Autor Thema: Tarifverhandlungen TVöD 2023 - Diskussion III (Tarifergebnis)  (Read 308141 times)

GofX

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Wo soll das enden wenn demotivierte Mitarbeiter, deren oberes Qualitätslevel noch "Dienst nach Vorschrift" ist, all die "Zukunftsaufgaben" wuppen sollen?

Meine Einschätzung: der Schmerz für die Arbeitgeber ist noch nicht groß genug, weil es ja irgendwie doch nch klappt und die staatlichen Aufgaben erfüllt werden.

So lange noch junge, dynamische Mitarbeiter da sind, die den Tarifabschluss zudem "in Ordnung" finden, werden diese eben die Aufgaben übernehmen. Völlig egal, wie lange es dann dauert.

Der Bürger wird sich daran gewöhnen, dass z. B. Bauanträge eben nicht mehr nur sechs Monate, sondern irgendwann eben zwölf Monate lang bearbeitet werden. Was soll er denn sonst tun, als warten?
Ob Steuererstattungen nach drei oder neun Monaten ausbezahlt werden, ist auch egal.
Zur Not werden bei Bedarf eben irgendwelche Gesetze angepasst.
Und im Notfall kommt sogar noch die Polizei ... irgendwann, nachdem man lange genug in der telefonischen Warteschleife festgehangen hat.
Für die gefühlte Anerkennung des Anrufers darf man anschließend noch die Fragen einer Zufriedenheitsumfrage beantworten, "Bitte bleiben Sie in der Leitung!".
Höhere Gehälter sind nicht nötig.

Schokobon

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Die BA Tarifeinigung ist da und endlich haben sie es geschafft: Die TE 4 SB verdienen mit den Zulagen endlich mehr als ihre TVÖD Vorgesetzten in gleicher Stufe. Glückwunsch Verdi!

Schmitti

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Da ich im sozialen Bereich arbeite, wäre es tatsächlich relativ leicht einen besser bezahlten Job zu bekommen als den im öD. Habe ich nicht vor, da mir die Sicherheit im öD tatsächlich derzeit gut gefällt.
Welche Sicherheit soll das sein?

MoinMoin

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Da ich im sozialen Bereich arbeite, wäre es tatsächlich relativ leicht einen besser bezahlten Job zu bekommen als den im öD. Habe ich nicht vor, da mir die Sicherheit im öD tatsächlich derzeit gut gefällt.
Welche Sicherheit soll das sein?
Die Sicherheit, dass die Personaler nicht in der Lage eine Kündigung durchzuführen.

Johannes1893

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Die steuerfreie Einmalzahlung wäre in zwei Fällen in Ordnung gewesen:

1. Als Ausgleich für 2022 vor Aufnahme der Tarifverhandlungen, auch als Kompensation für das desaströse Ergebnis 2020. Der öD als Vorreiter für die Privatwirtschaft.

2. Als Bestandteil der Tarifverhandlungen unter der Annahme sinkender Preise. D.h. der Döner kostet wieder 5€ statt 7€, der Urlaub an der Ostsee wird wieder billiger etc. Also in Erwartung des Preisniveaus in etwa auf Höhe von 2021.

Ich kenne aber nur optimistische Prognosen das die Inflationsrate abflacht. Der Sockel bleibt. Als Lohnersatzzahlung ist die Einmalzahlung daher untauglich. Leider hat Verdi bei der Post dem zugestimmt und jetzt wird überall in dieser Form verhandelt und vermutlich auch abgeschlossen.

KDC

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Wo soll das enden wenn demotivierte Mitarbeiter, deren oberes Qualitätslevel noch "Dienst nach Vorschrift" ist, all die "Zukunftsaufgaben" wuppen sollen?

Meine Einschätzung: der Schmerz für die Arbeitgeber ist noch nicht groß genug, weil es ja irgendwie doch nch klappt und die staatlichen Aufgaben erfüllt werden.

So lange noch junge, dynamische Mitarbeiter da sind, die den Tarifabschluss zudem "in Ordnung" finden, werden diese eben die Aufgaben übernehmen. Völlig egal, wie lange es dann dauert.

