Autor Thema: [Allg] Reform der Steuerklassen, Ehegattensplitting ab evtl. 01.08.2023  (Read 12436 times)

Saggse

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Wenn man heutzutage 3/5 oder 4/4 ohne oder mit Faktor, den es jetzt ja schon gibt, wählt beeinflusst alleinig den Zeitpunkt, wann man seine Steuern zahlt.
Die Höhe bleibt stets gleich.

Wenn der anachronistische 3/5 Ansatz abgeschafft wird, dann wird sich dein Jahreseinkommen nach der Steuererklärung nicht ändern.
Na doch, denn es fallen einige "Optimierungsmöglichkeiten" bei Lohnersatzleistungen weg:

- Elterngeld lässt sich häufig in Summe deutlich erhöhen - hier reden wir teilweise von vierstelligen Beträgen!
- Kinderkrankengeld, wenn nur ein Partner welches bezieht (etwa, weil der andere als Beamter keinen Anspruch hat)
- Kurzarbeitergeld (dürfte eher selten vorkommen)

MoinMoin

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Wenn man heutzutage 3/5 oder 4/4 ohne oder mit Faktor, den es jetzt ja schon gibt, wählt beeinflusst alleinig den Zeitpunkt, wann man seine Steuern zahlt.
Die Höhe bleibt stets gleich.

Wenn der anachronistische 3/5 Ansatz abgeschafft wird, dann wird sich dein Jahreseinkommen nach der Steuererklärung nicht ändern.
Na doch, denn es fallen einige "Optimierungsmöglichkeiten" bei Lohnersatzleistungen weg:

- Elterngeld lässt sich häufig in Summe deutlich erhöhen - hier reden wir teilweise von vierstelligen Beträgen!
- Kinderkrankengeld, wenn nur ein Partner welches bezieht (etwa, weil der andere als Beamter keinen Anspruch hat)
- Kurzarbeitergeld (dürfte eher selten vorkommen)
Stimmt, wenn man rechtzeitig die entsprechende Person (egal ob besser oder schlechter verdienende) in die 3 steckt.
Dann steigt das einkommen und damit auch die Steuer.

Für mich ein Grund mehr, dass 3/5 beendet und auf 4/4 mit Faktor "zwangs"gewechselt wird  (am besten mit automatischer Faktoranpassung aus dem Vorjahr und nicht so wie jetzt regelmäßiges zwangs Formular ausfüllen).

Saggse

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Stimmt, wenn man rechtzeitig die entsprechende Person (egal ob besser oder schlechter verdienende) in die 3 steckt.
Dann steigt das einkommen und damit auch die Steuer.
...es sei denn, die Person ist ohnehin mit ihrem Netto an der Obergrenze. ;-)

Zitat
Für mich ein Grund mehr, dass 3/5 beendet und auf 4/4 mit Faktor "zwangs"gewechselt wird  (am besten mit automatischer Faktoranpassung aus dem Vorjahr und nicht so wie jetzt regelmäßiges zwangs Formular ausfüllen).
Warum sollte man den Faktor denn erzwingen? Ich meine, wer das will, kann dies ja gerne machen, aber der Rest ist doch mit 4/4 gut bedient. Faktor bedeutet doch letztlich bürokratischen Aufwand: Er muss im Vorfeld ermittelt und "verwaltet" werden und im Nachgang muss man den Leuten hinterher rennen, damit sie ihre Steuererklärung machen (bei der wegen des Faktors oft keine Erstattung mehr zu erwarten ist). Ich meine, natürlich kann man das als Option anbieten, aber alle anderen können standardmäßig 4/4 nehmen und bei Bedarf halt 'ne Steuererklärung machen...

MoinMoin

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Warum sollte man den Faktor denn erzwingen? Ich meine, wer das will, kann dies ja gerne machen, aber der Rest ist doch mit 4/4 gut bedient. Faktor bedeutet doch letztlich bürokratischen Aufwand: Er muss im Vorfeld ermittelt und "verwaltet" werden und im Nachgang muss man den Leuten hinterher rennen, damit sie ihre Steuererklärung machen (bei der wegen des Faktors oft keine Erstattung mehr zu erwarten ist). Ich meine, natürlich kann man das als Option anbieten, aber alle anderen können standardmäßig 4/4 nehmen und bei Bedarf halt 'ne Steuererklärung machen...
Grundsätzlich korrekt: 4/4 bedeutet weniger Geld monatlich, dafür den Batzen wenn man eine Erklärung abgibt.
Und "bei Bedarf" bei Ehepaaren ist ja etwas niedlich formuliert.
Der "Bedarf" ist bei 100% der Menschen da, sofern nicht beide fast das gleiche verdienen.

