Ich verfolge nun schon seit längerem als Leser diesen Thread - wie auch den vorherigen.
Letzendlich artet er meist in dieser Phase der beginnenen Tarifverhandlungen derart aus, dass es eine Neiddebatte in Richtung Organisierter Gewerkschaftsmitglieder in meist unteren bis mittleren Entgeltgruppen und den nicht organsisierten Mitarbeitern in meist höheren Entgeltgruppen endet.
Warum das so ist, wird ganz eindeutig von der Gewerkschaft in den letzten Jahren ziemlich stark befeuert - allein die letzten Tarifforderungen und Ergebnise haben dies gezeigt.
Ich bin mittlerweile 22 Jahre im öffentlichen Dienst und war davon 18 Jahre lang in der Gewerkschaft.
Warum war?
Ganz einfach - ich habe einen längeren Aufstieg mit Stellenbewertungen und Höhergruppierungen hinter mir - komme also von unten und habe mich enstprechend in das obere drittel hocharbeiten können. Jegliche Hilfe die ich mir von meiner Gewerkschaft in den vergangenen Jahren erhofft hatte - in Sachen Stellenbewertung und Beschreibung - kam nie wirklich an oder wurde halbherzig wahrgenommen. Nur durch Eigeninitiative und einen guten Vorgesetzten (und langem Atem) hat es letzendlich mit den Bewertungen geklappt.
Hinzu kam letzendlich die Forderungen der Gewerkschaften nach Sockelbeträgen für untere Entgeltgruppen, sowie das Aushandeln von reduzierten Jahresonderzahlungen in den mittleren bis oberen Entgeltgruppen.
Über die Jahre wurden dadurch die mittleren bis höheren Entgeltgruppen entwertet und ich fühlte mich dadurch immer mehr von meiner Gewerkschaft nicht vertreten.
Bei der Kündiguung der Mitgliedschaft im letzten Jahr - ich habe wirklich sehr lange mit mir gerungen - kam der Anruf aus der örtlichen Gewerkschaftszentrale, warum ich den kündige.
Auf meine Frage, warum ich das Gefühl habe, dass ihre Gewerkschaftspolitik mitttlere bis höhere Entgeltgruppen nicht berücksichtigt da man aufgrund von Sockelbeträgen und anderen Faktoren zwangsweise das Gefühl bekommt "weniger Wert" zu sein, gab es keine wirkliche Antwort.
Deshalb auch meine Frage hier;
Was sind die wirklichen, nachvollziehbaren Gründe, warum es keine einheitlichen, prozentualen Erhöhungen für alle gibt? Was ist die nachvollziehbare Argumentationsgrundlage warum Jahressonderzahlungen prozentual in den oberen Entgeltgruppen gekürzt werden?
Klar, man könnte jetzt meinen das es Sache der Arbeitgeber ist - NEIN, ist es NICHT! Würde die Gewerkschaft für alle gleich verhandeln (diesen Passus höre ich bei Verdi ja immer wieder - "Wir verhandeln für alle MA") hätte es in den letzten jahren nie diese derartigen Ergebnise und Verschiebungen in der Entgelttabelle gegeben.
Fakt ist auch, dass die unteren Entgeltgruppen, gerade im Bereich der Hilfs- und Allgemeinen Verwaltungsarbeiten, im Vergleich zum freien Arbeitsmarkt wesentlich mehr verdienen.
Was absolut fehlt sind Marktgerechte Entgelte im bereich von Techniker/Meister/Ingenieure.