Autor Thema: [Allg] Lehrer sollen mehr arbeiten, größere Klassen, keine Teilzeit...  (Read 35494 times)

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Naja da bestätigt sich einfach wieder, dass Lehrer immer nur Jammern wie schlecht es ihnen geht.

Keine Ahnung, kenne keine Lehrer...

SuperIngo

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Lehrer im gD NRW starten mit A12.
Aktuell mit Zulage von 115 Euro brutto.
Und da bleiben sie in der Regel auch.
Ab 2026 erhöht NRW auf A13.
Dann ist Ende. Es sei denn, der Sek 1 Leher wird Abteilungsleiter oder der Grundschullehrer Schulleiter...!
Sonst ist da im gD nix möglich...!
Und: Lehrer kommen bei WEITEM nicht mit 41 Stunden hin. Und das liegt nicht an fehlenden Managementqualitäten. Diese beweist man
stündlich.
Am Wochenende und Abends frei...
Ja sicher!! Garantiert nicht!
3 Monate Ferien! Die Schüler vielleicht.
Schon mal in den Oster- oder Herbstferien
90 Deutschklausuren korrigiert?
" Dann plan das doch anders...!" Das schrieb hier jemand.
Wir sind 6-zügig pro Jahrgang. Dazu noch internationale Klassen, Förderschüler, Klassenarbeiten und Unterricht auf 3 unterschiedlichen Niveaus-muss jeder Lehrer anbieten- und E oder G - Kurse.
Da gibt es Klausurschienen, an denen Deutsch geschrieben wird. Damit man nicht mit anderen Fächern usw kollidiert.
Und wenn der Termin eben in der letzten Schulwoche oder vorletzten Schultag vor der unterrichtsfreien Zeit liegt, dann ist das so. Urlaub ist das dann in 8 von 14 Tagen nicht!
48-50 Stunden, 6-7 Tage sind oft drin. Zumindest an den riesen Gesamtschulsystemen, von denen ich berichten kann.
Gestern stand in unsrer Zeitung, dass jeder 5. Junglehrer abbricht und den Job wechselt. Kein Ruhmesblatt.
Das ist kein Jammern. Das ist ne Tatsachenbeschreibung.

So unwichtig nun auch nicht, denn Dein Beitrag bezog sich auf die Aussage "Lehrer in BW starten in A13".
Es ging eben nicht um Studienräte (hD), die Du ins Spiel brachtest, sondern um verbeamtete Lehrer (gD).

Schön, dass Du MEINE Intention MEINES Textes besserr zu kennen scheinst....

Ich wiederhole (ungern):  Es ging darum, dass der Kollege vor mir, Anreize für Polizisten vermisste und ich habe darauf hingewiesen, dass der Polizeidienst die gleichen Besoldungung hat, wie die verbeamteten Lehrer.  Die Polizisten sind rein besoldungsrechtlich also nicht schlechter gestellt.   Wer persönlich nun welchen Beruf am schwierigsten findet usw. wollte ich nicht diskutieren.

Der Unterschied ist aber in welcher Gruppe man startet. Und das ist bei Polizisten im gD in A10 und bei Lehrern in A13. Wo ist das bitte fair?
Wenn man dann noch die Arbeitszeiten mit Schichtdienst und gefahren hinzuzieht ist das doch überhaupt nicht mehr vergleichbar mit einem Lehrer der regelmäßige Arbeitszeiten und alle - Wochen Ferien hat.

Zumal es da auch noch den Unterschied von 41 Wochenstunden zu 26 Stunden Deputat...
« Last Edit: 01.02.2023 17:35 von SuperIngo »

Bastel

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Stimmt. Während der Lehrer in der ersten Stufe anfängt, sammelt der Polizist schon mit 18 Jahren fleißig Stufen.

Bruhmium

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Für nur unwesentlich höheres Nettoeinkommen müssen Lehrer 5 Jahre studieren, 2 Jahre Referendariat leisten und zwei  Staatsexamen schaffen.

1.000€ mehr Netto im Monat sind also unwesentlich? Interessant.

