Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion I  (Read 804598 times)

flip

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Antw:Tarifverhandlungen 2023 Diskussion
« Antwort #525 am: 12.01.2023 22:35 »
So ein Modell müsste sich ja nicht auf Neueinstellungen beschränken. Dass Verdi in dem Moment nicht etwas für die Mehrheit seiner Mitglieder fordern würde, ist mir klar. Aber wenn man oben nix anbietet, bleibt das vorgenannte Henne-Ei eben bestehen.

Warum sollten die Beschäftigten im ÖD für eine Sozialismuspauschale streiken? Oder für Einmalzahlungen, mit denen sie hinten raus zum Großteil schlechter fahren?
Der von verdi geforderte Sockelbetrag ist viel Geld für die Mitglieder. Die verdi-Mitglieder kämpfen und streiken dafür.
Leider streiken jene nicht mit, die es Sozialismuspauschale nennen. Und falls doch, würde es die Öffentlichkeit nicht merken.

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifverhandlungen 2023 Diskussion
« Antwort #526 am: 12.01.2023 22:36 »
Warum sollten die Beschäftigten im ÖD für eine Sozialismuspauschale streiken? Oder für Einmalzahlungen, mit denen sie hinten raus zum Großteil schlechter fahren?

Weil die Mitglieder anscheinend nicht weiter denken als bis zum Geldeingang? Oder weil die Mitglieder eher die sind, die akuten Bedarf an so einer Einmalzahlung haben? Warum sollten die Mitglieder für die Angestellten der E13 streiken, die nach deren Meinung eh nie ihren Arsch bewegen sondern nur Kaffee trinkend die E2 bis E8er belächeln?


Ich als sagen wir mal E5er Tierpfleger würde mir sehr doof vorkommen, wenn die über mir in der Personalverwaltung, die mir nie etwas gönnen, mehr von den Tarifverhandlungen MEINER Gewerkschaft haben als ich...


Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich beschreibst du damit die Crux an solchen Überlegungen.
Andersrum kann der E13er argumentieren, wenn es darum geht, sich zu organisieren oder nicht.
 
Böswillig könnte man vermuten, dass von solch einer Frontstellung sogar beide Verhandlungsparteien profitieren: Verdi holt etwas raus für die Mitglieder, die sie hat, weil sie auf Requirierung von Mitgliedern höherer EGs verzichtet und die Vka spart Geld, weil Verdi nur etwas für seine Mitglieder rausholen möchte. ;)

FearOfTheDuck

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Antw:Tarifverhandlungen 2023 Diskussion
« Antwort #527 am: 12.01.2023 23:00 »
So ein Modell müsste sich ja nicht auf Neueinstellungen beschränken. Dass Verdi in dem Moment nicht etwas für die Mehrheit seiner Mitglieder fordern würde, ist mir klar. Aber wenn man oben nix anbietet, bleibt das vorgenannte Henne-Ei eben bestehen.

Warum sollten die Beschäftigten im ÖD für eine Sozialismuspauschale streiken? Oder für Einmalzahlungen, mit denen sie hinten raus zum Großteil schlechter fahren?
Der von verdi geforderte Sockelbetrag ist viel Geld für die Mitglieder. Die verdi-Mitglieder kämpfen und streiken dafür.
Leider streiken jene nicht mit, die es Sozialismuspauschale nennen. Und falls doch, würde es die Öffentlichkeit nicht merken.

Keine Frage. Und insofern hätte Verdi aus Verdi-Sicht und aus Sicht seiner Mitglieder alles richtig gemacht, sollte der Mindestbetrag entsprechend hoch sein. Nur wenn es den E13er nicht hinterm Ofen hervorlockt, verwundert mich das dann auch nicht.

daseinsvorsorge

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« Antwort #528 am: 13.01.2023 00:38 »

Wobei es Verdi ja einfach mal versuchen könnte. Und sei es nur, um bei den oberen EG-Gruppen mal Werbung für sich zu machen.


