Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion III (Tarifergebnis)  (Read 315807 times)

Bernstein

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 220
2025 wird es erstmal eine Nullrunde auf unbestimmte Zeit geben, ...

Bist du bitte so nett und sagst mir die Lotto-Zahlen vom kommenden Samstag? Du scheinst ja in die Zukunft blicken zu können.
Danke.

Wieso? Viele haben auch in 2023 mit einer Nullrunde gerechnet und hatten Recht. Das wird sich auch bei der nächsten Verhandlung so abspielen. Da habe ich keine Zweifel. Die Kassen sind dann wieder knapp und so

Von einer Nullrunde in 2025 gehe ich nicht aus. Das sollte sich verdi nicht leisten können. Allerdings ist meine Befürchtung, wie bei einigen anderen wohl auch, dass 2025 ein ganz mageres Ergebnis erzielt wird.

brian

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 363
[

Mal angenommen, ich erhalte im Monat 50 Euro Taschengeld von meinen Eltern und stelle fest, dass ich mit den 50 Euro nicht mehr weit komme und fordere daher eine Taschengelderhöhung von meinen Eltern.
10% mehr für die nächsten 12 Monate.

Eltern blocken ab, weil nicht erfüllbar.
Schlichtungsstelle (Tante und Onkel) wird hinzuberufen.

Tante und Onkel schlagen folgenden Kompromiss vor:
Zur Planungssicherheit beläuft sich die Erhöhung auf 24 Monate.
Für die ersten 14 Monate erhält das Kind: 5 Euro mehr im Monat.
Nach 14 Monaten erhält das Kind eine 10%ige Erhöhung auf sein ursprüngliches Taschengeld.

Macht in Summe trotzdem eine 10%ige Erhöhung.

Dass das Kind nicht proportional bei doppelter Laufzeit das doppelte an Taschengeld erhält, dürfte doch klar sein, oder?

Das Kind bekommt das Taschengeld aber  ungekürzt weiter, wenn es länger krank ist oder die SChule verlässt (arbeitslos wird).

Knarfe1000

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 562
Ich denke, es wird in 2025 2,5 - 3 % geben, vielleicht noch ein kleiner Sockelbetrag dazu. Aber sicher auch keine Nullrunde.

MoinMoin

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 5,549
Für die, die sich etwas schwer damit tun, den Unterschied zwischen IFAP und Tabellenentgelterhöhung zu erkennen:

Gehen wir ein paar Jahre zurück, als noch Perlen und Muscheln als Tauschmittel existierten.

Dann hat jemand seine Ware angeboten, hier Arbeitsleistung, und hat dann dafür 8 Perlen gefordert. Die Ware wurde angenommen, aber man hat dafür 4 Muscheln getauscht.

Vielleicht ist es da besser erkennbar, dass nicht das herausgegeben wurde, was gefordert war.
Einige fordern ein Busfahrt über das Land und bekommen eine Heizdecke.
Die IFAP ist und bleibt eine Einmalzahlung die im Jahre 2023 den Reallohnverringerungsgap stark reduziert.
Dafür gibt es dann 2024 bezogen auf das Jahreseinkommen vom Vorjahr nur lausige 2-3% mehr.

Philipp

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 349
Ich denke, es wird in 2025 2,5 - 3 % geben, vielleicht noch ein kleiner Sockelbetrag dazu. Aber sicher auch keine Nullrunde.
Das dachte ich nach den 27 Monaten Laufzeit und 1,8% im letzten TV schon, dass es 2023 dann ja endlich mal ne vernünftige Erhöhung gäbe.
Pustekuchen.

Ich hätte aber weiterhin auch in den Verhandlungen verbindlich festgehalten, dass man sich bei Laufzeiten über 12 Monate bitte 6 Monate vor Ablauf des aktuellen TV erneut zu Verhandlungen trifft, und dass bei Nicht-Einigung spätestens vier Wochen vor Ablauf des TV eine Schlichtung zu erfolgen hat.

Wir werden jetzt 24 Monate den TV haben, und dann wird ab Januar 2025 verhandelt, so wie jetzt auch.

Flying

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 534
So - zugestimmt. Es gab bei uns intern eine Umfrage (6.500 Mitarbeiter, davon 2.500 verdi-Mitglieder) bei der knapp 90% Zustimmung erreicht wurde..

Es ist ja leider kein Geheimnis, dass weder Verdi noch seine Mitglieder besonders mutig sind und genau deswegen erhält man halt auch kein besseres Ergebnis.

Aber wenn die Mitglieder nicht mutig sind- seien Sie es. Hauen Sie und alle anderen unzufriedenen Nichttmitglieder beim Ihrem AG mal so richtig auf die Pauke und drohen mit sofotigen Wechsel, wenn der AG Ihre Forderungen nicht erfüllen will. Bleiben Sie standhaft- verhandeln Sie hart und wechseln notfalls. Was haben Sie schon zu verlieren? Es warten tausende AGs draußen auf Sie , die Sie mit Kusshand nehmen und ihre Forderungen mehr als erfüllen werden. Berichten Sie hier darüber.