Fast so interessant wie die Tatsache, dass nur Lehrerinnen und Lehrer sich an Deadlines halten müssen. Die langen Bearbeitungszeiten der Behörden liegen bestimmt nur an den faulen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern. Haben ja schließlich keine Fristen.  :'(

Warum müssen solche Diskussion immer in einem "meiner Berufsgruppe geht's am schlechtesten" circlejerk ausarten?

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Für nur unwesentlich höheres Nettoeinkommen müssen Lehrer 5 Jahre studieren, 2 Jahre Referendariat leisten und zwei  Staatsexamen schaffen.

1.000€ mehr Netto im Monat sind also unwesentlich? Interessant.

Fast so interessant wie die Tatsache, dass nur Lehrerinnen und Lehrer sich an Deadlines halten müssen. Die langen Bearbeitungszeiten der Behörden liegen bestimmt nur an den faulen Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeitern. Haben ja schließlich keine Fristen.  :'(

Warum müssen solche Diskussion immer in einem "meiner Berufsgruppe geht's am schlechtesten" circlejerk ausarten?

nein, eher 200 € oder weniger.

Deine Frage beantwortet sich durch das Lesen meines Bezugsbeitrags.

Poincare

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Warum müssen solche Diskussion immer in einem "meiner Berufsgruppe geht's am schlechtesten" circlejerk ausarten?

Ich finde es naheliegend, einfach weil es um einen komplexen systemischen Sachverhalt geht, den man als Einzelperson kaum durchdringen kann. Daher reduziert sich die Diskussion auf Anekdoten und beobachtbare Einzelaspekte, und in dieser Reduktion liegt halt Konfliktpotential.

Wenn ich es richtig im Kopf habe, braucht BW etwa 90.000 Vollzeit-LK aktuell (Planstellen), und beschäftigt bzw. hat im Top 135.000. Wenn die Zahlen so noch stimmen kann man schonmal nicht sagen, es werden zu wenige ausgebildet. Dann muss man sehen, wie man welche Anreize setzt, um das ganze System zu verbessern, und das ist schwer vorherzusehen.
Beispiel: Nehmen wir an, das Land hätte eine Goldmine gefunden und könnte es bezahlen, und bezahlt jetzt allen LK B2. Damit wären alle Geldsorgen vom Tisch, sowohl für Bestands, als auch neu-LK. Mal von der Neiddebatte abgesehen (und der Frage, ob man überhaupt noch Hierarchie abbilden kann, und warum ein SL überhaupt mehr verdienen sollte als ein LK), würde man doch für angehend LK völlig falsche Anreize setzen. Man will ja schließlich Leute, die zumindest sich für den Lehrerberuf interessieren, und nicht einfach wegen Geld und Jobsicherheit kommen und dann entweder scheitern oder ihre Arbeit von anderen machen lassen.
Man könnte natürlich auch die Besoldung so lassen und mit dem Gold einfach neue Planstellen und Studienplätze schaffen. Angenommen es gäbe genug Interessenten, so würde sich das natürlich auch erst mit einem starken Verzug auswirken, und die dann ggf. besseren Arbeitsbedingungen wirken noch nicht anziehend auf angehende Studierende, die Schule vielleicht als abschreckend erleben.
Ich glaube es ist ein herausforderndes Problem, das von Regierungsseite angegangen werden muss, und bei dem gleichzeitig immer eine Personengruppe mit der Lösung unzufrieden sein wird. Wenn man etwas zur Lösung beitragen will, dann wohl eher über Verbände oder Wahlen als über ein Internetforum. Wenn man neutrale Informationen bekommen will, dann wohl eher nicht über die Tagespresse.
Aus Sicht einer einzelnen LK muss man eben sehen, wie sehr man der Situation ausgesetzt ist, und was man beeinflussen kann. Die Belastungen sind natürlich je nach eigenem Deputat, Schule, Schulart, Schulgröße, Führung und Team ganz unterschiedlich. Und nicht zuletzt schadet es nie, sich nach Alternativen umzusehen und sich einfach mal zu bewerben. Denn bloß weil Mangel im System herrscht, heißt das nicht, dass der einzelne ihn bei schlechten Bedingungen ausbaden muss. Vielleicht findet sich ja auch eine Stelle bei einem Schulbuchverlag oder ganz woanders, bei der einen zumindest die Eltern in Ruhe lassen und man bei etwas weniger Verdienst in geregelter Arbeitszeit einer anderen wichtigen Tätigkeit nachgehen kann.