Der Bürger wird sich daran gewöhnen, dass z. B. Bauanträge eben nicht mehr nur sechs Monate, sondern irgendwann eben zwölf Monate lang bearbeitet werden. Was soll er denn sonst tun, als warten?
Ob Steuererstattungen nach drei oder neun Monaten ausbezahlt werden, ist auch egal.
Zur Not werden bei Bedarf eben irgendwelche Gesetze angepasst.
Und im Notfall kommt sogar noch die Polizei ... irgendwann, nachdem man lange genug in der telefonischen Warteschleife festgehangen hat.
Für die gefühlte Anerkennung des Anrufers darf man anschließend noch die Fragen einer Zufriedenheitsumfrage beantworten, "Bitte bleiben Sie in der Leitung!".
Höhere Gehälter sind nicht nötig.

Der Unterschied zwischen einem Produktionsbetrieb und Verwaltung ist Folgender:

Auftragsvolumen geht um 50 % zurück, dann kann ich (vereinfacht ausgedrückt) 50 % der Belegschaft in der Produktion nach Hause schicken. Wenn die Aufträge wieder anziehen, hole ich wieder Mitarbeiter im gleichen Umfang.

In einer reinen Verwaltung wird die (gefühlte) Arbeitsbelastung der Beschäftigten zunächsten leicht zurückgehen und es werden weniger bis keine Überstunden mehr gemacht. Personalabbau ist undenkbar. Wenn die Aufträge wieder anziehen, wird zusätzliches Personal benötigt, weil die Mitarbeiter ja bei niedriger Auslastung schon am (gefühlten) Limit waren. Auf diese Art hat sich die öffentliche Verwaltung im Gesamtbild die letzten Jahrzehnte zu einem riesigen Wasserkopf entwickelt.

Warum ist das so? Das Geld/Die Steuern kommen ja von allein und man steh in keinerlei Wettbewerb und hat dementsprechend auch null Innovationsdruck und muss auch nicht effizienter werden.

Ich bin der festen Überzeugung, dass durch Gesetzeserleichterungen, effizientere und einheitliche Prozesse, moderne Software und mehr Automatisierung die Hälfte aller Verwaltungsmitarbeiter eingespart werden können.

Will aber keiner hören und der Staat will an die heilige Kuh Arbeitsplätze nicht aktiv ran, sondern wartet bis die Leute in Rente gehen und besetzt die Stellen dann nicht mehr nach. Und du wirst sehen: die Welt nicht untergehen und die Arbeit weiter gemacht.

Flying

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Da ich im sozialen Bereich arbeite, wäre es tatsächlich relativ leicht einen besser bezahlten Job zu bekommen als den im öD. Habe ich nicht vor, da mir die Sicherheit im öD tatsächlich derzeit gut gefällt.
Welche Sicherheit soll das sein?
Die Sicherheit, dass die Personaler nicht in der Lage eine Kündigung durchzuführen.

Auch das!
Aber eben auch ein gutes Gehalt, welches immer pünktlich auf meinem Konto ist - die Möglichkeiten von Home-Office. Freie Einteilung meiner Termine und Arbeitszeiten. Ein gutes Team, welches mich vertritt, wenn ich Urlaub habe. Planbare Stufenaufstiege.

All das gab es bei dem Träger (zugegeben auch kein guter), bei dem ich vorher war, nicht.
Mag sich mittlerweile auch geändert haben - aber zumindest in meiner aktuellen Lebensphase (mit Familienplanung) passt das halt ganz gut derzeit und ich habe in den nächsten 3-5 Jahren eigentlich keine Änderung vor.

ElBarto

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Wo soll das enden wenn demotivierte Mitarbeiter, deren oberes Qualitätslevel noch "Dienst nach Vorschrift" ist, all die "Zukunftsaufgaben" wuppen sollen?

Meine Einschätzung: der Schmerz für die Arbeitgeber ist noch nicht groß genug, weil es ja irgendwie doch nch klappt und die staatlichen Aufgaben erfüllt werden.