Kennen wir uns oder woher kommt die Annahme ich sei kein Mitglied?
Woher weißt du, dass es mir um meine 100 Euro mehr oder weniger geht und nicht um die generelle Attraktivität des öD?

Da ich im sozialen Bereich arbeite, wäre es tatsächlich relativ leicht einen besser bezahlten Job zu bekommen als den im öD. Habe ich nicht vor, da mir die Sicherheit im öD tatsächlich derzeit gut gefällt.
Dennoch kann ich doch unzufrieden mit dem Ergebnis sein? Und zwar in erster Linie, weil dieses Ergebnis kaum Wertschätzung auf den öD bringt. Was hat man gelobt, wie systemrelevant wir alle im öD seien und wie toll wir durch die Krisen gekommen sind. Und was bietet man uns dann? Erstmal alberne Prozente und nun gar eine Nullrunde.
Bei uns sind etliche Stellen unbesetzt, insbesondere weil nicht gut gezahlt wird - und ja, das stört mich. Im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich etwas (z.B. ein Nein anzukreuzen), da viele aber ja zufrieden sind und die Hürde nur bei 25% liegt, muss ich mich halt damit abfinden, dass der öD für viele nicht attraktiver und es auf kurz oder lang zu Engpässen kommen wird. Und spätestens dann kann ich gerne nochmal berichten, wie meine persönliche Reise weitergeht, wenn es von so brennendem Interesse ist.

JahrhundertwerkTVÖD

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 620
Wer jetzt noch an super Ergebnisse für 2025 glaubt................

Was auf jeden Fall wieder sein wird:
- Forderung Verdi
- Entsetztes Ablehnen durch die AG
- Verhandlungsrunden bei Lachshäppchen und sonstigen
- Tagung bis mitten in die Nacht
- Bestes Ergebnis aller Zeiten: 150 € Erhöhung der E1 bis E8. 0,8% Erhöhung E9 bis E12, 0,08% Erhöhung ab E13 und Kürzung der JSZ auf 40%. Laufzeit 25 Monate.
Die reichen und überbezahlten AN (ab E13) erklären sich solidarisch und verzichten zu Gunsten der leeren Staatskasse und der unteren Entgeltgruppen.

Bastel

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 4,391
Warum soll die JSZ gekürzt werden??

Wird bestimmt wieder so ein "Corona Ergebnis". Ich komme immer noch  nicht damit klar, wie  man 1,4 und 1,8 Prozent annehmen konnte ;D

Bernstein

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 220
Auf der einen Seite wird was genommen, was verschwiegen wird, auf der anderen Seite wird was gegeben, was ganz groß herausgestellt wird. Somit gibt es eine kostenneutrale Tariferhöhung.
Und Verdi schlägt sich auf die Schulter über das tolle Tarifergebnis.

Leonhardt

  • Gast
Ich verstehe auch so langsam nicht mehr wie blauäugig die AG agieren. Da werden Kostengründe, die die Gesamtgesellschaft tangieren (Corona, Flüchtlinge, etc.) auf dem Rücken der AN ausgebadet anstatt diese der Gesamtgesellschaft aufzubürden. In Sonntagsreden wird von Systemrelevanz gesprochen, von Digitalisierung geträumt und von der Anpassung an den Klimawandel und der Energie- oder Mobilitätswende. Man will nicht weniger als die Welt retten. Aber mit wem?

Als ich hier vor knapp 10 Jahren anfing waren wir in meiner Arbeitsgruppe 9 Leute (Stadtplanung, Bauleitplanung). Durch Altersabgänge und das Weggehen jüngerer Kollegen sind wir derzeit nur noch 5. Bei Stellenausschreibungen gibt es kaum noch Bewerber und Einstellungen scheitern dann an fehlenden Qualifikationen oder schlicht weil der Bewerber dann doch nicht mehr will oder was besseres findet. Gleichzeitig sollen die verbliebenen 5 die Welt retten. Leider ist unter denen aufgrund massiv nachlassender Realvergütungen die Stimmung mittlerweile z.T. auch äußerst schlecht. Und die AG überlegen sich von Tarifrunde zu Tarifrunde wie sie die Gehälter noch weiter drücken können. Wo soll das enden wenn demotivierte Mitarbeiter, deren oberes Qualitätslevel noch "Dienst nach Vorschrift" ist, all die "Zukunftsaufgaben" wuppen sollen? Ganz einfach - es wird nicht passieren... Das stimmt mich schon nachdenklich, denn ich bin auch nicht (mehr) bereit mehr Aufgaben zu übernehmen, weil die AG systematisch Mitarbeiter vergraulen.

FearOfTheDuck

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1,542
Warum soll die JSZ gekürzt werden??