Thomber

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"Diplom-Verwaltungswirte als Polizisten studieren gerade mal 2 Jahre"
-> Ach  ja?  Komisch, zu meiner Zeit dauerte ein FH-Studium noch drei Jahre (= 6 Semester)


Und dann noch der Vergleich:  "Lehrer starten mit A13 und Polizisten mit A10"
-> Man kann ja wohl kaum diese Laufbahnen und deren Qualifikationen vergleichen.   (Wusste aber nicht, dass jetzt mit A10 schon gestartet wird.  Interessant.)


Grundsätzlich sollte sich jeder bewusst machen:  "Augen auf bei der Berufswahl!" 

Organisator

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"Diplom-Verwaltungswirte als Polizisten studieren gerade mal 2 Jahre"
-> Ach  ja?  Komisch, zu meiner Zeit dauerte ein FH-Studium noch drei Jahre (= 6 Semester)


Und dann noch der Vergleich:  "Lehrer starten mit A13 und Polizisten mit A10"
-> Man kann ja wohl kaum diese Laufbahnen und deren Qualifikationen vergleichen.   (Wusste aber nicht, dass jetzt mit A10 schon gestartet wird.  Interessant.)


Grundsätzlich sollte sich jeder bewusst machen:  "Augen auf bei der Berufswahl!"

Ich kenne das in 6 Trimestern um 3 Praxisstationen von insgesamt einem Jahr in den drei Jahren Ausbildung mit unterzubringen.

Mir gings auch nur darum, ein wenig polemisch und genau so anekdotisch darzulegen, dass es immer zwei Seiten bei der Betrachtung gibt.

Beim Ergebnis stimme ich dir voll zu. Nur weil zwei bestimmte Berufsgruppen im öffentlichen Dienst sind, ist deren Einkommen noch lange nicht vergleichbar.

nevarro

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Warum müssen solche Diskussion immer in einem "meiner Berufsgruppe geht's am schlechtesten" circlejerk ausarten?

Ich finde, der eigentliche Circlejerk entsteht durch Außenstehende, die Anderen ihren Job bzw. dessen Umfang erklären wollen.
Wer kennt sie nicht, die vielen deutschen Küchentisch-Virologen, Fernsehsessel-Schiris, Sofa-Generäle und Balkon-Politiker und Ex-Kinderzimmer-Lehrkräfte.


Opa

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Die Sichtweise Außenstehender über meinen Aufgabenbereich weiß ich ab und an durchaus zu schätzen. Und genau dann (und nur dann), wenn ich an dieser Sichtweise interessiert bin, komme ich überhaupt auf die Idee, eine Fragestellung in einem öffentlichen Forum zu posten.

Alatar

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Ich habe in meinem ersten Beitrag ja einiges an dem Gejammer, aber hauptsächlich an den Drohungen von Lehrern kritisiert.

Der jetzt aufgemachten Besoldungs-Debatte stimme ich jedoch nicht wirklich zu. Zumindest in der Landesverwaltung BW wird eigentlich jeder Verwaltungsbeamte als FH gDler auch A 13, einige sogar ziemlich schnell und nicht erst mit 50+.


calmac

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Als Lehrer wünsche ich mir mehr Unterstützung sowohl vom Land als auch der oberen Dienstbehörde.