Sie werden Mitglied in einer Gewerkschaft, weil sie grundsätzlich von der Idee überzeugt sind- oder auch eben nicht Ca. 70% der Beschäftigten im ÖD sehen aber vorallem keine Notwendigkeit dazu , weil sie ja "sowieso" mindestens die Tarifergebisse erhalten. UND DAFÜR SOLLEN SIE  NOCH 1% VOM NETTO BEZAHLEN? Zumal jetzt- wo auch alles teuer geworden ist.

Und solange die negative Koalitionsfreiheit so ausgelegt wird, wird sich daran auch nichts ändern. Auf konkrete Nachfrage erklären Nichtorgansierte  in meinem Umfeld, dass sie natürlich eintreten würden, würden sie nicht "automatisch" partizipieren .WIE ARMSELIG IST EINE SOLCHE HALTUNG! Ein Kollege erklärte sogar, er habe sich "ausgerechnet", dass sich eine Mitgliedschaft für ihn nicht lohnen würde. Sehr erschütternd, weil deutlich über   > EG 9a


Klins Kauski

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« Antwort #529 am: 13.01.2023 00:50 »

Wobei es Verdi ja einfach mal versuchen könnte. Und sei es nur, um bei den oberen EG-Gruppen mal Werbung für sich zu machen.


Sie werden Mitglied in einer Gewerkschaft, weil sie grundsätzlich von der Idee überzeugt sind- oder auch eben nicht Ca. 70% der Beschäftigten im ÖD sehen aber vorallem keine Notwendigkeit dazu , weil sie ja "sowieso" mindestens die Tarifergebisse erhalten. UND DAFÜR SOLLEN SIE  NOCH 1% VOM NETTO BEZAHLEN? Zumal jetzt- wo auch alles teuer geworden ist.

Und solange die negative Koalitionsfreiheit so ausgelegt wird, wird sich daran auch nichts ändern. Auf konkrete Nachfrage erklären Nichtorgansierte  in meinem Umfeld, dass sie natürlich eintreten würden, würden sie nicht "automatisch" partizipieren .WIE ARMSELIG IST EINE SOLCHE HALTUNG! Ein Kollege erklärte sogar, er habe sich "ausgerechnet", dass sich eine Mitgliedschaft für ihn nicht lohnen würde. Sehr erschütternd, weil deutlich über   > EG 9a

Was ist daran erschütternd? Simple Kosten-Nutzenrechnung. Und die ist bei den verdi-Ergebnissen der letzten Jahre eindeutig negativ, das kann man sich nicht mal schönreden.

daseinsvorsorge

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« Antwort #530 am: 13.01.2023 01:13 »
Ja- wenn es eine "simple Kosten-Nutzenrechnung" ist, gehören Sie dann doch wohl auch zu denen, die eintreten würden, gäbe es keine "automatische" Partizipation?

RadWirdKommen

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« Antwort #531 am: 13.01.2023 06:57 »
Ein Gedankenspiel für alle mit mehr als E9/A9 oder ähnlich:

Die Meisten in dieser Gruppe vermeiden ja die Mitgliedschaft in Verdi weil sie sich nicht vertreten fühlen. Sagen wir jetzt mal einen neuen Tarifabschluß bekommen NUR Verdi Mitglieder ABER die Behörden etc bekommen trotzdem soviel Geld als ob auch die Nichtmitglieder die Erhöhung bekommen hätten. Nun darf die Behörde (etc) persönlich mit den Nichtmitgliedern verhandeln und inviduelle Abschlüsse machen. Wenn nun also unser Super-ITler 20% mehr will müssten andere in der Abteilung viel weniger oder gar nichts bekommen. Würden dann die Anderen bleiben oder erst recht kündigen? Wenn diese aber kündigen muss der Super-ITler die ganze Arbeit alleine machen oder kann sie gar nicht machen weil auch ihm ja zugearbeitet wird. Was nun?

