung. Nur das sie sich dadurch % bei den Erhöhungen nehmen lassen ist falsch.

Wdd3

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« Antwort #4588 am: 22.03.2023 12:56 »
Bei uns ist ein Protestzug vorbeigelaufen und hat durch den Megaphone gebrüllt, dass man sich noch anschließen kann (direkt vor unserem Amt). Habe mich spontan entschieden, mich anzuschließen. Habe aber dem Arbeitgeber nun nichts gesagt.
Streiken ist ein Grundrecht, da kann nichts passieren oder?

Arbeit niederlegen und stattdessen Fragen im Forum stellen ist aber kein Grundrecht.

Blödsinn, natürlich kann man seine Arbeit niederlegen und dann tun was man will, solange es sich nicht um illegales handelt. Jeden Tag nach Feierabend und zu jeder Pause...

Keeper83

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« Antwort #4589 am: 22.03.2023 13:01 »
Bei uns ist ein Protestzug vorbeigelaufen und hat durch den Megaphone gebrüllt, dass man sich noch anschließen kann (direkt vor unserem Amt). Habe mich spontan entschieden, mich anzuschließen. Habe aber dem Arbeitgeber nun nichts gesagt.
Streiken ist ein Grundrecht, da kann nichts passieren oder?

Arbeit niederlegen und stattdessen Fragen im Forum stellen ist aber kein Grundrecht.

Blödsinn, natürlich kann man seine Arbeit niederlegen und dann tun was man will, solange es sich nicht um illegales handelt. Jeden Tag nach Feierabend und zu jeder Pause...

... und wenn eine Gewerkschaft zu einem rechtmäßigen Streik aufruft.