Wird bestimmt wieder so ein "Corona Ergebnis". Ich komme immer noch  nicht damit klar, wie  man 1,4 und 1,8 Prozent annehmen konnte ;D

Für 28 Monate wohlgemerkt. Es war doch ganz toll, dass wir in der damaligen Situation zusammenstanden und verzichtet haben. ;) Ist zwar alles vergessen oder wird verschwiegen, aber hey.

Ex-Bundesinnenminister Horst Seehofer sagte es doch ganz offen und ehrlich:
"Mit dem Tarifabschluss erhalten unsere Beschäftigten im öffentlichen Dienst die Wertschätzung, die sie verdienen."

JahrhundertwerkTVÖD

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 620
Eben und genau deswegen ist auch der jetzige Abschluss Murks.

Anscheinend sind viele glühende Verdi Anhänger nicht in der Lage auch die nähere Vergangenheit zu betrachten und lassen sich mit Einmalzahlungen abspeisen.

Dank TVÖD und einer extrem schwachen Gewerkschaft wird der öffentliche Dienst verramscht.
Diese Dreistigkeit von Bsirske, Werneke und co sich noch hinzustellen und zu jubeln ist nur noch zum ko....

Umlauf

  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 671
Wer jetzt noch an super Ergebnisse für 2025 glaubt................

Was auf jeden Fall wieder sein wird:
- Forderung Verdi
- Entsetztes Ablehnen durch die AG
- Verhandlungsrunden bei Lachshäppchen und sonstigen
- Tagung bis mitten in die Nacht
- Bestes Ergebnis aller Zeiten: 150 € Erhöhung der E1 bis E8. 0,8% Erhöhung E9 bis E12, 0,08% Erhöhung ab E13 und Kürzung der JSZ auf 40%. Laufzeit 25 Monate.
Die reichen und überbezahlten AN (ab E13) erklären sich solidarisch und verzichten zu Gunsten der leeren Staatskasse und der unteren Entgeltgruppen.

Bis zu den Spiegelstrichen stimme ich zu, die übliche Folklore bei ÖD-Verhandlungen.

Danach ist es nur noch sinnfreier Hokuspokus. Genau wie die blödsinnigen Ratespiele vor und während der Verhandlungen.

Bernstein

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 220
Eben und genau deswegen ist auch der jetzige Abschluss Murks.

Anscheinend sind viele glühende Verdi Anhänger nicht in der Lage auch die nähere Vergangenheit zu betrachten und lassen sich mit Einmalzahlungen abspeisen.

Dank TVÖD und einer extrem schwachen Gewerkschaft wird der öffentliche Dienst verramscht.
Diese Dreistigkeit von Bsirske, Werneke und co sich noch hinzustellen und zu jubeln ist nur noch zum ko....

Was macht Bsirske jetzt?? Da muss man halt vorsorgen und die Interessen der Basis ignorieren.

KDC

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 220
Ich verstehe auch so langsam nicht mehr wie blauäugig die AG agieren. Da werden Kostengründe, die die Gesamtgesellschaft tangieren (Corona, Flüchtlinge, etc.) auf dem Rücken der AN ausgebadet anstatt diese der Gesamtgesellschaft aufzubürden. In Sonntagsreden wird von Systemrelevanz gesprochen, von Digitalisierung geträumt und von der Anpassung an den Klimawandel und der Energie- oder Mobilitätswende. Man will nicht weniger als die Welt retten. Aber mit wem?

Als ich hier vor knapp 10 Jahren anfing waren wir in meiner Arbeitsgruppe 9 Leute (Stadtplanung, Bauleitplanung). Durch Altersabgänge und das Weggehen jüngerer Kollegen sind wir derzeit nur noch 5. Bei Stellenausschreibungen gibt es kaum noch Bewerber und Einstellungen scheitern dann an fehlenden Qualifikationen oder schlicht weil der Bewerber dann doch nicht mehr will oder was besseres findet. Gleichzeitig sollen die verbliebenen 5 die Welt retten. Leider ist unter denen aufgrund massiv nachlassender Realvergütungen die Stimmung mittlerweile z.T. auch äußerst schlecht. Und die AG überlegen sich von Tarifrunde zu Tarifrunde wie sie die Gehälter noch weiter drücken können. Wo soll das enden wenn demotivierte Mitarbeiter, deren oberes Qualitätslevel noch "Dienst nach Vorschrift" ist, all die "Zukunftsaufgaben" wuppen sollen? Ganz einfach - es wird nicht passieren... Das stimmt mich schon nachdenklich, denn ich bin auch nicht (mehr) bereit mehr Aufgaben zu übernehmen, weil die AG systematisch Mitarbeiter vergraulen.

Meine Einschätzung: der Schmerz für die Arbeitgeber ist noch nicht groß genug, weil es ja irgendwie doch nch klappt und die staatlichen Aufgaben erfüllt werden. Erst, wenn dies flächendeckent nicht mehr der Fall ist, wird hier gegengesteuert werden.

Es wird also aktuell versucht, die Personalkosten zu senken, indem Köpfe eingespart werden.