So lange noch junge, dynamische Mitarbeiter da sind, die den Tarifabschluss zudem "in Ordnung" finden, werden diese eben die Aufgaben übernehmen. Völlig egal, wie lange es dann dauert.

Der Bürger wird sich daran gewöhnen, dass z. B. Bauanträge eben nicht mehr nur sechs Monate, sondern irgendwann eben zwölf Monate lang bearbeitet werden. Was soll er denn sonst tun, als warten?
Ob Steuererstattungen nach drei oder neun Monaten ausbezahlt werden, ist auch egal.
Zur Not werden bei Bedarf eben irgendwelche Gesetze angepasst.
Und im Notfall kommt sogar noch die Polizei ... irgendwann, nachdem man lange genug in der telefonischen Warteschleife festgehangen hat.
Für die gefühlte Anerkennung des Anrufers darf man anschließend noch die Fragen einer Zufriedenheitsumfrage beantworten, "Bitte bleiben Sie in der Leitung!".
Höhere Gehälter sind nicht nötig.

Der Unterschied zwischen einem Produktionsbetrieb und Verwaltung ist Folgender:

Auftragsvolumen geht um 50 % zurück, dann kann ich (vereinfacht ausgedrückt) 50 % der Belegschaft in der Produktion nach Hause schicken. Wenn die Aufträge wieder anziehen, hole ich wieder Mitarbeiter im gleichen Umfang.

In einer reinen Verwaltung wird die (gefühlte) Arbeitsbelastung der Beschäftigten zunächsten leicht zurückgehen und es werden weniger bis keine Überstunden mehr gemacht. Personalabbau ist undenkbar. Wenn die Aufträge wieder anziehen, wird zusätzliches Personal benötigt, weil die Mitarbeiter ja bei niedriger Auslastung schon am (gefühlten) Limit waren. Auf diese Art hat sich die öffentliche Verwaltung im Gesamtbild die letzten Jahrzehnte zu einem riesigen Wasserkopf entwickelt.

Warum ist das so? Das Geld/Die Steuern kommen ja von allein und man steh in keinerlei Wettbewerb und hat dementsprechend auch null Innovationsdruck und muss auch nicht effizienter werden.

Ich bin der festen Überzeugung, dass durch Gesetzeserleichterungen, effizientere und einheitliche Prozesse, moderne Software und mehr Automatisierung die Hälfte aller Verwaltungsmitarbeiter eingespart werden können.

Will aber keiner hören und der Staat will an die heilige Kuh Arbeitsplätze nicht aktiv ran, sondern wartet bis die Leute in Rente gehen und besetzt die Stellen dann nicht mehr nach. Und du wirst sehen: die Welt nicht untergehen und die Arbeit weiter gemacht.


Ich kann sagen, es dauert bis Trends aus der Privatwirtschaft im ÖD ankommen, aber sie kommen an, manchmal sogar wenn sie schon wieder out sind.

Was die Softwareangeht ist man aber meist auch im ÖD entweder mit dem ausgestattet was es auf dem Markt gibt oder in Nischen auf Eigengewächse angewiesen. Und ja diese Eigengewächse könnten moderner sein.
Grundsätzlich hapert es nicht an modernen Programmen sondern an moderner Arbeitsweise.

Auch der Personalbedarf wird inzwischen genauer begutachtet und unter die Lupe genommen. Das man hier aber bemüht ist die Mitarbeiter entweder sozialverträglich nach dem Rentenantritt nicht zu ersetzen oder innerhalb des Unternehmens anderweitig einzusetzen (Beamte werden umgebettet ;O)) und nicht auf die Straße zu setzen ist eben einer der Pluspunkte im ÖD und gehört zur weiter oben genannten "Sicherheit im ÖD".

Zusätzlich tut die Politik ihr Möglichstes durch ihren Aktionismus Arbeitsplätze im ÖD zu schaffen, siehe nur DSGVO usw.