Umgekehrt könnte der Staat seinen Bürger aber auch eine automatische Faktorberechnung und Steuererklärung anbieten, sofern sie entsprechend ein Konto bereitstellen für die Gut-/Lastschrift.
(Die Daten liegen dem FA ja vor, sofern nicht weitere Einkünfte dazukommen)

Aber da sind wir gedanklich bei den Finanzbeamten noch weit entfernt.

Dann wäre der von dir zurecht beklagte bürokratischen Aufwand nur einmal zu machen.

Abenteurer

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Warum sollte man den Faktor denn erzwingen? Ich meine, wer das will, kann dies ja gerne machen, aber der Rest ist doch mit 4/4 gut bedient. Faktor bedeutet doch letztlich bürokratischen Aufwand: Er muss im Vorfeld ermittelt und "verwaltet" werden und im Nachgang muss man den Leuten hinterher rennen, damit sie ihre Steuererklärung machen (bei der wegen des Faktors oft keine Erstattung mehr zu erwarten ist). Ich meine, natürlich kann man das als Option anbieten, aber alle anderen können standardmäßig 4/4 nehmen und bei Bedarf halt 'ne Steuererklärung machen...
Grundsätzlich korrekt: 4/4 bedeutet weniger Geld monatlich, dafür den Batzen wenn man eine Erklärung abgibt.
Und "bei Bedarf" bei Ehepaaren ist ja etwas niedlich formuliert.
Der "Bedarf" ist bei 100% der Menschen da, sofern nicht beide fast das gleiche verdienen.

Umgekehrt könnte der Staat seinen Bürger aber auch eine automatische Faktorberechnung und Steuererklärung anbieten, sofern sie entsprechend ein Konto bereitstellen für die Gut-/Lastschrift.
(Die Daten liegen dem FA ja vor, sofern nicht weitere Einkünfte dazukommen)

Aber da sind wir gedanklich bei den Finanzbeamten noch weit entfernt.

Dann wäre der von dir zurecht beklagte bürokratischen Aufwand nur einmal zu machen.

Das von dir vorgeschlagene System ist durchaus bekannt, aber hat auch seine Tücken.
1. dDe Bürger müssten danach die Bescheide prüfen und wenn ein Fehler enthalten ist oder Einkünfte nicht enthalten sind, dann diese nach erklären. Wird dies nicht gemacht, dann ist man sofort im Bußgeld- oder Strafverfahren.
2. Würden sich hier umgekehrt viele beschweren, dass das FA bereits vorab einen Bescheid erlässt.

M.E. muss die Berechnung des Faktor vereinfacht werden, dann ist allen geholfen. Eine Anpassung hin zum Familiensplitting halte ich für sinnvoll.

Ozymandias

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Dann kann man das Lohnsteuersystem auch gleich ganz abschaffen und die Leute zu Vorauszahlungen zwingen.

Dann muss der Arbeitgeber auch nicht mehr Steuergehilfe spielen und kann sich auf die Wertschöpfung konzentrieren.

Prüfer SH

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Dann kann man das Lohnsteuersystem auch gleich ganz abschaffen und die Leute zu Vorauszahlungen zwingen.

Dann muss der Arbeitgeber auch nicht mehr Steuergehilfe spielen und kann sich auf die Wertschöpfung konzentrieren.

Wer soll das denn noch machen in den Finanzämtern?

MoinMoin

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Warum sollte man den Faktor denn erzwingen? Ich meine, wer das will, kann dies ja gerne machen, aber der Rest ist doch mit 4/4 gut bedient. Faktor bedeutet doch letztlich bürokratischen Aufwand: Er muss im Vorfeld ermittelt und "verwaltet" werden und im Nachgang muss man den Leuten hinterher rennen, damit sie ihre Steuererklärung machen (bei der wegen des Faktors oft keine Erstattung mehr zu erwarten ist). Ich meine, natürlich kann man das als Option anbieten, aber alle anderen können standardmäßig 4/4 nehmen und bei Bedarf halt 'ne Steuererklärung machen...
Grundsätzlich korrekt: 4/4 bedeutet weniger Geld monatlich, dafür den Batzen wenn man eine Erklärung abgibt.
Und "bei Bedarf" bei Ehepaaren ist ja etwas niedlich formuliert.
Der "Bedarf" ist bei 100% der Menschen da, sofern nicht beide fast das gleiche verdienen.

