Mein Tipp an alle Jammerlappen hier: arbeitet an eurem Mindset und fangt an, an euch selbst zu arbeiten. Entwicklung findet immer außerhalb der eigenen Komfortzone statt. Je früher ihr damit anfangt, umso früher gibt's mehr Geld.
Wenn wir schon bei Empfehlungen und banalen Palttitüden sind: Arbeite du doch als Life Coach und werbe über Tiktok, Youtube und Instagram Leute an, die von deinem Mindset lernen können. Dann wird das schon mit dem Cash und Blingbling.
Aber mal im ernst. Ich mache mir zunehmend massive Sorgen über die Leistungsfähigkeit im öD. Neben dem Personalmangel ist auch in meinem Umfeld die Stimmung mittlerweile (und für mich überraschend) echt mies was die Bezahlung angeht. Ich arbeite zugegebenermaßen nicht in einer kleinen Wald- und Wiesenkommune, wo man mit dem fetten Schotter des öD fürstlich leben kann.
Ich glaube diese Dissonanzen treffen hier immer wieder aufeinander. Es gibt sicher Landstriche in denen man hervorragend von dem Geld leben kann. In den Metropolen sicher weniger als in der Uckermark oder im Sauerland. Und bevor jetzt der schlaue Mindset-Ratschlag kommt "Na dann zieh doch um" schon einmal vorweg: Nein, ich denke es sollte auch in den Großstädten möglich sein einen öD zu organisieren indem man marktgerecht vergütet und wo man von der Vergütung auch gut leben kann...
Ich mache mir über die Leistungsfähigkeit des öD im Allgemeinen keine Sorgen. Ich bin im Bereich der Prozessoptimierung tätig und der öD ist hier ein unbearbeitetes Feld mit sehr großen Möglichkeiten und Chancen. Allein schon Standardisierung und Digitalisierung bieten hier schon sehr große Möglichkeiten. Da brauchen wir noch gar nicht über den Einsatz von Chatbots und KI sprechen.
Aus meiner Sicht können in der öffentlichen Verwaltung rund 50 % der Mitarbeiter eingespart werden, ohne dass es groß auffällt. Die Verbleibenden könnten dann adäquat bezahlt werden. Aber das Thema Optimierung ist im öD ein rotes Tuch, da ja dadurch Leute ihre Jobs verlieren könnten. Und das will keiner Politiker verantworten.
Das gilt ebenso für die ganzen "Unternehmensberaterbuden" die aus dem Boden sprießen.
Schema F das man einfach über jeden Betrieb legt und fertig.
Was ich bisher an Prozessoptimierung im ÖD von externen Beratern gesehen habe war Copy&Paste.
Aber machen wir uns nix vor - 90% der Prozessoptimierung belaufen sich einfach auf Arbeitsverdichtung, die nur auf den ersten Blick gut aussieht. Niemand arbeitet 8h am Tag zu 100% (deswegen wird auch die 4h-Woche bei gleicher Arbeitszeit nicht klappen - man kann nicht einfach 10h festlegen und 100% erwarten) Arbeitszeit skaliert nicht wie eine maschinelle Produktion, vor allem nicht in der Sachbearbeitung.
Wenn wir hier jeden Antrag nach Schema F abhaken könnten, gäbe es Optimierungspotential. Solange aber jeder Antrag wie ein Einzelfall behandelt werden muss, weil sonst die Klagefreudigen Antragsteller sofort Widerspruch einlegen und wir im Nachgang dreifache Arbeit mit den Gerichten haben, sehe ich da keine 50% Einsparpotential im Personal - selbst dann nicht wenn man mit gutem Gehalt echt gute Leute bekommen würde.
Ich rede hier nicht von Schema F von außen einfach drüberstülpen, sondern einfach mal alle Prozesse im Ist-Zustand aufnehmen, bewerten und anschließend optimieren. Und da wirst du feststellen, dass z.B. eine Persobeantragung in der Kommune A völlig anders abläuft, als in Kommune B und in Kommune C wieder völlig anders. Und das, obwohl doch alle Vorgänge das gleiche Ziel haben: Dem Bürger einen Perso aushändigen.
Warum läuft dieser Prozess in allen Kommunen anders ab? Gewachsene Strukturen, weil die Mitarbeiter es selbst nicht besser wissen oder Angst vor Veränderung.
Beispiel für meine Heimatkommune: Es wird nur Barzahlung durch den Bürger akzeptiert, der eine handgeschriebene Quittung über den Rechnungsbetrag erhält. Der Mitarbeiter überträgt die Einnahme in das Kassenbuch des Passamts und übergibt dieses, zusammen mit den Einnahmen und Wechselgeld, jeden Abend nach Dienstschluss an die Kasse. Dort werden die Eintragungen dann in das eigentliche Kassenbuch übernommen, die Einnahmen nochmal gezählt und das Wechselgeld für den nächsten Tag vorbereitet.
Das Gleiche passiert mit den Einnahmen des Hauptamtes (dort werden Parkausweise erstellt), der Touristinformation, dem Ordnungsamt und dem Bauhof.
Effizient sieht für mich ehrlich gesagt anders aus. Der Prozess wird aber schon immer so gemacht und was soll denn sonst die Dame aus der Kasse machen, wenn man ihr das wegnimmt?
Nächstes Beispiel: In einem Amt mit 250 Mitarbeitern wurde ein Zeiterfassungssystem eingeführt, über das nun auch Urlaubsanträge abgewickelt werden und nicht mehr über Karteikarten. Vereinfachter Prozess: Mitarbeiter stellt Antrag und benennt Vertretung, Vertretung genehmigt Antrag, Antrag geht zu Führungskraft, die ebenfalls genehmigt und zum Schluss geht der von zwei Instanzen genehmigte Antrag zum Amtsleiter, der dann (auf welcher Grundlage auch immer) den Antrag final genehmigt.
Das sind jetzt nur zwei Beispiele, bei denen bewusst Steuergelder verschwendet werden durch aufgeblähte und völlig aus der Zeit gefallene Prozesse. Es gibt viele Prozesse in der öffentlichen Verwaltung, die genau so oder ähnlich ablaufen.
Das Argument "Bei uns ist das aber alles ganz anders, als bei anderen Ämtern und bei uns sind auch die Bürger/Kunden soooo kompliziert und anders, als woanders" kommt von jeder einzelnen Einrichtung, die wir uns anschauen. Ich kann dir aber verraten, die Unterschiede sind deutlich kleiner, als angenommen und dieses Argument ist schlicht und ergreifend ein Ausdruck der Angst vor Veränderung.