RadWirdKommen

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Die BA Tarifeinigung ist da und endlich haben sie es geschafft: Die TE 4 SB verdienen mit den Zulagen endlich mehr als ihre TVÖD Vorgesetzten in gleicher Stufe. Glückwunsch Verdi!

Beispielrechnung?

Philipp

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Ich verstehe auch so langsam nicht mehr wie blauäugig die AG agieren. Da werden Kostengründe, die die Gesamtgesellschaft tangieren (Corona, Flüchtlinge, etc.) auf dem Rücken der AN ausgebadet anstatt diese der Gesamtgesellschaft aufzubürden. In Sonntagsreden wird von Systemrelevanz gesprochen, von Digitalisierung geträumt und von der Anpassung an den Klimawandel und der Energie- oder Mobilitätswende. Man will nicht weniger als die Welt retten. Aber mit wem?

Als ich hier vor knapp 10 Jahren anfing waren wir in meiner Arbeitsgruppe 9 Leute (Stadtplanung, Bauleitplanung). Durch Altersabgänge und das Weggehen jüngerer Kollegen sind wir derzeit nur noch 5. Bei Stellenausschreibungen gibt es kaum noch Bewerber und Einstellungen scheitern dann an fehlenden Qualifikationen oder schlicht weil der Bewerber dann doch nicht mehr will oder was besseres findet. Gleichzeitig sollen die verbliebenen 5 die Welt retten. Leider ist unter denen aufgrund massiv nachlassender Realvergütungen die Stimmung mittlerweile z.T. auch äußerst schlecht. Und die AG überlegen sich von Tarifrunde zu Tarifrunde wie sie die Gehälter noch weiter drücken können. Wo soll das enden wenn demotivierte Mitarbeiter, deren oberes Qualitätslevel noch "Dienst nach Vorschrift" ist, all die "Zukunftsaufgaben" wuppen sollen? Ganz einfach - es wird nicht passieren... Das stimmt mich schon nachdenklich, denn ich bin auch nicht (mehr) bereit mehr Aufgaben zu übernehmen, weil die AG systematisch Mitarbeiter vergraulen.

Verdi vergisst halt, dass die unteren EG ohne die oberen EG auch nichts machen können.

Die Behörden bestehen nicht nur aus Sozialämtern und Bürgerbüros.

Alleine Kommunale Wärme- und Klimakonzepte der nächsten 20 Jahre verschlingen Unsummen an Geld und Personal. Nicht nur dort wo ein Klimamanager sitzt, sondern in allen Bereichen die dann Dinge umsetzen dürfen. das macht dann auch keine EG9-Kraft.

xirot

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... Planbare Stufenaufstiege...


Du meinst einen Planbaren langfristigen weg zu deinem dir zustehenden Entgelt?

FearOfTheDuck

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Ich verstehe auch so langsam nicht mehr wie blauäugig die AG agieren. Da werden Kostengründe, die die Gesamtgesellschaft tangieren (Corona, Flüchtlinge, etc.) auf dem Rücken der AN ausgebadet anstatt diese der Gesamtgesellschaft aufzubürden. In Sonntagsreden wird von Systemrelevanz gesprochen, von Digitalisierung geträumt und von der Anpassung an den Klimawandel und der Energie- oder Mobilitätswende. Man will nicht weniger als die Welt retten. Aber mit wem?

Als ich hier vor knapp 10 Jahren anfing waren wir in meiner Arbeitsgruppe 9 Leute (Stadtplanung, Bauleitplanung). Durch Altersabgänge und das Weggehen jüngerer Kollegen sind wir derzeit nur noch 5. Bei Stellenausschreibungen gibt es kaum noch Bewerber und Einstellungen scheitern dann an fehlenden Qualifikationen oder schlicht weil der Bewerber dann doch nicht mehr will oder was besseres findet. Gleichzeitig sollen die verbliebenen 5 die Welt retten. Leider ist unter denen aufgrund massiv nachlassender Realvergütungen die Stimmung mittlerweile z.T. auch äußerst schlecht. Und die AG überlegen sich von Tarifrunde zu Tarifrunde wie sie die Gehälter noch weiter drücken können. Wo soll das enden wenn demotivierte Mitarbeiter, deren oberes Qualitätslevel noch "Dienst nach Vorschrift" ist, all die "Zukunftsaufgaben" wuppen sollen? Ganz einfach - es wird nicht passieren... Das stimmt mich schon nachdenklich, denn ich bin auch nicht (mehr) bereit mehr Aufgaben zu übernehmen, weil die AG systematisch Mitarbeiter vergraulen.

