Autor Thema: Inzest in der Behörde  (Read 3827 times)

Bonobo

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Inzest in der Behörde
« am: 25.03.2023 21:34 »
Moin, ich muss gleich noch einen zweiten Thread hinterherschieben.
Ich arbeite bei einer Bundesbehörde, die intern (gD und mD) ausbildet. Frisches Blut kommt hier lediglich über die Anwärter rein. Wer einmal im System ist, verschwindet auch nicht mehr. So gut wie alle Stellen werden erstmal intern ausgeschrieben. Damit meine ich wirklich alle. Bei uns werden keine Informatiker ausgebildet, aber natürlich werden Informatiker intern gesucht. Bei uns werden keine Pädagogen ausgebildet, aber natürlich werden intern die Leute gesucht, die didaktische Materialien erarbeiten.
Ich bin einer der wenigen Externen. Meinen Exotenjob wollte wohl keiner von denen machen...
Was mich richtig deprimiert, ist die Unfähigkeit, die hier in vielen Bereichen vorherrscht. Für das, was andere jahrelang studiert haben, werden hier fachfremde eingesetzt und man merkt es leider deutlich. Die Qualität der Arbeitsergebnisse ist teilweise unterirdisch, soweit ich das mit meinem fachlichen Hintergrund beurteilen kann. Die einzigen, die komischerweise vom Fach sind, sind die Juristen.  ;D Könnte man doch auch intern machen, oder? ;-)

Wie sieht das bei euch in den Behörden aus? Ich hab das vorher noch nie so extrem mit dem "Schmoren im eigenen Saft" erlebt. Liegt vermutlich daran, dass wir selbst ausbilden. Depremierend bleibt es trotzdem.

AnnaLena1990

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #1 am: 25.03.2023 22:48 »
Was hat das denn mit Inzest zutun?

Organisator

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #2 am: 25.03.2023 23:28 »
Wenn man Leute braucht, die Verwaltungsdienstleistungen anbieten, sind externe kaum zu gebrauchen, daher bildet man Beamte selbst aus.

Britta2

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #3 am: 26.03.2023 11:17 »
Die Formulierung "Inzest" finde ich auch ungeeignet ... Was die Kritik an Unfähigkeit angeht - sollte man nicht so hart sein und kritisieren. Die Leute arbeiten auf diese Weise sogar vorbildlich - eben nach Handbuch und exakt den Inhalt vom Arbeitsvertrag einhaltend  (böse Menschen bezeichnen es auch gern als Beamtenmikado etc).
Und ja, wer einmal drin ist und sich an diese Abläufe gewöhnt wurde, der ...
Methodik und Didaktik ... Theoretiker schwören drauf. Spannender wird Unterricht - solange man sich in die "andere Seite vom Tisch" hineinversetzt und das tut, was man selbst als spannend und wichtig erachtet = Freude und Interesse ... -  aber genau das widerspricht eben den trocknen Vorschriften - also wird angepasst ...

AnnaLena1990

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #4 am: 26.03.2023 12:20 »
Für mich ist Inzest Geschlechtsverkehr. Aber wer weiß das schon was alles so passiert.

Tiffy

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #5 am: 26.03.2023 13:25 »
Stimmt, der Thread ist sehr enttäuschend!

Bonobo

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #6 am: 26.03.2023 22:03 »
Das nennt man Klickbaiting. Immerhin geben mir die Klickzahlen also Recht.

Nenn wir es politisch korrekt mal "schmoren im eigenen Saft". Ich habe schon einige Stationen im öD hinter mir und das so extrem noch nie erlebt. Die Qualität leidet einfach.  :(

Bastel

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #7 am: 27.03.2023 08:49 »
Das nennt man Klickbaiting. Immerhin geben mir die Klickzahlen also Recht.

Nenn wir es politisch korrekt mal "schmoren im eigenen Saft". Ich habe schon einige Stationen im öD hinter mir und das so extrem noch nie erlebt. Die Qualität leidet einfach.  :(

Du musst ja extrem unzufrieden mit dir und deiner Stelle sein.

