[NW] Vorteile Kommunalbeamte gegenüber Bundesbeamte?

[John]

Hallo zusammen,

was würdet ihr jemandem,der anfang 30 ist, die m.D Ausbildung gemacht hat und aufbauend dazu das duale Studium für den g.D vor einem Jahr abgeschlossen hat, im Hinblick auf Karrierechancen raten. Derzeit bin ich Kommunalbeamter in NRW und muss  meine "nur noch" zweijährige Probezeit bestehen.

Ich sehe derzeit wenig Vorteile bei meiner jetzigen Kommune auf Dauer zu bleiben. Es gibt nur geringe Aufstiegschancen und nur eine sehr begrenzte Anzahl an A12/13er Stellen (kleine Kommune). Nur der kurze Fahrtweg und das LOB ist von Vorteil.

Der einzige Grund wieso ich derzeit nicht wechsle ist die Probezeit. 2024 wäre ich auf Lebenszeit verbeamtet und 2025 würde ich erst meine A10 erhalten (jetzige Stelle wäre auch "nur" eine A10).

Mich würden besonders Meinungen und Erfahrungen aus dem Bereich Bundesbeamte bzw Ministerialbeamte des Bundes interessieren.
Dort sehe ich den Vorteil, dass grundsätzlich das Gehalt höher ist (+ die Zulage falls man beim Ministerium arbeitet) und es wohl vom Hörensagen leichter ist, höhere Positionen zu erreichen.

[Schmitti]

Mir hat mal jemand gesagt: Je kleiner die Verwaltung eines Beamten ist, desto leiser muss er schnarchen. Da steckt natürlich etwas Vorurteil mit drin, aber auch etwas Wahrheit. Dein "Hörensagen" von den Aufstiegschancen geht ja auch in diese Richtung. Also mit Blick auf Karrierechancen und Besoldung wöre auf jeden Fall eine möglichst große Organisationseinheit zu empfehlen, und da ist je nach Region der Bund halt einfach die Anlaufstelle.

[John]

Gibt es noch andere Meinungen? Vorteil derzeit in einer Kommune, der Kinderzuschlag/Mietstufen, auch wenn dieser noch nicht relevant für mich ist. Fraglich ob dieser auch bei den Bundesbeamten Anwendungen finden wird.

[Organisator]

Gibt es noch andere Meinungen? Vorteil derzeit in einer Kommune, der Kinderzuschlag/Mietstufen, auch wenn dieser noch nicht relevant für mich ist. Fraglich ob dieser auch bei den Bundesbeamten Anwendungen finden wird.

Die Arbeitsgebiete unterscheiden sich erheblich. Kommunalverwaltungen sind viel näher am Bürger und erlassen z.B. eher Verwaltungsakte als Bundesbehörden. In ersteren hat man also eher die Möglichkeit, konkret gestalterisch tätig zu werden. Weiterhin sind Leitungspositionen in Kommunalbehörden häufig im gD anzutreffen, in Bundesbehörden dagegen häufig erst im hD.

Es hängt also von den persönlichen Vorlieben ab, welcher Aufgabenbereich einem besser passt.

[Gewerbeaufsichtbeamter]

Ggf. ist ja auch die Landesverwaltung eine Option für dich. Hier besteht Personalbedarf und nach den neuesten Informationen vom Innenminister sind wir alle überfordert und brauchen dringend Unterstützung.

[Thomber]

Und es wird auch bei Dir die Zeit kommen, wo "Karriere" nicht mehr die Priorität hat und dann werden

- kurzer Arbeitsweg (= mehr Zeit für Familie)
- beschauliche kleine Verwaltung (bekannte Tätigkeiten und Personen)

mehr in den Vordergrund rücken.

Aus Sicht der alten weisen Müllhalde würde ich ein kleines Rathaus hinter den Bergen bevorzugen.  Dort wirst Du, bleibst Du nun auf ewig dort, vermutlich auch die A13 oder zumindest A12 erreichen können.

In der großen Welt... gibt es mehr Dienstherren und viele, viele Stellen, aber auch mehr Konkurrenz. Dass Du draußen eine A13gD erreichst ist nicht garantiert. Es gibt aber sicherlich dort im Laufe der Zeit viel mehr Stellenausschreibungen und somit auch Chancen.

[Casa]

Schau dir außerdem mal die Altersstruktur deiner Behörde an. Gerade die kleineren Gemeinden dürften weniger Personal für sich gewinnen können, was das Durchschnittsalter der Mitarbeiter weiter steigen lässt, im Vergleich zu größeren Gemeinden sowie Land und Bund. Da schon auf Grund der durchschnittlichen Altersstruktur in großen Gemeinden, Bund und Land in den nächsten 8 Jahren viele Mitarbeiter in Rente/Pension gehen, dürften es bei den kleineren Gemeinden noch mehr sein. Zumindest aber nicht weniger. Das ist die Chance, durch regelmäßiges und frühzeitiges Bewerben aufzusteigen.
Ein Wechsel in der Probezeit ist zudem nichts Schlimmes.


Mich irritiert, dass du den mD und den gD gemacht hast, aber eine Probezeit von 3 Jahren hast?

