Warum müssen solche Diskussion immer in einem "meiner Berufsgruppe geht's am schlechtesten" circlejerk ausarten?
Ich finde es naheliegend, einfach weil es um einen komplexen systemischen Sachverhalt geht, den man als Einzelperson kaum durchdringen kann. Daher reduziert sich die Diskussion auf Anekdoten und beobachtbare Einzelaspekte, und in dieser Reduktion liegt halt Konfliktpotential.
Wenn ich es richtig im Kopf habe, braucht BW etwa 90.000 Vollzeit-LK aktuell (Planstellen), und beschäftigt bzw. hat im Top 135.000. Wenn die Zahlen so noch stimmen kann man schonmal nicht sagen, es werden zu wenige ausgebildet. Dann muss man sehen, wie man welche Anreize setzt, um das ganze System zu verbessern, und das ist schwer vorherzusehen.
Beispiel: Nehmen wir an, das Land hätte eine Goldmine gefunden und könnte es bezahlen, und bezahlt jetzt allen LK B2. Damit wären alle Geldsorgen vom Tisch, sowohl für Bestands, als auch neu-LK. Mal von der Neiddebatte abgesehen (und der Frage, ob man überhaupt noch Hierarchie abbilden kann, und warum ein SL überhaupt mehr verdienen sollte als ein LK), würde man doch für angehend LK völlig falsche Anreize setzen. Man will ja schließlich Leute, die zumindest sich für den Lehrerberuf interessieren, und nicht einfach wegen Geld und Jobsicherheit kommen und dann entweder scheitern oder ihre Arbeit von anderen machen lassen.
Man könnte natürlich auch die Besoldung so lassen und mit dem Gold einfach neue Planstellen und Studienplätze schaffen. Angenommen es gäbe genug Interessenten, so würde sich das natürlich auch erst mit einem starken Verzug auswirken, und die dann ggf. besseren Arbeitsbedingungen wirken noch nicht anziehend auf angehende Studierende, die Schule vielleicht als abschreckend erleben.
Ich glaube es ist ein herausforderndes Problem, das von Regierungsseite angegangen werden muss, und bei dem gleichzeitig immer eine Personengruppe mit der Lösung unzufrieden sein wird. Wenn man etwas zur Lösung beitragen will, dann wohl eher über Verbände oder Wahlen als über ein Internetforum. Wenn man neutrale Informationen bekommen will, dann wohl eher nicht über die Tagespresse.
Aus Sicht einer einzelnen LK muss man eben sehen, wie sehr man der Situation ausgesetzt ist, und was man beeinflussen kann. Die Belastungen sind natürlich je nach eigenem Deputat, Schule, Schulart, Schulgröße, Führung und Team ganz unterschiedlich. Und nicht zuletzt schadet es nie, sich nach Alternativen umzusehen und sich einfach mal zu bewerben. Denn bloß weil Mangel im System herrscht, heißt das nicht, dass der einzelne ihn bei schlechten Bedingungen ausbaden muss. Vielleicht findet sich ja auch eine Stelle bei einem Schulbuchverlag oder ganz woanders, bei der einen zumindest die Eltern in Ruhe lassen und man bei etwas weniger Verdienst in geregelter Arbeitszeit einer anderen wichtigen Tätigkeit nachgehen kann.