Coffee86

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« Antwort #532 am: 13.01.2023 07:05 »
Ein Gedankenspiel für alle mit mehr als E9/A9 oder ähnlich:

Die Meisten in dieser Gruppe vermeiden ja die Mitgliedschaft in Verdi weil sie sich nicht vertreten fühlen. Sagen wir jetzt mal einen neuen Tarifabschluß bekommen NUR Verdi Mitglieder ABER die Behörden etc bekommen trotzdem soviel Geld als ob auch die Nichtmitglieder die Erhöhung bekommen hätten. Nun darf die Behörde (etc) persönlich mit den Nichtmitgliedern verhandeln und inviduelle Abschlüsse machen. Wenn nun also unser Super-ITler 20% mehr will müssten andere in der Abteilung viel weniger oder gar nichts bekommen. Würden dann die Anderen bleiben oder erst recht kündigen? Wenn diese aber kündigen muss der Super-ITler die ganze Arbeit alleine machen oder kann sie gar nicht machen weil auch ihm ja zugearbeitet wird. Was nun?

Dann hat er immer noch eine Arbeitszeit und ist nur zu Arbeitsleistung mittlerer Güte verpflichtet. Warum sollte der Super ITler das AG Problem zu seinem persönlichen Problem machen? Noch dazu da selbst 20% maximal eine Annäherung an die PW sind. Bei uns ist die gesamte IT höchstens aufgrund persönlicher Präferenzen im öD, weil sie grundsätzlich AT bezahlt werden oder mit Zulagen beworfen werden (Geltungsbereich TV-L + Hochschulen). Wegem dem Geld bleibt keiner und Neue finden .... da bewirbt sich fast keiner mehr.

Auch das Beispiel ist leider nicht passend. Gäbe es keine automatische Partizipation kämen die Verwaltungen gar nicht hinterher mit dem Verhandeln. Daher wird es immer eine Partizipation geben. Ist das gut?! Ich für meinen Teil finde das fraglich aber es ist ja jedem überlassen den öD dann wieder in die PW zu verlassen, wenn die Vorteile nicht mehr die Nachteile überwiegen.

Leonhardt

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« Antwort #533 am: 13.01.2023 07:34 »

[...] UND DAFÜR SOLLEN SIE  NOCH 1% VOM NETTO BEZAHLEN? Zumal jetzt- wo auch alles teuer geworden ist. [...]


Meines Wissens nach und nach dem Wissen auf der verdi-Seite sind es:

"Die Höhe des Mitgliedsbeitrages ist für alle ver.di-Mitglieder verbindlich in unserer Satzung (§ 14) geregelt. Beschäftigte zahlen jeweils ein Prozent ihres monatlichen Bruttoverdienstes bzw. ihrer monatlichen Ausbildungsvergütung für ihre ver.di-Mitgliedschaft."

WasDennNun

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« Antwort #534 am: 13.01.2023 07:35 »
Ein Gedankenspiel für alle mit mehr als E9/A9 oder ähnlich:

Die Meisten in dieser Gruppe vermeiden ja die Mitgliedschaft in Verdi weil sie sich nicht vertreten fühlen. Sagen wir jetzt mal einen neuen Tarifabschluß bekommen NUR Verdi Mitglieder ABER die Behörden etc bekommen trotzdem soviel Geld als ob auch die Nichtmitglieder die Erhöhung bekommen hätten. Nun darf die Behörde (etc) persönlich mit den Nichtmitgliedern verhandeln und inviduelle Abschlüsse machen. Wenn nun also unser Super-ITler 20% mehr will müssten andere in der Abteilung viel weniger oder gar nichts bekommen. Würden dann die Anderen bleiben oder erst recht kündigen? Wenn diese aber kündigen muss der Super-ITler die ganze Arbeit alleine machen oder kann sie gar nicht machen weil auch ihm ja zugearbeitet wird. Was nun?

