Was mich hier beim Lesen immer wieder stört ist, dass häufig die Begriffe Mindest-, Sockel- und Festbetrag verwechselt werden!
Zur Erklärung:
1. Lineare Erhöhung, zum Beispiel +10%
Vorteil für höhere Entgeltgruppen, da 10% von 5.000 € eine Gehaltssteigerung von 250 € bedeuten, während es bei 3.000 € nur 150 € mehr sind.
2. Mindestbetrag, zum Beispiel wie aktuell gefordert +10,5%, mindestens 500 €
Vorteil für untere und mittlere Entgeltgruppen, da alle bis zu einem monatlichen Gehalt von 4.761,86 mehr als 10,5% Gehaltssteigerung bekämen, zum Beispiel würde das Gehalt in EG 5 Stufe 4 (3.003,85 €) um 11,65% auf 3.503,85 € steigen.
3. Sockelbetrag, zum Beispiel alle bekommen 200 € mehr, unabhängig von der Entgeltgruppe/Stufe, und dazu gibt es noch eine (meist geringe) lineare Erhöhung, zum Beispiel 1%
Vorteil für untere Entgeltgruppen, da ihre prozentuale Gehaltssteigerung aufgrund des Sockelbetrages höher ausfällt.
Beispiel: EG 5 Stufe 4: 3.003,85 € + 200 € + 1% = 3.235,89 € = +232,04 € = +7,72%
Beispiel: EG 12 Stufe 4: 5.102,97 € + 200 € + 1% = 5.356,00 € = +253,03 € = +4,96%
4. Festbetrag, zum Beispiel alle bekommen 200 € mehr, unabhängig von der Entgeltgruppe/Stufe, ohne weitere lineare Erhöhung
Vorteil für untere Entgeltgruppen, da ihre prozentuale Gehaltssteigerung aufgrund des Festbetrages höher ausfällt, genauso wie bei Mindest- und Sockelbetrag.
Fazit: bei Mindest- Sockel- und Festbeträgen profitieren die unteren und mittleren Entgeltgruppen, bei linearen Erhöhungen die oberen Entgeltgruppen mehr von der Erhöhung.
Problem: je häufiger Mindest- Sockel- und Festbeträge vereinbart werden und je höher diese ausfallen, desto geringer wird der Lohnabstand zwischen den Entgeltgruppen.
Das hat zum Beispiel dazu geführt, dass ein ungelernter Mitarbeiter in EG 4 Stufe 6 monatlich 2.429,95 € Brutto weniger verdient, als ein Ingenieur, nach Abitur, Studium und mindestens 15 Jahren in einer verantwortungsvollen Tätigkeit. In Steuerklasse I, ohne Kinderfreibeträge, Kirchensteuer und bei gleicher Krankenkasse ergibt sich daraus ein Unterschied von 1.254,07 € netto monatlich (1.982,95 € vs. 3.237,02 €).
Ich will damit ganz sicher nicht ausdrücken, dass das Gehalt des Hilfsarbeiters zu hoch ist, sondern gönne es ihm von ganzen Herzen, aber meiner Meinung nach müsste der Ingenieur, gemessen an seiner Qualifikation und Verantwortung, deutlich mehr verdienen!
Aus diesem Grund lehne ich Mindest-, Sockel- und Festbeträge ab und fordere eine hohe prozentuale Erhöhung der Gehälter sowie eine Anhebung der Jahressonderzahlung auf 100% für alle Beschäftigten!
Dadurch würden definitiv die höheren Entgeltgruppen mehr profitieren, als die unteren Entgeltgruppen, und das wäre meiner Meinung nach zwingend notwendig, um zukünftig Stellen ab Entgeltgruppe 10 mit geeignetem Personal besetzen zu können!