Verdi vergisst halt, dass die unteren EG ohne die oberen EG auch nichts machen können.

Die Behörden bestehen nicht nur aus Sozialämtern und Bürgerbüros.

Alleine Kommunale Wärme- und Klimakonzepte der nächsten 20 Jahre verschlingen Unsummen an Geld und Personal. Nicht nur dort wo ein Klimamanager sitzt, sondern in allen Bereichen die dann Dinge umsetzen dürfen. das macht dann auch keine EG9-Kraft.

Da die EG 9a 2018 prozentual am geringsten erhöht wurde und auch jetzt zur Hälfte unter dem Durschnitt der 11% liegt, wüsste ich nicht einmal, wo Verdi besonders für die Kollegen in Sozial- oder Jugendämtern u.ä. verhandeln würde.

Koray

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Habe mit "Nein" gestimmt. Aber bei der irrsinnig hohen Vorgabe von 75% Ablehnungsquote glaube ich nicht dran, dass es was ändert. Vielleicht möchte Verdi auf 90 oder 100% erhöhen. Sicher ist sicher... Weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie lange ich an meiner Mitgliedschaft noch festhalten kann.

ts181

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Ich verstehe das Gejammer hier nicht. Warum schießt ihr euch so darauf ein, dass es in 2023 keine Erhöhung gibt? Ihr habt effektiv erstmal netto 220 EUR/Monat mehr in der Tasche. Im nächsten Jahr gibt es dann eine Erhöhung der Tabelle, mit der wohl jeder zufrieden sein kann. Und ein paar Monate später wird wieder verhandelt. Sauer wäre ich erst, wenn es dann in 2025 tatsächlich zu einer Nullrunde kommen sollte. Aber das weiss aktuell noch niemand.

Und mal ehrlich, es steht für uns und auch für die Menschen in der PW nirgendwo geschrieben, dass der Arbeitgeber stets die Inflation auszugleichen hat, um Reallohnverluste zu kompensieren. Es war so und es wird auch immer so sein, dass es gute und schlechte Zeiten gibt, denen man sich auch irgendwie anpassen muss. Im Zweifel weniger Urlaub machen, weniger Essen gehen, paar Abos kündigen oder sich sonstwie einschränken. Und wenn es dann immer noch nicht passt, verhandeln oder irgendwohin wechseln, wo man für seine Arbeitskraft mehr Geld bekommt. Werden aber hier die wenigsten tun, weil ein Großteil der Menschen im ÖD für die auszübenden Tätigkeiten durchaus sehr gut entlohnt werden.

Das Ergebnis geht für mich in Ordnung. Vielmehr rege ich mich über die Vollpfosten in Berlin und über das auf, was dort jeden Tag aufs Neue verbockt wird. Aber das steht hier nicht zur Diskussion.

horstman

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Da hier das Hauptargument der Ergebnis-Gutfinder das tatsächliche "Mehr" in der Tasche ist, habe ich mir gedacht, ich rechne das mal für mich selber aus, was es für mich konkret bedeutet. Dazu habe ich einfach die (tatsächlichen und prognostizierten) Netto-Jahresgehälter 2022 - 2025 genommen und daran die prozentuale Veränderung berechnet.
Ergebnis:
In 2023 werde ich im Vergleich zu 2022 5,95% netto mehr haben.
In 2024 werde ich im Vergleich zu 2023 4,62% netto mehr haben.
In 2025 werde ich im Vergleich zu 2024 0,93% netto weniger haben.