Dann hat er immer noch eine Arbeitszeit und ist nur zu Arbeitsleistung mittlerer Güte verpflichtet. Warum sollte der Super ITler das AG Problem zu seinem persönlichen Problem machen? Noch dazu da selbst 20% maximal eine Annäherung an die PW sind. Bei uns ist die gesamte IT höchstens aufgrund persönlicher Präferenzen im öD, weil sie grundsätzlich AT bezahlt werden oder mit Zulagen beworfen werden (Geltungsbereich TV-L + Hochschulen). Wegem dem Geld bleibt keiner und Neue finden .... da bewirbt sich fast keiner mehr.

Auch das Beispiel ist leider nicht passend. Gäbe es keine automatische Partizipation kämen die Verwaltungen gar nicht hinterher mit dem Verhandeln. Daher wird es immer eine Partizipation geben. Ist das gut?! Ich für meinen Teil finde das fraglich aber es ist ja jedem überlassen den öD dann wieder in die PW zu verlassen, wenn die Vorteile nicht mehr die Nachteile überwiegen.
Wieso verhandeln?
Die Verwaltung beschließt dann einfach eine Erhöhung, wie sie es wollen und basta.
z.B. Prozentuale Erhöhung gehen wir mit für alle, aber nix mit mindest Betrag.

Da brauchen die doch nichts individuell verhandeln, oder meinst du dass da dann plötzliche das verhalten der Menschen sich ändert, also die, die jetzt auch nicht verhandeln, werden dann sicher nicht damit in Massen anfangen.

Und es gibt ja einige AGs (nachzulesen hier im Forum) die einen am TVöD zum Zeitpunkt x angelehnten AV machen (ohne Dynamisierung), dann freiwillig die Erhöhungen mitmachen bis sie beschließen, es nicht mehr zu machen und dann erst schnallen die lieben MA, was für einen AV sie unterschrieben haben.

TrexLittleArms

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Antw:Tarifverhandlungen 2023 Diskussion
« Antwort #535 am: 13.01.2023 07:38 »
Ich verfolge nun schon seit längerem als Leser diesen Thread - wie auch den vorherigen.

Letzendlich artet er meist in dieser Phase der beginnenen Tarifverhandlungen derart aus, dass es eine Neiddebatte in Richtung Organisierter Gewerkschaftsmitglieder in meist unteren bis mittleren Entgeltgruppen und den nicht organsisierten Mitarbeitern in meist höheren Entgeltgruppen endet.

Warum das so ist, wird ganz eindeutig von der Gewerkschaft in den letzten Jahren ziemlich stark befeuert - allein die letzten Tarifforderungen und Ergebnise haben dies gezeigt.

Ich bin mittlerweile 22 Jahre im öffentlichen Dienst und war davon 18 Jahre lang in der Gewerkschaft.
Warum war?
Ganz einfach - ich habe einen längeren Aufstieg mit Stellenbewertungen und Höhergruppierungen hinter mir - komme also von unten und habe mich enstprechend in das obere drittel hocharbeiten können. Jegliche Hilfe die ich mir von meiner Gewerkschaft in den vergangenen Jahren erhofft hatte - in Sachen Stellenbewertung und Beschreibung - kam nie wirklich an oder wurde halbherzig wahrgenommen. Nur durch Eigeninitiative und einen guten Vorgesetzten (und langem Atem) hat es letzendlich mit den Bewertungen geklappt.

Hinzu kam letzendlich die Forderungen der Gewerkschaften nach Sockelbeträgen für untere Entgeltgruppen, sowie das Aushandeln von reduzierten Jahresonderzahlungen in den mittleren bis oberen Entgeltgruppen.

Über die Jahre wurden dadurch die mittleren bis höheren Entgeltgruppen entwertet und ich fühlte mich dadurch immer mehr von meiner Gewerkschaft nicht vertreten.

Bei der Kündiguung der Mitgliedschaft im letzten Jahr - ich habe wirklich sehr lange mit mir gerungen - kam der Anruf aus der örtlichen Gewerkschaftszentrale, warum ich den kündige.