Johann

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #8 am: 27.03.2023 12:05 »
Hier werden Stellen immer für intern sowie extern ausgeschrieben. Je seltener die benötigte Qualifikation und somit in Relation zur freien Wirtschaft je niedriger das Gehalt, umso eher bewerben sich höchstens Interne auf die Stelle, die eh noch nie mit hohen Gehältern in Berührung gekommen sind.

Bei Stellen, die wir weder mit Internen noch Externen besetzt kriegen, weil die benötigten Fähigkeiten eine Nische darstellen, kommen idR unsere Absolventen aus Ausbildung, dualem Studium oder Stipendiaten zum Zug. Aufgrund Klauseln in den Verträgen bleibt ihnen oft nur oberflächlich die Wahl, ob sie die Tätigkeit ausführen wollen oder nicht.

Das war bspw. bei meiner Tätigkeit nach dem dualen Studium so. Ein Jahr bevor ich es beendet habe, wurde eine Stelle für diese Tätigkeit ausgeschrieben. Es hatte sich niemand ernsthaft drauf beworben. Also habe ich sie bekommen. Dann ging einer der Kollegen in den Ruhestand, sie wurde also erneut ausgeschrieben. Wieder nach einem Jahr war ein Stipendiat fertig und hat sie bekommen. Dann habe ich die Abteilung gewechselt, es wurde wieder ein Jahr diese Stelle erfolglos ausgeschrieben und jetzt mit einem Stipendiaten nachbesetzt.

Thomber

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #9 am: 27.03.2023 13:33 »
Ich kenne das alles eher auch umgekehrt.    Es werden Externe eingestellt, per Quereinstieg oder einfach halt per Stellenausschreibung. Ob man aber eigener Leute hat, die diesen Job auch ausfüllen könnten, wird nicht geprüft. Da wären wir wieder beim Thema "Personalentwicklung" und das findet praktisch ja nicht statt. Das Potenzial der Beschäftigten wird nicht erfasst, berücksichtigt und aufgebaut, weil das halt im öD auch nicht zulässig wäre.

"Oh Herr Müller, Sie haben einen Bachelorabschluss und arbeiten vorbildlich.... Was halten Sie davon, einen Master zu machen und ich mache Sie dann zum xy-Leiter?"   Offiziell kann es so etwas nicht geben, und deshalb interessiert es auch niemanden, welche Qualifikationen man nebenher gemacht hat.  Die Stelle muss ja sowieso ausgeschrieben werden... usw usw.....

Organisator

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #10 am: 27.03.2023 13:40 »
Ich kenne das alles eher auch umgekehrt.    Es werden Externe eingestellt, per Quereinstieg oder einfach halt per Stellenausschreibung. Ob man aber eigener Leute hat, die diesen Job auch ausfüllen könnten, wird nicht geprüft. Da wären wir wieder beim Thema "Personalentwicklung" und das findet praktisch ja nicht statt. Das Potenzial der Beschäftigten wird nicht erfasst, berücksichtigt und aufgebaut, weil das halt im öD auch nicht zulässig wäre.

"Oh Herr Müller, Sie haben einen Bachelorabschluss und arbeiten vorbildlich.... Was halten Sie davon, einen Master zu machen und ich mache Sie dann zum xy-Leiter?"   Offiziell kann es so etwas nicht geben, und deshalb interessiert es auch niemanden, welche Qualifikationen man nebenher gemacht hat.  Die Stelle muss ja sowieso ausgeschrieben werden... usw usw.....

Warum sollte Personalentwicklung und damit verbunden die Einrichtung von Karrierepfaden nicht zulässig sein. Aus meiner Sicht wäre dies sogar wünschenswert!
Und wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer internen Ausschreibung eine ähnlich zutreffende Qualilfikation vorhanden wäre? Und falls doch - nunja, dann war einer wohl nicht gut genug.

Thomber

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #11 am: 28.03.2023 07:33 »
Ich kenne das alles eher auch umgekehrt.    Es werden Externe eingestellt, per Quereinstieg oder einfach halt per Stellenausschreibung. Ob man aber eigener Leute hat, die diesen Job auch ausfüllen könnten, wird nicht geprüft. Da wären wir wieder beim Thema "Personalentwicklung" und das findet praktisch ja nicht statt. Das Potenzial der Beschäftigten wird nicht erfasst, berücksichtigt und aufgebaut, weil das halt im öD auch nicht zulässig wäre.