Mein Fazit dazu:
2023 und 2024 sieht erstmal ganz nett aus. Ich freue mich über die Mehreinnahmen.
Die Erhöhung in 2023 speist sich allerdings rein aus den IAPen i. H. v. 2560,-€. Dies hat leider keine Auswirkung auf JSZ, LOB & Rente. Da wären mir 6-7% (Brutto) Entgelterhöhung ab 01.01.2023 lieber gewesen. Ich halte es für ein Ergebnis, welches erreichbar gewesen wäre.
In der Erhöhung in 2024 wirkt sich die Entgelterhöhung nun endlich aus. Ist bei mir eine Entgelterhöhung von 9,9% Brutto. Das macht bei meiner Jahres-Netto-Betrachtung in Kombination mit den 440,- € IAP 4,62% mehr als 2023. Ernüchternd, wenn man bedenkt, dass die IAP dabei 0,93% ausmacht und somit die scheinbar so riesige Tariferhöhung in 2024 lediglich 3,69% Nettoerhöhung zum Vorjahr ausmacht. Immerhin endlich mal mit Auswirkung auf JSZ, LOB und Rente. Da wären mir (in Kombination mit der o. g. Wunscherhöhung) 5% Tariferhöhung ab 01.01.2024 lieber gewesen. Und auch das halte ich für ein Ergebnis, welches erreichbar gewesen wäre.
Vielleicht würden jetzt einige sagen: "Du bekommst doch in 2023/2024 insgesamt 10,57% netto mehr, was willst du da lieber das gleiche in brutto, das wäre doch netto weniger?"
Ganz einfach, viele haben es schon geschrieben, aber es ist die Wahrheit: Die Einmalzahlungen verpuffen! Und das macht meine Zahl für 2025 deutlich. Dadurch, dass die in 2024 gezahlte IAP in 2025 nicht mehr da sein wird, sinkt mein Netto-Jahreseinkommen erstmal um 0,93%. Es sei denn, die dann stattfindenden Tarifverhandlungen ergeben für mich im Jahr 2025 eine Netto-Entgelterhöhung in ebendieser Höhe, wenn es keine Minusrunde werden soll. An eine Erhöhung glaube ich nicht. Die Arbeitgebervertreter werden in den nächsten Verhandlungen die durchschnittlichen 11% ab März 2024 zu nutzen wissen, um uns mit weniger als nichts abzuspeisen.

Und versteht mich bitte nicht falsch. Das habe ich nicht geschrieben um hier rumzujammern. Ich freue mich über jeden Euro, den ich mehr bekomme.
Es geht mir nur darum zu verdeutlichen, das ich das Ergebnis für zu schwach halte, weil es für die Arbeitnehmerseite nicht weitsichtig genug ist. Man könnte es als Strohfeuer bezeichnen.
Darüber hinaus finde ich das Verhalten von Verdi, seinen Mitgliedern gegenüber, sehr enttäuschend.
Gemessen an ihren Forderungen von 10,5% bzw. mind. 500,-€ Tariferhöhung für 2023 und der Ablehnung von Einmalzahlungen, haben sie keines ihrer Ziele durchgesetzt. Und jetzt den eigenen Mitgliedern die genau für diese Forderung gestreikt haben und auf die Straße gegangen sind, um dafür zu demonstrieren, dieses Versagen schönzurechnen, und dafür zu werben das Ergebnis anzunehmen, ist in meinen Augen niederträchtig. Ja, ich bezeichne es als böswillig, weil es manche Mitglieder einfach nicht verstehen können.
Anstatt die Eier zu haben und zu sagen: "Es tut uns leid, mehr konnten wir für euch nicht rausholen. Jetzt liegt es an euch, zu entscheiden. Bitte lehnt die Entscheidung ab und dann machen wird ihnen mit unbefristeten Streiks die Hölle heiß, bis sie uns ein annehmbares Angebot vorlegen, das eine echte Wertschätzung beinhaltet und nicht so eine Mogelpackung!" Aber so viel Mumm hat keiner von denen, die aus einer gewissen Fallhöhe agieren...