[BeamtenMikado]

Schau dir außerdem mal die Altersstruktur deiner Behörde an. Gerade die kleineren Gemeinden dürften weniger Personal für sich gewinnen können, was das Durchschnittsalter der Mitarbeiter weiter steigen lässt, im Vergleich zu größeren Gemeinden sowie Land und Bund. Da schon auf Grund der durchschnittlichen Altersstruktur in großen Gemeinden, Bund und Land in den nächsten 8 Jahren viele Mitarbeiter in Rente/Pension gehen, dürften es bei den kleineren Gemeinden noch mehr sein. Zumindest aber nicht weniger. Das ist die Chance, durch regelmäßiges und frühzeitiges Bewerben aufzusteigen.
Ein Wechsel in der Probezeit ist zudem nichts Schlimmes.


Mich irritiert, dass du den mD und den gD gemacht hast, aber eine Probezeit von 3 Jahren hast?

Weshalb irritiert dich das? Die Ausbildung im mD ist nicht anrechenbar nach meinem Kenntnisstand. Oder irre ich? 

[Casa]

Weshalb irritiert dich das? Die Ausbildung im mD ist nicht anrechenbar nach meinem Kenntnisstand. Oder irre ich?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten.


Bei Anfang 30 und mD-Ausbildung kann er mit 28 die Ausbildung angefangen haben und mit 30 das Studium. Dann ist es klar, dass er Beamter auf Probe ist.

Hat er mit 22 die Ausbildung angefangen und mit 30 das Studium, hat er womöglich den Dienstherrn gewechselt oder ist freier Bewerber für das Studium gewesen und hat daher erneut eine Probezeit.

Oder er hat den Bildungsaufstieg absolviert, dann wäre eine Probezeit nach dem Studium seltsam.

Oder er hat das Endamt A9 erreicht und dann studiert. Dann wäre ein Teil der Zeit in der A9 auf die neue Probezeit anzurechnen.


Oder es gibt noch mehr Möglichkeiten.

[John]

Ich habe die m.D. Ausbildung gemacht, mich nach dem Abschluss entlassen lassen und anschließend das duale Studium absolviert. Natürlich wäre auch der Aufstieg eine Möglichkeit gewesen, aber dieser wäre wieder mit Wartezeiten verbunden gewesen, Auswahlverfahren, Klausuren etc.  Außerdem weiß ich nicht ob ich die Motiviation gehabt hätte nach der Wartezeit das duale Studium zu beginnen. Die erneute Probezeit von 3 Jahren schmerzt dennoch.

@Thomber du wirst recht haben, dass ich irgendwann mal die A12 oder A13 erreichen werden, aufgrund der Altersstrukturen . Der kurze Fahrtweg ist auch ein Pluspunkt. Aber das dauert noch einige Jahre, da wie gesagt die Kommune sehr klein ist und es nur eine begrenzte Anzahl dieser Stellen zur Verfügung stehen(von den Nachfolgern die bereits im Amt sitzen abgesehen). Die A12er Stellen haben außerdem zu 90 % Sachgebietsleiter und mindestens 15 Personen unter sich. Hier sehe ich den Vorteil beim Bund. Dort habe ich eine Sachbearbeiterfunktion und erhalte A12 vielleicht sogar A13 ohne Führungsverantwortung. Das ist natürlich abhängig davon was man möchte. Ich möchte das (stand jetzt) nicht.
Außerdem habe ich die Möglichkeit Homeoffice zu machen, womit der 20 Minuten längere Fahrtweg auch nicht ins Gewicht fällt. Und sollte ich nach 5 Jahren erkennen, ach was waren das für schöne Zeiten, besteht immer noch die Möglichkeit zu wechseln, da ich dann auch noch Berufserfahrung mitbringe und weiterhin kräftig Stellen ausgeschrieben werden (wage ich zu behaupten).

Ich finde die Sterne stehen jetzt und in den nächsten Jahren sehr gut, da ich sowohl die m.D. Ausbildung, das duale Studium und dann auch noch Berufserfahrung mitbringe.

[Blitzbirne]

Ein alter Dozent sagte uns mal: Wer nicht führen will, soll kein gD-Studium machen 

Aber mal im Ernst: Es ist zwar richtig, dass du in der Bundesverwaltung vielleicht besser bewertete Stellen ohne Führungsaufgaben findest (wobei es die auch in größeren kommunalen Behörden gibt), aber wenn du erst noch A10 wirst, dann dürftest du auch beim Bund schlechte Karten für schnelle A12 oder A13 Stellen haben.

Ich würde im Zweifel eher nach größeren Kommunen schauen. Die Vorteile (Ortsgebundenheit z.B.) wurden ja erwähnt. Es wird nach wie vor kräftig eingestellt, auch im "Beamtenbereich" und wie gesagt, dort gibt es auch besser besoldete Stellen im SB-Bereich.

Nur wird man eben dann "andere" Verantwortung haben oder entsprechende Besonderheiten, warum die Stellen dann so bewertet sind, wie sie es sind. Mit einer Fall-Sachbearbeitung in Rechtsgebieten mit Bürgerkontakt wird man vermutlich eher nicht A12/13 bekommen können (gibt es bei uns - Kommune >300.000 Einwohner - jedenfalls kaum). Es sind dann vermutlich eher Projekte, Steuerungen, Stäbe usw.