"Oh Herr Müller, Sie haben einen Bachelorabschluss und arbeiten vorbildlich.... Was halten Sie davon, einen Master zu machen und ich mache Sie dann zum xy-Leiter?"   Offiziell kann es so etwas nicht geben, und deshalb interessiert es auch niemanden, welche Qualifikationen man nebenher gemacht hat.  Die Stelle muss ja sowieso ausgeschrieben werden... usw usw.....

Warum sollte Personalentwicklung und damit verbunden die Einrichtung von Karrierepfaden nicht zulässig sein. Aus meiner Sicht wäre dies sogar wünschenswert!
Und wie hoch wäre die Wahrscheinlichkeit, dass bei einer internen Ausschreibung eine ähnlich zutreffende Qualilfikation vorhanden wäre? Und falls doch - nunja, dann war einer wohl nicht gut genug.


"Karrierepfade"   So etwas gibt es im öD nicht, weil (fast) jede Stelle auszuschreiben ist. Ich darf als Chef nicht für Frau Meyer oder Herrn Müller eine Karriere planen, weil diese Planung ja nur darauf basieren würde, dass der Wunschkandidat auch die Stelle gewinnt. Und, wennn ich vorab für ihn/sie die Karriere plane, dann dürfte meine Objektivität im Stellenbesetzungsverfahren zu recht bezweifelt werden.

Opa

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #12 am: 28.03.2023 08:01 »
Das ist nachweislich*) falsch. Schon die Annahme, ein Karrierepfad müsse sich auf eine konkrete Stelle beziehen ist unzutreffend. Beamte haben innerhalb ihrer Laufbahn die volle Verwendungsbreite.

Mittlerweile haben sehr viele Behörden ein Personalentwicklungssystem, das eine Aussage zu den individuellen Entwicklungsmöglichkeiten und den damit korrespondierenden Qualifizierungsbedarfen in jeder Regelbeurteilung beinhaltet.

Beispielsweise zieht die Entwicklungsaussage in der Beurteilung eines Sachbearbeiters, dass er für die erstmalige Übernahme einer Führungsaufgabe in Frage kommt, eine Reihe von Maßnahmen nach sich, nach deren Abschluss die Bewerbung auf eine höher besoldete Führungstätigkeit mit einer höheren Gewichtung der Befähigung einhergeht.

*) zum Beispiel: https://media.frag-den-staat.de/files/foi/78944/DienstvereinbarungPersonalentwicklungimJobcenter.pdf

Thomber

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #13 am: 28.03.2023 08:29 »
Hallo Opa, wenn Du schreibst "Das ist nachweislich falsch" meinst Du damit jetzt was/wen?

Was ich geschrieben habe ist korrekt.  Oder möchtest Du meine Kernaussage:
"Ich darf als Chef nicht für Frau Meyer oder Herrn Müller eine Karriere planen, weil diese Planung ja nur darauf basieren würde, dass der Wunschkandidat auch die Stelle gewinnt. Und, wennn ich vorab für ihn/sie die Karriere plane, dann dürfte meine Objektivität im Stellenbesetzungsverfahren zu recht bezweifelt werden."
bezweifeln?

Organisator

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Antw:Inzest in der Behörde
« Antwort #14 am: 28.03.2023 08:31 »
"Karrierepfade"   So etwas gibt es im öD nicht, weil (fast) jede Stelle auszuschreiben ist. Ich darf als Chef nicht für Frau Meyer oder Herrn Müller eine Karriere planen, weil diese Planung ja nur darauf basieren würde, dass der Wunschkandidat auch die Stelle gewinnt. Und, wennn ich vorab für ihn/sie die Karriere plane, dann dürfte meine Objektivität im Stellenbesetzungsverfahren zu recht bezweifelt werden.

So wie Opa es zutreffend beschrieben hat geht es dabei nicht um eine Einzelperson und wie man diese in eine gewünschte Position bringt, sondern um das Aufzeigen und Anbieten von Entwicklungsmöglichkeiten die genutzt werden können und dann im Rahmen der allgemeinen Stellenbesetzungsverfahren in höherwertige Tätigkeiten münden können.

Wenn man Potentiale nicht erkennt und fördert läuft was falsch in der Personalpolitik.