An der Untergrenze ist nicht zu rütteln. Daher wird das Lohnniveau zwangsläufig steigen. Die Einordnung der höheren Arbeitsentgelte wird aber dem Markt überlassen, also Angebot und Nachfrage. Insoweit muss der Handwerker selbst aktiv werden und ein höheres Arbeitsentgelt fordern oder sich bei einem anderen Arbeitgeber bewerben, wenn er mehr verdienen möchte.
Ein Geselle hat eine deutlich höhere Einkommensperspektive, als der Ungelernte. Diese Perspektive in en höheres Arbeitsentgelt umzusetzen, obliegt ihm.
Insoweit geht die Aussage, Arbeit lohnt sich nicht, fehl.
Problematisch ist eher der eigene Standpunkt der von oben herab blickenden Person. "Der kann so wenig und bekommt fast so viel wie ich." Oder "der Bürgergeldempfänger arbeitet nicht und bekommt fast so viel wie ich."
In der eigenen kleinen "Bubble" mag das ein legitimes Argument sein. Wenn wir unsere Gesellschaft aber als ein großes System sehen, in dem verschiedene Faktoren ineinander greifen, wird es verständlicher.
Faktor 1, Wahrung der Verfassung: Das Grundsicherungsniveau darf nicht unterschritten werden, Art. 1 I, 20 I GG.
Faktor 2, politisch / gesetzgeberisch gewollt, aber auch gesellschaftlich und wirtschaftlich von Bedeutung, der der arbeitet soll mehr haben. -> Wenigstens Mindestlohn.
Faktor 3, der der besser qualifiziert ist, soll mehr haben. Keine Lohnuntergrenze für Gesellen. -> aber Markt regelt.
Hier verringert sich der Einfluss des gesetzlichen Rahmens / eines Mindestniveaus und es wird Eigeninitiative notwendig. Gleichwohl bietet das Gesetz Vorteile für Arbeitnehmer, die er selbst beanspruchen muss, da sie kein Automatismus sind.
Beispiel: Betriebsratsgründung, gewerkschaftliche Organisation, Bildungsurlaub, Arbeitsplatzwechsel, Aufstiegsfortbildung usw.
Vielleicht ist es sinnvoll weniger Zeit mit Missgunst zu verbringen und die eigenen Freiheiten und Möglichkeiten wahrzunehmen, um die eigene Position zu verbessern.
Im Übrigen arbeitet der Straßenkehrer 40h die Woche, ebenso wie der Geselle, ebenso wie der Meister und ebenso wie der Wissenschaftler. Allein die Ausbildung unterscheidet sich. Dafür sollen die, die mehr Zeit in Bildung investiert haben, besser entlohnt werden. Die Frage ist nur, wie viel mehr. Da sind wir wieder bei den Möglichkeiten und ob man sie wahrnimmt.