1. Verbindliche Grundschulempfehlungen.
2. Einheitliche Lehrpläne für ALLE Schulen und nicht "ja schaut mal wie es aussehen könnte, dann macht mal selber ein schulinterner Lehrplan erstellen".
3. Einheitliche Leistungskonzepte und nicht "jede Schule entscheidet selber".
4. Mehr Unterstützung gegen renitente Eltern: Ich bin seit 20 Jahren Lehrer und ich habe viel Erfahrung. Genau wie ein Anwalt oder ein Arzt. Eltern, die mir sagen, wie ich meinen Job zu tun habe und wie etc. pp. mögen bitte schnell in die Schranken gewiesen werden.
5. Wir haben einige Eltern, die trotz ausführlicher Erklärung Widersprüche und Klagen einreichen, weil sie es nicht wahr haben wollen, dass ihre Kinder einfach schlecht sind. Hier müsste ein gesellschaftlicher Wandel stattfinden. Polizisten, Rettungskräfte (und Lehrer) werden nicht mehr respektiert.
6. Weniger Papierkrams.
7. Abschaffung des Ganztags für Lehrerinnen und Lehrer und dafür am Nachmittag offene Betreuungs- und Förderangebote. Sport, Kunst, Förderunterricht für die Kinder, die kein Deutsch können.
8. Nicht jedes Kind muss Abitur machen!
9. Kleinere Klassen - keine Klassen mit mehr als 24 Schüler. Meine erste Klasse in einem Hauptfach hatte 34 Schüler. 20 Jahre später kommen Klassen mit 30+ Schüler immer noch häufig vor.

Ich könnte die Liste fortführen...

Organisator

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Als Kunde von Lehrern wünschte ich mehr Eigenverantwortung und nicht immer nur Lösungen von Anderen zu verlangen.

calmac

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Wenn man Mitglied zweier Fachschaften – mit den gleichen zwei Kollegen, einer davon mit 50% Teilzeit – führt dies zu einer unverhältnismäßige Überbelastung, ohne, dass es dafür an anderer Stelle eine Entlastung gibt.

Eine Fachschaft mit 10 Kollegen kann mehr stemmen als zwei kleine Fachschaften mit den gleichen Kollegen.

Dann dafür Entlastungstöpfe, so dass solche Aufgaben bewältigt werden können.

tantekaethe

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Als Lehrer wünsche ich mir mehr Unterstützung sowohl vom Land als auch der oberen Dienstbehörde.

1. Verbindliche Grundschulempfehlungen.
2. Einheitliche Lehrpläne für ALLE Schulen und nicht "ja schaut mal wie es aussehen könnte, dann macht mal selber ein schulinterner Lehrplan erstellen".
3. Einheitliche Leistungskonzepte und nicht "jede Schule entscheidet selber".
4. Mehr Unterstützung gegen renitente Eltern: Ich bin seit 20 Jahren Lehrer und ich habe viel Erfahrung. Genau wie ein Anwalt oder ein Arzt. Eltern, die mir sagen, wie ich meinen Job zu tun habe und wie etc. pp. mögen bitte schnell in die Schranken gewiesen werden.
5. Wir haben einige Eltern, die trotz ausführlicher Erklärung Widersprüche und Klagen einreichen, weil sie es nicht wahr haben wollen, dass ihre Kinder einfach schlecht sind. Hier müsste ein gesellschaftlicher Wandel stattfinden. Polizisten, Rettungskräfte (und Lehrer) werden nicht mehr respektiert.
6. Weniger Papierkrams.
7. Abschaffung des Ganztags für Lehrerinnen und Lehrer und dafür am Nachmittag offene Betreuungs- und Förderangebote. Sport, Kunst, Förderunterricht für die Kinder, die kein Deutsch können.
8. Nicht jedes Kind muss Abitur machen!
9. Kleinere Klassen - keine Klassen mit mehr als 24 Schüler. Meine erste Klasse in einem Hauptfach hatte 34 Schüler. 20 Jahre später kommen Klassen mit 30+ Schüler immer noch häufig vor.

Ich könnte die Liste fortführen...

Ich bin völlig der gleichen Meinung. Dabei bin ich kein Lehrer,  sondern "nur" Vater von drei Jungs, die entweder gerade die Schule beendet haben oder in den nächsten  Jahren die Schule beenden. Was da in den Schulen in den letzten Jahren abgeht,  gerade nach Abschaffung der Schulempfehlung und der Einführung der Gemeinschaftsschulen, ist schlichtweg eine Katastrophe. Und solche Eltern, die Schulen Klagen wegen Freiheitsberaubung androhen, weil ihre Kinder wegen Verfehlungen oder nicht erledigte Aufgaben,  nachsitzen sollen, sollten sich eher fragen,  ob ihre Kinder gelernt haben Regeln zu befolgen...