Umgekehrt könnte der Staat seinen Bürger aber auch eine automatische Faktorberechnung und Steuererklärung anbieten, sofern sie entsprechend ein Konto bereitstellen für die Gut-/Lastschrift.
(Die Daten liegen dem FA ja vor, sofern nicht weitere Einkünfte dazukommen)

Aber da sind wir gedanklich bei den Finanzbeamten noch weit entfernt.

Dann wäre der von dir zurecht beklagte bürokratischen Aufwand nur einmal zu machen.

Das von dir vorgeschlagene System ist durchaus bekannt, aber hat auch seine Tücken.
1. dDe Bürger müssten danach die Bescheide prüfen und wenn ein Fehler enthalten ist oder Einkünfte nicht enthalten sind, dann diese nach erklären. Wird dies nicht gemacht, dann ist man sofort im Bußgeld- oder Strafverfahren.
2. Würden sich hier umgekehrt viele beschweren, dass das FA bereits vorab einen Bescheid erlässt.

M.E. muss die Berechnung des Faktor vereinfacht werden, dann ist allen geholfen. Eine Anpassung hin zum Familiensplitting halte ich für sinnvoll.
Ich sprach von anbieten. Nicht überstülpen. Und wer es so einfach haben will, der wird sich nicht beklagen, weil es sein gewählter Weg ist.
Und wenn man Einkünfte hat, dann ist es eben bis zum 31.1. via Elster zu melden.
Aber auch jetzt schon könnte jeder einfach durch die vorausgefertigte Steuererklärung mit drei Mausklicks fertig sein, wenn er nur eine Korrektur seiner "Lohnsteuer" im Splittingverfahren möchte.


Und die Faktorberechnung ist doch 2 Werte Rein ein Wert raus.
Bzw: Nimm letztes Jahr und passe es für dieses Jahr an

vermessen

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Leute, wenn man sich mal mit einfachsten Lohnsteuerrecht beschäftigt kommt man zu tollen Ergebnissen.

Mal die Optimierungsgründe von Saggse ausgenommen gibt es eine einfache Lösung.

Der nennt sich FREIBETRAG.

Den kann man sich mit einem einfachen Formular beim FA eintragen lassen. (Lohnsteuer-Ermäßigungsverfahren)
Damit kann ich wiederkehrende Kosten berücksichtigen und mein Netto und das meiner Frau (beide StKl 4 o.F.) jeden Moant soweit erhöhen, dass wir relativ wenig Rückzahlungen erhalten. Der gemeinsame Freibetrag kann sogar prozentual ungleichmäßig auf beide Partner aufgeteilt werden. So hat jeder ein Nettoplus auf dem Konto.

MoinMoin

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Wenn ihr relativ wenig Rückzahlung habt, dann habt ihr ein relativ gleiches Einkommen oder du gibt relativ viel falsch beim Freibetrag an und hast diese Ausgaben nicht.
Tipp: Du hättest noch mehr Netto, wenn du beide StKl 4 m.F. wählst.

Pendler1

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@BIG T

" ... mit den Stellschrauben Splitting, Kindergeld(-grundsicherung) und Wohnort ginge das aber "ganz schnell" ..."

Nur hat das von Ihnen erwähnte überhaupt nichts mit "amtsangemessener Alimentation" zu tun.

Noch gilt "Eignung, Befähigung und fachliche Leistung". Noch.

Man könnte die Beamtenalimentation ja umbauen auf ausschließlich "Familienstand, Kinder und Wohnort".

Die Anwendung von  Eignung ... Befähigung usw. wäre dann Diskriminierung. Wer braucht im öD schon Leute, die was leisten können???

WasDennNun

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@BIG T

" ... mit den Stellschrauben Splitting, Kindergeld(-grundsicherung) und Wohnort ginge das aber "ganz schnell" ..."