Auf meine Frage, warum ich das Gefühl habe, dass ihre Gewerkschaftspolitik mitttlere bis höhere Entgeltgruppen nicht berücksichtigt da man aufgrund von Sockelbeträgen und anderen Faktoren zwangsweise das Gefühl bekommt "weniger Wert" zu sein, gab es keine wirkliche Antwort.

Deshalb auch meine Frage hier;
Was sind die wirklichen, nachvollziehbaren Gründe, warum es keine einheitlichen, prozentualen Erhöhungen für alle gibt? Was ist die nachvollziehbare Argumentationsgrundlage warum Jahressonderzahlungen prozentual in den oberen Entgeltgruppen gekürzt werden?
Klar, man könnte jetzt meinen das es Sache der Arbeitgeber ist - NEIN, ist es NICHT! Würde die Gewerkschaft für alle gleich verhandeln (diesen Passus höre ich bei Verdi ja immer wieder - "Wir verhandeln für alle MA") hätte es in den letzten jahren nie diese derartigen Ergebnise und Verschiebungen in der Entgelttabelle gegeben.

Fakt ist auch, dass die unteren Entgeltgruppen, gerade im Bereich der Hilfs- und Allgemeinen Verwaltungsarbeiten, im Vergleich zum freien Arbeitsmarkt wesentlich mehr verdienen.
Was absolut fehlt sind Marktgerechte Entgelte im bereich von Techniker/Meister/Ingenieure.

« Last Edit: 13.01.2023 07:54 von TrexLittleArms »

daseinsvorsorge

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« Antwort #536 am: 13.01.2023 07:48 »

[...] UND DAFÜR SOLLEN SIE  NOCH 1% VOM NETTO BEZAHLEN? Zumal jetzt- wo auch alles teuer geworden ist. [...]


Meines Wissens nach und nach dem Wissen auf der verdi-Seite sind es:

"Die Höhe des Mitgliedsbeitrages ist für alle ver.di-Mitglieder verbindlich in unserer Satzung (§ 14) geregelt. Beschäftigte zahlen jeweils ein Prozent ihres monatlichen Bruttoverdienstes bzw. ihrer monatlichen Ausbildungsvergütung für ihre ver.di-Mitgliedschaft."

SIE HABEN RECHT- Ich war schon beim (Netto-)Gehalt, von dem der Bruttobeitrag abgezogen wird.

Schmitti

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« Antwort #537 am: 13.01.2023 08:16 »
Auf konkrete Nachfrage erklären Nichtorgansierte  in meinem Umfeld, dass sie natürlich eintreten würden, würden sie nicht "automatisch" partizipieren .WIE ARMSELIG IST EINE SOLCHE HALTUNG! Ein Kollege erklärte sogar, er habe sich "ausgerechnet", dass sich eine Mitgliedschaft für ihn nicht lohnen würde. Sehr erschütternd, weil deutlich über   > EG 9a
Mein Arbeitgeber ist gesetzlich zur Anwendung des Tarifvertrags verpflichtet. Hier könnten sich alle AN ihre Gewerkschaftsbeiträge sparen, und der AG auch seine KAV-Mitgliedschaft, und es hätte auf die Tarifentwicklung praktisch keine Auswirkungen. Andererseits: Bei Verhandlungen für den SuE hat der AG schonmal Busse gestellt und Sonderurlaub gewährt, damit die hiesigen Erzieherinnen an Warnstreiks teilnehmen, weil der AG selber gemerkt hat dass zwischen der Bewerberlage und seinen Reaktionsmöglichkeiten darauf in dem Bereich damals schon ein ziemliches mieses Verhältnis war. Wie hoch die Bereitschaft der Mitarbeiter hier ist, Gewerkschaftsbeiträge zu leisten, kann man sich wohl denken.

DerTechniker

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« Antwort #538 am: 13.01.2023 08:47 »
Ich verfolge nun schon seit längerem als Leser diesen Thread - wie auch den vorherigen.

Letzendlich artet er meist in dieser Phase der beginnenen Tarifverhandlungen derart aus, dass es eine Neiddebatte in Richtung Organisierter Gewerkschaftsmitglieder in meist unteren bis mittleren Entgeltgruppen und den nicht organsisierten Mitarbeitern in meist höheren Entgeltgruppen endet.

Warum das so ist, wird ganz eindeutig von der Gewerkschaft in den letzten Jahren ziemlich stark befeuert - allein die letzten Tarifforderungen und Ergebnise haben dies gezeigt.

Ich bin mittlerweile 22 Jahre im öffentlichen Dienst und war davon 18 Jahre lang in der Gewerkschaft.
Warum war?
Ganz einfach - ich habe einen längeren Aufstieg mit Stellenbewertungen und Höhergruppierungen hinter mir - komme also von unten und habe mich enstprechend in das obere drittel hocharbeiten können. Jegliche Hilfe die ich mir von meiner Gewerkschaft in den vergangenen Jahren erhofft hatte - in Sachen Stellenbewertung und Beschreibung - kam nie wirklich an oder wurde halbherzig wahrgenommen. Nur durch Eigeninitiative und einen guten Vorgesetzten (und langem Atem) hat es letzendlich mit den Bewertungen geklappt.

Hinzu kam letzendlich die Forderungen der Gewerkschaften nach Sockelbeträgen für untere Entgeltgruppen, sowie das Aushandeln von reduzierten Jahresonderzahlungen in den mittleren bis oberen Entgeltgruppen.

Über die Jahre wurden dadurch die mittleren bis höheren Entgeltgruppen entwertet und ich fühlte mich dadurch immer mehr von meiner Gewerkschaft nicht vertreten.

Bei der Kündiguung der Mitgliedschaft im letzten Jahr - ich habe wirklich sehr lange mit mir gerungen - kam der Anruf aus der örtlichen Gewerkschaftszentrale, warum ich den kündige.

Auf meine Frage, warum ich das Gefühl habe, dass ihre Gewerkschaftspolitik mitttlere bis höhere Entgeltgruppen nicht berücksichtigt da man aufgrund von Sockelbeträgen und anderen Faktoren zwangsweise das Gefühl bekommt "weniger Wert" zu sein, gab es keine wirkliche Antwort.

Deshalb auch meine Frage hier;
Was sind die wirklichen, nachvollziehbaren Gründe, warum es keine einheitlichen, prozentualen Erhöhungen für alle gibt? Was ist die nachvollziehbare Argumentationsgrundlage warum Jahressonderzahlungen prozentual in den oberen Entgeltgruppen gekürzt werden?
Klar, man könnte jetzt meinen das es Sache der Arbeitgeber ist - NEIN, ist es NICHT! Würde die Gewerkschaft für alle gleich verhandeln (diesen Passus höre ich bei Verdi ja immer wieder - "Wir verhandeln für alle MA") hätte es in den letzten jahren nie diese derartigen Ergebnise und Verschiebungen in der Entgelttabelle gegeben.

Fakt ist auch, dass die unteren Entgeltgruppen, gerade im Bereich der Hilfs- und Allgemeinen Verwaltungsarbeiten, im Vergleich zum freien Arbeitsmarkt wesentlich mehr verdienen.
Was absolut fehlt sind Marktgerechte Entgelte im bereich von Techniker/Meister/Ingenieure.

Besser hätte man es nicht schreiben können. Verdi hat die unattraktivität des ÖD's viel zu stark gefördert..

flip

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« Antwort #539 am: 13.01.2023 09:11 »
Das Problem ist aber hier nicht im Tarifvertrag zu verorten, sondern bei den Personalstellen.
Hier werden Quereinsteiger mit Meisterbrief in E6 eingruppiert, ohne Aussicht auf höher EG.
Ein Bekannter ist in einem städt. Unternehmen als Meister in E10. zusätzlich bekommt er pro
Lebensjahr über 50 einen Tag zusätzlichen Urlaub.