Nur hat das von Ihnen erwähnte überhaupt nichts mit "amtsangemessener Alimentation" zu tun.
Wenn Kindergeld(-grundsicherung)  so hoch wäre, dass die Kinder damit amtsangemessener finanziert wären, dann wäre für eine amtsangemessene Alimenation kein Familienzuschlag für die Kinder mehr notwendig und somit hat es durchaus eine ganze Menge mit der amtsangemessenen Alimentation zu tun.
Auch würde dann von der Grundbesoldung eine Menge mehr für dich über bleiben und deine derzeitige Alimentation möglicherweise schon amtsangemessen.


Rheini

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Die gefühlte Gerechtigkeit tritt aber m. M. nach nur bei den Leuten ein, die in der Schule in Mathe immer geschlafen haben.

Ansonsten nützt es nur dem Staat in Form der Gewährung eines Kredites bis zur Auszahlung der Zuviel entrichteten Steuern da ich Glaube, das in Masse mehr ausbezahlt wird, als eingenommen.
Deswegen soll ja auch Klasse 4 mit Faktor umgestellt werden, da dann (bei korrekt berechneten Faktor) man soviel Geld monatlich an Steuern zahlt wie notwendig. Und man dann bei der JE auf 0 zu kommen.
Nicht so wie viele mit 3/5 die dann Steuer nachzahlen müssen (weil der 3er zu wenig im Verhältnis zum 5er bezahlte) und den Kredit bekommen haben.

Selbst wenn es jeder macht und der Staat hier nicht auf die "Faulheit" des Bürgers setzt, ist die Reform dann immer noch eine Augenwischerei.

Ob ich 4.000 + 2.000 Euro Gesamteinkommen habe oder 3.500 + 2.500 Euro, ist m. M. die Mühe einer Reform nicht wert.

Und wer Zuhause sich bei 4k + 2k unterbuttern lässt und bei 3.5k +2.5k nicht, sollte einmal grundsätzlich über die "Partnerschaft" nachdenken.
Keien Ahnung was du mit Augenwischerei meinst oder mit unterbuttern oder mit Faulheit.

Wenn man 3/5 oder 4/4 mit Faktor macht ist man gezwungen nicht Faul zu sein.
Zumindest als guter Staatsbürger der die Regeln befolgt.

Wer 4/4 macht ist dumm, weil er dem Staat was schenkt. Und dümmer wenn er keine Erklärung abgibt.
Dank vor ausgefüllter Steuererklärung via Elster, die sogar auf einen Bierdeckel passt, muss man da noch nicht mal mehr als 4 Mausklicks machen (bis auf die Initiale Einrichtung derselben, was durchaus komplizierter ist als ein Bankkonto zu eröffnen)

bei 3/5 ist derjenige der 5 hat, in vielen Konstellationen der Dumme, auf kosten eines Zinslosen Darlehens welches das Ehepaar bekommt.


Von daher @schlossquelle die Reform wird dir nicht dazu führen dass du einen Cent mehr oder weniger Steuern bezahlen musst:
1. weil du ins Faktorenverfahren wechseln solltest und kannst und so sofort deine Steuer bekommst oder
2. wenn du dazu keine Lust hast dahin zu wechseln, du via der Jahreserklärungen einen Batzen Geld  auf einen Schlag bekommst, den du monatlich jetzt vermissen würdest.

Na Augenwischerei bedeuitet das wenn alle Ihre Steuererklärung machen, am Ende 0,00 Euro Unterschied zu dem bisherigen Verfahren herauskommen. So hatte ich es auch in dem Beitrag geschrieben.

WasDennNun

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Na Augenwischerei bedeuitet das wenn alle Ihre Steuererklärung machen, am Ende 0,00 Euro Unterschied zu dem bisherigen Verfahren herauskommen. So hatte ich es auch in dem Beitrag geschrieben.
Monetär ja, aber die Augenwischerei die mit 3/5 existiert wird abgeschafft, denn die gefühlte unterschiedle Wertigkeit der Arbeit wird abgeschafft, da die des Partners mit dem geringerem Einkommen wird aufgewertet, des anderen abgewertet wird.

und dir Trickserei der Klugen beim Elterngeld etc. nicht mehr notwendig ist.

Fragmon

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- Elterngeld lässt sich häufig in Summe deutlich erhöhen - hier reden wir teilweise von vierstelligen Beträgen!

Inwiefern?